Bei Nálandá weilte nun der Erhabene, am Saume des Mangowaldes der Stadt
Pává. Da ist denn der ehrwürdige Sáriputto zum Erhabenen hingekommen, hat den
Erhabenen ehrerbietig begrüßt und sich beiseite gesetzt. Beiseite sitzend
sprach dann der ehrwürdige Sáriputto zum Erhabenen also:
«So klar geworden bin ich, o Herr, am Erhabenen: es war nicht und es wird
nicht sein und ist auch gegenwärtig nicht ein anderer Asket oder Priester
reicher als der Erhabene an Weistum, und zwar im Erwachtsein.»
«Gewaltig ist, Sáriputto, das kühne Wort, das du gesprochen, schlechthin
behauptet, als Löwenruf hast erschallen lassen: 'So klar geworden bin ich, o
Herr, am Erhabenen: es war nicht und es wird nicht sein und ist auch
gegenwärtig nicht ein anderer Asket oder Priester reicher als der Erhabene an Weistum,
und zwar im Erwachtsein'; wie denn, Sáriputto: die da in vergangenen Zeiten
Heilige, vollkommen Erwachte waren, alle jene Erhabenen hast du im Geiste
geistig erfassend erkannt: "Also gelebt hatten jene Erhabenen, so und so,
also gelehrt, also gewußt, also geweilt, also erlöst waren jene Erhabenen, so
und so"?»
«Das wohl nicht, o Herr.»
«Wie aber, Sáriputto: die da in künftigen Zeiten Heilige, vollkommen
Erwachte sein werden, alle jene Erhabenen hast du im Geiste geistig erfassend
erkannt: "Also leben werden jene Erhabenen, so und so, also lehren, also
wissen, also weilen, also erlöst sein werden jene Erhabenen, so und so"?»
«Das wohl nicht, o Herr.»
«Wie aber, Sáriputto: hast du gegenwärtig mich als Heiligen, vollkommen
Erwachten im Geiste geistig erfassend erkannt: "Also lebt der Erhabene, so
und so, lehrt also, weiß also, weilt also, also erlöst ist der Erhabene, so und
so"?»
«Das wohl nicht, o Herr.»
«So hast du eben da, Sáriputto, von den vergangenen, künftigen,
gegenwärtigen Heiligen, vollkommen Erwachten, keine geistig durchdringende
Kunde: wie denn also nur, Sáriputto, konntest du das gewaltige, kühne Wort
sprechen, schlechthin behaupten, als Löwenruf erschallen lassen: 'So klar
geworden bin ich, o Herr, am Erhabenen es war nicht und es wird nicht sein und
ist auch gegenwärtig nicht ein anderer Asket oder Priester reicher als der
Erhabene an Weistum, und zwar im Erwachtsein'?»
«Freilich hab' ich, o Herr, von den vergangenen, künftigen, gegenwärtigen
Heiligen, vollkommen Erwachten keine geistig durchdringende Kunde: gleichwohl
hab' ich folgerecht erkannt. -
Gleichwie etwa, o Herr, als wenn an des Königs Grenzen eine Burg steht, mit
mächtigem Walle, mächtigen Mauern und Zinnen, und einem Eingang: da sei ein
Torhüter, klug, erfahren, besonnen, der Unbekannte abweist, Bekannte einläßt.
Der würde, indem er rings um die Festung im Kreisweg herumschritte, keinen
Spalt in der Mauer, keinen Schlitz in der Mauer bemerken, nicht einmal um ein
Kätzchen durchschlüpfen zu lassen, so daß er sich sagte: "Was auch immer
für größeres Wesen diese Burg betreten oder verlassen will, ein jedes muß eben
durch dieses Tor eintreten oder austreten."
Ebenso nun auch, o Herr, hab' ich folgerecht erkannt die da, o Herr, in
vergangenen Zeiten Heilige, vollkommen Erwachte waren, alle jene
Erhabenen
Und die da, o Herr, in künftigen Zeiten Heilige, vollkommen Erwachte sein
werden, alle jene Erhabenen werden die fünf Hemmungen aufheben, die Schlacken
des Gemütes kennenlernen, die lähmenden, bei den vier Grundlagen der
Achtsamkeit den Geist wohlaufpflanzen, die sieben Erweckungen der Wahrheit
gemäß erwirken, werden in der unvergleichlichen vollkommenen Erwachung
auferwachen.
Der Erhabene aber, o Herr, hat jetzt als Heiliger, vollkommen Erwachter die
fünf Hemmungen aufgehoben, die Schlacken des Gemütes kennengelernt, die
lähmenden, hat bei den vier Grundlagen der Achtsamkeit den Geist
wohlaufgepflanzt, die sieben Erweckungen der Wahrheit gemäß erwirkt, ist in der
unvergleichlichen vollkommenen Erwachung auferwacht.»
Da hat denn noch der Erhabene, bei Nálandá verweilend, am Saume des
Mangowaldes der Stadt Pává, also auch weiterhin den Mönchen lehrreiche Rede
gehalten:
«Das eben ist Tugend, das eben ist Vertiefung, das eben ist Weisheit; in
Tugend ausgediehene Vertiefung verleiht hohen Lohn, hohe Förderung, in
Vertiefung ausgediehene Weisheit verleiht hohen Lohn, hohe Förderung, in
Weisheit ausgediehenes Herz wird eben von allem Wahne frei, und zwar vom
Wunscheswahn, vom Daseinswahn, vom Nichtwissenswahn.»
|