DA hat denn der Erhabene eines Morgens sich gerüstet, Mantel und Schale
genommen und den Weg nach Vesálí beschritten, um Almosenspeise. In der Stadt
von Haus zu Haus tretend kehrte der Erhabene mit den erhaltenen Brocken zurück,
nahm das Mahl ein, ließ einen Elefantenblick (ein Elefantenblick ist ein voller
Blick, im Gegensatz zu einem nur seitlichen Hinblicken) über Vesálí hingleiten
und wandte sich nun an den ehrwürdigen Anando:
«Dies wird, Anando, das letzte Gesicht des Vollendeten gegen Vesálí gewesen
sein. Laß' uns, Anando, nach dem Krämerdorfe aufbrechen, dahin wollen wir
gehn.»
«Wohl, o Herr», sagte da aufmerksam der ehrwürdige Anando zum Erhabenen. Da
ist nun der Erhabene, von einer zahlreichen Jüngerschaft begleitet, nach dem
Krämerdorfe hingezogen. Bei dem Krämerdorfe hat dann der Erhabene Rast
gehalten. Dort nun wandte sich der Erhabene an die Mönche:
«Weil da, ihr Mönche, vier Dinge nicht verstanden, nicht durchdrungen waren,
ist eben diese lange Laufbahn umwandelt worden, umkreist worden, von mir sowie
von euch: und welche vier? Weil, ihr Mönche, heilige Tugend nicht verstanden,
nicht durchdrungen war, ist eben diese lange Laufbahn umwandelt worden,
umkreist worden, von mir sowie von euch; weil, ihr Mönche, heilige Vertiefung
nicht verstanden, nicht durchdrungen war, ist eben diese lange Laufbahn
umwandelt worden, umkreist worden, von mir sowie von euch; weil, ihr Mönche,
heilige Weisheit nicht verstanden, nicht durchdrungen war, ist eben diese lange
Laufbahn umwandelt worden, umkreist worden, von mir sowie von euch; weil, ihr
Mönche, heilige Freiheit nicht verstanden, nicht durchdrungen war, ist eben
diese lange Laufbahn umwandelt worden, umkreist worden von mir sowie von euch.
Da ist jetzt, ihr Mönche, heilige Tugend verstanden, durchdrungen, heilige
Vertiefung verstanden, durchdrungen, heilige Weisheit verstanden, durchdrungen,
heilige Freiheit verstanden, durchdrungen, abgeschnitten der Daseinsdurst,
versiegt die Daseinsader, und nicht mehr gibt es Wiedersein.»
Also sprach der Erhabene. Als der Willkommene das gesagt hatte sprach
fernerhin also der Meister:
«Die Tugend, Tiefe, Weisheit
dann
Und Freiheit, die zuhöchst
besteht,
Sie sind verstanden, Ding um
Ding»: --
Vom Gotamiden, reich an
Ruhm,
Der so als Meister hat
gezeigt
Den Jüngern was zu wissen
taugt,
Der Leiden Tilger,
auferwacht,
Der Seher, selbst erloschen
hin.
Da hat denn noch der Erhabene, bei dem Krämerdorfe verweilend, also auch
weiterhin den Mönchen lehrreiche Rede gehalten:
«Das ist Tugend, das ist Vertiefung, das ist Weisheit; in Tugend
ausgediehene Vertiefung verleiht hohen Lohn, hohe Förderung, in Vertiefung
ausgediehene Weisheit verleiht hohen Lohn, hohe Förderung, in Weisheit
ausgediehenes Herz wird eben von allem Wahne frei, und zwar vom Wunscheswahn,
vom Daseinswahn, vom Nichtwissenswahn.»
Nachdem nun der Erhabene bei dem Krämerdorfe nach Belieben geweilt hatte,
wandte sich der Erhabene an den ehrwürdigen Anando:
«Laß' uns, Anando, über Elefantendorf nach dem Mangodorfe gehn, und über
Rosenapfeldorf nach der Bhoger Burg aufbrechen, dahin wollen wir gehn.»
«Wohl, o Herr», sagte da aufmerksam der ehrwürdige Anando zum Erhabenen. Da
ist nun der Erhabene, von einer zahlreichen Jüngerschaft begleitet, nach der
Bhoger Burg hingezogen. Bei der Bhoger Burg hat dann der Erhabene Rast
gehalten, am Steinmal der Anandiden*. Dort wandte sich der Erhabene an
die Mönche:
«Vier wichtige Bezeugnisse will ich euch Mönchen hier aufweisen: das höret
und achtet wohl auf meine Rede.»
