Wer sind die Laien
9. Die Synodenväter haben mit Recht auf die Notwendigkeit
hingewiesen, eine positive Beschreibung von Berufung und Sendung der
Laien auf der Grundlage eines vertieften Studiums der Lehre des II.
Vatikanischen Konzils im Licht sowohl der jüngsten Dokumente des Lehramtes als
auch der Erfahrungen, die die Kirche selbst unter der Führung des Heiligen
Geistes in ihrem Leben macht, zu formulieren und anzubieten.(13)
Um die Frage: »Wer sind die Laien« zu beantworten,
verzichtete das Konzil auf die vorausgegangenen, vorrangig negativen
Interpretationen und stellte sich auf einen entschieden positiven Boden. Seine
Grundabsicht beweist die Aussage von der vollen Zugehörigkeit der Laien zur
Kirche und ihrer vollen Teilnahme an deren Geheimnis, sowie vom spezifischen
Charakter ihrer Berufung, die in besonderer Weise die Aufgabe beinhaltet
»in der Verwaltung und gottgemäßen Regelung der zeitlichen Dinge das Reich
Gottes zu suchen«.(14) »Unter der Bezeichnung Laien« - so beschreibt sie die
Konstitution Lumen Gentium - »sind hier alle Christgläubigen verstanden,
mit Ausnahme der Glieder des Weihestandes und des in der Kirche anerkannten
Ordensstandes, das heißt, die Christgläubigen, die durch die Taufe Christus
einverleibt, zum Volk Gottes gemacht und des priesterlichen, prophetischen und
königlichen Amtes Christi auf ihre Weise teilhaftig, zu ihrem Teil die Sendung
des ganzen christlichen Volkes in der Kirche und in der Welt ausüben«.(15)
Schon Pius XII. sagte: »Die Gläubigen, und genauer noch
die Laien, stehen an der äußersten Front des Lebens der Kirche; die Kirche ist
für sie das Lebensprinzip der menschlichen Gesellschaft. Darum müssen sie und
gerade sie ein immer tieferes Bewußtsein gewinnen, daß sie nicht nur zur
Kirche gehören, sondern die Kirche sind, das heißt, die Gemeinschaft der
Gläubigen auf Erden unter der Führung des Papstes als des gemeinsamen Hauptes
und der mit ihm geeinten Bischöfe. Sie sind die Kirche ...«.(16)
Nach dem biblischen Bild des Weinstocks sind die Laien
wie alle anderen Glieder der Kirche Reben, die in Christus, dem wahren
Weinstock verwurzelt sind, die er lebendig und lebensspendend macht.
Die Eingliederung in Christus durch den Glauben und die
christlichen Initiationssakramente ist der tiefste Grund für den neuen Ort des
Christen im Geheimnis der Kirche, der seine eigentlichste »Physionomie«
bestimmt, und ist Voraussetzung jeder Berufung und Dynamik im christlichen
Leben der Laien: »In Jesus Christus, der gestorben und auferstanden ist, wird
der Getaufte zu einem neuen Menschen« (Gal 6, 15; Kor 5, 17), zu
einem von der Sünde gereinigten und durch die Gnade neu belebten Menschen.
Darum kann die »Gestalt« des Laien nur auf dem
Hintergrund des geheimnisvollen Reichtums, den Gott den Christen in der Taufe
schenkt, beschriehen werden.
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