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Emmanuel Schikaneder
Die Zauberflöte

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  • Erster Aufzug.
    • Vierzehnter Auftritt.
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          Vierzehnter Auftritt.

 

                 Papageno, Pamina.

 

   Papag.  Bin ich  nicht  ein Narr,  daß ich mich

schrecken ließ?  --  Es giebt ja schwarze Vögel in

der Welt, warum denn nicht auch schwarze Menschen?

--  Ah, sieh da!  hier ist ja das schöne Fräulein-

bild noch. -- Du Tochter der nächtlichen Königinn!

 

   Pamina. Nächtliche Königinn? -- Wer bist du?

 

   Papag.  Ein Abgesandter der sternflammenden Kö-

niginn.

 

   Pamina. (freudig) Meiner Mutter? -- O Wonne! --

Dein Name!

 

   Papag. Papageno!                                        5

 

   Pamina. Papageno? --  Papageno --  Ich erinnere

mich den Nahmen  oft gehört zu haben,  dich selbst

aber sah ich nie. --

 

   Papag. Ich dich eben so wenig.

 

   Pamina.  Du kennst also  meine gute,  zärtliche

Mutter?

 

   Papag.  Wenn du die Tochter der nächtlichen Kö-

niginn bist -- ja!

 

   Pamina. O ich bin es.                                  10

 

   Papag. Das will ich gleich erkennen.  (Er sieht

das Portrait an, welches der Prinz zuvor empfangen,

und  Papageno nun an einem  Bande am Halse trägt.) 

Die Augen schwarz  --  richtig,  schwarz.  --  Die

Lippen roth --  richtig,  roth --  Blonde Haare --

Blonde Haare.  --  Alles trifft ein,  bis auf Händ

und Füße. -- -- --  Nach dem Gemählde zu schlüßen,

sollst du weder Hände  noch Füße haben;  denn hier

sind auch keine angezeigt.

 

   Pamina. Erlaube mir. -- Ja ich bin's -- Wie kam

es in deine Hände?

 

   Papageno. Dir das zu erzählen, wäre zu weitläu-

fig; es kam von Hand zu Hand.

 

   Pamina. Wie kam es in die deinige?

 

   Papageno. Auf eine wunderbare Art. --  Ich habe

es gefangen.                                              15

 

   Pamina. Gefangen?

 

   Papag.  Ich muß dir das umständlicher erzählen.

--  Ich kam heute  früh wie gewöhnlich,  zu deiner

Mutter Pallast mit meiner Lieferung. --

 

   Pamina. Lieferung?

 

   Papag. Ja, ich liefere deiner Mutter, und ihren

Jungfrauen schon seit vielen Jahren alle die schö-

nen Vögel in den Pallast.  --  Eben als ich im Be-

griff war,  meine Vögel  abzugeben,  sah ich einen

Menschen vor mir,  der sich Prinz nennen läßt.  --

Dieser Prinz hat deine Mutter so eingenommen,  daß

sie ihm  dein Bildniß  schenkte,  und  ihm befahl,

dich zu befreyen. -- Sein Entschluß war so schnell,

als seine Liebe zu dir.

 

   Pamina.  Liebe?  (freudig)  Er liebt mich also?

O  sage mir das  noch ein Mahl,  ich höre das Wort

Liebe gar zu gerne.                                       20

 

   Papag.  Das  glaube ich dir  ohne  zu schwören;

bist ja ein Fräuleinbild. -- Wo blieb ich denn?

 

   Pamina. Bey der Liebe.

 

   Papag. Richtig, bey der Liebe! --  Das nenn ich

Gedächtniß haben --  Kurz also,  diese große Liebe

zu dir war der Peitschenstreich,  um unsre Füße in

schnellen Gang zu bringen;  nun sind wir hier, dir

tausend schöne und angenehme Sachen zu sagen; dich

in unsre Arme zu nehmen,  und wenn es möglich ist,

eben so schnell,  wo nicht schneller  als hierher,

in den Pallast deiner Mutter zu eilen.

 

   Pamina.  Das ist alles sehr schön gesagt;  aber

lieber Freund!  wenn der unbekannte  Jüngling oder

Prinz,  wie er sich nennt,  Liebe  für mich fühlt,

warum säumt er so lange,  mich  von meinen Fesseln

zu befreyen? --

 

   Papag.  Da steckt eben der Hacken. --   Wie wir

von den Jungfrauen Abschied nahmen,  so sagten sie

uns,  drey holde  Knaben  würden  unsre  Wegweiser

seyn, sie würden uns belehren, wie und auf was Art

wir handeln sollen.                                       25

 

   Pamina. Sie lehrten euch?

