Index | Wörter: alphabetisch - Frequenz - rückläufig - Länge - Statistik | Hilfe | IntraText-Bibliothek
Ioannes Paulus PP. II
Redemptoris Custos

IntraText CT - Text

  • II.
    • 7
zurück - vor

Hier klicken um die Links zu den Konkordanzen anzuzeigen

Der Dienst der Vaterschaft

7. Wie man aus der Heiligen Schrift ableitet, bildet die Ehe mit Maria die Rechtsgrundlage der Vaterschaft Josefs. Um Josefs väterlichen Schutz für Jesus sicherzustellen, hat Gott ihn als Mann Mariens auserwählt. Daraus folgt, daß Josefs Vaterschaft - eine Beziehung, die ihn in größtmögliche Nähe zu Christus, Ziel jeder Erwählung und Vorherbestimmung (vgl. Röm 8, 28f), stellt - über die Ehe mit Maria, das heißt über die Familie, führt.

Die Evangelisten nennen, auch wenn sie mit aller Klarheit sagen, daß Jesus durch das Wirken des Heiligen Geistes empfangen und daß in jener Ehe die Jungfräulichkeit gewahrt worden ist (vgl. Mt 1, 16. 18-20. 24; Lk 1, 26-34), Josef den Mann Mariens und Maria die Frau Josefs (vgl. Mt 1, 16-18ff. 24; Lk 1, 26; 2, 5).

Und auch für die Kirche ist es, so bedeutsam das Bekenntnis zur jungfräulichen Empfängnis Jesu ist, nicht weniger wichtig, die Ehe Mariens mit Josef zu verteidigen, weil rechtlich von dieser Ehe die Vaterschaft Josefs abhängt. Daraus wird auch verständlich, warum die Geschlechter nach der Ahnenreihe Josefs aufgezählt werden: »Warum - fragt sich der hl. Augustinus - sollte sie es nicht durch Josef sein? War Josef etwa nicht der Gemahl Mariens? (...). Die Schrift bestätigt durch die Autorität des Engels, daß er der Gemahl war. Fürchte dich nicht, sagt er, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen; denn das Kind das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist. Es wird ihm befohlen, dem Kind den Namen zu geben, auch wenn es nicht von ihm gezeugt wurde. Sie wird, heißt es, einen Sohn gebären, dem sollst du den Namen Jesus geben. Die Schrift weiß, daß Jesus nicht aus dem Samen Josefs geboren wurde, denn als Josef wegen des Ursprungs der Schwangerschaft seiner Frau beunruhigt ist, wird ihm gesagt: sie kommt vom Heiligen Geist. Und dennoch wird ihm die väterliche Autorität nicht abgesprochen, seitdem ihm befohlen wurde, dem Kind den Namen zu geben. Schließlich nennt auch die Jungfrau Maria selbst, die sehr wohl weiß, daß sie Christus nicht durch die eheliche Vereinigung mit ihm empfangen hat, Josef dennoch Vater Christi«.(12)

Kraft des Ehebandes, das Maria und Josef verbindet, ist der Sohn Mariens auch der Sohn Josefs: »Aufgrund jener treuen Ehe verdienten es beide, Eltern Christi genannt zu werden, nicht nur seine Mutter, sondern auch sein Vater, und zwar in derselben Weise, wie er der Gemahl seiner Mutter war, beide in geistiger, nicht in fleischlicher Hinsicht«.(13) In dieser Ehe fehlt keines der für die Begründung einer Ehe konsitutiven Erfordernisse: »Bei den Eltern Christi haben sich alle Güter der Ehe verwirklicht: Nachwuchs, eheliche Treue, Sakramentalität. Wir wissen Bescheid über den Nachwuchs, denn das ist der Herr Jesus selbst; über die Treue, denn es gab keinen Ehebruch; über die Sakramentalität, denn es kam zu keiner Scheidung«.(14)

