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Ioannes Paulus PP. II
Christifideles Laici

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  • VIERTES KAPITEL
    • 56
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Die verschiedenen Berufungen der Laien

56. Die reiche Vielfalt der Kirche kommt innerhalb eines jeden Lebensstandes nochmals zum Ausdruck. Der Laienstand kennt verschiedene »Berutungen«, das heißt verschiedene geistliche und apostolische Wege, die sich den einzelnen Laien anbieten. Aus dem Strom der gemeinsamen »Berufung« der Laien erwachsen »besondere« Berufungen von Laien. Wir können auf diesem Gebiet die geistliche Erfahrung in Erinnerung rufen, die jüngst in der Kirche mit dem Entstehen verschiedener Formen von Säkularinstituten herangereift ist. Laien und Priestern ist die Möglichkeit gegeben, die evangelischen Räte der Armut, der Jungfräulichkeit und des Gehorsams durch Gelübde oder Versprechen zu befolgen, ohne ihren Priester oder Laienstand zu verlassen.(204) Wie die Synodenväter hervorgehoben haben, »weckt der Geist andere Formen der Selbsthingabe, die Menschen vollziehen können, ohne den Laienstand zu verlassen«.(205)

Wir können zum Abschluß dieser Überlegung eine wunderbare Passage des heiligen Franz von Sales, der die Spiritualität der Laien so sehr gefördert hat,(206) anfügen. Im Rahmen seiner Aussagen über die »Frömmigkeit«, das heißt der christlichen Vollkommenheit oder des »Lebens nach dem Geist«, stellt er auf einfache und wunderbare Weise die Heiligkeit und die Art und Weise, auf die die einzelnen Christen sie verwirklichen, dar: »Gott hat bei der Schöpfung die Pflanzen geheißen, jede nach ihrer Art Früchte zu bringen (vgl. Gen 1, 11). Dieselbe Aufforderung richtet er an die Christen, die lebendige Pflanzen seiner Kirche sind, damit sie Früchte der Frömmigkeit bringen, ein jeder gemäß seinem Stand und seiner Situation. Der Edelmann muß die Frömmigkeit anders üben als der Arbeiter, der Diener, der Prinz, die Witwe, die unverheiratete Frau und die verheiratete Frau. Das aber ist nicht genug. Die Übung der Frömmigkeit muß auch an die Kräfte, an die Verpflichtungen und Pflichten eines jeden angepaßt sein ... Es ist ein Fehler, ja eine Häresie, die Frömmigkeit aus dem Milieu des Militärs, der Werkstatt, der Königshöfe, der Familien ausschließen zu wollen. Es ist wahr, Philotea, die rein kontemplative, monastische und religiöse Berufung kann nur in diesen jeweiligen Ständen verwirklicht werden. Aber über diese drei Formen der Frömmigkeit hinaus bestehen viele andere, die denjenigen, die als Laien leben, zur Vollkommenheit verhelfen können. Darum müssen und können wir, wo auch immer wir uns befinden, nach der Vollkommenheit des Lebens streben«.(207)

Im gleichen Sinn schreibt das II. Vatikanische Konzil: »Dieses geistliche Leben der Laien muß vom Stand der Ehe und der Familie, der Ehelosigkeit oder Witwenschaft, aus der Situation einer Krankheit, vom beruflichen oder gesellschaftlichen Wirken her ein besonderes Gepräge annehmen. Die Laien mögen darum nicht aufhören, jene ihnen verliehenen Eigenschaften und Gaben mit Bedacht auszubilden, die diesen Lebenslagen entsprechen, und auch die ihnen je eigenen Gnadengaben zu gebrauchen, die sie vom Heiligen Geist empfangen haben«.(208)

Was von den geistlichen Berufungen gilt, gilt auch und in einem gewissen Sinn auf noch zu treffendere Weise von den endlosen und verschiedenen Modalitäten, nach denen alle und die einzelnen Glieder der Kirche als Arbeiter im Weinberg des Herrn arbeiten und den mystischen Leib Christi auferbauen. Jeder ist in der Tat bei seinem Namen berufen, in der Einmaligkeit und der Unwiederholbarkeit seiner persönlichen Geschichte seinen eigenen Beitrag für das Kommen des Reiches Gottes zu bringen. Kein Talent, auch nicht das geringste, kann verborgen und ungebraucht bleiben (vgl. Mt 25, 24-27).

Der Apostel Petrus mahnt uns: »Dient einander als gute Verwalter der vielfältigen Gnade Gottes, jeder mit der Gabe, die er empfangen hat« (1 Petr 4, 10).




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