Im Dienst am Menschen und an der
Gesellschaft das Evangelium leben
36. Weil sie in der Kraft des Geistes das Evangelium
aufnimmt und verkündet, wird die Kirche evangelisierte und evangelisierende
Gemeinschaft. Aus diesem Grund wird sie zur Dienerin der Menschen. In
ihr nehmen die Laien teil an der Sendung, den Menschen und der Gesellschaft zu
dienen. Das letzte Ziel der Kirche ist mit Sicherheit das Reich Gottes, dessen »Keim
und Anfang... auf Erden« sie dartellt.(130) Sie ist deswegen gänzlich der
Verherrlichung des Vaters geweiht. Das Reich aber ist Quelle der völligen
Befreiung und des ganzen Heiles für die Menschen: Die Kirche lebt und geht mit
ihnen in tiefer und wahrer Solidarität mit der Menschheitsgeschichte.
Die Kirche hat den Auftrag, der Welt das Geheimnis
Gottes, das in Christus Jesus offenbar wurde, zu enthüllen. Sie tut zugleich
dem Menschen den Menschen kund, erschließt ihm den Sinn seiner Existenz
und öffnet ihn für die volle Wahrheit über sich selbst und sein Ziel.(131)
Kraft ihrer eigenen missionarischen Sendung ist die Kirche dazu berufen, dem
Menschen zu dienen. Dieser Dienst gründet zunächst in der unerklärlichen und
erschütternden Tatsache, daß »der Sohn Gottes ... sich in seiner Menschwerdung
gewissermaßen mit jedem Menschen vereinigt« hat.(132)
Darum ist der Mensch »der erste Weg, den die Kirche bei
der Erfüllung ihres Auftrages beschreiten muß: er ist der erste und
grundlegende Weg der Kirche, ein Weg, der von Christus selbst vorgezeichnet
ist und unabänderlich durch das Geheimnis der Menschwerdung und der Erlösung
führt«.(133)
Ähnliches hat das II. Vatikanische Konzil in seinen
verschiedenen Dokumenten mit großer Bestimmtheit und Klarheit wiederholt ausgesagt.
Wir lesen in einem besonders aufschlußreichen Text aus der Konstitution Gaudium
et Spes: »In der Verfolgung der eigenen Heilsabsicht vermittelt die Kirche
nicht nur den Menschen das göttliche Leben, sondern läßt dessen Widerschein
mehr oder weniger auf die ganze Welt fallen, vor allem durch die Heilung und
Hebung der menschlichen Personwürde, durch die Festigung des menschlichen
Gemeinschaftsgefüges, durch die Erfüllung des alltäglichen menschlichen
Schaffens mit tieferer Sinnhaftigkeit und Bedeutung. So glaubt die Kirche,
durch ihre einzelnen Glieder und als ganze viel zu einer humaneren Gestaltung
der Menschenfamilie und ihrer Geschichte beitragen zu können«.(134)
Die ganze Kirche ist für diesen Dienst an der
Menschheitsfamilie verantwortlich. Aufgrund ihres »Weltcharakters«, der sie auf
eigene und unersetzliche Weise zur christlichen Inspirierung der zeitlichen
Ordnung verpflichtet, kommt den Laien in diesem Rahmen aber eine besondere
Aufgabe zu.
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