Index | Wörter: alphabetisch - Frequenz - rückläufig - Länge - Statistik | Hilfe | IntraText-Bibliothek |
Ioannes Paulus PP. II Vita Consecrata IntraText CT - Text |
Das Bild des verklärten Christus
14. Das Fundament des geweihten Lebens im Evangelium ist in der besonderen Beziehung zu suchen, die Jesus während seines irdischen Daseins mit einigen seiner Jünger herstellte, indem er sie nicht nur einlud, das Reich Gottes im eigenen Leben anzunehmen, sondern ihr Leben in den Dienst dieses Anliegens zu stellen, alles zu verlassen und aus der Nähe seine Lebensform nachzuahmen.Eine solche »Christus gemäbe« Existenz, die so vielen Getauften im Verlauf der Geschichte angeboten wurde, ist nur auf Grund einer besonderen Berufung und kraft eines eigenen Geschenkes des Geistes möglich. In ihr ist die Taufweihe in der Tat zu einer radikalen Antwort in der Nachfolge Christi durch die Annahme der evangelischen Räte geführt, deren erster und wesentlicher die heilige Bindung der Keuschheit um des Himmelreiches willen ist.Diese »besondere Nachfolge Christi«, an deren Ursprung immer die Initiative des Vaters steht, hat also ein wesentlich christologisches und pneumatologisches Merkmal, indem sie so auf besonders lebendige Weise den Trinitätscharakter des christlichen Lebens ausdrückt, dessen eschatologische Verwirklichung sie irgendwie vorwegnimmt, nach der die ganze Kirche trachtet.m Evangelium gibt es viele Worte und Taten Christi, die den Sinn dieser besonderen Berufung erhellen. Um jedoch in einer Zusammenschau die Wesensmerkmale zu sammeln, stellt es sich als besonders hilfreich dar, den Blick auf das leuchtende Antlitz Christi im Geheimnis der Verklärung zu richten. Auf dieses »Bild« bezieht sich eine ganz alte geistliche Tradition, wenn sie das kontemplative Leben mit dem Gebet Jesu »auf dem Berg« verbindet.Auf diese Tradition lassen sich auberdem in gewisser Weise selbst die »aktiven« Dimensionen des geweihten Lebens zurückführen, da die Verklärung nicht nur Enthüllung der Herrlichkeit Christi ist, sondern auch Vorbereitung zur Übernahme des Kreuzes. Sie beinhaltet ein »Aufsteigen zum Berg« und ein »Herabsteigen vom Berg«: die Jünger, die sich der Vertraulichkeit des Meisters erfreut haben, für einen Augenblick vom Glanz des trinitarischen Lebens und der Gemeinschaft der Heiligen umhüllt, gleichsam verzückt im Horizont der Ewigkeit, sind sogleich zur Wirklichkeit des Alltags zurückgeführt, wo sie nur »Jesus allein« in der Niedrigkeit der menschlichen Natur sehen und eingeladen sind talwärts zu gehen, um mit ihm die Mühe des Planes Gottes zu leben und mit Mut den Kreuzweg einzuschlagen.