DAS HAB' ICH GEHÖRT.
Zu einer Zeit weilte der Erhabene im Lande der Maller, bei Anupiyam, wie eine
Burg in ihrem Gebiete heißt. Da hat denn der Erhabene am Morgen sich gerüstet,
Mantel und Schale genommen und ist nach Anupiyam hingeschritten, um
Almosenspeise. Nun hat aber der Erhabene sich da gesagt: <Es ist noch zu früh
für den Almosengang in Anupiyam; wie, wenn ich jetzt den Bhaggaver Pilgerhain,
wo der Bhaggaver Pilger sich aufhält, besuchen würde?> So ist denn der
Erhabene zum Bhaggaver Pilgerhain, wo der Bhaggaver Pilger sich aufhielt,
hingegangen. Alsbald aber wandte sich der Bhaggaver Pilger mit diesen Worten an
den Erhabenen:
«Es komme, o Herr, der Erhabene, gegrüßt sei, o Herr, der Erhabene! Lange
schon, o Herr, hat der Erhabene hoffen lassen mich einmal hier zu besuchen.
Möge sich, o Herr, der Erhabene setzen: dieser Sitz ist bereit.»
Es setzte sich der Erhabene auf den dargebotenen Sitz. Der Bhaggaver Pilger
aber nahm einen von den niederen Stühlen zur Hand und setzte sich an die Seite.
An der Seite sitzend sprach nun der Bhaggaver Pilger zum Erhabenen also:
«Die vergangenen Tage, o Herr, vor einiger Zeit, ist Sunakkhatto der junge
Licchavier zu mir gekommen und hat mir gesagt:
<Losgesagt hab' ich mich nunmehr, Bhaggaver, vom Erhabenen: ich bin nun
nicht mehr dem Erhabenen zugehörig.> Ist es wohl, o Herr, wirklich so wie
Sunakkhatto der junge Licchavier gesagt hat?»
«Wirklich, Bhaggaver, ist es so wie Sunakkhatto der junge Licchavier gesagt
hat. Die vergangenen Tage, Bhaggaver, vor einiger Zeit, ist Sunakkhatto der
junge Licchavier zu mir gekommen, hat mich begrüßt und beiseite Platz genommen.
Beiseite sitzend, Bhaggaver, hat dann Sunakkhatto der junge Licchavier zu mir
also gesprochen:
<Ich sage mich nunmehr, o Herr, vom Erhabenen los: ich will nun, o Herr,
nicht mehr dem Erhabenen zugehörig sein.> Auf diese Worte, Bhaggaver, hab'
ich Sunakkhatto dem jungen Licchavier erwidert <Hatte ich etwa, Sunakkhatto,
zu dir gesagt: 'Komm', o Sunakkhatto, sei mir zugehörig'?> - <Das nicht,
o Herr.> - <Oder hattest du vielleicht zu mir gesagt: 'Ich will, o Herr,
dem Erhabenen zugehörig sein'?> - <Auch nicht, o Herr.> - <So ist
klar, Sunakkhatto, daß weder ich dich gebeten habe 'Komm', o Sunakkhatto; sei
mir zugehörig', noch auch du mich gebeten hast 'Ich will, o Herr, dem Erhabenen
zugehörig sein': ist es also, eitler Mann, wer bist du und von wem sagst du
dich los? Sieh', eitler Mann, wie weit du wohl hierin gefehlt hast.> -
<Aber es hat mir, o Herr, der Erhabene keinerlei überirdische
Machtbezeugung geschehen lassen.> - <Hatte ich denn, Sunakkhatto, zu dir
gesagt: 'Komm', o Sunakkhatto, sei mir zugehörig, ich will dir eine
überirdische Machtbezeugung geschehen lassen'?> - <Das nicht, o Herr.>
- <Oder hattest du etwa zu mir gesagt: 'Ich will, o Herr, dem Erhabenen
zugehörig sein, der Erhabene wird mir eine überirdische Machtbezeugung
geschehen lassen'?> - <Auch nicht, o Herr.> - <So ist klar,
Sunakkhatto, daß weder ich dich gebeten habe 'Komm', o Sunakkhatto, sei mir
zugehörig, ich will dir eine überirdische Machtbezeugung geschehen lassen',
noch auch du mich gebeten hast 'Ich will, o Herr, dem Erhabenen zugehörig sein,
der Erhabene wird mir eine überirdische Machtbezeugung geschehen lassen': ist
es also, eitler Mann, wer bist du und von wem sagst du dich los?
