Da hat denn der Erhabene sich an den ehrwürdigen Anando gewandt:
«Laß' uns, Anando, nach den Gewässern der Hiraññavatí aufbrechen, ans andere
Gestade hinüberziehn, auf Kusinárer-Landgebiet, nach dem Kronwalde der Maller,
dahin wollen wir gehn.»
«Wohl, o Herr», sagte da aufmerksam der ehrwürdige Anando zum Erhabenen. Da
ist nun der Erhabene, von einer zahlreichen Jüngerschaft begleitet, nach den
Gewässern der Hiraññavatí, ans andere Gestade hinübergezogen, auf Kusinárer
Landgebiet, zum Kronwalde der Maller gekommen. Dort angelangt hat der Erhabene
sich an den ehrwürdigen Anando gewandt:
«Sei so lieb, Anando, und lasse mir zwischen ein paar Bäumen eine Bahre mit
dem Scheitel nach Norden aufstellen: ich bin müde, Anando, und möchte mich
hinlegen.»
«Wohl, o Herr», sagte da aufmerksam der ehrwürdige Anando zum Erhabenen; und
er ließ inmitten zweier Kronbäume eine Bahre mit dem Scheitel nach Norden
aufstellen. Da hat denn der Erhabene sich auf die rechte Seite wie der Löwe
hingelegt, einen Fuß über dem anderen, klar bewußt.
Damals nun waren die zwei Kronbäume in voller Knospenpracht aufgegangen,
außer der Blütezeit. Von denen wurde der Leib des Vollendeten bestreut,
überstreut, über und über bestreut, dem Vollendeten zu Ehren. Und Blüten vom
himmlischen Korallenbaum flatterten aus den Lüften hernieder, auch davon wurde
der Leib des Vollendeten bestreut, überstreut, über und über bestreut, dem
Vollendeten zu Ehren. Und himmlischer Sandelstaub kam aus den Lüften
herangeweht, auch davon wurde der Leib des Vollendeten bestreut, überstreut,
über und über bestreut, dem Vollendeten zu Ehren. Und himmlische Klangweisen
ließen sich in den Lüften vernehmen, dem Vollendeten zu Ehren, und himmlische
Sangweisen gingen in den Lüften da vor, dem Vollendeten zu Ehren. Da hat nun
der Erhabene sich an den ehrwürdigen Anando gewandt:
«In voller Knospenpracht sind, Anando, die zwei Kronbäume aufgegangen, außer
der Blütezeit. Von ihnen wird der Leib des Vollendeten bestreut, überstreut,
über und über bestreut, dem Vollendeten zu Ehren. Und Blüten vom himmlischen
Korallenbaum flattern aus den Lüften hernieder, auch davon wird der Leib des
Vollendeten bestreut, überstreut, über und über bestreut, dem Vollendeten zu
Ehren. Und himmlischer Sandelstaub kommt aus den Lüften herangeweht, auch davon
wird der Leib des Vollendeten bestreut, überstreut, über und über bestreut, dem
Vollendeten zu Ehren. Und himmlische Klangweisen lassen sich in den Lüften
vernehmen, dem Vollendeten zu Ehren, und himmlische Sangweisen gehn in den
Lüften da vor, dem Vollendeten zu Ehren. Aber nicht eben, Anando, insofern wird
der Vollendete wertgehalten oder hochgeschätzt, geachtet oder geehrt und
gefeiert. Wer da, Anando, als Mönch oder als Nonne, als Anhänger oder als
Anhängerin 39, der Lehre lehrgemäß nachfolgend ausharrt, auf dem
geraden Pfade vorschreitend der Lehre gemäß wandelt der wertet und schätzt,
achtet und ehrt den Vollendeten mit der höchsten Ehre. Darum aber, Anando:
"Der Lehre lehrgemäß nachfolgend werden wir ausharren, auf dem geraden
Pfade vorschreitend der Lehre gemäß wandeln": so habt ihr, Anando, euch
wohl zu üben.»
Während der Zeit nun war der ehrwürdige Upaváno vor dem Erhabenen gestanden
und hatte dem Erhabenen Kühlung gefächelt. Da hat nun der Erhabene den
ehrwürdigen Upavano abgewiesen:
«Geh' beiseite, Mönch, so daß du da nicht vor mir stehst.»