 

   Papag.  Nichts lehrten sie uns,  denn wir haben

keinen  gesehen.  --  Zur  Sicherheit also war der

Prinz  so fein,  mich  voraus zu schicken,  um dir

unsre Ankunft anzukündigen. --

 

   Pamina.  Freund,  du hast viel gewagt! --  Wenn

Sarastro dich hier erblicken sollte. -- --

 

   Papag.  So wird mir meine Rückreise erspart  --

das kann ich mir denken.

 

   Pamina.  Dein martervoller Tod würde ohne Gren-

zen seyn.                                                 30

 

   Papag.  Um  diesem  auszuweichen,  so gehen wir

lieber bey Zeiten.

 

   Pamina. Wie hoch mag wohl die Sonne seyn?

 

   Papag. Bald gegen Mittag.

 

   Pamina. So haben wir keine Minute zu versäumen.

-- Um diese Zeit kommt Sarastro gewöhnlich von der

Jagd zurück.

 

   Papag.  Sarastro  ist also  nicht zu Hause?  --

Pah! da haben wir gewonnenes Spiel! -- Komm, schö-

nes Fräuleinbild!  du wirst Augen machen,  wenn du

den schönen Jüngling erblickst.                           35

 

   Pamina.  Wohl denn! es sey gewagt!  (sie gehen,

Pamina kehrt um)  Aber  wenn  dieß  ein Fallstrick

wäre --  wenn dieser nun ein böser Geist von Sara-

stros Gefolge wäre? -- (sieht ihn bedenklich an.)

 

   Papag.  Ich ein böser Geist?  --  Wo denkst ihr

hin Fräuleinbild?  --  Ich bin der beste Geist von

der Welt.

 

   Pamina.  Doch  nein;  das Bild  hier  überzeugt

mich,  daß ich nicht  getäuscht bin;  Es kommt von

den Händen meiner zärtlichsten Mutter.

 

   Papag.  Schön's  Fräuleinbild,  wenn dir wieder

ein so böser Verdacht  aufsteigen sollte,  daß ich

dich betrügen wollte,  so denke nur fleißig an die

Liebe, und jeder böse Argwohn wird schwinden.

 

   Pamina. Freund, vergieb! vergieb! wenn ich dich

beleidigte.  Du hast  ein  gefühlvolles Herz,  das

sehe ich in jedem deiner Züge.                            40

 

   Papag.  Ach,  freylich hab ich ein gefühlvolles

Herz  --  Aber  was nützt mich das alles?  --  Ich

möchte mir oft  alle meine Federn ausrupfen,  wenn

ich bedenke, daß Papageno noch keine Papagena hat.

 

   Pamina.  Armer Mann!  du hast  also  noch  kein

Weib?

 

   Papag.  Nicht einmahl ein Mädchen, viel weniger

ein Weib! -- Ja, das ist betrübt! -- --  Und unser

einer hat doch auch bisweilen seine lustigen Stun-

den,  wo man gern  gesellschaftliche  Unterhaltung

haben möcht. --

 

   Pamina. Geduld Freund! der Himmel wird auch für

dich sorgen;  er wird dir eine Freundinn schicken,

ehe du dir's vermuthest. -- --

 

   Papag. Wenn er's nur bald schickte.                    45

 

                     Pamina.

 

                     Duetto.

 

Bey Männern, welche Liebe fühlen,

Fehlt auch ein gutes Herze nicht.

 

                    Papageno.

Die süßen Triebe mit zu fühlen,

Ist dann der Weiber erste Pflicht.

 

                      Beyde.

Wir wollen uns der Liebe freu'n,                          50

Wir leben durch die Lieb allein.

 

                     Pamina.

Die Lieb' versüßet jede Plage,

Ihr opfert jede Kreatur.

 

                    Papageno.

Sie würzet unsre Lebenstage,

Sie wirkt im Kreise der Natur.                            55

 

                      Beyde.

Ihr hoher Zweck zeigt deutlich an,

Nichts edlers sey, als Weib und Mann.

Mann und Weib, und Weib und Mann,

Reichen an die Götter an.

                         (Beyde ab.)

 




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