«Gewiß, o Herr», sagten da aufmerksam jene Mönche zum Erhabenen. Der
Erhabene sprach also:
«Da mag wohl, ihr Mönche, ein Mönch etwa sagen: "Von Angesicht hab' ich
es, Brüder, vom Erhabenen gehört, von Angesicht vernommen: das ist die Lehre,
das ist die Zucht, das ist des Meisters Gebot." Die Aussage eines solchen
Mönches, ihr Mönche, ist weder zu billigen noch abzuweisen; ohne sie gebilligt,
ohne sie abgewiesen zu haben, hat man sich da die bezeichnenden Sätze
sorgfältig zu merken und in den Reden ihre Bestätigung, in der Zucht ihren
Nachweis aufzufinden. Wenn man aber in den Reden ihre Bestätigung, in der Zucht
ihren Nachweis aufzufinden sucht, und sie nun weder in den Reden ihre
Bestätigung noch in der Zucht ihren Nachweis finden, so muß man dabei zu dem
Schlusse kommen: "Freilich ist das eben nicht des Erhabenen Sprache, sondern
ist von diesem Mönche schlecht aufgefaßt worden"; so mögt ihr, Mönche,
dieses dann verwerfen. Wenn man aber in den Reden ihre Bestätigung, in der
Zucht ihren Nachweis aufzufinden sucht, und sie nun gar wohl in den Reden ihre
Bestätigung und auch in der Zucht ihren Nachweis finden, so muß man dabei zu
dem Schlusse kommen: "Freilich ist das eben des Erhabenen Sprache, ist von
diesem Mönche recht aufgefaßt worden." Das mögt ihr, Mönche, zum ersten
als wichtiges Bezeugnis verwahren.
«Da mag ferner, ihr Mönche, ein Mönch etwa sagen: "An dem und dem Orte
dort weilt eine Jüngergemeinde, mit einem Oberen, mit einem Vorstand; von
dieser Jüngergemeinde hab' ich es von Angesicht gehört, von Angesicht
vernommen: das ist die Lehre, das ist die Zucht, das ist des Meisters
Gebot." Die Aussage eines solchen Mönches, ihr Mönche, ist weder zu
billigen noch abzuweisen; ohne sie gebilligt, ohne sie abgewiesen zu haben, hat
man sich da die bezeichnenden Sätze sorgfältig zu merken und in den Reden ihre
Bestätigung, in der Zucht ihren Nachweis aufzufinden. Wenn man aber in den
Reden ihre Bestätigung, in der Zucht ihren Nachweis aufzufinden sucht, und sie
nun weder in den Reden ihre Bestätigung noch in der Zucht ihren Nachweis
finden, so muß man dabei zu dem Schlusse kommen: "Freilich ist das eben
nicht des Erhabenen Sprache, sondern ist von dieser Jüngergemeinde schlecht
aufgefaßt worden"; so mögt ihr, Mönche, dieses dann verwerfen. Wenn man
aber in den Reden ihre Bestätigung, in der Zucht ihren Nachweis aufzufinden
sucht, und sie nun gar wohl in den Reden ihre Bestätigung und auch in der Zucht
ihren Nachweis finden, so muß man dabei zu dem Schlusse kommen: "Freilich
ist das eben des Erhabenen Sprache, ist von dieser Jüngergemeinde recht
aufgefaßt worden." Das mögt ihr, Mönche, zum zweiten als wichtiges
Bezeugnis verwahren.
«Da mag ferner, ihr Mönche, ein Mönch etwa sagen: "An dem und dem Orte
weilt eine große Anzahl oberer Mönche, die viel erfahren, gründliche Kunde
erworben haben, Hüter der Lehre, Hüter der Zucht, Hüter der Überlieferung (mátiká)
sind; von diesen Oberen hab' ich es von Angesicht gehört, von Angesicht
vernommen: das ist die Lehre, das ist die Zucht, das ist des Meisters
Gebot." Die Aussage eines solchen Mönches, ihr Mönche, ist weder zu
billigen noch abzuweisen; ohne sie gebilligt, ohne sie abgewiesen zu haben, hat
man sich da die bezeichnenden Sätze sorgfältig zu merken und in den Reden ihre
Bestätigung, in der Zucht ihren Nachweis aufzufinden. Wenn man aber in den
Reden ihre Bestätigung, in der Zucht ihren Nachweis aufzufinden sucht, und sie
nun weder in den Reden ihre Bestätigung, noch in der Zucht ihren Nachweis
finden, so muß man dabei zu dem Schlusse kommen: "Freilich ist das eben
nicht des Erhabenen Sprache, sondern ist von diesen Oberen schlecht aufgefaßt
worden"; so mögt ihr, Mönche, dieses dann verwerfen. Wenn man aber in den
Reden ihre Bestätigung, in der Zucht ihren Nachweis aufzufinden sucht, und sie
nun gar wohl in den Reden ihre Bestätigung und auch in der Zucht ihren Nachweis
finden, so muß man dabei zu dem Schlusse kommen: "Freilich ist das eben
des Erhabenen Sprache, ist von diesen Oberen recht aufgefaßt worden." Das
mögt ihr, Mönche, zum dritten als wichtiges Bezeugnis verwahren.»