Aber der ehrwürdige Anando gedachte nun hier: "Dieser ehrwürdige
Upaváno ist seit langem des Erhabenen Aufwärter, ist dem näheren Kreise mit
zugehörig; und der Erhabene weist nun in der letzten Stunde den ehrwürdigen
Upaváno ab: "Geh' beiseite, Mönch, so daß du da nicht vor mir
stehst." Was mag wohl der Anlaß, was der Umstand sein, daß der Erhabene
den ehrwürdigen Upaváno so abgewiesen hat?" Und der ehrwürdige Anando
sprach nun zum Erhabenen also:
«Dieser ehrwürdige Upaváno, o Herr, ist seit langem des Erhabenen Aufwärter,
ist dem näheren Kreise mit zugehörig; und der Erhabene weist nun in der letzten
Stunde den ehrwürdigen Upaváno ab: "Geh' beiseite, Mönch, so daß du da
nicht vor mir stehst." Was mag wohl, o Herr, der Anlaß, was der Umstand
sein, daß der Erhabene den ehrwürdigen Upaváno so abgewiesen hat?»
«Immer mehr und mehr, Anando, strömen in den zehn Weltgegenden Gottheiten
zusammen, den Vollendeten zu sehn. Soweit, Anando, als Kusinárer Landgebiet
reicht, um den Kronwald der Maller zwölf Meilen in der Runde, ist keine Stelle
auch nur mit der Spitze eines Haares betupfbar, die nicht von vielmögenden
Gottheiten erfüllt wäre. Gottheiten, Anando, seufzten da auf: "Weither gar
sind wir herangezogen, den Vollendeten zu sehn: selten doch nur, irgend einmal,
erscheint ein Vollendeter in der Welt, ein Heiliger, vollkommen Erwachter!
Heute aber, in den letzten Stunden der Nacht, wird der Vollendete zur
Erlöschung eingehn: nun hat da ein vielmögender Mönch sich vor den Erhabenen
hingestellt, ein Wehr bildend, und nicht ist uns gegönnt in der letzten Stunde
der Anblick des Vollendeten", so seufzten, Anando, da Gottheiten auf.»
«Wie beschaffen aber, o Herr, sind die Gottheiten, die der Erhabene im
Geiste bemerkt?»
«Es sind, Anando, Gottheiten im Raume mit irdischen Gedanken, die raufen
sich klagend das Haar, ringen klagend die Hände, wie gebrochenen Fußes stürzen
sie nieder, schwanken heran und schwanken hinweg: "Allzu bald wird der
Erhabene zur Erlöschung eingehn, allzu bald wird der Willkommene zur Erlöschung
eingehn, allzu bald wird das Auge der Welt dahingeschwunden sein!" Es
sind, Anando, Gottheiten auf der Erde mit irdischen Gedanken, die raufen sich
klagend das Haar, ringen klagend die Hände, wie gebrochenen Fußes stürzen sie
nieder, schwanken heran und schwanken hinweg: "Allzu bald wird der
Erhabene zur Erlöschung eingehn, allzu bald wird der Willkommene zur Erlöschung
eingehn, allzu bald wird das Auge der Welt dahingeschwunden sein!" Die
aber da Gottheiten sind von Verlangen genesen, die harren hierbei klar bewußt
aus: "Erscheinung vergeht - wie wär's auch anders möglich".»
«Früher, o Herr, sind allerseits, nach verbrachter Regenzeit, die Mönche
hergekommen, den Vollendeten zu sehn: da war uns gegönnt, geistgewaltige Mönche
zu sehn, gegönnt an ihrer Seite zu weilen. Nach dem Verscheiden, o Herr, des
Erhabenen wird uns nun nicht mehr gegönnt sein geistgewaltige Mönche zu sehn,
nicht gegönnt sein an ihrer Seite zu weilen!»
«Vier Stätten sind es, Anando, die ein edler Sohn, der Zutrauen hat wohl
aufsuchen mag, wohl auf sich wirken lassen mag: und welche vier?
"Hier
ist der Vollendete geboren": das ist, Anando, eine Stätte, die ein
edler Sohn, der Zutrauen hat, wohl aufsuchen mag, wohl auf sich wirken
lassen mag.
"Hier
ist der Vollendete in der unvergleichlichen vollkommenen Erwachung
auferwacht": das ist, Anando, eine Stätte, die ein edler Sohn, der
Zutrauen hat, wohl aufsuchen mag, wohl auf sich wirken lassen mag.
"Hier
hat der Vollendete das unvergleichliche Reich der Wahrheit
dargestellt": das ist, Anando, eine Stätte, die ein edler Sohn, der
Zutrauen hat, wohl aufsuchen mag, wohl auf sich wirken lassen mag.
"Hier
ist der Vollendete in der ohne Hangen verbliebenen Art der Erlöschung zu
erlöschen gekommen": das ist, Anando, eine Stätte, die ein edler
Sohn, der Zutrauen hat, wohl aufsuchen mag, wohl auf sich wirken lassen
mag.