Wie denkst du darüber, Sunakkhatto: ob eine überirdische Machtbezeugung
geschieht, oder ob keine überirdische Machtbezeugung geschieht: weswegen die
Satzung von mir gezeigt wird, reicht das dem Grübler zur gänzlichen
Leidensversiegung aus?> -
<Ob nun, o Herr, eine überirdische Machtbezeugung geschieht, oder ob keine
überirdische Machtbezeugung geschieht: weswegen vom Erhabenen die Satzung
gezeigt wird, das reicht dem Grübler zur gänzlichen Leidensversiegung aus.>
-
<So ist klar, Sunakkhatto, ob nun eine überirdische Machtbezeugung
geschieht, oder ob keine überirdische Machtbezeugung geschieht: weswegen die
Satzung von mir gezeigt wird, das reicht dem Grübler zur gänzlichen
Leidensversiegung aus. Was sollte da, Sunakkhatto, mit einer überirdischen
Machtbezeugung bezeugt sein? Sieh', eitler Mann, wie weit du wohl hierin
gefehlt hast.> -
<Aber es hat mir, o Herr, der Erhabene auch nicht den Voranfang
erklärt.> -
<Hatte ich etwa, Sunakkhatto, so zu dir gesprochen: 'Komm', o
Sunakkhatto, sei mir zugehörig, ich will dir den Voranfang erklären'?> -
<Das nicht, o Herr.> - <Oder hattest etwa du zu mir gesagt: 'Ich will,
o Herr, dem Erhabenen zugehörig sein, der Erhabene wird mir den Voranfang
erklären'?> - <Auch nicht, o Herr.> -
<So ist klar, Sunakkhatto, daß weder ich dir versprochen habe 'Komm', o
Sunakkhatto, sei mir zugehörig, ich will dir den Voranfang erklären', noch auch
du von mir bedungen hast 'Ich will, o Herr, dem Erhabenen zugehörig sein, der
Erhabene wird mir den Voranfang erklären': ist es also, eitler Mann, wer bist
du und von wem sagst du dich los? Wie denkst du darüber, Sunakkhatto: ob nun
ein Voranfang erklärt wird, oder ob kein Voranfang erklärt wird: weswegen die
Satzung von mir gezeigt wird, reicht das dem Grübler zur gänzlichen
Leidensversiegung aus?> -
<Ob nun, o Herr, ein Voranfang erklärt wird, oder ob kein Voranfang
erklärt wird: weswegen vom Erhabenen die Satzung gezeigt wird, das reicht dem
Grübler zur gänzlichen Leidensversiegung aus.> -
<So ist klar, Sunakkhatto, ob nun ein Voranfang erklärt wird, oder ob
kein Voranfang erklärt wird: weswegen die Satzung von mir gezeigt wird, das
reicht dem Grübler zur gänzlichen Leidensversiegung aus. Was sollte da,
Sunakkhatto, mit einem erklärten Voranfang erklärt sein? Sieh', eitler Mann,
wie weit du wohl hierin gefehlt hast.
Auf mannigfache Weise hast du, Sunakkhatto, mein Lob gepriesen bei den
Vajjínern, so zwar: 'Das ist der Erhabene, Heilige, vollkommen Erwachte, der
Wissens- und Wandelsbewährte, der Willkommene, der Welt Kenner, der
unvergleichliche Leiter der Männerherde, der Meister der Götter und Menschen,
der Erwachte, der Erhabene.' So hast du, Sunakkhatto, auf mannigfache Weise
mein Lob gepriesen bei den Vajjínern.
Auf mannigfache Weise hast du, Sunakkhatto, der Satzung Lob gepriesen bei
den Vajjínern: 'Wohl kundgetan ist vom Erhabenen die Satzung, die ersichtliche,
zeitlose, anregende, einladende, den Verständigen von selbst verständlich.' So
hast du, Sunakkhatto, auf mannigfache Weise der Satzung Lob gepriesen bei den
Vajjínern.
Auf mannigfache Weise hast du, Sunakkhatto, der Jüngerschaft Lob gepriesen
bei den Vajjínern: 'Wohl vertraut ist beim Erhabenen die Jüngerschar, ehrlich
vertraut ist beim Erhabenen die Jüngerschar, recht vertraut ist beim Erhabenen
die Jüngerschar, geziemend vertraut ist beim Erhabenen die Jüngerschar, und zwar
vier Paare der Menschen, nach acht Arten von Menschen: das ist des Erhabenen
Jüngerschar, die Opfer und Spende, Gabe und Gruß verdient, heiligste Stätte der
Welt ist.' So hast du, Sunakkhatto, auf mannigfache Weise der Jüngerschaft Lob
gepriesen bei den Vajjínern.
