Da begibt sich, ihr Mönche, der Mönch ins Innere des Waldes oder unter einen
großen Baum oder in eine leere Klause, setzt sich mit verschränkten Beinen
nieder, den Körper gerade aufgerichtet, und pflegt der Einsicht. Bedächtig
atmet er ein, bedächtig atmet er aus.
Atmet
er tief ein, so weiß er <Ich atme tief ein>,
atmet
er tief aus, so weiß er <Ich atme tief aus>;
atmet
er kurz ein, so weiß er <Ich atme kurz ein>,
atmet
er kurz aus, so weiß er <Ich atme kurz aus>.
<Den
ganzen Körper empfindend will ich einatmen>,
<Den
ganzen Körper empfindend will ich ausatmen >, so übt er sich.
<Diese
Körperverbindung besänftigend will ich einatmen>,
<Diese
Körperverbindung besänftigend will ich ausatmen>, so übt er sich.
[Das planmäßige Üben der ánápánasati, der Bedachtsamen Ein- und
Ausatmung, hat Gotamo von der älteren Asketik übernommen und zur Vollendung
gebracht. Sie gilt auch bei ihm als die sicherste Grundlage und Vorstufe zu
höheren Ergebnissen, wie dies zumal in M.118, sowie auch M.62. genau bis zur
letzten Entatmung entwickelt ist]
«Gleichwie etwa, ihr Mönche, ein geschickter Drechsler oder Drechslergeselle
tief anziehend weiß <Ich ziehe tief an>, kurz anziehend weiß <Ich
ziehe kurz an>: ebenso nun auch, ihr Mönche, weiß der Mönch
«So wacht er nach innen beim Körper über den Körper, so wacht er nach außen
beim Körper über den Körper, nach innen und außen wacht er beim Körper über den
Körper. Er beobachtet wie der Körper entsteht, beobachtet wie der Körper
vergeht, beobachtet wie der Körper entsteht und vergeht. <Der Körper ist
da>: diese Einsicht ist ihm nun gegenwärtig, soweit sie eben zum Wissen
taugt, zur Besinnung taugt; und uneingepflanzt verharrt er, und nirgend in der
Welt ist er angehangen. So aber, ihr Mönche, wacht der Mönch beim Körper über
den Körper.
«Weiter sodann, ihr Mönche: der Mönch
«So wacht er nach innen beim Körper über den Körper, so wacht er nach außen
beim Körper über den Körper, nach innen und außen wacht er beim Körper über den
Körper. Er beobachtet wie der Körper entsteht, beobachtet wie der Körper
vergeht, beobachtet wie der Körper entsteht und vergeht. <Der Körper ist
da>: diese Einsicht ist ihm nun gegenwärtig, soweit sie eben zum Wissen
taugt, zur Besinnung taugt; und uneingepflanzt verharrt er, und nirgend in der
Welt ist er angehangen. So aber, ihr Mönche, wacht der Mönch beim Körper über
den Körper.
«Weiter sodann, ihr Mönche: der Mönch ist klar bewußt beim Kommen und Gehn,
klar bewußt beim Hinblicken und Wegblicken, klar bewußt beim Neigen und
Erheben, klar bewußt beim Tragen des Gewandes und der Almosenschale des Ordens,
klar bewußt beim Essen und Trinken, Kauen und Schmecken, klar bewußt beim
Entleeren von Kot und Harn, klar bewußt beim Gehn und Stehn und Sitzen, beim
Einschlafen und Erwachen, beim Sprechen und Schweigen.
«So wacht er nach innen beim Körper über den Körper, so wacht er nach außen
beim Körper über den Körper, nach innen und außen wacht er beim Körper über den
Körper. Er beobachtet wie der Körper entsteht, beobachtet wie der Körper
vergeht, beobachtet wie der Körper entsteht und vergeht. <Der Körper ist
da>: diese Einsicht ist ihm nun gegenwärtig, soweit sie eben zum Wissen
taugt, zur Besinnung taugt; und uneingepflanzt verharrt er, und nirgend in der
Welt ist er angehangen. So aber, ihr Mönche, wacht der Mönch beim Körper über
den Körper.