Das sind, Anando, vier Stätten, die ein edler Sohn, der Zutrauen hat, wohl
aufsuchen mag, wohl auf sich wirken lassen mag. -
Herankommen werden, Anando, aus Zutrauen Mönche und Nonnen, Anhänger und
Anhängerinnen, gedenkend: "Hier ist der Vollendete geboren";
gedenkend: "Hier ist der Vollendete in der unvergleichlichen vollkommenen
Erwachung auferwacht"; gedenkend: "Hier hat der Vollendete das
unvergleichliche Reich der Wahrheit dargestellt"; gedenkend: "Hier
ist der Vollendete in der ohne Hangen verbliebenen Art der Erlöschung zu
erlöschen gekommen." Die aber da, Anando, nach den Denkmalen wandernd wallfahrten
und mit heiter gewordenem Herzen sterben werden, die werden alle, bei der
Auflösung des Körpers, nach dem Tode, auf gute Fährte geraten, in himmlische
Welt einkehren.»
«Wie sollen wir, o Herr, mit den Weibern uns verhalten?»
«Nicht sehn, Anando.»
«Und wenn, Erhabener, gesehn, soll man sich wie verhalten?»
«Nicht ansprechen, Anando.»
«Wenn aber eins anspricht, o Herr, soll man sich wie verhalten?»
«Achtsamkeit, Anando, bewahren.»
«Wie sollen wir, o Herr, mit dem Leichnam des Vollendeten uns betragen?»
«Nicht sollt ihr, Anando, beschäftigt sein mit des Vollendeten Leichenfeier:
laßt euch nur lieber, Anando, am eigenen Heile gelegen sein, am eigenen Heile
weiterschaffen, am eigenen Heile unermüdlich, in heißem, innigem Ernste
arbeiten. ES gibt, Anando, weise Fürsten, auch weise Priester, auch weise
Bürger, die dem Vollendeten freundlich ergeben sind: die werden dem Vollendeten
die Leichenfeier entrichten.»
«Wie aber, o Herr, hat man mit dem Leichnam des Vollendeten zu verfahren?»
«Wie man, Anando, mit dem Leichnam eines Kaiserkönigs umgeht, so hat man mit
dem Leichnam des Vollendeten zu verfahren.»
«Und wie geht man, o Herr, mit dem Leichnam eines Kaiserkönigs um?»
«Den Leichnam, Anando, eines Kaiserkönigs umwindet man mit ungebrauchtem
Linnen; mit ungebrauchtem Linnen umwunden umwindet man ihn mit ausgefaserter
Baumwolle; mit ausgefaserter Baumwolle umwunden umwindet man ihn mit
ungebrauchtem Linnen hat man auf diese Weise den Leichnam des Kaiserkönigs fünfhundertmal
doppelt umwunden, so versenkt man ihn in eine eherne Truhe mit Öl, verschließt
sie mit ehernem Deckel 40, schichtet einen Scheiterhaufen aus allen
würzigen Hölzern zusammen und läßt den Leichnam des Kaiserkönigs in Flammen
aufgehn, errichtet wo vier Straßen sich kreuzen dem Kaiserkönig ein Kuppelmal.
Also geht man, Anando, mit dem Leichnam eines Kaiserkönigs um. Wie man nun,
Anando, mit dem Leichnam eines Kaiserkönigs umgeht, so hat man mit dem Leichnam
des Vollendeten umzugehn, wo vier Straßen sich kreuzen dem Vollendeten ein
Kuppelmal zu errichten. Die aber etwa dort einen Kranz oder eine Blume oder
Sandel niederlegen, oder einen Gruß darbringen, oder das Herz heiter zuwenden
werden, denen wird das langehin zur Freude, zum Wohle gereichen.
«Vier sind es, Anando, denen ein Kuppelmal gebührt: und welche vier?
Einem
Vollendeten, Heiligen, vollkommen Erwachten gebührt ein Kuppelmal,
einem
einzeln Erwachten gebührt ein Kuppelmal,
einem
Jünger des Vollendeten gebührt ein Kuppelmal,
einem
Kaiserkönige gebührt ein Kuppelmal.
Was für ein Umstand, Anando, begründet es aber, daß einem Vollendeten,
Heiligen, vollkommen Erwachten ein Kuppelmal gebührt? "Das ist das
Kuppelmal jenes Erhabenen, Heiligen, vollkommen Erwachten": so wenden,
Anando, viele Leute das Herz heiter zu; und haben sie dort das Herz heiter
zugewandt, so gelangen sie, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, auf
gute Fährte, zur Einkehr in himmlische Welt. Das ist, Anando, ein Umstand, der
es begründet, daß einem Vollendeten, Heiligen, vollkommen Erwachten ein
Kuppelmal gebührt.
