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Ioannes Paulus PP. II Vita Consecrata IntraText CT - Text |
»Und er wurde vor ihren Augen verwandelt ...«
15. »Sechs Tage danach nahm Jesus Petrus, Jakobus und dessen Bruder Johannes beiseite und führte sie auf einen hohen Berg. Und er wurde vor ihren Augen verwandelt; sein Gesicht leuchtete wie die Sonne, und seine Kleider wurden blendend weib wie das Licht. Da erschienen plötzlich vor ihren Augen Mose und Elija und redeten mit Jesus.Und Petrus sagte zu ihm:Herr, es ist gut, dab wir hier sind. Wenn du willst, werde ich hier drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elija.Noch während er redete, warf eine leuchtende Wolke ihren Schatten auf sie, und aus der Wolke rief eine Stimme:Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe; auf ihn sollt ihr hören.Als die Jünger das hörten, bekamen sie grobe Angst und warfen sich mit dem Gesicht zu Boden.Da trat Jesus zu ihnen, fabte sie an und sagte: Steht auf, habt keine Angst! Und als sie aufblickten, sahen sie nur noch Jesus.Während sie den Berg hinabstiegen, gebot ihnen Jesus: Erzählt niemand von dem, was ihr gesehen habt, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden ist« (Mt 17,1-9).Die Begebenheit der Verklärung bezeichnet einen entscheidenden Augenblick in der Sendung Jesu. Es handelt sich um ein Offenbarungsereignis, das den Glauben im Herzen der Jünger festigt, sie auf das Drama des Kreuzes vorbereitet und die Herrlichkeit der Auferstehung vorwegnimmt. Dieses Geheimnis wird von der Kirche, dem Volk auf dem Pilgerweg zur endzeitlichen Begegnung mit seinem Herrn, ständig neu erlebt. Wie die drei auserwählten Apostel, so betrachtet die Kirche das verklärte Antlitz Christi, um sich im Glauben zu stärken und die Ohnmacht vor seinem entstellten Antlitz am Kreuz nicht zu riskieren. Im einen wie im anderen Fall ist sie die Braut, die vor dem Bräutigam steht, die an seinem Geheimnis teilhat und von seinem Licht eingehüllt ist.Von diesem Licht werden alle ihre Söhne und Töchter erreicht, die alle in gleicher Weise berufen sind, Christus zu folgen, indem sie den letzten Sinn des eigenen Lebens in ihn setzen, um mit dem Apostel sagen zu können: »Für mich ist Christus das Leben!« (Phil 1,21). Aber eine einzigartige Erfahrung des von dem fleischgewordenen Wort ausgestrahlten Lichtes machen mit Sicherheit jene, die zum geweihten Leben berufen sind. Das Bekenntnis zu den evangelischen Räten bestimmt sie nämlich zum Zeichen und zur Prophetie für die Gemeinschaft der Brüder und Schwestern sowie für die Welt. Daher müssen bei ihnen die begeisterten Worte des Petrus: »Herr, es ist gut, dab wir hier sind!« (Mt 17,4) besonderen Widerhall finden. Diese Worte drücken die christozentrische Spannung des ganzen christlichen Lebens aus. Jedoch bekunden sie mit besonderer Ausdruckskraft den Totalitätsanspruch, den der tiefe Dynamismus der Berufung zum geweihten Leben darstellt: »Es ist gut, bei Dir zu sein, uns Dir zu widmen, unser Leben ausschlieblich auf Dich zu konzentrieren!«. Wer die Gnade dieser besonderen Liebesgemeinschaft mit Christus empfangen hat, fühlt sich in der Tat von seinem Lichtglanz erfabt: Er ist »der Schönste von allen Menschen« (Ps 45 [44],3), der Unvergleichliche.