«Da mag ferner, ihr Mönche, ein Mönch etwa sagen: "An dem und dem Orte weilt
ein einzelner alter Mönch, der viel erfahren, gründliche Kunde erworben hat,
Hüter der Lehre, Hüter der Zucht, Hüter der Überlieferung ist; von diesem Alten
hab' ich es von Angesicht gehört, von Angesicht vernommen: das ist die Lehre,
das ist die Zucht, das ist des Meisters Gebot." Die Aussage eines solchen
Mönches, ihr Mönche, ist weder zu billigen noch abzuweisen; ohne sie gebilligt,
ohne sie abgewiesen zu haben, hat man sich da die bezeichnenden Sätze
sorgfältig zu merken und in den Reden ihre Bestätigung, in der Zucht ihren
Nachweis aufzufinden. Wenn man aber in den Reden ihre Bestätigung, in der Zucht
ihren Nachweis aufzufinden sucht, und sie nun weder in den Reden ihre
Bestätigung noch in der Zucht ihren Nachweis finden, so muß man dabei zu dem Schlusse
kommen: "Freilich ist das eben nicht des Erhabenen Sprache, sondern ist
von diesem Alten schlecht aufgefaßt worden"; so mögt ihr, Mönche, dieses
dann verwerfen. Wenn man aber in den Reden ihre Bestätigung, in der Zucht ihren
Nachweis aufzufinden sucht, und sie nun gar wohl in den Reden ihre Bestätigung
und auch in der Zucht ihren Nachweis finden, so muß man dabei zu dem Schlusse
kommen: "Freilich ist das eben des Erhabenen Sprache, ist von diesem Alten
recht aufgefaßt worden." Das mögt ihr, Mönche, zum vierten als wichtiges
Bezeugnis verwahren. - Das sind, ihr Mönche, vier Bezeugnisse, die als wichtig
verwahrt werden mögen 36.»
Da hat denn noch der Erhabene, bei der Bhoger Burg verweilend, am Steinmal
der Anandiden, also auch weiterhin den Mönchen lehrreiche Rede gehalten:
«Das ist Tugend, das ist Vertiefung, das ist Weisheit; in Tugend
ausgediehene Vertiefung verleiht hohen Lohn, hohe Förderung, in Vertiefung
ausgediehene Weisheit verleiht hohen Lohn, hohe Förderung, in Weisheit
ausgediehenes Herz wird eben von allem Wahne frei, und zwar vom Wunscheswahn,
vom Daseinswahn, vom Nichtwissenswahn.»
Nachdem nun der Erhabene bei der Bhoger Burg nach Belieben geweilt hatte,
wandte sich der Erhabene an den ehrwürdigen Anando:
«Laß' uns, Anando, nach Pává aufbrechen, dahin wollen wir gehn.»
«Wohl, o Herr», sagte da aufmerksam der ehrwürdige Anando zum Erhabenen. Da
ist nun der Erhabene von einer zahlreichen Jüngerschaft begleitet, nach Pává
hingezogen. Bei Pává hat dann der Erhabene Rast gehalten, im Mangohaine bei
Cundo, dem Goldschmied.
Es vernahm aber Cundo der Coldschmied: "Der Erhabene, heißt es, ist in
Pává angekommen, hält bei Pává Rast, im Mangohaine bei mir!" Da begab sich
denn Cundo der Goldschmied zum Erhabenen hin, begrüßte den Erhabenen
ehrerbietig und setzte sich beiseite nieder. Cundo der Goldschmied, der da
beiseite saß, wurde nun vom Erhabenen in lehrreichem Gespräche ermuntert,
ermutigt, erregt und erheitert. Als dann Cundo der Goldschmied vom Erhabenen in
lehrreichem Gespräche ermuntert, ermutigt, erregt und erheitert war, sprach er
zum Erhabenen also:
«Gewähre mir, o Herr, der Erhabene die Bitte, morgen mit der Jüngerschaft
bei mir zu speisen!»
