Index | Wörter: alphabetisch - Frequenz - rückläufig - Länge - Statistik | Hilfe | IntraText-Bibliothek |
Emmanuel Schikaneder Die Zauberflöte IntraText CT - Text |
|
|
Papageno kommt den Fußsteig herunter, hat auf dem Rücken eine große Vogelsteige, die hoch über den Kopf geht, worin Verschiedene Vögel sind; auch hält er mit beyden Händen ein Faunen-
Arie.
Der Vogelfänger bin ich ja, Der Vogelfänger ist bekannt Bey Alt und Jung im ganzen Land. Weiß mit dem Locken umzugeh'n, 5 Und mich aufs Pfeifen zu versteh'n. Drum kann ich froh und lustig sein; Denn alle Vögel sind ja mein. (pfeift.) * * * Der Vogelfänger bin ich ja, Stets lustig, heisa! hopsasa! 10 Der Vogelfänger ist bekannt Bey Alt und Jung im ganzen Land. Ein Netz für Mädchen möchte ich; Ich fing' sie dutzendweis für mich. Dann sperrte ich sie bey mir ein, 15
(Pfeift, will nach der Arie nach der Pforte gehen.)
Tamino. (nimmt ihn bey der Hand.) He da!
Tamino. Sag mir, du lustiger Freund, wer du
Papag. Wer ich bin? (für sich.) Dumme Frage! (laut.) Ein Mensch, wie du. -- Wenn ich dich nun
Tamino. So würde ich dir antworten, daß ich aus fürstlichem Geblüte bin.
Papag. Das ist mir zu hoch. -- Mußt dich deut- licher erklären, wenn ich dich verstehen soll!
Tamino. Mein Vater ist Fürst, der über viele Länder und Menschen herrscht; darum nennt man mich
Papag. Länder? -- Menschen? -- Prinz?
Tamino. Daher frag' ich dich! -- 25
Papag. Langsam! laß mich fragen. -- Sag du mir zuvor: Gibt's außer diesen Bergen auch noch Länder und Menschen?
Papag. Da ließ sich eine Speculation mit meinen
Tamino. Nun sag' du mir, in welcher Gegend wir sind. --
Papag. In welcher Gegend? (seht sich um) Zwi-
Tamino. Schon recht! aber wie nennt man eigent- lich diese Gegend? -- wer beherrscht sie? --
Papag. Das kann ich dir eben so wenig beantwor- ten, als ich weiß, wie ich auf die Welt gekommen bin.
Tamino. (lacht) Wie? Du wüßtest nicht, wo du geboren, oder wer deine Altern waren? -- --
Papag. Kein Wort! -- Ich weiß nicht mehr, und nicht weniger, als daß mich ein alter, aber sehr lustiger Mann auserzogen, und ernährt hat.
Tamino. Das war vermuthlich dein Vater? -- 35
Tamino. Hattest du denn deine Mutter nicht
Papag. Gekannt hab' ich sie nicht; erzählen ließ ich mir's einige Mahl daß meine Mutter einst da in diesem verschlossenen Gebäude bey der nächt- lich sternflammenden Königinn gedient hätte. -- Ob sie noch lebt, oder was aus ihr geworden ist, weiß ich nicht. -- Ich weiß nur so viel, daß nicht weit von hier meine Strohhütte steht, die mich vor Reg-
Papag. Von Essen und Trinken, wie alle Menschen. 40
Tamino. Wodurch erhältst du das?
Papag. Durch Tausch. -- ich fange für die sternflammende Königinn und ihre Jungfrauen ver- schiedene Vögel; dafür erhalt' ich täglich Speis' und Trank von ihr.
Tamino. (für sich) Sternflammende Königinn! -- Wenn es etwa gar die mächtige Herrscherinn der Nacht wäre! -- Sag mir, guter Freund! warst du schon so glücklich, diese Göttinn der Nacht zu
Papag. (der bläher östers auf seiner Flöte geblasen) Deine letzte alberne Frage überzeugt mich, daß du aus einem fremden Lande geboren bist. --
Tamino. Sey darüber nicht ungehalten, lieber
Papag. Sehen? Die sternflammende Königinn sehen? -- Wenn du noch mit einer solchen albernen Frage an mich kommst, so sperr' ich dich, so wahr ich Papageno heiße, wie einen Gimpel in mein Vo- gelhaus, verhandle dich dann mit meinen übrigen Vogeln an die nächtliche Königinn und ihre Jung- frauen, dann mögen sie dich meinetwegen sieden oder braten.
Tamino. (für sich) Ein wunderlicher Mann!
Papag. Sehen? Die sternflammende Königinn sehen? -- Welcher Sterbliche kann sich rühmen, sie je gesehen zu haben? -- Welches Menschen Auge würde durch ihren schwarz durchwebten Schleyer
Tamino. (für sich) Nun ist's klar; es ist eben diese nächtliche Königinn, von der mein Vater mir so oft erzählte. -- Aber zu fassen, wie ich mich hierher verirrte, ist außer meiner Macht. -- Un- fehlbar ist auch dieser Mann kein gewöhnlicher Mensch. -- Vieleicht einer ihrer dienstbaren Gei- ster.
Papag. (für sich) Wie er mich so starr an- blickt! bald fang' ich an, mich vor ihm zu fürch- ten. -- Warum siehst du so verdächtig und schel- misch nach mir? 50
Tamino. Weil -- weil ich zweifle. ob du Mensch bist. --
Papag. Wie war das?
Tamino. Nach deinen Federn, die dich bedecken, halt' ich dich -- (geht auf ihn zu.)
Papag. Doch für keinen Vogel? -- Bleib zurück, sag' ich, und traue mir nicht; -- denn ich habe Riesenkraft, wenn ich jemand packe. -- Wenn er sich nicht bald von mir schrecken lässt, so lauf' ich davon.
Tamino. Riesenkraft? (Er sieht auf die Schlange) Also warst du wohl gar mein Erretter, der diese giftige Schlange bekämpfte? 55
Papag. Schlange! (sieht sich um, weicht zit- ternd einige Schritte zurück.) Was da! Ist sie
Tamino. Du willst durch deine bescheidene Frage meinen Dank ablehnen -- aber ich muß dir sagen, daß ich ewig für deine so tapfere Handlung dankbar
Papag. Schweigen wir davon still -- Freuen wir uns, daß sie glücklich überwunden ist.
Tamino. Aber um alles in der Welt, Freund! wie hast du dieses Ungeheuer bekämpft? -- Du bist ohne
Papag. Brauch keine! -- Bey mir ist ein starker Druck mit der Hand mehr, als Waffen. 60
Tamino. Du hast sie also erdrosselt?
Papag. Erdrosselt! (für sich) Bin in meinem Le- ben nicht so stark gewesen, als heute.
|
Index | Wörter: alphabetisch - Frequenz - rückläufig - Länge - Statistik | Hilfe | IntraText-Bibliothek |
Best viewed with any browser at 800x600 or 768x1024 on Tablet PC IntraText® (V89) - Some rights reserved by EuloTech SRL - 1996-2007. Content in this page is licensed under a Creative Commons License |