Lasse dir, Sunakkhatto, angekündigt, lasse dir, Sunakkhatto, vorausgesagt
sein: es werden dich, Sunakkhatto, die Leute bezichtigen: 'Nicht vermochte
Sunakkhatto der junge Licchavier beim Asketen Gotamo das heilige Leben zu
führen, aus Unvermögen hat er die Übung aufgegeben und ist zur Gewohnheit
zurückgekehrt.' So werden dich, Sunakkhatto, die Leute bezichtigen.>
Daraufhin aber, Bhaggaver, ist Sunakkhatto der junge Licchavier, nach meiner
Verweisung, von dieser Lehre und Zucht eben abgefallen, als ein Abwendiger,
Abtrünniger.
«Es war einmal, Bhaggaver, da bin ich im Lande der Thúlier1 geweilt,
bei Hochstadt, wie sie heißt, der Thúlierburg. Da hab' ich denn, Bhaggaver, am
Morgen mich gerüstet, Mantel und Schale genommen und bin, gefolgt von
Sunakkhatto dem jungen Licchavier als begleitendem Mönche, nach Hochstadt
aufgebrochen, um Almosenspeise. Um diese Zeit aber lebte dort der
Unbekleidete2 Korakkhattiyo, der dem Hundegelübde nachkam, auf allen
vieren ging: der nahm auf die Erde vor ihn hingeworfenes Futter nur mit dem
Munde zu sich, nur mit dem Munde nahm er es ein. Es sah nun, Bhaggaver,
Sunakkhatto der junge Licchavier den Unbekleideten Korakkhattiyo, den
Hundelehrling, wie er auf allen vieren ging und auf die Erde vor ihn hingeworfenes
Futter nur mit dem Munde zu sich nahm, nur mit dem Munde es einnahm. Als er das
gesehen hatte, bedeuchte ihn alsbald: <Der scheint wirklich und wahrhaftig
ein heiliger Asket zu sein! Auf allen vieren geht er hin und nimmt das vor ihn
am Boden ausgestreute Futter nur mit dem Munde zu sich, nur mit dem Munde nimmt
er es ein.>
Aber ich hatte Bhaggaver, im Geiste Geist und Gedanken Sunakkhattos des
jungen Licchaviers erkannt und sprach also zu ihm: <Und du magst dich,
eitler Mann, als einen Asketen des Sakyersohnes bekennen?> - <Warum doch,
o Herr, fragt mich der Erhabene: 'Und du magst dich, eitler Mann, als einen
Asketen des Sakyersohnes bekennen'?> - <Hat dich denn nicht, Sunakkhatto,
als du diesen Unbekleideten Korakkhattiyo gesehn hattest, der dem Hundegelübde
nachkommt, auf allen vieren geht, das vor ihn am Boden hingestreute Futter nur
mit dem Munde zu sich nimmt, nur mit dem Munde aufliest, alsbald bedeucht: 'Der
scheint wirklich und wahrhaftig ein heiliger Asket zu sein! Auf allen vieren geht
er hin und nimmt das vor ihn am Boden ausgestreute Futter nur mit dem Munde zu
sich, nur mit dem Munde nimmt er es ein'?> - <Allerdings, o Herr: und ist
wohl, o Herr, der Erhabene auf die Heiligkeit neidig?> -
<Nicht bin ich, eitler Mann, auf die Heiligkeit neidig: aber du eben bist
hier zu einer verderblichen Ansicht gelangt; die lasse fahren, auf daß sie dir
nicht langehin zu Unheil und Leiden gereiche. Von dem du ja da, Sunakkhatto,
vermeinst: 'Der Unbekleidete Korakkhattiyo, der scheint wirklich ein heiliger
Asket zu sein', der wird heut in sieben Tagen unversehns zutode kommen und,
nach dem Tode, unter den Schwarzen Köpfen, wie eine völlig unglückliche Rotte
von Kobolden heißt, wiedererstehn; seinen Leichnam aber wird man auf dem
Begräbnisplatz am Schneckengrunde verscharren. Wenn es dir beliebt,
Sunakkhatto, magst du dann an den Unbekleideten Korakkhattiyo herantreten und
fragen: 'Weißt du, Bruder Korakkhattiyo, wohin du geraten bist?' Es kann wohl
sein, Sunakkhatto, daß dir der Unbekleidete Korakkhattiyo kundtun wird: 'Ich
weiß, Brüder Sunakkhatto, wohin ich geraten bin: unter den Schwarzen Köpfen,
wie eine völlig unglückliche Rotte von Kobolden heißt, bin ich nun
wiedererstanden.'>
Da ist denn, Bhaggaver, Sunakkhatto der junge Licchavier an den Unbekleideten
Korakkhattiyo herangetreten und hat also zu ihm gesprochen: <Ausgesagt,
Bruder Korakkhattiyo, hat der Asket Gotamo über dich: 'Der Unbekleidete
Korakkhattiyo wird heut in sieben Tagen unversehns zutode kommen und, nach dem
Tode, unter den Schwarzen Köpfen, wie eine völlig unglückliche Rotte von
Kobolden heißt, wieder erstehn; seinen Leichnam aber wird man auf dem
Begräbnisplatz am Schneckengrunde verscharren.' Darum sei du, Bruder
Korakkhattiyo, vorsichtig, vorsichtig beim Essen von Speise, vorsichtig,
vorsichtig beim Trinken von Wasser, damit das Wort des Asketen Gotamo sich
falsch erweise.>
Da hat denn, Bhaggaver, Sunakkhatto der junge Licchavier einen Tag um den
anderen die Woche hindurch gezählt, weil er das dem Vollendeten nicht glauben wollte.