Was für ein Umstand, Anando, begründet es aber, daß einem einzeln Erwachten
ein Kuppelmal gebührt? "Das ist das Kuppelmal jenes einzeln
Erwachten": so wenden, Anando, viele Leute das Herz heiter zu; und haben
sie dort das Herz heiter zugewandt, so gelangen sie, bei der Auflösung des
Körpers, nach dem Tode, auf gute Fährte, zur Einkehr in himmlische Welt. Das
ist, Anando, ein Umstand, der es begründet, daß einem einzeln Erwachten ein
Kuppelmal gebührt.
Was für ein Umstand, Anando, begründet es aber, daß einem Jünger des
Vollendeten ein Kuppelmal gebührt? "Das ist das Kuppelmal des Jüngers
jenes Erhabenen, Heiligen, vollkommen Erwachten": so wenden, Anando, viele
Leute das Herz heiter zu; und haben sie dort das Herz heiter zugewandt, so
gelangen sie, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, auf gute Fährte,
zur Einkehr in himmlische Welt. Das ist, Anando, ein Umstand, der es begründet,
daß einem Jünger des Vollendeten ein Kuppelmal gebührt.
Was für ein Umstand, Anando, begründet es aber, daß einem Kaiserkönige ein
Kuppelmal gebührt? "Das ist das Kuppelmal jenes gerechten, wahrhaftigen
Königs": so wenden, Anando, viele Leute das Herz heiter zu; und haben sie
dort das Herz heiter zugewandt, so gelangen sie, bei der Auflösung des Körpers,
nach dem Tode, auf gute Fährte, zur Einkehr in himmlische Welt.
Das ist, Anando, ein Umstand, der es begründet, daß einem Kaiserkönige ein
Kuppelmal gebührt. Das sind, Anando, die Vier, denen ein Kuppelmal gebührt.»
Da hat nun der ehrwürdige Anando das Schutzhaus betreten, den Türkopf
umklammert 41 und ist weinend gestanden: "Wie muß ich kämpfen,
ach, muß da noch ringen: und es geht mir der Meister nun zur Erlöschung hin,
der sich meiner erbarmte!" Alsbald aber wandte sich der Erhabene an die
Mönche:
«Wo ist wohl, ihr Mönche, Anando?»
«Es ist, o Herr, der ehrwürdige Anando in das Schutzhaus getreten; den
Türkopf umklammernd steht er weinend daran: "Wie muß ich kämpfen, ach, muß
da noch ringen: und es geht mir der Meister nun zur Erlöschung hin, der sich
meiner erbarmte!"»
Da hat der Erhabene einen der Mönche beauftragt: «Gehe du, Mönch, und sag'
in meinem Namen zu Anando: "Der Meister läßt dich, Bruder Anando,
rufen."»
«Wohl, o Herr», sagte da gehorsam jener Mönch zum Erhabenen; und er begab
sich zum ehrwürdigen Anando hin und sprach also: «Der Meister läßt dich, Bruder
Anando, rufen.»
«Ich komme, Bruder», entgegnete der ehrwürdige Anando jenem Mönche; und er
kam zum Erhabenen heran, verbeugte sich ehrerbietig vor dem Erhabenen und
setzte sich beiseite nieder. Zum ehrwürdigen Anando, der da beiseite saß,
sprach nun der Erhabene also:
«Genug, Anando, sei nicht traurig, lasse die Klage: hab' ich denn das,
Anando, nicht vorher schon verkündet, daß eben alles, was einem lieb und
angenehm ist, verschieden werden, aus werden, anders werden muß? Woher könnte
das hier, Anando, erlangt werden, daß was geboren, geworden, zusammengesetzt,
dem Verfall unterworfen ist, da doch nicht verfallen sollte: das gibt es nicht.
Lange hindurch hast du, Anando, dem Vollendeten mit liebevoller Tat gedient,
freundlich, zartfühlend, unverhohlen, unbegrenzt, mit liebevollem Worte
gedient, mit liebevollem Geiste gedient, freundlich, zartfühlend, unverhohlen,
unbegrenzt. Gutes getan hast du, Anando; schaffe rüstig weiter: bald wirst du
frei vom Wahne sein.»
Dann wandte sich der Erhabene an die Mönche:
«Die da einst, ihr Mönche, in vergangenen Zeiten Heilige, vollkommen
Erwachte waren, auch jene Erhabenen hatten nur solche unübertreffliche
Aufwärter, wie es Anando bei mir war. Und die einst, ihr Mönche, in künftigen
Zeiten Heilige, vollkommen Erwachte sein werden, auch jene Erhabenen werden nur
solche unübertreffliche Aufwärter haben, wie es Anando bei mir war. Klug ist,
ihr Monche, Anando, er weiß das ist die Zeit den Vollendeten besuchen zu gehn
für die Mönche, das ist die Zeit für die Nonnen, das ist die Zeit für die
Anhänger, das ist die Zeit für die Anhängerinnen, das ist die Zeit für den
König und königliche Würdenträger, das ist die Zeit für Büßer und Büßergefolge.