«Weiter sodann, ihr Mönche: der Mönch betrachtet sich diesen Körper da von
der Sohle bis zum Scheitel, den hautüberzogenen, den unterschiedliches Unreine
ausfüllt:
<Dieser Körper trägt einen Schopf, ist behaart, hat Nägel und Zähne, Haut
und Fleisch, Sehnen und Knochen und Knochenmark, Nieren, Herz und Leber,
Zwerchfell, Milz, Lungen, Magen, Eingeweide, Weichteile und Kot, hat Galle,
Schleim, Eiter, Blut, Schweiß, Lymphe, Tränen, Serum, Speichel, Rotz, Gelenköl,
Urin.>
[Im Visuddhi Magga
VIII sind die Körperteile, um leichter auswendig zu lernen und vor und rückwärts
im Geiste herzusagen, in 5er und 6er Gruppen eingeteilt:
Kopfhaare,
Körperhaare, Nägel, Zähne, Haut
Fleisch,
Sehnen, Knochen, Knochenmark, Nieren
Herz,
Leber, Fell, Milz, Lunge
Gedärm,
Darmgekröse, Mageninhalt, Kot, Gehirn
Galle,
Schleim, Eiter, Blut, Schweiß, Fett
Tränen,
Hautschmiere, Speichel, Rotz, Gelenköl, Urin]
«Gleichwie etwa, ihr Mönche, wenn da ein Sack, an beiden Enden zugebunden,
mit verschiedenem Korne gefüllt wäre, als wie etwa mit Reis, mit Bohnen, mit
Sesam, und ein scharfsehender Mann bände ihn auf und untersuchte den Inhalt:
'Das ist Reis, das sind Bohnen, das ist Sesam': ebenso nun auch, ihr Mönche,
betrachtet sich der Mönch diesen Körper da von der Sohle bis zum Scheitel, den
hautüberzogenen, den unterschiedliches Unreine ausfüllt.
«Weiter sodann, ihr Mönche: der Mönch schaut sich diesen Körper da wie er
geht und steht als Artung an (mahá-bhúta):
<Dieser Körper ist
«Gleichwie etwa, ihr Mönche, ein geschickter Metzger oder Metzgergeselle
eine Kuh schlachtet, auf den Markt bringt, Stück vor Stück zerlegt und sich
dann hinsetzen mag125: ebenso nun auch, ihr Mönche, schaut sich der
Mönch diesen Körper da Element für Element an, in welcher Lage oder Richtung er
sich auch befindet: <Dieser Körper besteht aus dem Erdelement, Wasserelement,
Feuerelement, und Windelement.>
· «Weiter
sodann, ihr Mönche: als hätte der Mönch einen Leib auf der Leichenstätte liegen
sehn, einen Tag nach dem Tode oder zwei oder drei Tage nach dem Tode,
aufgedunsen, blauschwarz gefärbt, in Fäulnis übergegangen, zieht er den Schluß
auf sich selbst: <Und auch dieser Körper ist so beschaffen, wird das werden,
kann dem nicht entgehn.>
· Weiter
sodann, ihr Mönche: als hätte der Mönch einen Leib auf der Leichenstätte liegen
sehn, von Krähen oder Raben oder Geiern zerfressen, von Hunden oder Schakalen
zerfleischt, oder von vielerlei Würmern zernagt, zieht er den Schluß auf sich
selbst: <Und auch dieser Körper ist so beschaffen, wird das werden, kann dem
nicht entgehn.>
· Weiter
sodann, ihr Mönche: als hätte der Mönch einen Leib auf der Leichenstätte liegen
sehn, ein Knochengerippe, fleischbehangen, blutbesudelt, von den Sehnen
zusammengehalten; ein Knochengerippe, fleischentblößt, blutbefleckt, von den
Sehnen zusammengehalten; ein Knochengerippe, ohne Fleisch, ohne Blut, von den
Sehnen zusammengehalten; die Gebeine, ohne die Sehnen, hierher und dorthin
verstreut, da ein Handknochen, dort ein Fußknochen, da ein Schienbein, dort ein
Schenkel, da das Becken, dort Wirbel, da der Schädel; als hätte er das gesehn,
zieht er den Schluß auf sich selbst: <Und auch dieser Körper ist so
beschaffen, wird das werden, kann dem nicht entgehn.>
· Weiter
sodann, ihr Mönche: als hätte der Mönch einen Leib auf der Leichenstätte liegen
sehn, Gebeine, blank, muschelfarbig; Gebeine, zuhauf geschichtet, nach Verlauf
eines Jahres; Gebeine, verwest, in Staub zerfallen; als hätte er das gesehn,
zieht er den Schluß auf sich selbst: <Und auch dieser Körper ist so
beschaffen, wird das werden, kann dem nicht entgehn.>
«So wacht er nach innen beim Körper über den Körper, so wacht er nach außen
beim Körper über den Körper, nach innen und außen wacht er beim Körper über den
Körper. Er beobachtet wie der Körper entsteht, beobachtet wie der Körper
vergeht, beobachtet wie der Körper entsteht und vergeht. <Der Körper ist
da>: diese Einsicht ist ihm nun gegenwärtig, soweit sie eben zum Wissen
taugt, zur Besinnung taugt; und uneingepflanzt verharrt er, und nirgend in der
Welt ist er angehangen. So aber, ihr Mönche, wacht der Mönch beim Körper über
den Körper.
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