Es ist jedoch, Bhaggaver, der Unbekleidete Korakkhattiyo am siebenten Tage
unversehns zutode gekommen und, nach dem Tode, unter den Schwarzen Köpfen, wie
eine völlig unglückliche Rotte von Kobolden heißt, wiedererstanden; seinen
Leichnam aber hat man auf dem Begräbnisplatz am Schneckengrunde verscharrt. Nun
hörte, Bhaggaver, Sunakkhatto der junge Licchavier reden: <Der Unbekleidete,
sagt man, Korakkhattiyo, ist unversehns zutode gekommen und auf dem
Begräbnisplatz am Schneckengrunde verscharrt worden.>
Alsbald ist nun, Bhaggaver, Sunakkhatto der junge Licchavier nach dem
Begräbnisplatz am Schneckengrunde gegangen, wo der Unbekleidete Korakkhattiyo
lag, da trat er hin. Dort angelangt, hat er über dem Unbekleideten
Korakkhattiyo dreimal mit der Hand geklopft und dabei gesagt: <Weißt du,
Bruder Korakkhattiyo, wohin du geraten bist?> Da ist nun, Bhaggaver, der
Unbekleidete Korakkhattiyo, mit der Hand über den Rücken gestrichen,
aufgefahren: <Ich weiß, Bruder Sunakkhatto, wohin ich geraten bin, unter den
Schwarzen Köpfen, wie eine völlig unglückliche Rotte von Kobolden heißt, bin
ich nun wiedererstanden> - sprach's und war im Augenblick
zurückgesunken.
Darauf ist nun, Bhaggaver, Sunakkhatto der junge Licchavier dorthin, wo ich
weilte, gekommen, hat mich begrüßt und ist beiseite gesessen. Zu Sunakkhatto
aber, Bhaggaver, dem jungen Licchavier, der da beiseite saß, sagte ich sodann:
<Was meinst du wohl, Sunakkhatto wie dir eben von mir über den Unbekleideten
Korakkhattiyo ausgesagt worden, ist das genau so eingetroffen oder nicht?> -
<Wie mir eben, o Herr, vom Erhabenen über den Unbekleideten Korakkhattiyo
ausgesagt worden, genau so ist das eingetroffen, nicht anders.> - <Was
meinst du wohl, Sunakkhatto: wenn es sich also verhält, ist dann eine überirdische
Machtbezeugung geschehen oder nicht geschehen?> - <Freilich, o Herr, da
es sich also verhält, ist eine überirdische Machtbezeugung geschehen, es ist
nicht anders.> - <Der ich dir also, eitler Mann, eine überirdische
Machtbezeugung geschehen lasse, ich werde von dir bezichtigt: 'Aber es hat mir,
o Herr, der Erhabene keinerlei überirdische Machtbezeugung geschehen lassen.'
Sieh', eitler Mann, wie weit du wohl hierin gefehlt hast.> Daraufhin aber,
Bhaggaver, ist Sunakkhatto der junge Licchavier, nach meiner Verweisung, von
dieser Lehre und Zucht eben abgefallen, als ein Abwendiger, Abtrünniger.
«Es war einmal, Bhaggaver, da bin ich bei Vesálí geweilt, im Großen Walde,
in der Halle der Einsiedelei. Zur selben Zeit nun hielt sich der Unbekleidete
Kaláramajjhako bei Vesálí auf, der eben in höchster Gunst und höchstem Ansehn
bei den Vajjínern stand. Der hatte sieben Gelübde angelobt, auf sich genommen:
<Zeitlebens will ich ein Unbekleideter sein, kein Gewand anlegen; zeitlebens
will ich keusch wandeln, nicht der Paarung pflegen; zeitlebens will ich nur von
Fleisch und Branntwein mich ernähren3, nicht Reis und Grütze genießen;
östlich Vesali will ich nicht über den Udener Park hinauswandern; südlich
Vesálí will ich nicht über den Garten der Gotamiden hinauswandern; westlich
Vesálí will ich nicht über den Siebenmangohain hinauswandern; nördlich Vesálí
will ich nicht über den Vielblätterlaubhügel hinauswandern.>
Weil er diese sieben Gelübde angelobt hatte, war er eben in höchster Gunst
und höchstem Ansehn bei den Vajjínern gestanden. Da hat denn, Bhaggaver,
Sunakkhatto der junge Licchavier den Unbekleideten Kaláramajjhako aufgesucht.
