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Ioannes Paulus PP. II Vita Consecrata IntraText CT - Text |
Per Filium: in den Fubstapfen Christi
18. Der Sohn, der Weg, der zum Vater führt (vgl. Joh 14,6), ruft alle, die ihm der Vater gegeben hat (vgl. Joh 17,9), in eine Nachfolge, die für ihr Dasein richtungweisend ist. Von einigen aber — eben den Personen des geweihten Lebens — verlangt er eine totale Verpflichtung, die damit verbunden ist, dab sie alles verlassen (vgl. Mt 19,27), um in innigem Vertrauen mit ihm zu lebenund ihm überallhin zu folgen (vgl. Offb 14,4).Im Blick Jesu (vgl. Mk 10,21), »Ebenbild des unsichtbaren Gottes« (Kol 1,15), Abglanz der Herrlichkeit des Vaters (vgl. Hebr 1,3), ist die Tiefe einer ewigen und unermeblichen Liebe wahrzunehmen, die an die Wurzeln des Seins rührt.Wer sich davon ergreifen läbt, mub alles verlassen und ihm folgen (vgl. Mk 1,16-20; 2,14; 10,21.28). Wie Paulus, sieht er alles übrige »als Verlust an, weil die Erkenntnis Christi Jesu alles übertrifft«, und zögert nicht, verglichen mit ihm alles »für Unrat« zu halten, »um Christus zu gewinnen« (Phil 3,8). Seine Sehnsucht geht dahin, sich in ihn hineinzudenken, indem er seine Gefühle und seine Lebensform annimmt. Dab also einer alles verläbt und dem Herrn folgt (vgl. Lk 18,28), stellt ein für alle Berufenen und für alle Zeiten gültiges Programm dar.Die evangelischen Räte, durch die Christus einige dazu einlädt, seine Erfahrung der Keuschheit, der Armut und des Gehorsams zu teilen, erfordern bei dem, der sie annimmt, das ausdrückliche Verlangen nach vollständiger Gleichförmigkeit mit ihm und lassen dieses Verlangen klar zutage treten. Durch ein Leben »in Gehorsam, ohne Eigentum und in Keuschheit«bekennen die Personen des geweihten Lebens, dab Jesus das Vorbild ist, in dem jede Tugend zur Vollkommenheit gelangt. Seine Lebensform in Keuschheit, Armut und Gehorsam erscheint in der Tat als die radikalste Weise, das Evangelium auf dieser Erde zu leben, eine sozusagen göttliche Lebensform, weil sie von ihm, dem Gottmenschen, als Ausdruck seiner Beziehung als des eingeborenen Sohnes zum Vater und zum Heiligen Geist angenommen wurde. Das ist der Grund, warum in der christlichen Überlieferung immer von der objektiven Vollkommenheit des geweihten Lebens gesprochen wurde.Darüber hinaus läbt sich nicht bestreiten, dab die Übung der Räte eine besonders tiefe und fruchtbare Weise darstellt, auch an der Sendung Christi teilzunehmen, nach dem Vorbild Mariens von Nazaret, der ersten Jüngerin, die es annahm, sich durch die Ganzhingabe ihrer selbst in den Dienst des göttlichen Heilsplanes zu stellen. Jede Sendung beginnt mit derselben Haltung, wie sie von Maria bei der Verkündigung zum Ausdruck gebracht worden ist: »Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast« (Lk 1,38).