Die Flucht nach Ägypten
14. Nach der Darbringung im Tempel schreibt der
Evangelist Lukas: »Als seine Eltern alles getan hatten, was das Gesetz des
Herrn vorschreibt, kehrten sie nach Galiläa in ihre Stadt Nazaret zurück.
Das Kind wuchs heran und wurde kräftig; Gott erfüllte es mit Weisheit, und
seine Gnade ruhte auf ihm« (Lk 2, 39-40).
Nach dem Text des Matthäus ist jedoch vor dieser Rückkehr nach Galiläa ein sehr wichtiges Ereignis
anzusetzen, für das sich die göttliche Vorsehung wieder des Josef bedient. Wir
lesen dort: »Als die Sterndeuter wieder gegangen waren, erschien dem Josef im
Traum ein Engel des Herrn und sagte: Steh auf, nimm das Kind und seine
Mutter, und flieh nach Ägypten; dort bleibe, bis ich dir etwas anderes
auftrage; denn Herodes wird das Kind suchen, um es zu töten« (Mt 2, 13).
Durch das Eintreffen der Sterndeuter aus dem Osten hatte Herodes von der Geburt
des »Königs der Juden« erfahren (Mt 2, 2). Und als die Sterndeuter
abgezogen waren, »ließ er in Betlehem und der ganzen Umgebung alle Knaben bis
zum Alter von zwei Jahren töten« (Mt 2, 16). Dadurch, daß er alle töten
ließ, wollte er jenen neugeborenen »König der Juden« töten, von dem er während
des Besuches der Sterndeuter an seinem Hof Kenntnis erhalten hatte. Nachdem
Josef im Traum die Warnung vernommen hatte, »stand er in der Nacht auf und floh
mit dem Kind und seiner Mutter nach Ägypten. Dort blieb er bis
zum Tod des Herodes. Denn es sollte sich erfüllen, was der Herr durch den
Propheten gesagt hat: Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen« (Mt 2,
14-15; vgl. Hos 11, 1).
So führte also die Rückkehr Jesu von Betlehem nach
Nazaret über Ägypten. Wie Israel den Weg des Auszugs »aus der Sklaverei«
angetreten hatte, um den Alten Bund zu beginnen, so behütet Josef, Hüter und
Mitwirkender des Geheimnisses der Vorsehung Gottes, auch in der Verbannung
den, der den Neuen Bund verwirklicht.
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