Apostolisches Engagement in der
Pfarrei
27. Die communio und die Teilnahme der Laien am Leben der
Pfarrei muß nun näher ins Auge gefaßt werden. Dafür müssen alle Laien, Männer
und Frauen, erneut auf ein wahrhaft bedeutsames und ermunterndes Wort des
Konzils aufmerksam gemacht werden: »Innerhalb der Gemeinschaften der Kirche« -
so heißt es im Dekret über das Laienapostolat - »ist ihr Tun so notwendig, daß
ohne dieses auch das Apostolat der Hirten meist nicht zu seiner vollen Wirkung
kommen kann«.(100) Diese grundsätzliche Behauptung muß selbstverständlich im
Licht der »communio-Ekklesiologie« verstanden werden:
Weil verschieden und komplementär, sind alle Dienste und
Charismen, jeder seiner Art entsprechend, für das Wachstum der Kirche
notwendig.
Die Laien müssen immer mehr von der besonderen Bedeutung
des apostolischen Einsatzes in ihrer Pfarrei überzeugt werden. Das Konzil sagt
dazu mit seiner ganzen Autorität: »Die Pfarrei bietet ein augenscheinliches
Beispiel für das gemeinschaftliche Apostolat; was immer sie in ihrem Raum an
menschlichen Unterschiedlichkeiten vorfindet, schließt sie zusammen und fügt es
dem Ganzen der Kirche ein. Die Laien mögen sich daran gewöhnen, aufs engste mit
ihren Priestern vereint in der Pfarrei zu arbeiten; die eigenen Probleme und
die der Welt sowie die Fragen, die das Heil der Menschen angehen, in die Gemeinschaft
der Kirche einzubringen, um sie dann in gemeinsamer Beratung zu prüfen und zu
lösen; endlich jede apostolische und missionarische Initiative der eigenen
kirchlichen Familie nach Kräften zu unterstützen«.(101)
Der Hinweis des Konzils auf die Überprüfung und Lösung
der pastoralen Probleme »in gemeinsamer Beratung« muß einen adäquaten und
artikulierten Niederschlag finden in einer entschiedenen, überzeugten und breit
angelegten Aufwertung der Pfarrpastoralräte, auf die die Synodenväter
berechtigterweise insistiert haben.(102)
Unter den augenblicklichen Gegebenheiten können und
müssen die Laien für das Wachsen einer wahren communio der Kirche innerhalb
ihrer Pfarreien und für die Erweckung des missionarischen Elans gegenüber
Nichtglaubenden und den Glaubenden, die die religiöse Praxis teilweise oder
gänzlich aufgegeben haben, viel investieren.
Wenn die Pfarrei Kirche mitten unter den Häusern der
Menschen ist, muß ihre Präsenz und Wirksamkeit tief in der menschlichen
Gesellschaft eingewurzelt und aufs engste mit ihren Hoffnungen und Nöten
solidarisch sein. Oft ist das gesellschaftliche Umfeld, vor allem in bestimmten
Ländern und Milieus, durch Auflösungstendenzen und Prozessen der
Dehumanisierung gekennzeichnet: Der Mensch ist verloren und richtungslos, aber in
seinem Herzen lebt der immer größere Wunsch, geschwisterlichere und
menschlichere Beziehungen zu erleben und zu pflegen. Die Antwort darauf kann
die Pfarrei geben, wenn sie aufgrund der lebendigen Teilhabe der Laien ihrer
ursprünglichen Berufung und Sendung treu bleibt: in der Welt »Ort« der
Gemeinschaft der Glaubenden und zugleich »Zeichen« und »Werkzeug« der Berufung
aller zur communio zu sein; mit einem Wort, das Haus, das für alle offen ist
und im Dienst aller steht, oder wie Papst Johannes XXIII. es gerne sagte, der
Brunnen im Dorf, an dem alle ihren Durst stillen.
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