Schweigend gewährte der Erhabene die Bitte.
Nachdem nun Cundo der Goldschmied der Zustimmung des Erhabenen gewiß war,
stand er vom Sitze auf, begrüßte den Erhabenen ehrerbietig, ging rechts herum
und entfernte sich. Am nächsten Morgen dann ließ Cundo der Goldschmied in
seiner Behausung ausgewählte feste und flüssige Speise auftragen und reichlich
dazu noch Ebermorcheln 37. Alsdann sandte er einen Boten an den
Erhabenen mit der Meldung: "Es ist Zeit, o Herr, das Mahl ist
bereit." So begann denn der Erhabene vor Mittag sich zu rüsten, nahm
Mantel und Almosenschale und ging, von der Jüngerschaft begleitet, nach dem
Hause, wo Cundo der Goldschmied wohnte. Dort angelangt nahm der Erhabene auf
dem angebotenen Sitze Platz. Alsbald nun wandte sich der Erhabene an Cundo den
Goldschmied:
«Was du, Cundo, an Ebermorcheln vorbereitet hast, damit versorge mich: was
aber an anderer fester und flüssiger Speise vorhanden ist, damit versorge die
Jüngerschaft.»
«Wohl, o Herr», sagte da gehorsam Cundo der Goldschmied zum Erhabenen; und
was an Ebermorcheln vorbereitet war, damit versorgte er den Erhabenen, was aber
an anderer fester und flüssiger Speise vorhanden war, damit versorgte er die
Jüngerschaft. Da hat denn der Erhabene sich an Cundo den Goldschmied gewandt:
«Was dir, Cundo, an Ebermorcheln übriggeblieben ist, das verscharr' in der
Grube: keinen seh' ich da, Cundo, in der Welt mit ihren Göttern, ihren bösen
und heiligen Geistern, mit ihrer Schar von Priestern und Büßern, Göttern und
Menschen, von dem das genossen und gänzlich verdaut werden könnte, den
Vollendeten ausgenommen.»
«Gut, o Herr», sagte da gehorsam Cundo der Goldschmied zum Erhabenen; und
was an Ebermorcheln noch übrig war, das verscharrte er in der Grube. Dann
kehrte er zum Erhabenen zurück, verbeugte sich ehrerbietig vor dem Erhabenen
und setzte sich beiseite nieder. Da hat denn noch der Erhabene Cundo den
Goldschmied, der an der Seite saß, in lehrreichem Gespräche ermuntert,
ermutigt, erregt und erheitert, ist sodann aufgestanden und von dannen
geschritten.
Da hat nun den Erhabenen nach dem bei Cundo dem Goldschmied eingenommenen
Mahle eine heftige Krankheit befallen, blutiges Erbrechen mit starken Schmerzen
stellte sich ein, lebensgefährlich. Auch diese hat denn der Erhabene klar und
wohlbewußt erduldet, ohne sich verstören zu lassen.
Alsbald nun wandte sich der Erhabene an den ehrwürdigen Anando:
«Laß' uns, Anando, nach Kusinárá aufbrechen, dahin wollen wir gehn.»
«Wohl, o Herr», sagte da aufmerksam der ehrwürdige Anando zum Erhabenen.
Bei Cundo nach der Mahlzeit
dann,
Beim Goldschmied, hat man mir
erzählt,
Erfuhr der Weise Krankheit
bald,
Mit starken Schmerzen,
sterbesiech.
Als wie bewirtet mit der
Ebermorchel
Befiel ein Übel arger Qual den
Meister da;
Geplagt von Schluchzen hat der
Herr gesprochen:
«Nach Kusinárá weiter will ich
wandern hin.»
Da ist denn der Erhabene vom Wege abgebogen, an den Fuß eines Baumes in der
Nähe herangetreten und hat dann dem ehrwürdigen Anando gesagt:
«Sei so lieb, Anando, und spreite mir den Mantel vierfach gefaltet auf: ich
bin erschöpft, Anando, und werde mich niedersetzen.»
«Wohl, o Herr», sagte da gehorsam der ehrwürdige Anando zum Erhabenen; und
er spreitete den Mantel vierfach gefaltet auf.