«Vier Dinge, ihr Mönche, erstaunlich und ungewöhnlich, finden sich bei
Anando: und welche vier? Wenn da, ihr Mönche, eine Versammlung von Mönchen
Anando besuchen geht, gereicht ihr sein Anblick zur Freude; wenn dann Anando
die Lehre vorträgt, gereicht ihr auch sein Vortrag zur Freude; und immer noch
lauschen, ihr Mönche, würde die Versammlung der Mönche: aber Anando hat
beendet. Wenn da, ihr Mönche, eine Versammlung von Nonnen, eine Versammlung von
Anhängern, eine Versammlung von Anhängerinnen Anando besuchen geht, gereicht
ihr sein Anblick zur Freude; wenn dann Anando die Lehre vorträgt gereicht ihr
auch sein Vortrag zur Freude; und immer noch lauschen, ihr Mönche, würde so
eine Versammlung: aber Anando hat beendet. Das sind, ihr Mönche, vier
erstaunliche, ungewöhnliche Dinge, die sich bei Anando finden.
«Vier Dinge, ihr Mönche, erstaunlich und ungewöhnlich, finden sich bei einem
Kaiserkönige: und welche vier? Wenn da, ihr Mönche, eine Versammlung von Kriegern
den Kaiserkönig besuchen geht, gereicht ihr sein Anblick zur Freude; wenn dann
der Kaiserkönig zu reden anhebt, gereicht ihr auch seine Rede zur Freude; und
immer noch lauschen, ihr Mönche, würde die Versammlung der Krieger: aber der
Kaiserkönig hat beendet. Wenn da, ihr Mönche, eine Versammlung von Priestern,
eine Versammlung von Bürgern, eine Versammlung von Asketen den Kaiserkönig
besuchen geht, gereicht ihr sein Anblick zur Freude; wenn dann der Kaiserkönig
zu reden anhebt, gereicht ihr auch seine Rede zur Freude; und immer noch
lauschen, ihr Mönche, würde so eine Versammlung: aber der Kaiserkönig hat
beendet. Ebenso nun auch, ihr Mönche, finden sich bei Anando diese vier Dinge,
die erstaunlich und ungewöhnlich sind.»
Nach diesen Worten sprach der ehrwürdige Anando zum Erhabenen also:
«Möge, o Herr, der Erhabene nicht an diesem unbedeutenden Orte, der in der
Wildnis gelegen ist, bei der kleinen Landstadt zur Erlöschung eingehn! Es gibt,
o Herr, andere, große Städte, als wie etwa Campá, Rájagaham, Sávatthí, Sáketam,
Kosambí, Benáres 42: dort geruhe der Erhabene erlöschen zu wollen, dort
sind viele hochmögende Fürsten, hochmögende Priester, hochmögende Bürger dem
Vollendeten freundlich ergeben, die werden dem Vollendeten die Leichenfeier entrichten.»
«Sage das nicht, Anando, sage das nicht, Anando: ein unbedeutender Ort, in
der Wildnis gelegen, eine kleine Landstadt. Es war einmal, Anando, ein König
gewesen, "Der große Herrliche" genannt, ein Kaiserkönig, ein
gerechter und wahrer Herrscher, ein Sieger bis zur Mark der See, der seinem
Reiche Sicherheit schuf, mit den sieben Juwelen begabt war. Diesem König,
Anando, dem großen Herrlichen, war da Kusinárá, Kusávátí geheißen, zur
Königsburg eigen, ein Stadtgebiet von Osten nach Westen zwölf Meilen in die
Länge, von Norden nach Süden sieben Meilen (yojanam) in die Breite.
Kusávatí, Anando, die Königsburg, war mächtig emporgediehen, volkreich, von
Menschen durchströmt, voller Überfluß. Gleichwie etwa, Anando, bei den Göttern
Alakamandá, wie man sagte, die Königsburg, mächtig emporgediehen war,
volkreich, von Geistern durchströmt, voller Überfluß: ebenso auch nun, Anando,
war Kusávatí die Königsburg mächtig emporgediehen, volkreich, von Menschen
durchströmt, voller Überfluß. Kusávatí, Anando, die Königsburg, wurde vor
zehnfachem Lärmen nicht ruhig, weder bei Tag noch bei Nacht, und zwar vom
Trompeten der Elefanten, vom Wiehern der Rosse, vom Rasseln der Wagen, von
Paukenschall und Trommelwirbel, von Lautengefiedel und Liedergesang, von
lustigem Schreien und Händeklatschen und dem Rufe "Ergetzet euch, trinket
und esset" als zehntem Lärm. -
Geh' hin, Anando, nach Kusinárá steige hinauf, und bringe den kusinárischen
Mallern die Botschaft: "Heute, ihr Vásetther,
in den letzten Stunden der Nacht, wird der Vollendete zur Erlöschung eingehn.
