Die gedächtnismäßige
Einprägung in der Katechese
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154. Die Katechese
gehört zu jenem »Gedächtnis« der Kirche, das die Gegenwart des Herrn
unter uns lebendig erhält.(48) Das Festhalten im Gedächtnis bildet
darum seit den Anfangszeiten des Christentums einen wesentlichen Aspekt der
Glaubenspädagogik. Um die Gefahren eines mechanischen Auswendiglernens zu
bannen, muß sich das gedächtnismäßige Lernen in die
verschiedenen Funktionen des Lernens einfügen: in die spontane Reaktion
und die besonnene Überlegung, in den Moment des Gesprächs und den des
Schweigens, in das mündliche Aufsagen und die schriftliche
Arbeit.(49)
Als Gegenstand des Memorierens müssen
insbesondere die wichtigsten Formeln des Glaubens geeignet erscheinen, denn sie
sichern dessen genauere Darlegung und gewährleisten ein wertvolles
gemeinsames lehrmäßiges, kulturelles und sprachliches Erbe. Der
sichere Besitz der Sprachen des Glaubens ist eine unerläßliche
Voraussetzung, um den Glauben selbst zu leben.
Diese Formeln dürfen jedoch erst dann
als Synthesen vorgelegt werden, wenn zuvor ein Weg der Erklärung
zurückgelegt wurde; sie müssen sich treu an die christliche Botschaft
halten und der Verständnisfähigkeit der Zuhörer angepaßt
sein. Zu diesen Formeln gehören einige sehr wichtige Formeln und Texte aus
Bibel, Dogma, Liturgie sowie die bekannten Gebete der christlichen
Überlieferung (Apostolisches Glaubensbekenntnis, Vaterunser, Ave
Maria...-).(50)
»Die Blüten des Glaubens und der
Frömmigkeit, wenn man so sagen darf, wachsen nicht in den
Wüstengebieten einer Katechese ohne gedächtnismäßige
Einprägung. Wesentlich ist natürlich, daß diese auswendig
gelernten Texte zugleich innerlich angeeignet und allmählich in ihrer
Tiefe verstanden werden, damit sie zur Quelle eines persönlichen und
gemeinschaftlichen christlichen Lebens werden«.(51)
155. Das Erlernen der
Glaubensformeln und ihr gläubiges Bekenntnis sind noch tiefer zu verstehen
im Rahmen der gewinnbringenden herkömmlichen Übung der »traditio«
und »redditio«, wonach der Weitergabe des Glaubens in der Katechese (traditio)
die Antwort des Glaubensschülers während des Weges der Katechese und
dann im Leben (redditio) entspricht.(52)
Dieses Verfahren begünstigt eine
bessere Teilhabe an der empfangenen Wahrheit. Richtig und reif ist die
persönliche Antwort, die den wahren Sinn der Glaubensgegebenheit voll
respektiert und zeigt, daß man die zu seiner Aussage verwendete (biblische,
liturgische, unterweisende...) Sprache versteht.
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