Es setzte sich der Erhabene auf den vorbereiteten Sitz. Dann wandte sich der
Erhabene an den ehrwürdigen Anando:
«Sei so lieb, Anando, und hole mir Wasser: ich bin durstig, Anando, und
möchte trinken.»
Auf diese Worte sprach der ehrwürdige Anando zum Erhabenen also:
«Es sind jetzt, o Herr, etwa fünfhundert Karren da hinübergefahren: von den
Rädern durchschnitten läuft nun das Wasser seicht durcheinander, trübe
geworden. Aber ganz in der Nähe, o Herr, fließt die Kakudhá, mit klarem Wasser,
frischem Wasser, kühlem Wasser, reinem Wasser, leicht zugänglich, schön
gelegen: dort wird der Erhabene Wasser trinken und auch die Glieder erquicken
können.»
Ein zweites Mal aber, und ein drittes Mal hat der Erhabene sich also an den
ehrwürdigen Anando gewandt:
«Sei so lieb, Anando, und hole mir Wasser ich bin durstig, Anando, und
möchte trinken.»
«Wohl, o Herr», sagte da beim drittenmal gehorsam der ehrwürdige Anando zum
Erhabenen; und mit der Schale versehn stieg er zum Bache herab. Da war nun der
Bach, dessen Wellen von den Rädern durchschnitten seicht
durcheinandergeflossen, trübe geworden waren, beim Herankommen des ehrwürdigen
Anando klar, durchsichtig, hell anzuschauen. Da gedachte nun der ehrwürdige
Anando alsbald: "Ach wie erstaunlich, wie doch so wunderbar ist des
Vollendeten hohe Macht, hohe Gewalt! Dieser Bach da vor mir, dessen Gewässer,
von den Rädern durchschnitten, seicht durcheinander geflossen, trübe geworden
waren, der strömt nun bei meinem Herankommen klar, durchsichtig, hell
dahin." Dann schöpfte er Wasser in die Schale, kehrte zum Erhabenen zurück
und sprach also:
«Staunen und Wunder, o Herr, über des Vollendeten hohe Macht, hohe Gewalt:
eben zuvor, o Herr, war dieser Bach, von den Rädern durchschnitten, seicht
durcheinander geflossen, trübe geworden, und ist bei meinem Herankommen klar,
durchsichtig, hell anzuschauen! Trinken möge der Erhabene das Wasser, trinken
möge der Willkommene das Wasser.»
Da hat denn der Erhabene das Wasser getrunken.
Um diese Zeit aber war Pukkuso der Mallerprinz, ein Jünger des Aláro Kálámo,
von Kusinárá nach Pává unterwegs und reiste die Landstraße entlang. Es sah nun
Pukkuso der junge Maller den Erhabenen unter einem Baume sitzen. Als er den
Erhabenen gesehn hatte, kam er heran, begrüßte den Erhabenen ehrerbietig und
setzte sich beiseite nieder. Beiseite sitzend sprach nun Pukkuso der
Mallerprinz zum Erhabenen also:
«Erstaunlich, o Herr, außerordentlich ist es, o Herr, wie tief da, o Herr,
der Frieden ist, in dem Pilger zu beharren vermögen. - Eines Tages einmal, o
Herr, war Aláro Kálámo die Landstraße entlang gewandert, war dann vom Wege
abgebogen und hatte sich in der Nähe unter einem Baume niedergesetzt, bis gegen
Abend zu verweilen. Da sind nun, o Herr, an fünfhundert Karren gerade Alaro
Kálámo gegenüber vorbeigefahren. Nun ist dann, o Herr, einer der Männer, den
Spuren dieser Karrenkarawane immer nachfolgend, zu Aláro Kálámo herangekommen
und hat also gefragt: "Du hast wohl, o Herr, an fünfhundert Karren
vorbeifahren sehn." - "Nichts hab' ich, Bruder, gesehn." -
"Aber du hast doch, o Herr, den Lärm gehört?" - "Nichts, Bruder,
hab' ich von Lärm gehört." - "So hast du, o Herr, geschlafen?"
Nicht hab' ich, Bruder, geschlafen." - "Wie denn, o Herr: und du
warst bewußt?" - "Gewiß, Bruder." - "So hast du, o Herr,
bewußt und mit wachen Sinnen die fünfhundert Karren, die gerade gegenüber
vorbeigefahren sind, weder gesehn noch auch den Lärm gehört: aber dein Mantel,
o Herr, ist ja ganz mit Staub überdeckt!" - "Freilich, Bruder."