Schreitet herbei, Vásetther, schreitet herbei, Vásetther, auf daß ihr später
nicht Reue empfindet: 'Bei uns, in unserem Feldbereich, ist der Vollendete zur
Erlöschung eingegangen - und wir haben in der letzten Stunde den Vollendeten
nicht zu sehn bekommen.'"»
«Wohl, o Herr», sagte gehorsam der ehrwürdige Anando zum Erhabenen; und er
rüstete sich, nahm Mantel und Schale und stieg ohne Gefährten nach Kusinárá
hinauf.
Um diese Zeit nun waren die kusinárischen Maller im Herrenhause versammelt,
irgendeiner Angelegenheit wegen. Da begab sich denn der ehrwürdige Anando nach
dem Herrenhause der kusinárischen Maller hin. Dort angelangt brachte er den
kusinárischen Mallern die Botschaft:
«Heute, ihr Vásetther, in den letzten Stunden der Nacht, wird der Vollendete
zur Erlöschung eingehn. Schreitet herbei, Vásetther, schreitet herbei,
Vásetther, auf daß ihr später nicht Reue empfindet: "Bei uns, in unserem
Feldbereich, ist der Vollendete zur Erlöschung eingegangen - und wir haben in
der letzten Stunde den Vollendeten nicht zu sehn bekommen."»
Auf diese Meldung des ehrwürdigen Anando wurden die Maller und die Söhne der
Maller die mallischen Frauen und die mallischen Mütter betroffen, betrübt von
geistigem Schmerze erfüllt: und manche rauften sich klagend das Haar, rangen
klagend die Hände, stürzten hin wie gebrochenen Fußes, schwankten heran und
schwankten hinweg: "Allzu bald wird der Erhabene zur Erlöschung eingehn,
allzu bald wird der Willkommene zur Erlöschung eingehn, allzu bald wird das
Auge der Welt dahingeschwunden sein!"
Da sind denn die Maller und die Söhne der Maller, die mallischen Frauen und
die mallischen Mütter, betroffen, betrübt, von geistigem Schmerze erfüllt, in
die Landschaft hinabgezogen, nach dem Kronwalde der Maller, zum ehrwürdigen
Anando haben sie sich hinbegeben.
Aber der ehrwürdige Anando sagte sich nun:
"Wenn ich die kusinárischen Maller je einzeln vor den Erhabenen zum
Gruße hinführte, würde ja der Erhabene unbegrüßt von den kusinárischen Mallern
bleiben, weil diese Nacht damit verbraucht würde; wie, wenn ich nun die
kusinárischen Maller von Stamm zu Stamm abgeteilt zum Gruße vor den Erhabenen
hintreten ließe: 'Der Maller so und so benannt, o Herr, kommt mit Kind und
Gattin, Sippe und Gesinde zu Füßen des Erhabenen sich verbeugen'"
45.
So hat denn der ehrwürdige Anando die kusinárischen Maller von Stamm zu
Stamm abgeteilt zum Gruße vor den Erhabenen hintreten lassen:
«Der Maller so und so benannt, o Herr, kommt mit Kind und Gattin, Sippe und
Gesinde zu Füßen des Erhabenen sich verbeugen.»
Auf diese Weise hatte nun der ehrwürdige Anando schon in den ersten Stunden der
Nacht die kusinárischen Maller den Erhabenen begrüßen lassen.
Zur damaligen Zeit war aber ein Pilger, Subhaddo mit Namen, in Kusinárá
eingetroffen. Es hörte nun Subhaddo der Pilger reden: "Heute noch, heißt
es, in den letzten Stunden der Nacht, wird der Asket Gotamo zur Erlöschung
eingehn!" Und Subhaddo der Pilger begann da nachzudenken: "Sagen hab'
ich ja wohl hören davon, bei den altgewordenen, hochbejahrten Pilgern, bei den
Meistern und Altmeistern, als sie unter einander sprachen: 'Selten doch nur,
irgend einmal, erscheinen Vollendete in der Welt, Heilige, vollkommen
Erwachte.' Heute aber, in den letzten Stunden der Nacht, wird der Asket Gotamo
zur Erlöschung eingehn. Nun ist mir da ein Zweifel über eine Sache
aufgestiegen, und ich habe das Vertrauen zum Asketen Gotamo, der Asket Gotamo
vermöchte mir die Satzung soweit aufzuweisen, daß ich da den Zweifel über jene
Sache verlieren könnte." Alsbald nun begab sich Subhaddo der Pilger auf
das Land hinaus, nach dem Kronwalde der Maller, wo der ehrwürdige Anando
weilte, dahin schritt er. Dort angelangt sprach er zum ehrwürdigen Anando also:
«Sagen hab' ich hören, werter Änando, bei den altgewordenen, hochbejahrten
Pilgern, bei den Meistern und Altmeistern, als sie unter einander sprachen:
"Selten doch nur, irgend einmal, erscheinen Vollendete in der Welt,
Heilige, vollkommen Erwachte." Heute aber, in den letzten Stunden der
Nacht, wird der Asket Gotamo zur Erlöschung eingehn. Nun ist mir da ein Zweifel
über eine Sache aufgestiegen, und ich habe das Vertrauen zum Asketen Gotamo,
der Asket Gotamo vermöchte mir die Satzung soweit aufzuweisen, daß ich da den
Zweifel über jene Sache verlieren könnte. vielleicht darf es mir, werter
Anando, vergönnt sein den Asketen Gotamo zu sehn.»
