Modalitäten der Teilhabe am Leben
der Kirche
28. Mit den Priestern und Ordensleuten zusammen bilden
die Laien das eine Volk Gottes und den Leib Christi.
»Glied« der Kirche sein bedeutet keine Abschwächung der
Einmaligkeit und Unwiederholbarkeit eines jeden Christen. Es sichert und
vertieft vielmehr den tiefsten Sinn seiner Einmaligkeit und Einzigartigkeit,
die Quelle der Vielfältigkeit und des Reichtums der gesamten Kirche sind. In
diesem Sinn ruft Gott in Jesus Christus jeden bei seinem eigenen und
unverwechselbaren Namen. Der Anruf des Herrn: »Geht auch ihr in meinen
Weinberg!« richtet sich an jeden persönlich und lautet: »Komm auch du in meinen
Weinberg!«.
Jeder stellt sich in seiner Einmaligkeit und
Unwiederholbarkeit, mit seinem Sein und seinem Tun in den Dienst des Wachstums
der communio der Kirche. Zugleich nimmt er den gemeinsamen Reichtum der
gesamten Kirche auf, um ihn sich zu eigen zu machen. Diese ist die
»Gemeinschaft der Heiligen«, die wir im Credo bezeugen: das Wohl aller wird
zum Wohl eines jeden, und das Wohl eines jeden wird zum Wohl aller. »In der
heiligen Kirche ist jeder Stütze der anderen, und die anderen sind seine
Stütze«, schreibt Gregor der Große.(103)
Individuelle Formen der Teilhabe
Jeder Laie muß sich immer bewußt sein, daß er »Glied
der Kirche« ist, dem eine originelle, unersetzliche und nicht übertragbare
Aufgabe anvertraut wurde, die er zum Wohl aller erfüllen muß. In dieser
Perspektive gewinnt die Aussage des Konzils über die absolute Notwendigkeit
des individuellen Apostolates ihre volle Bedeutung: »Das von jedem
einzelnen zu übende Apostolat, das überreich aus einem wahrhaft christlichen
Leben strömt (vgl. Joh 4, 14), ist Ursprung und Voraussetzung
jedes Apostolates der Laien, auch des gemeinschaftlichen. Es kann durch nichts
ersetzt werden. Zu diesem immer und überall fruchtbringenden, aber unter
bestimmten Umständen einzig entsprechenden und möglichen Apostolat sind alle
Laien, wo immer sie stehen, gerufen und verpflichtet, auch wenn ihnen die
Gelegenheit oder Möglichkeit fehlt, in Vereinigungen mit anderen
zusammenzuarbeiten«.(104)
Das individuelle Apostolat schließt einen großen Reichtum
ein, der um der Intensivierung der missionarischen Kraft eines jeden Laien
willen freigelegt werden muß. Dieses Apostolat ermöglicht eine kapillare Ausstrahlung
des Evangeliums, die bis zu den Orten und Milieus, in denen sich das konkrete
und alltägliche Leben der Laien vollzieht, durchdringt. Es gewährleistet zudem
eine dauernde Ausstrahlung, weil sie sich aus der ständigen Kohärenz des
eigenen Lebens mit dem Glauben ergibt; ferner sichert es eine besonders tiefwirkende
Ausstrahlung, weil die Laien, wenn sie die Lebens- und Arbeitsbedingungen,
die Kämpfe und Hoffnungen ihrer Brüder und Schwestern teilen, zu den Herzen
ihrer Nachbarn, Freunde und Kollegen vordringen und ihnen den ganzen Horizont
der Sinnfülle ihres Lebens erschließen können: Die Gemeinschaft mit Gott und
unter den Menschen.
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