Mitwirkung und Präsenz von
Männern und Frauen
52. Die Stimme derer, die fürchten, eine zu große
Betonung auf Ort und Aufgabe der Frau könne zu der unannehmbaren Tatsache
führen, die Männer in Vergessenheit geraten zu lassen, hat in der Synodenaula
nicht gefehlt. In einigen bestimmten Situationen des Lebens der Kirche muß oft
die zu schwache Präsenz der Männer bedauert werden. Einige von ihnen verzichten
auf die eigene Verantwortung in der Kirche, so daß diese nur von Frauen
wahrgenommen wird; so zum Beispiel bei der Teilnahme am liturgischen Gebet in
der Kirche, bei Erziehung und insbesondere bei der Katechese der eigenen und
anderer Kinder, bei der Teilnahme an religiösen und kulturellen
Veranstaltungen, bei der Mitarbeit an caritativen und missionarischen
Initiativen.
Pastoral ist deswegen, auf eine gemeinsame Präsenz von
Männern und Frauen hinzuarbeiten, damit die Teilnahme der Laien an der
Heilssendung der Kirche voller, harmonischer und reicher werde.
Der Hauptgrund, der die gemeinsame Präsenz und Mitarbeit
von Männern und Frauen nahelegt, ist nicht nur, wie eben hervorgehoben, die
größere Überzeugungskraft und Wirksamkeit des pastoralen Tuns der Kirche. Noch
weniger ist es die soziologische Gegebenheit eines menschlichen Miteinanders,
das naturgemäß Männer und Frauen einschließt. Der Hauptgrund liegt vielmehr im
ursprünglichen Plan des Schöpfers, der von »Anfang« an den Menschen als
»Einheit der zwei« gewollt hat: Mann und Frau als erste Persongemeinschaft, die
Wurzel aller anderen Gemeinschaften und zugleich »Zeichen« jener
interpersonalen Liebesgemeinschaft, die das geheimnisvolle intime Leben des
einen und Dreifaltigen Gottes ist.
Der gängige und fundamentale Weg, um die koordinierte und
harmonische Präsenz von Männern und Frauen im Leben und in der Sendung der
Kirche zu sichern, ist darum die Erfüllung der Aufgaben und Verantwortungen der
christlichen Ehe und Familie. In ihr werden die Verschiedenheit und Vielfalt
der Formen des Lebens und der Liebe sichtbar und mitteilbar: Eheliebe,
Vaterliebe, Mutterliebe, Kindesliebe und geschwisterliche Liebe. Im
Apostolischen Schreiben Familiaris Consortio lesen wir: »Wenn die
christliche Familie eine Gemeinschaft ist, deren innere Bindungen von Christus
durch den Glauben und die Sakramente auf eine neue Ebene erhoben sind, muß ihre
Teilnahme an der Sendung der Kirche eine gemeinschaftliche Note tragen.
Gemeinsam also, die Gatten als Ehepaar und die Eltern mit den Kindern als
Familie, müssen sie ihren Dienst für Kirche und Welt vollziehen ...
Die christliche Familie erbaut das Reich Gottes in der
Geschichte ferner durch dieselben täglichen Wirklichkeiten, die ihre besondere Lebenssituation
betreffen und prägen. So ist es gerade die Liebe in Ehe und Familie mit
ihrem außerordentlichen Reichtum an Werten und Aufgaben, im Zeichen der
Ganzheit und Einmaligkeit, der Treue und der Fruchtbarkeit, durch die sich die
Teilnahme der christlichen Familie an der prophetischen, priesterlichen und
königlichen Sendung Jesu Christi und seiner Kirche ausdrückt und
verwirklicht«.(195)
In dieser Perspektive haben die Synodenväter die
Notwendigkeit betont, daß die volle Bedeutung des Ehesakramentes in Kirche und
Gesellschaft anerkannt werden muß, um alle Beziehungen zwischen Mann und Frau
zu erhellen und zu inspirieren. Sie meinten in diesem Sinn, es sei dringend
notwendig, »daß jeder Christ die Botschaft der Hoffnung, die in der Beziehung
zwischen Mann und Frau eingeschlossen ist, lebt und kündet. Das Ehesakrament,
das diese Beziehung in der ehelichen Form weiht und als Zeichen der Beziehung
zwischen Christus und seiner Kirche offenbart, enthält eine für das Leben der
Kirche bedeutende Lehre; durch die Kirche muß diese Lehre die Welt von heute
erreichen; alle Beziehungen zwischen Mann und Frau müssen sich aus diesem Geist
inspirieren. Die Kirche muß diesen Reichtum noch tiefer ausloten«.(196) Die
Väter haben mit Recht bemerkt, daß die »Wertschätzung der Jungfräulichkeit und
die Ehrfurcht vor der Mutterschaft neu entdeckt werden müssen«; (197) und das
nicht zuletzt im Hinblick auf die Erweckung von verschiedenen und komplementären
Berufungen in der lebendigen Gemeinschaft der Kirche und im Dienst ihres
ständigen Wachstums.
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