Bei ihm angelangt, hat er eine Frage an ihn gerichtet. Auf diese Frage ist der
Unbekleidete Kaláramajjhako nicht eingegangen, ohne darauf einzugehen hat er
Zorn, Haß und Verdrossenheit an den Tag gelegt.
Da hat es nun, Bhaggaver, Sunakkhatto dem jungen Licchavier also bedeucht:
<Der ja wirklich und wahrhaftig wie ein heiliger Asket ist, den haben wir
belästigt: o daß uns das nicht langehin zu Unheil und Leiden gereiche!>
Alsbald nun, Bhaggaver, ist Sunakkhatto der junge Licchavier zu mir
herangekommen, hat mich begrüßt und beiseite sich hingesetzt. Zu Sunakkhatto
aber, Bhaggaver, dem jungen Licchavier, der da beiseite saß, sprach ich also:
<Und du magst dich, eitler Mann, als einen Asketen des Sakyersohnes
bekennen?> - <Warum doch, o Herr, fragt mich der Erhabene: 'Und du magst
dich, eitler Mann, als einen Asketen des Sakyersohnes bekennen'?> -
<Hast du denn nicht, Sunakkhatto, den Unbekleideten Kaláramajjhako
aufgesucht und eine Frage an ihn gerichtet, worauf er nicht eingegangen ist,
ohne darauf einzugehen Zorn, Haß und Verdrossenheit an den Tag gelegt hat,
während dich da bedeuchte: 'Der ja wirklich und wahrhaftig wie ein heiliger
Asket ist, den haben wir belästigt: o daß uns das nicht langehin zu Unheil und
Leiden gereiche!'> - <Allerdings, o Herr: und ist wohl, o Herr, der
Erhabene auf die Heiligkeit neidig?> -
<Nicht bin ich, eitler Mann, auf die Heiligkeit neidig: aber du eben bist
hier zu einer verderblichen Ansicht gelangt; die lasse fahren, auf daß sie dir
nicht langehin zu Unheil und Leiden gereiche. Von dem du ja da, Sunakkhatto,
vermeinst: 'Der Unbekleidete Kaláramajjhako, der ist wirklich wie ein heiliger
Asket', der wird binnen kurzem bewamst und beweibt einhergehn, Reis und Grütze
genießen, auch über alle die Gärten um Vesálí hinauswandern und, seines Ruhms
verlustig, zutode kommen.> E
s ist aber, Bhaggaver, der Unbekleidete Kaláramajjhako binnen kurzem bewamst
und beweibt einhergegangen, hat Reis und Grütze genossen, war auch über alle
die Gärten um Vesálí hinausgewandert, und er ist, seines Ruhms verlustig,
zutode gekommen. Nun hörte, Bhaggaver, Sunakhatto der junge Licchavier reden:
<Der Unbekleidete, sagt man, Kaláramajjhako, ist bewamst und beweibt
einhergegangen, hat Reis und Grütze genossen, war auch über alle die Gärten um
Vesálí hinausgewandert, und er ist, seines Ruhms verlustig, zutode
gekommen.>
Da ist denn, Bhaggaver, Suakkhatto der junge Licchavier zu mir
herangetreten, hat mich begrüßt und beiseite sich niedergesetzt. Zu Sunakkhatto
aber, Bhaggaver, dem jungen Licchavier, der da beiseite saß, sagte ich sodann:
<Was meinst du wohl, Sunakkhatto: wie dir eben von mir über den
Unbekleideten Kaláramajjhako ausgesagt worden, ist das genau so eingetroffen
oder nicht?> - <Wie mir eben, o Herr, vom Erhabenen über den
Unbekleideten Kaláramajjhako ausgesagt worden, genau so ist das eingetroffen,
nicht anders.> -
<Was meinst du wohl, Sunakkhatto: wenn es sich also verhält, ist dann
eine überirdische Machtbezeugung geschehen oder nicht geschehen?> -
<Freilich, o Herr, da es sich also verhält, ist dann eine überirdische
Machtbezeugung geschehen, es ist nicht anders.> - <Der ich dir also,
eitler Mann, eine überirdische Machtbezeugung geschehen lasse, ich werde von
dir bezichtigt: 'Aber es hat mir, o Herr, der Erhabene keinerlei überirdische
Machtbezeugung geschehen lassen.' Sieh', eitler Mann, wie weit du wohl hierin
gefehlt hast.> Daraufhin aber, Bhaggaver, ist Sunakkhatto der junge
Licchavier, nach meiner Verweisung, von dieser Lehre und Zucht eben abgefallen,
als ein Abwendiger, Abtrünniger.
