DAS HAB' ICH GEHÖRT.
Zu einer Zeit weilte der Erhabene im Magadher Lande, bei Mátulá. Dort nun
wandte sich der Erhabene an die Mönche: «Ihr Mönche!» - «Erlauchter!»
antworteten da jene Mönche dem Erhabenen aufmerksam. Der Erhabene sprach also:
«Selber die Leuchte, ihr Mönche, sollt ihr sein, selber die Zuflucht, ohne
andere Zuflucht, mit der Lehre als Leuchte, mit der Lehre als Zuflucht, ohne
andere Zuflucht. Wie nun aber, ihr Mönche, ist der Mönch selber die Leuchte,
selber die Zuflucht, ohne andere Zuflucht, mit der Lehre als Leuchte, mit der
Lehre als Zuflucht, ohne andere Zuflucht?
Da
wacht, ihr Mönche, der Mönch beim Körper über den Körper, unermüdlich,
klaren Sinnes, einsichtig, nach Verwindung weltlichen Begehrens und
Bekümmerns;
wacht
bei den Gefühlen über die Gefühle, unermüdlich, klaren Sinnes, einsichtig,
nach Verwindung weltlichen Begehrens und Bekümmerns;
wacht
beim Bewusstsein über das Bewusstsein, unermüdlich, klaren Sinnes,
einsichtig, nach Verwindung weltlichen Begehrens und Bekümmerns;
wacht
bei den Geistobjekten über die Geistobjekte, unermüdlich, klaren Sinnes,
einsichtig, nach Verwindung weltlichen Begehrens und Bekümmerns.
Also, ihr Mönche, ist der Mönch selber die Leuchte, selber die Zuflucht,
ohne andere Zuflucht, mit der Lehre als Leuchte, mit der Lehre als Zuflucht,
ohne andere Zuflucht. Wandelt, ihr Mönche, die Bahn entlang, auf euerem
väterlichen Gebiet: die Bahn entlang wandelnd, ihr Mönche, auf eurem
väterlichen Gebiet, seid ihr dem Tod unzugänglich, seid ihr dem Tod
unerreichbar.
«Weil man, ihr Mönche, heilsame Dinge beobachten lernt, kann sich da solch
ein Verdienst entwickeln. - Es war einmal, ihr Mönche, ein König, Dalhanemi
geheißen20: der war Kaiser, ein gerechter und wahrer Herrscher, ein
Sieger bis zur Mark der See, der seinem Reiche Sicherheit schuf, mit sieben
Juwelen begabt war. Das aber sind seine sieben Juwelen gewesen, und zwar: das
beste Land, der beste Elefant, das beste Roß, die beste Perle, das beste Weib,
der beste Bürger, und siebentens der beste Staatsmann. Und er hatte über
tausend Söhne, tapfer, heldensam, Zerstörer der feindlichen Heere. Dann hat er
diese Erde bis zum Ozean hin, ohne Stock und ohne Stahl gerecht und billig
obsiegend, beherrscht. Nun aber, ihr Mönche, mochte sich König Dalhanemi, als
viele Jahre, viele Jahrhunderte, viele Jahrtausende vergangen waren, an einen
seiner Leute wenden:
<Wenn du, lieber Mann, einmal sehn solltest, daß das himmlische Radjuwel
herabgesunken, von seiner Stätte gestürzt ist, dann komm' und melde es
mir21.> - <Sehr wohl, Majestät >, sagte da, ihr Mönche,
gehorsam jener Mann zu König Dalhanemi. Es sah nun, ihr Mönche, der Mann dort,
nachdem viele Jahre, viele Jahrhunderte, viele Jahrtausende vergangen waren,
das himmlische Radjuwel herabgesunken, von seiner Stätte gestürzt. Als er das
gesehn, begab er sich zu König Dalhanemi hin und erstattete Meldung:
<O Majestät, daß du es weißt: das Radjuwel, das himmlische, ist dir
herabgesunken, von seiner Stätte gestürzt!> Da hat denn, ihr Mönche, König
Dalhanemi seinen ältesten Sohn, den Kronprinzen, zu sich berufen und ihm
gesagt:
<Das Radjuwel, hör' ich, mein guter Prinz, das himmlische, ist mir
herabgesunken, von seiner Stätte gestürzt. Man weiß aber wohl: wenn das
himmlische Radjuwel bei einem Kaiserkönige herabsinkt, von seiner Stätte
stürzt, dann hat ein solcher König nicht mehr lange zu leben. Genossen hab' ich
ja die menschlichen Wonnen: es ist nun Zeit für mich an himmlische Wonnen zu
