8. Der hl. Josef wurde von Gott dazu berufen, durch die Ausübung seiner
Vaterschaft unmittelbar der Person und Sendung Jesu zu dienen: auf diese
Weise wirkt er in der Fülle der Zeit an dem großen Geheimnis der Erlöung mit
und ist tatsächlich »Diener des Heils«.(21) Seine Vaterschaft kommt
konkret darin zum Ausdruck, daß er »sein Leben zu einem Dienst, zu einem Opfer
an das Geheimnis der Menschwerdung und an den damit verbundenen
Erlösungsauftrag gemacht hat; daß er die ihm rechtmäßig zustehende Autorität
über die heilige Familie dazu benützt hat, um sich selbst, sein Leben und seine
Arbeit ganz ihr hinzugeben; daß er seine menschliche Berufung zur familiären
Liebe in die übermenschliche Darbringung seiner selbst, seines Herzens und
aller Fähigkeiten verwandelt hat, in die Liebe, die er in den Dienst des seinem
Haus entsprossenen Messias gestellt hat«.(22)
Nachdem die Liturgie erwähnt hat, daß »Josefs
aufmerksamer Obhut die Anfänge unserer Erlösung« anvertraut worden sind,(
23) heißt es erläuternd: »Gott hat ihn als treuen und klugen Diener an
die Spitze seiner Familie gestellt, damit er als Vater seinen eingeborenen Sohn
behüte«.(24) Leo XIII. unterstreicht die Erhabenheit dieses Sendungsauftrags:
»Er ragt unter allen hervor in seiner erhabenen Würde, denn durch göttliche
Verfügung war er Hüter und in der Meinung der Menschen Vater des Sohnes Gottes.
Daraus ergab sich, daß das Wort Gottes dem Josef untergeordnet wurde, ihm
gehorchte und ihm jene Ehre und Achtung erwies, die die Kinder ihrem Vater
schulden«.(25)
Da nicht anzunehmen ist, daß einer so erhabenen Aufgabe
nicht auch die Eigenschaften entsprechen, die für ihre angemessene Erfüllung
erforderlich sind, muß man einräumen, daß Josef »durch besondere Eingebung des
Himmels für Jesus jene ganze natürliche Liebe, jene ganze liebevolle Sorge
empfand, die ein Vaterherz aufzubringen vermag«.(26)
Zugleich mit der väterlichen Macht über Jesus hat Gott
Josef auch die entsprechende Liebe mitgeteilt, jene Liebe, die ihre Quelle in
dem Vater hat, »nach dessen Namen jedes Geschlecht im Himmel und auf der Erde
benannt wird« (Eph 3, 15).
In den Evangelien wird Josefs Aufgabe als Vater gegenüber
Jesus klar dargelegt. Das Heil, das über das Menschsein Jesu führt,
verwirklicht sich in der Tat in den Haltungen, die unter Beachtung jener
»Fügsamkeit«, die dem Plan der Menschwerdung innewohnt, zum Alltag des
Familienlebens gehören. Die Evangelisten legen großen Wert darauf zu zeigen,
daß im Leben Jesu nichts dem Zufall überlassen war, sondern sich alles nach
einem von Gott vorherbestimmten Plan vollzog. Die häufig wiederkehrende Formel:
»So geschah es, damit erfüllt würde...« und die Beziehung des beschriebenen
Geschehens auf einen Text des Alten Testamentes zielen darauf ab, die Einheit
und Kontinuität des Planes zu unterstreichen, der in Christus seine Erfüllung
erreicht.
Mit der Menschwerdung Gottes werden die »Verheißungen«
und die »Gestalten« des Alten Testamentes »Wirklichkeit«: Orte, Personen,
Ereignisse und Bräuche verflechten sich nach genauen göttlichen Anordnungen,
die von dem Engel überbracht und von Geschöpfen, die für die Stimme Gottes
besonders empfänglich sind, aufgenommen werden. Maria ist die demütige Magd des
Herrn, die von Ewigkeit her auf die Aufgabe, die Mutter Gottes zu sein,
vorbereitet wurde; Josef ist der, den Gott dazu auserwählt hat, »die Geburt
Jesu zu regeln«,(27) dem aufgetragen ist, für die »geordnete«
Eingliederung des Gottessohnes in die Welt, unter Beachtung der göttlichen
Verfügungen und der menschlichen Gesetze, zu sorgen. Das ganze sogenannte
»private« oder »verborgene« Leben Jesu ist seiner Obhut anvertraut.
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