21. Ein solches Band der Liebe bestimmte das Leben der heiligen Familie, zunächst in der Armseligkeit in Betlehem, dann im Exil
in Ägypten und danach am Wohnsitz in Nazaret. Die Kirche umgibt diese Familie
mit tiefer Verehrung und stellt sie allen Familien als Vorbild hin. Die direkt
in das Geheimnis der Menschwerdung einbezogene Familie von Nazaret stellt
selbst ein Geheimnis besonderer Art dar. Und zu diesem Geheimnis gehört - so
wie bei der Menschwerdung - die wahre Vaterschaft: die menschliche Gestalt
der Familie des Gottessohnes - eine vom göttlichen Geheimnis gestaltete
echte menschliche Familie. In ihr ist Josef der Vater: seine Vaterschaft
geht nicht auf die Zeugung von Kindern zurück; trotzdem ist sie nicht
»scheinbar« oder nur »Ersatz«, sondern sie besitzt die volle Authentizität
der menschlichen Vaterschaft, des väterlichen Auftrags in der Familie.
Darin ist eine Folge der hypostatischen Einheit enthalten: das in der Einheit
der göttlichen Person des Sohn gewordenen Wortes, Jesus Christus, angenommene
Menschsein. Mit der Annahme des Menschseins wird in Christus auch alles
»angenommen«, was menschlich ist, insbesondere die Familie als erste
Dimension seiner irdischen Existenz. In diesem Zusammenhang wird auch die
menschliche Vaterschaft Josefs »angenommen«.
Aufgrund dieses Prinzips gewinnen die Worte Mariens an
den zwölfjährigen Jesus im Tempel ihre richtige Bedeutung: »Dein Vater und
ich haben dich... gesucht«. Das ist keine herkömmliche Redensart: die Worte
der Mutter Jesu weisen auf die ganze Wirklichkeit der Menschwerdung hin, die
zum Geheimnis der Familie aus Nazaret gehört. Josef, der von Anfang an durch
den »Gehorsam des Glaubens« seine menschliche Vaterschaft gegenüber Jesus angenommen
hat, indem er dem Licht des Heiligen Geistes folgte, das dem Menschen durch
den Glauben zuteil wird, entdeckte gewiß in immer größerem Maße das
unsagbare Geschenk dieser seiner Vaterschaft.
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