Da wurde nun, o Herr, jenem Manne also zumute: "Großartig ist es,
unglaublich, in der Tat, wie tief da, fürwahr, der Frieden ist, in dem Pilger
zu beharren vermögen: wo ja eben einer bewußt und mit wachen Sinnen fünfhundert
Karren, die gerade gegenüber vorbeifahren, weder zu sehn noch auch den Lärm zu
hören braucht!" Und nachdem er so für Aláro Kálámo hohe Begeisterung
erkennen hatte lassen, ging er weiter.»
«Wie denkst du darüber, Pukkuso, was mag da wohl etwa schwieriger
auszuführen, etwa schwieriger zu erwirken sein: daß einer bewußt und mit wachen
Sinnen fünfhundert Karren, die gerade gegenüber vorbeifahren, weder zu sehn
noch auch den Lärm zu hören vermöchte; oder daß einer bewußt und mit wachen
Sinnen im Gewittersturm, im wirbelnden Wolkenbruch, während Blitze herabzücken
und der Donner krachend dareinschlägt, weder zu sehn noch auch den Lärm zu
hören vermöchte?»
«Was gälten da freilich, o Herr, fünfhundert Karren oder sechshundert,
siebenhundert Karren oder achthundert, ncunhundert Karren oder tausend oder
hunderttausend Karren: vielmehr wäre das eben gar schwieriger auszuführen und
schwieriger zu erwirken, daß einer bewußt und mit wachen Sinnen im Gewittersturm,
im wirbelnden Wolkenbruch, während Blitze herabzücken und der Donner krachend
dareinschlagt, weder zu sehn noch auch den Lärm zu hören vermöchte!»
«Es war einmal, Pukkuso, da bin ich bei Atumá geweilt, in einer Scheune. Um
diese Zeit aber, bei einem Gewittersturm, im wirbelnden Wolkenbruch, während
Blitze herabzückten und der Donner krachend dareinschlug, wurden unweit der
Scheune zwei Landbauern, Brüder, getroffen, und vier Zugochsen. Da ist denn,
Pukkuso, aus Atumá eine große Menschenmenge herangekommen und um die beiden
Landbauern, die erschlagenen Brüder, und die vier Zugochsen herumgestanden.
Doch war ich, Pukkuso, schon aus der Scheune hervorgetreten und ging vor der
Tenne unter freiem Himmel auf und ab. Alsbald kam nun, Pukkuso, einer der Männer
aus jener großen Menschenmenge auf mich zu, verbeugte sich vor mir und stand
beiseite. Den Mann aber, Pukkuso, der da beiseite stand, sprach ich also an:
"Was ist denn da, Bruder, für eine große Menschenmenge
zusammengekommen?" -
"Es sind jetzt, o Herr, im Wettersturm, im prasselnden Wolkengusse,
unter flammenden Blitzen und krachendem Donnergetöse, zwei Landleute erschlagen
worden, Brüder, und vier Pflugochsen: da ist denn nun diese große Menschenmenge
zusammengelaufen; du aber, o Herr, bist wo gewesen?" - "Hier eben,
Bruder, bin ich gewesen." - "Und hast es, o Herr, wohl gesehn?"
- "Nichts hab' ich, Bruder, gesehn." - "Aber du hast doch, o
Herr, den Lärm gehört?" - " Nichts, Bruder, hab' ich von Lärm
gehört." - " Dann hast du, o Herr, gar geschlafen?" -
"Nicht hab' ich, Bruder, geschlafen." - "Wie denn, o Herr: und
du warst bewußt?" - "Gewiß, Bruder." - "So hast du, o Herr,
bewußt und mit wachen Sinnen im Gewittersturm und wirbelnden Wolkenbruch,
während Blitze herabschossen und der Donner krachend dareinschlug, weder gesehn
noch auch den Lärm gehört?" -
"Freilich, Bruder." Da wurde nun, Pukkuso, jenem Manne also
zumute: "O wie seltsam ist es, wie so wunderbar doch, wie tief da wirklich
der Frieden sein muß, in dem Pilger verharren können: wo ja eben einer bewußt
und mit wachen Sinnen im Gewittersturm, im wirbelnden Wolkenbruch, während
Blitze herabzücken und der Donner krachend dareinschlägt, weder zu sehn noch
auch den Lärm zu hören braucht!" Und nachdem er so hohe Begeisterung für
mich gezeigt hatte, ging er rechts herum und entfernte sich.»