«Es war einmal, Bhaggaver, da bin ich wiederum dort bei Vesálí geweilt, im
Großen Walde, in der Halle der Einsiedelei. Zu der Zeit aber hielt sich der
Unbekleidete Pátikaputto bei Vesálí auf, der damals in höchster Gunst und
höchstem Ansehn bei den Vajjínern stand. Der kündigte nun in ganz Vesálí
an4:
<Der Asket Gotamo trägt Weistum vor, auch ich trage Weistum vor; einem,
der Weistum vorträgt, steht es aber bei seinem Vortrage an, eine überirdische
Machtbezeugung sehn zu lassen. Der Asket Gotamo möge mir auf halbem Wege
entgegenkommen, auch ich will ihm auf halbem Wege begegnen: da wollen wir denn
beide eine überirdische Machtbezeugung geschehen lassen. Wenn der Asket Gotamo
eine überirdische Machtbezeugung ausführen wird, werde ich zwei ausführen. Wenn
der Asket Gotamo zwei überirdische Machtbezeugungen ausführen wird, werde ich vier
ausführen. Wenn der Asket Gotamo vier überirdische Machtbezeugungen ausführen
wird, werde ich acht ausführen. Soviel auch immer der Asket Gotamo an
überirdischen Machtbezeugungen ausführen wird, ich werde da immer das doppelte
davon ausführen.>
Alsbald ist nun, Bhaggaver, Sunakkhatto der junge Licchavier zu mir
herangekommen, hat mich begrüßt und beiseite sich hingesetzt. Beiseite sitzend
hat dann, Bhaggaver, Sunakkhatto der junge Licchavier zu mir also gesprochen:
<Der Unbekleidete, o Herr, Pátikaputto, hält sich bei Vesálí auf, er steht
eben in höchster Gunst und höchstem Ansehn bei den Vajjínern. Der kündigt nun
in ganz Vesálí an:
'Der Asket Gotamo trägt Weistum vor, auch ich trage Weistum vor; einem, der
Weistum vorträgt, steht es aber bei seinem Vortrage an, eine überirdische
Machtbezeugung sehn zu lassen. Der Asket Gotamo möge mir auf halbem Wege
entgegenkommen, auch ich will ihm auf halbem Wege begegnen: da wollen wir denn
beide eine überirdische Machtbezeugung geschehen lassen. Wenn der Asket Gotamo
eine überirdische Machtbezeugung ausführen wird, werde ich zwei ausführen. Wenn
der Asket Gotamo zwei überirdische Machtbezeugungen ausführen wird, werde ich
vier ausführen. Wenn der Asket Gotamo vier überirdische Machtbezeugungen
ausführen wird, werde ich acht ausführen. So viel auch immer der Asket Gotamo
an überirdischen Machtbezeugungen ausführen wird, ich werde da immer das
doppelte davon ausführen.'>
Auf diesen Bericht, Bhaggaver, hab' ich zu Sunakkhatto dem jungen Licchavier
gesagt: <Unmöglich, Sunakkhatto, kann der Unbekleidete Pátikaputto, ohne
dieses Wort widerrufen, diese Gesinnung aufgegeben, diese Ansicht verwunden zu
haben, vor mir erscheinen. Wenn er aber etwa vermeinte: 'Ich werde ohne dieses
Wort widerrufen, diese Gesinnung aufgegeben, diese Ansicht verwunden zu haben
vor dem Asketen Gotamo erscheinen', würde ihm wohl das Haupt zerspringen.>
-
<Achthaben sollte, o Herr, der Erhabene vor solch einem Wort, achthaben
der Willkommene vor solch einem Wort!> - <Warum denn sprichst du, Sunakkhatto,
also zu mir: 'Achthaben sollte, o Herr, der Erhabene vor solch einem Wort,
achthaben der Willkommene vor solch einem Wort'?> - <Vom Erhabenen mag
eben, o Herr, dieses Wort schlechthin gültig geäußert sein: aber der
Unbekleidete, o Herr, Pátikaputto, könnte in schrecklicher Gestalt vor dem
Erhabenen erscheinen, und das gereichte dem Erhabenen zur Lüge.> -
<Würde wohl, Sunakkhatto, der Vollendete ein Wort gesagt haben, das da
zweideutig wäre?> - <Wie denn, o Herr: hat der Erhabene den Unbekleideten
Pátikaputto im Geiste geistig erfassend erkannt, oder aber haben Gottheiten dem
Erhabenen diesen Umstand angezeigt?> -
<Im Geiste geistig erfassend hab' ich schon, Sunakkhatto, den
Unbekleideten Pátikaputto erkannt, und auch Gottheiten haben mir diesen Umstand