denken. Geh', mein guter Prinz: diese Erde bis zum Ozean hin sollst du
weiterbehüten. Denn ich will mir Haar und Bart scheren lassen, die fahlen
Gewänder anlegen und aus dem Hause in die Hauslosigkeit wandern.> Alsbald
nun, ihr Mönche, hat König Dalhanemi seinen ältesten Sohn, den Kronprinzen,
treulich mit der Königsmacht betraut. Dann ist er, mit geschorenem Haar und
Barte, in die fahlen Gewänder gehüllt, aus dem Hause in die Hauslosigkeit
gezogen. Sieben Tage aber, ihr Mönche, nachdem der königliche Seher Pilger
geworden war, ist das himmlische Radjuwel verschwunden gewesen. Da ist denn,
ihr Mönche, einer der Leute vor den König, der zum Kriegerfürsten gesalbt
worden war, herangetreten und hat also gesprochen:
<O Majestät, daß du es weißt: das himmlische Radjuwel ist
verschwunden!> Da wurde nun, ihr Mönche, der König als gesalbter
Kriegerfürst über das Verschwinden des himmlischen Radjuwels ärgerlich und gab
seinem Ärger Ausdruck. Dann begab er sich dorthin, wo der königliche Seher
verweilte, und erzählte den Vorgang. Nach diesem Bericht, ihr Mönche, hat der
königliche Seher sich also an den König, den gesalbten Kriegerfürsten, gewandt:
<Mache dir, mein Sohn, keine Sorge um das Verschwinden des himmlischen
Radjuwels, und zeige darum keinen Ärger. Denn das himmlische Radjuwel, mein
Lieber, war nicht dein väterliches Erbteil. Lasse dich, mein Sohn, zu heiligem
Kaiserwandel im Wandel erwachsen. Es mag wohl sein, daß dir, zu heiligem Kaiserwandel
im Wandel erwachsend, an einem Feiertage, bei Vollmond, wann du bis zum
Scheitel gebadet, feiernd, oben auf der Zinne des Palastes stehst, das
himmlische Radjuwel erscheinen wird, mit tausend Speichen, mit Felge und Nabe
und allen Abzeichen geziert.>
<Was ist das aber, Majestät, für ein heiliger Wandel als Kaiser?>
<Wohlan denn, mein Lieber, da hast du dich nur auf das Recht zu stützen,
das Recht wertzuhalten, das Recht hochzuschätzen, das Recht zu achten, das
Recht zu ehren, das Recht zu feiern, hast mit dem Recht als Flagge, mit dem
Recht als Banner, mit dem Recht als höchster Obergewalt wie sich's gebührt
Schutz und Schirm und Obhut durchaus dem Volke angedeihen zu lassen: dem
Heerkörper, den Gefolgschaft leistenden Fürsten, den Priestern und Bürgern, den
städtischen sowie den ländischen, den Asketen und Priestern, dem Wild und den
Vögeln, auf daß nicht, mein Lieber, in deinem Reiche Unrechttun aufkomme. Die
aber etwa, mein Lieber, in deinem Reiche unbemittelt sind, denen magst du da
die Mittel darreichen lassen. Die Asketen und Priester jedoch, mein Lieber, in
deinem Reiche, die vor Lauheit und Lässigkeit auf der Hut sind, an Geduld und
Milde sich gewöhnt haben, die einzig sich selber beherrschen, einzig sich
selber überwinden, einzig sich selber zu beschwichtigen trachten, die magst du
von Zeit zu Zeit aufsuchen und befragen: <Was ist, o Herr, heilsam, und was,
o Herr, unheilsam? Was ist tadelhaft, und was untadelhaft? Was ist zu pflegen,
und was nicht zu pflegen? Was kann mir, wenn ich es tue, langehin zu Unglück
und Leiden gereichen? Und was kann mir wieder, wenn ich es tue, langehin zu
Glück und Wohlsein gereichen?> Auf sie hörend wirst du das, was unheilsam
ist, von dir abweisen; und was heilsam ist, das wirst du in deinem Wandel
beobachten. Das ist, mein Sohn, der heilige Wandel eines Kaisers.> <Den
gelob' ich, Majestät>, sagte da, ihr Mönche, der gesalbte Kriegerfürst
gehorsam zum königlichen Seher.