Nach diesen Worten sprach Pukkuso der Mallerprinz zum Erhabenen also: «Da
will ich nur, o Herr, die Begeisterung für Aláro Kálámo in den Sturmwind
aussäen oder den hurtigen Wellen des Flusses überlassen. - Vortrefflich, o
Herr, vortrefflich, o Herr! Gleichwie etwa, o Herr, als ob man Umgestürztes
aufstellte, oder Verdecktes enthüllte, oder Verirrten den Weg zeigte, oder
Licht in die Finsternis brächte: "Wer Augen hat wird die Dinge sehn":
ebenso auch, o Herr, ist vom Erhabenen die Lehre gar vielfach dargelegt worden.
Und so nehm ich', o Herr, beim Erhabenen Zuflucht, bei der Lehre und bei der
Jüngerschaft: als Anhänger soll mich der Erhabene betrachten, von heute an
zeitlebens getreu.»
[Hier scheint ein Absatz zu fehlen, der Erhabene hat, nach obigem
Gespräch, mit Punkkuso ja noch gar nicht über die Lehre gesprochen.WG]
Dann hat Pukkuso der Mallerprinz einem seiner Leute gewunken:
«Ach bringe mir doch mal den goldfarbenen doppeltgewebten Schleier her.»
«Sehr wohl, Herr», sagte da gehorsam jener Mann zu Pukkuso dem Mallerprinzen;
und er brachte den goldfarbenen doppeltgewebten Schleier herbei. Da hat denn
Pukkuso der Mallerprinz den goldfarbenen doppeltgewebten Schleier dem Erhabenen
dargereicht:
«Das ist, o Herr, ein goldfarbener doppeltgewebter Schleier: den möge, o
Herr, der Erhabene von mir entgegennehmen, um Erbarmens willen!»
«Wohlan denn, Pukkuso: in den einen magst du mich hüllen, in den anderen
Anando.»
«Gern, o Herr!», sagte da gehorsam Pukkuso der Mallerprinz zum Erhabenen;
und in den einen hüllte er den Erhabenen, in den anderen den ehrwürdigen
Anando.
Da hat denn noch der Erhabene Pukkuso den Mallerprinzen in lehrreichem
Gespräche ermuntert, ermutigt, erregt und crheitert. Als dann Pukkuso der Mallerprinz
vom Erhabenen in lehrreichem Gcspräche ermuntert, ermutigt, erregt und
erheitert worden war, stand er auf, begrüßte den Erhabenen ehrerbietig, ging
rechts herum und zog weiter.
Als nun der ehrwürdige Anando, nicht lange nachdem Pukkuso der Mallerprinz
gegangen war, den goldfarbenen doppeltgewebten Schleier dem Körper des
Erhabenen gemäß richtete, hat es, dem Körper des Erhabenen gemäß gerichtet,
gänzlich wie glanzlos geschienen. Da hat nun der ehrwürdige Anando zum
Erhabenen also gesprochen:
«Erstaunlich, o Herr, wundersam ist es, o Herr, in welcher Klarheit, o Herr,
des Vollendeten Hautfarbe rings erschimmert! Da ist, o Herr, der goldfarbene
doppeltgewebte Schleier, dem Körper des Erhabenen gemäß gerichtet, gänzlich wie
glanzlos geworden.»
«Also ist es, Anando; zweimal, Anando, kommt es vor, daß der Körper des
Vollendeten wie überklar wird und die Hautfarbe rings erschimmert: welche
zweimal? Die Nacht, Anando, wann der Vollendete in der unvergleichlichen
vollkommenen Erwachung auferwacht, und die Nacht, wann der Vollendete in der
ohne Hangen verbliebenen Art der Erlöschung zu erlöschen kommt: diese zweimal,
Anando, kommt es vor, daß der Körper des Vollendeten wie überklar wird und die
Hautfarbe rings erschimmert. Heute aber, Anando, in den letzten Stunden der
Nacht, auf Kusinárer Landgebiet, im Kronbaumwalde der Maller, inmitten von ein
paar Bäumen, wird der Vollendete zur Erlöschung eingehn. - Laß' uns, Anando,
zum Wasser der Kakudhá hinabsteigen, dahin wollen wir schreiten.»
«Wohl, o Herr», sagte da aufmerksam der ehrwürdige Anando zum Erhabenen.
Goldschimmerseide, doppelt
fein,
Pukkuso reichte gern sie
dar:
Der Meister, damit angetan,
Erschien wie Mondesschimmer
hell.