angezeigt. Ajito, wie er hieß, ein Feldherr der Licchavier, ist kürzlich
gestorben, in den Bereich der Dreiunddreißig Götter eingekehrt. Der aber ist
mir genaht, also vernehmbar: 'Ruchlos, o Herr, ist der Unbekleidete
Pátikaputto, lügenhaft, o Herr, ist der Unbekleidete Pátikaputto, auch über
mich, o Herr, hat der Unbekleidete Pátikaputto bei den Vajjínern ausgesagt:
<Ajito der Licchavier Feldherr ist in die Erzhölle geraten.> Doch bin
ich, o Herr, nicht in die Erzhölle geraten, bin in den Kreis der Dreiunddreißig
Götter eingekehrt. Ruchlos, o Herr, ist der Unbekleidete Pátikaputto,
lügenhaft, o Herr, ist der Unbekleidete Pátikaputto. Unmöglich, o Herr, kann
der Unbekleidete Pátikaputto, ohne jenes Wort widerrufen, jene Gesinnung
aufgegeben, jene Ansicht verwunden zu haben, vor dem Erhabenen erscheinen. Wenn
er aber etwa vermeinte: <Ich werde ohne jenes Wort widerrufen, jene
Gesinnung aufgegeben, jene Ansicht verwunden zu haben vor dem Asketen Gotamo
erscheinen, würde ihm wohl das Haupt zerspringen.'
So hab' ich denn, Sunakkhatto, im Geiste geistig erfassend den Unbekleideten
Pátikaputto eben erkannt, und auch Gottheiten haben mir diesen Umstand
angezeigt. Ich denke nun aber, Sunakkhatto, nach dem Almosengang in Vesálí,
sobald ich zurückgekehrt sein und die Nahrung eingenommen haben werde, mich
dahinzubegeben, wo der Garten Pátikaputtos gelegen ist, und bis Sonnenuntergang
dort zu verweilen. Wenn es dir etwa, Sunakkhatto, beliebt, melde ihm
das.>
Darauf bin ich, Bhaggaver, beizeiten gerüstet, mit Mantel und Schale
versehen, nach Vesálí um Almosenspeise gegangen. Nachdem ich in der Stadt die
Brocken erhalten, kehrte ich zurück, nahm das Mahl ein und begab mich sodann
nach dem Garten hin, wo der Unbekleidete Pátikaputto sich aufhielt, über den
Tag dort zu verweilen. Mittlerweile war nun, Bhaggaver, Sunakkhatto der junge
Licchavier eiligen Schrittes in Vesálí umhergegangen, hatte die bekanntesten
und genanntesten Licchavier aufgesucht und sie eingeladen: <Da ist, ihr
Brüder, der Erhabene in die Stadt um Almosenspeise gekommen, hat nachher
Mahlzeit gehalten und alsbald den Garten aufgesucht, wo der Unbekleidete
Pátikaputto weilt, und wird bis Sonnenuntergang dort verbleiben: ach bitte
kommt mit, Verehrte, ach bitte kommt mit, Verehrte! Man wird eine überirdische
Machtbezeugung von wohlberufenen Asketen zu sehn bekommen.>
Nun haben sich, Bhaggaver, jene sehr bekannten und viel genannten Licchavier
da besprochen: <Es soll also, wie es heißt, eine überirdische Machtbezeugung
von wohlberufenen Asketen vorgeführt werden: da wollen wir doch mal
hingehn.> Dann ist er auch an die bekanntesten und genanntesten hochmögenden
Priester, an die begüterten Bürger, an die berühmten gefeierten Asketen und
Priester der verschiedenen Orden herangetreten, um sie einzuladen, und sie
haben sich alle anzuschließen verabredet.
So haben sich denn, Bhaggaver, diese hochansehnlichen Licchavier,
hochansehnlichen mächtigen Priester und reichen Bürger sowie die Asketen und
Priester der verschiedenen Orden nach dem Garten hinbegeben, wo der
Unbekleidete Pátikaputto zu treffen war. Das ist, Bhaggaver, eine Versammlung
gewesen, die nach hunderten zählte, nach tausenden zählte. Nun hörte,
Bhaggaver, der Unbekleidete Pátikaputto reden, daß all diese hochansehnlichen
Scharen herbeigekommen seien, und er sagte sich: <Auch der Asket Gotamo hat
in meinem Garten Tagesrast genommen.> Da hat ihn Angst und Zittern befallen
und seine Haare sträubten sich: alsogleich hat er sich, Bhaggaver, bebend vor
Angst und Schauder, in den Pilgergarten an der Ebenholzlände
zurückgezogen.