Sowohl der hl. Augustinus wie der hl. Thomas sprechen, wenn sie die Natur der Ehe analysieren, von dieser stets als der »unteilbaren Einheit der Seelen«, der »Einheit der Herzen«, dem »Einvernehmen«,(15) Elementen, die in jener Ehe in vorbildlicher Weise offenkundig geworden sind. Als im entscheidenden Augenblick der Heilsgeschichte Gott seine Liebe zur Menschheit durch die Gabe des Wortes offenbart, verwirklicht gerade die Ehe von Maria und Josef im Empfangen und Äußern einer solchen Liebe in voller »Freiheit« die »eheliche Selbsthingabe«.(16) »In diesem großen Unterfangen, alle Dinge in Christus zu erneuern, wird die gleichfalls geläuterte und erneuerte Ehe zu einer neuen Wirklichkeit, zu einem Sakrament des Neuen Bundes. Und so steht wie schon am Anfang des Alten auch an der Schwelle des Neuen Testamentes ein Ehepaar. Während aber Adam und Eva Quelle des Bösen waren, das die Welt überschwemmt hat, stellen Josef und Maria den Höhepunkt dar, von dem aus sich die Heiligkeit über die ganze Erde verbreitet. Der Heiland hat das Werk der Heilsrettung mit diesem jungfräulichen und heiligen Bund begonnen, in dem sich sein allmächtiger Wille offenbart, die Familie, Heiligtum der Liebe und Wiege des Lebens, zu läutern und zu heiligen«.(17)

Wie viele Lehren lassen sich daraus für die Familie heute ableiten! Da »das Wesen und die Aufgaben der Familie letztlich von der Liebe her bestimmt sind« und »die Familie die Sendung empfängt, die Liebe zu hüten, zu offenbaren und mitzuteilen als lebendigen Widerschein und wirkliche Teilhabe an der Liebe Gottes zu den Menschen und an der Liebe Christi, unseres Herrn, zu seiner Braut, der Kirche«,(18) soll sich die heilige Familie, diese Ur-»Hauskirche«,(19) in allen christlichen Familien widerspiegeln. Denn »durch den geheimnisvollen Ratschluß Gottes hat in ihr für viele Jahre der Sohn Gottes verborgen gelebt. Sie ist deshalb Urbild und Beispiel für alle christlichen Familien«.(20)




12) AUGUSTINUS, Sermo, 51, 10, 16: PL 38, 342.



13) AUGUSTINUS, De nuptiis et concupiscentia, 1, 11, 12: PL 44, 421; vgl. De consensu evangelistarum, II, 1, 2: PL 34, 1071; Contra Faustum, III, 2: PL 42, 214.



14) AUGUSTINUS, De nuptiis et concupiscentia, 1, 11, 13: PL 44, 421; vgl. Contra Iulianum, V, 12, 46: PL 44, 810.



15) AUGUSTINUS, Contra Faustum, XXIII, 8: PL 42, 470 f.; De consensu evangelistarum, II, 1, 3: PL 34, 1072; Sermo 51, 13, 21: PL 38, 344 f.; THOMAS VON AQUIN, Summa theologica, III, q. 29, a. 2 in conclus.



16) Vgl. Ansprachen vom 9. u. 16. Januar; 20. Februar 1980: Insegnamenti, III/I (1980), S. 88-92; 148-152; 428-431.



17) PAUL VI., Ansprache an die Bewegung »Equipes Notre-Dame« (4. Mai 1970), Nr. 7: AAS 62 1970, S. 431. Ähnliche Lobpreisung der Familie von Nazaret als absolutes Vorbild der Hausgemeinschaft z.B. bei LEO XIII., Apostolisches Schreiben Neminem fugit (14. Juni 1892): Leonis XIII P.M. Acta, XII (1892), S. 149 f.; BENEDIKT XV., Motu proprio Bonum sane (25. Juli 1920): AAS 12 (1920), S. 313-317.



18) Apostolisches Schreiben Familiaris consortio (22. November 1981), 17: AAS 74 (1982), S. 100.



19) ebd., 49: a.a.O., S. 140; vgl. II. VATIKANISCHES KONZIL, Dogmatische Konstitution über die Kirche Lumen gentium, 11; Dekret über das Laienapostolat Apostolicam actuositatem, 11.



20) Apostolisches Schreiben Familiaris consortio (22. November 1981), 85: AAS 74 (1982), S. 189-190.






zurück - vor

Index | Wörter: alphabetisch - Frequenz - rückläufig - Länge - Statistik | Hilfe | IntraText-Bibliothek

Best viewed with any browser at 800x600 or 768x1024 on Tablet PC
IntraText® (V89) - Some rights reserved by EuloTech SRL - 1996-2007. Content in this page is licensed under a Creative Commons License