Und er begann den heiligen Wandel eines Kaisers zu wandeln. Wie er so den
heiligen Wandel eines Kaisers wandelte, ist ihm, an einem Feiertage, bei
Vollmond, als er, gebadet bis zum Scheitel, feiernd, auf der Zinne des Palastes
Umschau hielt, das himmlische Radjuwel erschienen, mit tausend Speichen, mit
Felge und Nabe und allen Abzeichen geziert. Als er es gesehn, hat der gesalbte
Kriegerfürst zu sich gesagt: <Wohl hab' ich reden hören: 'Ein König, ein
gesalbter Kriegerfürst, dem an einem Feiertage, bei Vollmond, wann er bis zum
Scheitel gebadet, feiernd, oben auf der Zinne des Palastes steht, das
himmlische Radjuwel erscheint, mit tausend Speichen, mit Felge und Nabe und
allen Abzeichen geziert, der wird ein Kaiserkönig': mög' ich denn selber
Kaiserkönig werden!> Da hat nun, ihr Mönche, der gesalbte Kriegerfürst sich
vom Sitze erhoben, den Mantel um die eine Schulter geschlagen, mit der linken
Hand nach dem goldenen Wasserkruge gegriffen und mit der rechten das Radjuwel
besprengt: <Es rolle dahin, das liebe Radjuwel, überwältigend lauf' es
dahin, das liebe Radjuwel!> Da ist denn, ihr Mönche, das Radjuwel dort nach
Osten gezogen, und alsogleich hinterher der Kaiserkönig mitsamt dem
viermächtigen Heerbann. In welchem Lande nun aber, ihr Mönche, das Radjuwel
stillestand, da ließ der Kaiserkönig sein Lager aufschlagen, mitsamt dem
viermächtigen Heerbann. Die aber, ihr Mönche, in den östlichen Gegenden auch
Könige waren, die sind nun vor den Kaiserkönig herangetreten und haben also
gesprochen:
<Sei gegrüßt, o großer König, sei willkommen, o großer König: dein ist
es, großer König, gebiete hier, großer König!> Der Kaiserkönig gab dies zur
Antwort:
Da haben denn, ihr Mönche, die dort im Osten auch Könige waren dem
Kaiserkönig eben Heeresfolge geleistet. - Da ist nun, ihr Mönche, das Radjuwel
dort an das östliche Meer herabgelangt, hinübergeeilt und im Reiche des Südens
stillegestanden; ist an das südliche Meer herabgelangt, hinübergeeilt und im
Reiche des Westens stillegestanden; ist an das westliche Meer herabgelangt,
hinübergeeilt und im Reiche des Nordens stillegestanden, und immer gleich
hinterher der Kaiserkönig mitsamt dem viermächtigen Heerbann. In welchem Lande
nun aber, ihr Mönche, das Radjuwel stillestand, da ließ der Kaiserkönig sein
Lager aufschlagen, mitsamt dem viermächtigen Heerbann. Die aber, ihr Mönche, in
den nördlichen Gegenden auch Könige waren, die sind nun vor den Kaiserkönig
herangetreten und haben also gesprochen:
<Sei gegrüßt, o großer König, sei willkommen, o großer König: dein ist
es, großer König, gebiete hier, großer König!> Der Kaiserkönig gab dies zur
Antwort:
Da haben denn, ihr Mönche, die dort im Norden auch Könige waren dem
Kaiserkönig eben Heeresfolge geleistet. - So hatte nun, ihr Mönche, dieses
Radjuwel die vom Ozean umflossene Erde im Siegeslauf überwältigt und war dann
wieder nach der Königsburg zurückgekehrt: am inneren Schloßtor, zuhäupten des
Richterstuhls für den Kaiserkönig, war es, die Augen wie blendend,
stillegestanden, den Schloßhof des Kaiserkönigs mit Glanz übergießend. - - Auch
der nächste, ihr Mönche, der dritte, vierte bis siebente Kaiserkönig ist also
