Ständiges Reifen
57. Das biblische Bild des Weinstocks und der Reben
enthüllt uns einen anderen wesentlichen Aspekt des Lebens und der Sendung der
Laien: die Berufung, zu wachsen und ständig zu reifen, immer mehr Frucht zu
bringen.
Als wachsamer Winzer sorgt der Vater für seinen Weinberg.
Die sorgende Gegenwart Gottes wird von Israel innig erfleht, wenn es betet:
»Gott der Heerscharen, wende dich uns wieder zu! Blicke vom Himmel herab, und
sieh auf uns! Sorge für diesen Weinstock und für den Garten, den deine Rechte
gepflanzt hat« (Ps 80, 15-16). Jesus selbst spricht vom Werk des Vaters:
»Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater ist der Winzer. Jede Rebe an mir,
die keine Frucht bringt, schneidet er ab, und jede Rebe, die Frucht bringt,
reinigt er, damit sie mehr Frucht bringt« (Joh 15, 1-2).
Die Lebendigkeit der Reben ist gegeben mit ihrer
Verwurzelung im Weinstock, der Jesus Christus ist: »Wer in mir bleibt und in
wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht, denn getrennt von mir könnt ihr
nichts vollbringen« (Joh 15, 5).
Der Mensch wird in seiner Freiheit vom Ruf Gottes
getroffen, zu wachsen, zu reifen, Frucht zu bringen. Er kommt nicht umhin, zu
antworten und seine persönliche Verantwortung zu übernehmen. Es ist eine
schwere und faszinierende Verantwortung, auf die sich die ernsten Worte Jesu
beziehen: »Wer nicht in mir bleibt, wird wie die Rebe weggeworfen, und er
verdorrt. Man sammelt die Reben, wirft sie ins Feuer, und sie verbrennen« (Joh
15, 6).
Aus diesem Dialog zwischen Gott, der ruft, und dem
Menschen, der angerufen wird, ergibt sich die Möglichkeit, ja die Notwendigkeit
einer umfassenden, ständigen Erziehung und Ausbildung der Laien. Sie stellte
berechtigterweise einen wesentlichen Teil der Arbeit der Synodenväter dar.
Nachdem sie die christliche Erziehung und Ausbildung als
»einen ständigen persönIichen Prozeß der Ausreifung im Glauben und der
Gleichförmigkeit mit Christus nach dem Willen des Vaters und unter Führung des
Heiligen Geistes« beschrieben hatten, erklärten die Synodenväter ausdrücklich,
daß »die Erziehung und Ausbildung der Laien unter den Prioritäten der
Diözese und in die Pastoralprogramme aufgenommen werden muß, so daß alle
Bemühungen der Gemeinde (der Priester, Laien und Ordensleute) auf dieses Ziel
hin konvergieren«.(209)
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