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Ioannes Paulus PP. II Vita Consecrata IntraText CT - Text |
Die Inkulturation des geweihten Lebens
80. Das geweihte Leben, das an und für sich Träger der Werte des Evangeliums ist, kann seinerseits dort, wo es authentisch gelebt wird, einen originellen Beitrag zu den Herausforderungen der Inkulturation leisten. Da es in der Tat ein Zeichen für den Vorrang Gottes und seines Reiches ist, wird es zu einer Provokation, die im Dialog das Gewissen der Menschen aufrütteln kann. Wenn das geweihte Leben die ihm eigene prophetische Kraft bewahrt, wird es innerhalb einer Kultur zum Sauerteig des Evangeliums, der zu ihrer Reinigung und Entwicklung beizutragen vermag. Dies beweist die Geschichte zahlreicher heiliger Männer und Frauen, die es in verschiedenen Epochen verstanden, jeweils in ihre Zeit einzutauchen, ohne sich von ihr untertauchen zu lassen, wobei sie aber ihrer Generation neue Wege aufzeigten. Der evangeliumsgemäbe Lebensstil ist eine wichtige Quelle für den Vorschlag eines neuen Kulturmodells. Wie viele Stifter und Stifterinnen haben, wenn auch mit allen von ihnen selbst anerkannten Einschränkungen, manche Forderungen ihrer Zeit aufgegriffen und ihre Antwort darauf gegeben, die dann zu einem kulturellen Erneuerungsvorschlag geworden ist.Die Gemeinschaften der Ordensinstitute und der Gesellschaften des apostolischen Lebens können in der Tat konkrete und bedeutsame kulturelle Vorschläge anbieten, wenn sie von der Art des Evangeliums Zeugnis ablegen: die gegenseitige Annahme in der Verschiedenheit zu leben und die Autorität, die Teilung sowohl der materiellen wie der geistlichen Güter, die Internationalität, die Zusammenarbeit zwischen den Kongregationen sowie das Hinhören auf die Männer und Frauen unserer Zeit zu üben. Die Denk- und Handlungsweise dessen, der Christus mehr aus der Nähe folgt, bringt in der Tat eine echte und eigene Kultur der Beziehung hervor und dient dazu aufzudecken, was unmenschlich ist, und gibt Zeugnis davon, dab Gott allein den Werten Kraft und Erfüllung verleiht. Eine echte Inkulturation wird ihrerseits den Personen des geweihten Lebens helfen, entsprechend dem Charisma ihres Instituts und dem Wesen der Menschen, mit denen sie in Kontakt treten, die Radikalität des Evangeliums zu leben. Aus solch einer fruchtbaren Beziehung gehen Lebensweisen und pastorale Methoden hervor, die sich als echter Reichtum für das ganze Institut werden erweisen können, wenn sich deren Übereinstimmung mit dem vom Stifter vorgesehenen Charisma und mit dem Einheit stiftenden Wirken des Heiligen Geistes ergibt. In diesem Prozeb, der aus Unterscheidung und Unerschrockenheit, Dialog und Herausforderung im Geist des Evangeliums besteht, wird vom Heiligen Stuhl, dem die Aufgabe obliegt, die Evangelisierung der Kulturen zu ermutigen, die diesbezüglichen Entwicklungen für authentisch zu erklären und die Ergebnisse im Hinblick auf die Inkulturation zu bestätigen,eine Gewähr für den richtigen Weg angeboten, »eine schwierige und heikle Aufgabe, denn sie stellt die Treue der Kirche zum Evangelium und zur apostolischen Überlieferung in der ständigen Entwicklung der Kulturen in Frage«.