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Ioannes Paulus PP. II
Christifideles Laici

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  • VIERTES KAPITEL
    • 50
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Anthropologische und theologische Fundierungen

50. Voraussetzung für die Anerkennung der Präsenz der Frau in der Kirche und in der Gesellschaft ist eine sorgsame und tiefergehende Untersuchung der anthropologischen Fundierung des Frauseins und des Mannseins. Dadurch muß die personale Identität der Frau in ihrer Beziehung, Verschiedenheit und Komplementarität zum Mann präzisiert werden, und das nicht nur im Hinblick auf die Rollen, die sie übernehmen, und die Aufgaben, die sie erfüllen soll, sondern auch und tiefer noch im Hinblick auf ihre Struktur und auf ihre personale Bedeutung. Die Synodenväter haben diese Notwendigkeit tief empfunden, als sie behaupteten, daß »die theologischen und anthropologischen Fundamente für die Lösung der Probleme über die wahre Bedeutung und die Würde beider Geschlechter vertieft werden müssen«.(184)

Die Kirche führt Überlegungen aus über die anthropologischen und theologischen Grundgebenheiten des Frauseins und bringt sich somit ein in den geschichtlichen Prozeß der verschiedenen Bewegungen für die Förderung der Frau. Weil sie dabei vorstößt bis zu den Wurzeln des Personseins der Frau, hat die Kirche einen wertvollen Beitrag zu geben. Vor allem will sie aber Gott gehorchen, der den Menschen »nach seinem Bild« als »Mann und Frau« geschaffen hat (Gen 1, 27). Sie will auch den Ruf Gottes aufnehmen, seinen Plan zu kennen, zu bewundern und zu leben. Dieser Plan wurde »am Anfang« unauslöschlich in das Sein des Menschen - Mann und Frau - und somit auch in seine bedeutsamsten Strukturen und seine tiefste Dynamik eingeschrieben. Dieser weise Liebesplan muß mit dem vollen Reichtum seines Inhaltes erschlossen werden: Es ist der Reichtum des »Anfanges«, der sich nach und nach in der Heilsgeschichte geoffenbart und aktualisiert und in der »Fülle der Zeit« seinen Höhepunkt gefunden hat, als Gott seinen Sohn sandte, »geboren von einer Frau« (Gal 4, 4).

Diese »Fülle« setzt sich in der Geschichte fort. Im Glauben der Kirche muß die Deutung von Gottes Plan über die Frau immer neu auch durch das Leben vieler christlicher Fauen vorgenommen werden. Dabei darf der Beitrag, den die verschiedenen Humanwissenschaften und Kulturen einbringen können, nicht vergessen werden. Diese vermögen durch sorgfältige Unterscheidung dazu beizutragen, die Werte und Rechte, die zum unveränderlichen Wesen der Frau gehören, von denen, die durch die geschichtliche Entwicklung der Kulturen gegeben sind, zu unterscheiden. Das II. Vatikanische Konzil erinnert uns daran, daß, wie die Kirche glaubt, »allen Wandlungen vieles Unwandelbare zugrundeliegt, was seinen letzten Grund in Christus hat, der derselbe ist gestern, heute und in Ewigkeit (vgl. Hebr 13, 8)«.(185)

Das Apostolische Schreiben über Würde und Berufung der Frau behandelt die anthropologischen und theologischen Grundlagen ihrer Personwürde als Frau. Das Dokument nimmt die Thematik der »Theologie des Leibes«, die über längere Zeit in den Mittwochskatechesen behandelt wurde, wieder auf, führt diese Überlegungen weiter und wendet sie spezifisch an. Es möchte ein Versprechen der Enzyklika Redemptoris Mater(186) erfüllen und zugleich auf die Bitte der Synodenväter eingehen.

Das Studium des Apostolischen Schreibens Mulieris Dignitatem kann schon allein wegen seines Charakters als biblisch-theologische Meditation alle - Männer und Frauen, vor allem aber die Humanwissenschaftler und Fachleute der theologischen Disziplinen - dazu motivieren, ihre kritische Forschung fortzusetzen. Ausgehend von der Personwürde des Mannes und der Frau und ihres gegenseitigen Verhältnisses, können sie spezifische Gaben und Werte des Frauseins und Mannseins nicht nur im gesellschaftlichen Bereich, sondern auch im Bereich der christlichen und sozialen Existenz besser zu erkennen versuchen.

Die Betrachtung über die anthropologischen und theologischen Grundgegebenheiten des Frauseins will die christliche Antwort auf die wiederholte und zuweilen akute Frage nach dem »Raum«, den die Frau in der Kirche und in der Gesellschaft einnehmen kann, beleuchten.

Aus dem Wort und Verhalten Christi, die für die Kirche Norm sind, geht eindeutig hervor, daß auf der Ebene des Verhältnisses zu Christus keine Diskriminierung vorhanden ist. In ihm ist »nicht Mann und Frau; denn ihr alle seid "einer" in Christus Jesus« (Gal 3, 28). Dasselbe gilt auf der Ebene der Teilhabe am Leben und an der Heiligkeit der Kirche, wie die an Pfingsten erfüllte Prophezeiung des Joel es auf herrlicheWeise bezeugt: »Danach aber wird es geschehen, daß ich meinen Geist ausgieße über alles Fleisch. Eure Söhne und Töchter werden Propheten sein« (Joel 3, 1; vgl. Apg 2, 17 ff). Im Apostolischen Schreiben über Würde und Berufung der Frau ist zu lesen: »beide - die Frau wie der Mann - ... sind ... in gleichem Maße empfänglich für das Geschenk der göttlichen Wahrheit und der Liebe im Heiligen Geist. Beide empfangen seine heilbringenden und heiligmachenden "Heimsuchungen"«.(187)




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