Also angesprochen sagte der ehrwürdige Anando zu Subhaddo dem Pilger:
«Genug, Bruder Subhaddo: laß' den Vollendeten ungeplagt, müde geworden ist
der Erhabene.»
Aber ein zweites Mal, und ein drittes Mal wandte sich Subhaddo der Pilger an
den ehrwürdigen Anando mit den Worten:
«Sagen hab' ich hören, werter Anando, bei den altgewordenen, hochbejahrten
Pilgern, bei den Meistern und Altmeistern, als sie unter einander sprachen:
"Selten doch nur, irgend einmal, erscheinen Vollendete in der Welt,
Heilige, vollkommen Erwachte." Heute aber, in den letzten Stunden der
Nacht, wird der Asket Gotamo zur Erlöschung eingehn. Nun ist mir da ein Zweifel
über eine Sache aufgestiegen, und ich habe das Vertrauen zum Asketen Gotamo,
der Asket Gotamo vermöchte mir die Satzung soweit aufzuweisen, daß ich da den
Zweifel über jene Sache verlieren könnte. Vielleicht darf es mir, werter
Anando, vergönnt sein den Asketen Gotamo zu sehn.»
Zum drittenmal aber sagte da der ehrwürdige Anando zu Subhaddo dem Pilger:
«Genug, Bruder Subhaddo: laß' den Vollendeten ungeplagt, müde geworden ist
der Erhabene.»
Es hörte nun der Erhabene diese Unterredung des ehrwürdigen Anando mit
Subhaddo dem Pilger. Da wandte sich denn der Erhabene an den ehrwürdigen
Anando:
«Genug, Anando, wehre Subhaddo nicht ab: es soll, Anando, Subhaddo vergönnt
sein den Vollendeten zu sehn. Was auch immer Subhaddo mich fragen wird, all das
wird er mich nur aus Wißbegier fragen, und nicht um mit mir zu streiten: und
was ich so gefragt antworten werde, das wird er gar bald verstehn.»
Da hat nun der ehrwürdige Anando zu Subhaddo dem Pilger gesagt:
«Komm', Bruder Subhaddo: der Erhabene gibt dir Gehör.»
Da ist denn Subhaddo der Pilger vor den Erhabenen hingetreten, hat nach
höflichem Gruße mit dem Erhabenen freundliche, denkwürdige Worte gewechselt und
beiseite sich niedergesetzt. Beiseite sitzend hat dann Subhaddo der Pilger zum
Erhabenen also gesprochen:
«Die da, o Gotamo, Asketen und Priester sind, von zahlreichen Jüngern
umschart, Häupter der Schulen, bekannte, gefeierte Bahnbrecher, die viel bei den
Leuten gelten, als wie etwa Púrano Kassapo, Makkhali Gosálo, Ajito Kesakambalo,
Pakudho Kaccáyano, Sañjayo Belatthaputto, Nigantho Náthaputto: haben alle die,
wie ein jeder versichert, verstanden, oder haben alle eben nichts verstanden?
Oder aber haben die einen verstanden, und die anderen nichts verstanden?»
«Genug, Subhaddo, laß' es gut sein, ob alle die, wie ein jeder versichert,
verstanden haben, oder ob alle eben nichts verstanden haben, oder ob etwa die
einen verstanden haben, und die anderen nichts verstanden haben. Die Satzung,
Subhaddo, werd' ich dir aufweisen: höre zu und achte wohl auf meine Rede.»
