Dritter
Auftritt.
Sprecher, und der
andere Priester mit
Fackeln. Vorige.
Sprecher. Ihr Fremdlinge, was sucht oder for-
dert ihr
von uns? Was treibt euch an, in unsre
Mauern zu
dringen?
Tamino. Freundschaft und Liebe.
Sprecher. Bist du bereit, es mit deinem Leben
zu
erkämpfen?
Tamino. Ja!
Sprecher. Auch wenn Tod dein Loos
wäre?
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Tamino. Ja!
Sprecher. Prinz, noch ists Zeit zu weichen --
einen
Schritt weiter, und es ist zu spät. --
Tamino. Weisheitslehre sey mein Sieg; Pamina,
das holde
Mädchen mein Lohn!.
Sprecher. Du unterziehst jeder
Prüfung dich?
Tamino. Jeder!
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Sprecher. Reiche deine Hand mir! -- (sie rei-
chen
sich die Hände)
So!
Zweyter Priester. Ehe du weiter sprichst, er-
laube
mir ein Paar Worte mit diesem
Fremdlinge zu
sprechen.
-- -- Willst auch du dir
Weisheitsliebe
erkämpfen?
Papageno. Kämpfen ist meine
Sache nicht. -- Ich
verlang' auch im Grunde auch gar keine Weisheit.
Ich bin so
ein Natursmensch, der sich mit
Schlaf,
Speise und
Trank begnügt; -- und wenn es ja seyn
könnte, daß ich mir einmahl ein schönes Weibchen
fange.
Zweyter Priester. Die wirst du nie erhalten,
wenn du
dich nicht unsern Prüfungen unterziehst.
Papageno. Worinn besteht diese
Prüfung? --
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Zweyter Priester. Dich allen unsern Gesetzen
unterwerfen,
selbst den Tod nicht scheuen.
Papag. Ich bleibe ledig!
Sprecher. Aber wenn du dir ein tugendhaftes,
schönes
Mädchen erwerben könntest?
Papag. Ich bleibe ledig!
Zweyter Priester. Wenn nun aber Sarastro dir
ein
Mädchen aufbewahrt hätte, das
an Farbe und
Kleidung
dir ganz gleich wäre? --
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Papag. Mir gleich! Ist sie jung?
Zweyter Priester. Jung und
schön!
Papag. Und heißt?
Zweyter Priester. Papagena.
Papag.
Wie? -- Pa -- ?
25
Zweyter
Priester. Papagena!
Papag. Papagena? -- Die möcht' ich aus bloßer
Neugierde
sehen.
Zweyter Priester. Sehen kannst du
sie! -- --
Papag. Aber wenn ich sie gesehen
habe, hernach
muß
ich sterben?
Zweyter Priester. (macht eine zweydeutige Pan-
tomime.)
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Papag. Ja? -- Ich bleibe ledig!
Zweyter Priester. Sehen kannst du
sie, aber bis
zur verlaufenen Zeit kein Wort mit ihr sprechen;
wird dein
Geist so viel Standhaftigkeit
besitzen,
deine Zunge
in Schranken zu halten?
Papag. O ja!
Zweyter
Priester. Deine Hand! Du sollst sie
sehen.
Sprecher. Auch dir, Prinz, legen
die Götter ein
heilsames
Stillschweigen auf; ohne diesem seyd ihr
beyde
verlohren. -- Du wirst Pamina sehen
-- aber
nie sie
sprechen dürfen; dieß ist der Anfang eurer
Prüfungszeit.
--
35
Duetto.
Bewahret
euch vor Weibertücken:
Dies ist
des Bundes erste Pflicht!
Manch
weiser Mann ließ sich berücken,
Er fehlte,
und versah sichs nicht.
Verlassen
sah er sich am Ende,
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Vergolten
seine Treu mit Hohn:
Vergebens
rang er seine Hände,
Tod und
Verzweiflung war sein Lohn.
(Beyde Priester ab.)
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