Das kam nun, Bhaggaver, jener Versammlung zu Ohren: <Der Unbekleidete,
sagt man, Pátikaputto, ist bebend vor Angst und Schauder nach dem Pilgergarten
an der Ebenholzlände geflohn.> Da wurde nun, Bhaggaver, von jener
Versammlung ein Mann hingeschickt: <Geh', lieber Mann, nach dem Pilgergarten
an der Ebenholzlände hin und suche den Unbekleideten Pátikaputto auf und sprich
also zu ihm: 'Komme herbei, Bruder Pátikaputto, schon angelangt sind die
bekanntesten und genanntesten Licchavier, schon angelangt die hochansehnlichen
mächtigen Priester und reichen Bürger sowie die Asketen und Priester der
verschiedenen Orden, und auch der Asket Gotamo hat im Garten des Ehrwürdigen
Tagesrast genommen. Verlauten lassen hast du ja wohl, Bruder Pátikaputto, in
ganz Vesálí solche Rede: 'Der Asket Gotamo trägt Weistum vor, auch ich trage
Weistum vor: einem, der Weistum vorträgt, steht es aber bei seinem Vortrage an,
eine überirdische Machtbezeugung sehn zu lassen. Der Asket Gotamo möge mir auf
halbem Wege entgegenkommen, auch ich will ihm auf halbem Wege begegnen: da
wollen wir denn beide eine überirdische Machtbezeugung geschehen lassen. Wenn
der Asket Gotamo eine überirdische Machtbezeugung ausführen wird, werde ich
zwei ausführen. Wenn der Asket Gotamo zwei überirdische Machtbezeugungen
ausführen wird, werde ich vier ausführen. Wenn der Asket Gotamo vier
überirdische Machtbezeugungen ausführen wird, werde ich acht ausführen. So viel
auch immer der Asket Gotamo an überirdischen Machtbezeugungen ausführen wird,
ich werde da immer das doppelte davon ausführen.' Komme doch nur, Bruder
Pátikaputto, auf halbem Wege heran: auf dem ganzen ist schon der Asket Gotamo
zuerst entgegengekommen und weilt im Garten des Ehrwürdigen über den Tag.'>
-
<Sehr wohl, ihr Herren, sagte da, Bhaggaver, der Mann gehorsam zu jener
Versammlung; und er begab sich nach dem Pilgergarten an der Ebenholzlände, zum
Unbekleideten Pátikaputto hin und meldete Wort um Wort den Auftrag. Also
aufgefordert, Bhaggaver, sagte nun der Unbekleidete Pátikaputto: <Ich komme,
Freund, ich komme, Freund>, aber er rückte nur hin und her und konnte sich
gar nicht vom Sitz erheben. Da sagte denn, Bhaggaver, jener Mann zu ihm:
<Was ist nur mit dir, Bruder Pátikaputto: hast du wohl etwa das Lendentuch
an den Sessel geknüpft, und ist der Sessel so deinem Lendentuch angeknüpft?
'Ich komme, Freund, ich komme, Freund', hast du gesagt, rückst aber nur hin und
her und kannst dich nicht einmal erheben vom Sitze.>
So zur Rede gestellt, Bhaggaver, hat aber der Unbekleidete Pátikaputto
wieder gesagt: <Ich komme, Freund, ich komme, Freund>, und ist immer noch
hin und her gerückt, ohne vom Sitz auch nur aufstehn zu können. Als endlich,
Bhaggaver, jener Mann zu merken anfing: <Für überwunden scheint dieser Unbekleidete
Pátikaputto sich zu geben, da er immer nur sagt 'Ich komme, Freund, ich komme,
Freund', aber bloß hin und her rückt und gar nicht vom Sitz aufstehn mag>,
da kehrte er zur Versammlung zurück und erstattete die Meldung: <Für
überwunden, scheint es, gibt sich der Unbekleidete Pátikaputto: 'Ich komme,
Freund, ich komme, Freund', hat er gesagt, aber er ist immer nur hin und her
gerückt und konnte sich nicht einmal vom Sitz erheben.>
Nach dieser Meldung, Bhaggaver, hab' ich zur Versammlung dort also
gesprochen: <Unmöglich, ihr Freunde, kann der Unbekleidete Pátikaputto, ohne
sein Wort widerrufen, seine Gesinnung aufgegeben, seine Ansicht verwunden zu
haben, vor mir erscheinen. Wenn er aber etwa vermeinte: 'Ich werde ohne mein
Wort widerrufen, meine Gesinnung aufgegeben, meine Ansicht verwunden zu haben
vor dem Asketen Gotamo erscheinen', würde ihm wohl das Haupt zerspringen.>
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