«Gewiß, o Herr», sagte da aufmerksam Subhaddo der Pilger zum Erhabenen. Der
Erhabene sprach also:
«Wo da, Subhaddo, in einer Lehre und Zucht der heilige achtfältige Weg nicht
zu finden ist, da ist auch der Asketenstand nicht zu finden, da ist auch der
zweite Asketenstand nicht zu finden, da ist auch der dritte Asketenstand nicht
zu finden, da ist auch der vierte Asketenstand nicht zu finden. Wo aber da,
Subhaddo, in einer Lehre und Zucht der heilige achtfältige Weg zu finden ist,
da ist auch der Asketenstand zu finden, da ist auch der zweite Asketenstand zu
finden, da ist auch der dritte Asketenstand zu finden, da ist auch der vierte
Asketenstand zu finden. Da ist nun, Subhaddo, in dieser Lehre und Zucht der
heilige achtfältige Weg zu finden, und eben hier, Subhaddo, der Asketenstand,
hier der zweite Asketenstand, hier der dritte Asketenstand, hier der vierte
Asketenstand, ohne Verlangen nach Zank und Streit mit anderen Asketen. Wenn
nun, Subhaddo, diese Mönche im Rechten verblieben, würde die Welt nicht leer an
Heiligen.
«Ein Jahr bevor ich dreißig war,
Subhaddo,
Gepilgert bin ich fort um Heil zu
suchen:
Der Jahre sind es fünfzig und
darüber,
Seitdem ich als ein Pilger bin
gewandert,
Die echte Satzung Ort um Ort
erweisend;
Auf andre Art Asket noch sein,
das geht nicht.
Und geht nicht als zweiter Asket, und geht nicht als dritter Asket, und geht
nicht als vierter Asket, ohne Verlangen nach Zank und Streit mit anderen
Asketen. Wenn nun, Subhaddo, diese Mönche im Rechten verblieben, würde die Welt
nicht leer an Heiligen.»
Nach diesen Worten hat Subhaddo der Pilger zum Erhabenen also gesprochen:
«Vortrefflich, o Herr, vortrefflich, o Herr! Gleichwie etwa, o Herr, als ob
man Umgestürztes aufstellte, oder Verdecktes enthüllte, oder Verirrten den Weg
wiese, oder ein Licht in die Finsternis hielte: "Wer Augen hat wird die
Dinge sehn": ebenso auch hat der Erhabene die Lehre gar vielfach gezeigt.
Und so nehm' ich, o Herr, beim Erhabenen Zuflucht, bei der Lehre und bei der
Jüngerschaft: möge mir, o Herr, der Erhabene Aufnahme gewähren, die Ordensweihe
erteilen!»
«Wer da, Subhaddo, erst einem anderen Orden angehört hat und in diese Lehre
und Zucht aufgenommen werden, die Weihe erhalten will, der bleibt vier Monate
bei uns; und nach Verlauf von vier Monaten wird er, wenn er also verblieben
ist, von innig erfahrenen Mönchen aufgenommen und eingeweiht in das Mönchtum
denn ich habe hier manche Veränderlichkeit erfahren 46.»
«Wenn, o Herr, die früheren Anhänger anderer Orden, welche in diese Lehre
und Zucht aufgenommen werden, die Weihe erhalten wollen, vier Monate bleiben,
und nach Verlauf von vier Monaten, wenn sie also verblieben sind, von innig
erfahrenen Mönchen aufgenommen und eingeweiht werden in das Mönchtum, so will
ich vier Jahre bleiben: und nach Verlauf von vier Jahren sollen mich, wenn ich
also verblieben bin, innig erfahrene Mönche aufnehmen und einweihen in das
Mönchtum.»
Da wandte sich denn der Erhabene an den ehrwürdigen Anando:
«Wohlan, Anando, so nehmt Subhaddo den Pilger auf.»
«Gern o Herr», sagte da gehorsam der ehrwürdige Anando zum Erhabenen. Aber
Subhaddo der Pilger sprach nun also zum ehrwürdigen Anando:
«Gesegnet bist du, Bruder Anando, hochgesegnet bist du, Bruder Anando, der
du hier im Angesichte des Meisters mit gesalbter Nähe gesalbt bist!»
Es wurde Subhaddo der Pilger beim Erhabenen aufgenommen, wurde mit der
Ordensweihe belehnt.
Nicht lange aber war der ehrwürdige Subhaddo in den Orden aufgenommen, da
hatte er, einsam, abgesondert, unermüdlich, in heißem, innigem Ernste gar bald
was edle Söhne gänzlich vom Hause fort in die Hauslosigkeit lockt, jenes
höchste Ziel des Asketentums noch bei Lebzeiten sich offenbar gemacht,
verwirklicht und errungen. "Versiegt ist die Geburt, vollendet das
Asketentum, gewirkt das Werk, nicht mehr ist diese Welt" verstand er da.
Auch einer war nun der ehrwürdige Subhaddo der Heiligen geworden.
Er ist des Erhabenen letzter persönliche Jünger gewesen.
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