Alsbald ist nun der Erhabene, von einer zahlreichen Jüngerschaft begleitet,
nach dem Bette der Kakudhá herabgestiegen und, dort angelangt, in die
rauschenden Gewässer eingetaucht, hat gebadet und getrunken, ist dann wieder
ans Ufer zurückgekehrt und nach einem Mangowäldchen hingegangen. Dort
eingetreten hat der Erhabene sich an den ehrwürdigen Cundako gewandt:
«Sei so lieb, Cundako, und spreite mir den Mantel vierfach gefaltet auf: ich
bin müde, Cundako, und möchte mich hinlegen.»
«Wohl, o Herr», sagte da gehorsam der ehrwürdige Cundako zum Erhabenen; und
er spreitete den Mantel vierfach gefaltet auf. Da hat denn der Erhabene sich
auf die rechte Seite wie der Löwe hingelegt, einen Fuß über dem anderen, klar
bewußt, der Zeit des Aufstehns gewärtig. Der ehrwürdige Cundako aber setzte
sich ebenda vor den Erhabenen hin.
Es kam der Wache zur Kakudher
Wellenflut,
Wo frisch die Wasser blinken, bis
zum Grunde klar:
Hinab da stieg der Meister,
schien ermüdet nicht,
Vollendet in der Welt und
ohnegleichen.
Nach Bad und Trunk von dannen
schritt der Meister,
Voran den Jüngerscharen rings im
Zuge,
Der Künder und Verkünder, Herr
der Satzung hier,
Den Mangohain betrat der hohe
Seher:
Cundako, sagt' er zu dem Mönche,
der so hieß,
Vierfach gefaltet spreite mir das
Lager.
Da hat der Mönch dem
Selbstgewalt'gen gern gedient
Und alsogleich den Mantel
vierfach glatt gestreift:
Hin legte sich der Meister,
schien ermüdet nicht,
Cundako aber saß zuhäupten
nieder.
Da hat nun der Erhabene sich an den ehrwürdigen Anando gewandt:
«Es könnte wohl sein, Anando, daß da jemand Cundo dem Goldschmied einen
Vorwurf machen wollte: "Das ist dir, Bruder Cundo, übel geraten, das hast
du schlecht getroffen, daß bei dir der Vollendete den letzten Almosenbissen zu
genießen bekam und dann erloschen ist." Einem Vorwurfe nun, Anando, gegen
Cundo den Goldschmied muß also vorgebeugt werden:
"Das ist dir, Bruder Cundo, geraten, das hast du recht getroffen, daß
bei dir der Vollendete den letzten Almosenbissen zu genießen bekam und dann
erloschen ist. Von Angesicht hab' ich es, Bruder Cundo, vom Erhabenen gehört,
von Angesicht vernommen: "Zwei gibt es der Almosenbissen, beide gleich an
Lohn, beide gleich an Entgelt, die gleichsam mehr als andere Almosenbissen
hohen Lohn, hohe Förderung verleihen: und welche zwei?
Der Almosenbissen, nach dessen Empfangnahme der Vollendete in der
unvergleichlichen vollkommenen Erwachung auferwacht, und der Almosenbissen,
nach dessen Empfangnahme der Vollendete in der ohne Hangen verbliebenen Art der
Erlöschung zu erlöschen kommt: das sind die zwei Almosenbissen, beide gleich an
Lohn, gleich beide an Entgelt, die gleichsam mehr als andere Almosenbissen
hohen Lohn, hohe Förderung verleihen.
Ein lebenverlängerndes Mittel hat der ehrwürdige Cundo sich zubereitet, der
Goldschmied, ein Gesundheit förderndes Mittel hat der ehrwürdige Cundo sich
zubereitet, der Goldschmied, ein Wohlsein bewirkendes Mittel hat der ehrwürdige
Cundo sich zubereitet, der Goldschmied, ein Ruhm verschaffendes Mittel hat der
ehrwürdige Cundo sich zubereitet, der Goldschmied, ein himmelgewinnendes Mittel
hat der ehrwürdige Cundo sich zubereitet, der Goldschmied, ein allversöhnendes
Mittel hat der ehrwürdige Cundo sich zubereitet, der Goldschmied." Einem
Vorwurf, Anando, gegen Cundo den Goldschmied muß also vorgebeugt werden.»
Da hat nun der Erhabene, in solcher Hinsicht eben dazumal tief aufatmend,
dies verlauten lassen:
«Der Gabenspender spart sich
Verdienst,
Der Insichgegangne greift keinen
Grimm,
Der Kundige kehrt sich vom Bösen
ab -
Wer Gier, Haß und Irre vertan,
dem ist wohl.»
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