gewandelt. Dieser letzte nun, ihr Mönche, war als gesalbter Kriegerfürst über
das Verschwinden des himmlischen Radjuwels wieder ärgerlich geworden und gab
seinem Ärger Ausdruck: aber er hat den königlichen Seher nicht mehr aufgesucht
und über den heiligen Wandel eines Kaisers befragt. Nach eigenem Bedünken nur
hat er sodann das Reich beherrscht. Wie er so nach eigenem Bedünken das Reich
beherrscht hat, haben die Länder nicht mehr jahraus jahrein Ernte getragen, wie
es bei den vorigen Königen der Fall war, die den heiligen Wandel der Kaiser
gewandelt waren. Da sind denn, ihr Mönche, die Räte und Hofleute, die Scharen
der Großwürdenträger, die Heerführer und die Schatzmeister und die von Amts
wegen Gelehrten zusammengekommen und haben sich vor den König, den gesalbten
Kriegerfürsten, hinbegeben. Vor ihm angelangt haben sie also gesprochen:
<Es wird dir, Majestät, seitdem du nach eigenem Bedünken über das Reich
gebietest, von den Ländern nicht mehr jahraus jahrein die Ernte gebracht, wie
es bei den vorigen Königen der Fall war, die den heiligen Wandel der Kaiser
gewandelt waren. In deinem Reiche, Majestät, finden sich wohl Räte und
Hofleute, zahlreiche Großwürdenträger, Heerführer, Schatzbehüter und von Amts
wegen Gelehrte, wir selbst und noch andere, die vom heiligen Wandel eines
Kaisers Kunde bewahren; wolle doch, Majestät, uns über den heiligen Wandel
eines Kaisers erforschen: wir werden dir darüber, zur Frage befohlen, Bericht
erstatten.> Alsbald nun, ihr Mönche, hat da der König, der gesalbte
Kriegerfürst, die Räte und Hofleute, die Scharen der Großwürdenträger, die
Heerführer und die Schatzmeister und die von Amts wegen Gelehrten einberufen
und über den heiligen Wandel eines Kaisers befragt. Die haben ihm dann, darüber
zur Frage befohlen, Bericht erstattet. Auf deren Rat hat er wohl, wie sich's
gebührt, für Schutz und Schirm und Obhut Vorsorge getroffen; nicht aber hat er
den Unbemittelten die Mittel darreichen lassen. Und weil er den Unbemittelten
keine Mittel darreichen ließ, ist die Not immer größer geworden. Als nun die
Not immer größer geworden war, hat da irgendeiner was ihm andere nicht gegeben
hatten - man nennt das Diebstahl - sich genommen. Den hat man dabei ertappt,
hat ihn ergriffen und vor den König, den gesalbten Kriegerfürsten, gebracht:
<Dieser Mann, Majestät, hat von anderen nicht Gegebenes, was man Diebstahl
nennt, sich genommen.> Also berichtet, ihr Mönche, hat der König, der gesalbte
Kriegerfürst, den Mann dort befragt:
<Ist es wahr, lieber Mann, wie man sagt, daß du von anderen nicht
Gegebenes, was man Diebstahl nennt, dir genommen hast?>
<Es ist wahr, Majestät.>
<Warum hast du das getan?>
<Ich habe ach, Majestät, nichts zu essen.> - Da hat denn, ihr Mönche,
der König, der gesalbte Kriegerfürst, jenem Manne die Mittel dargereicht:
<Von diesem Gelde, lieber Mann, sollst du selber leben, Vater und Mutter
erhalten, Weib und Kind ernähren, sollst damit dein Gewerbe betreiben, auch
davon in höherer Absicht Gaben austeilen, an Asketen und Priester um heilsamer
Fährte willen, um glücklich zu werden, in den Himmel zu kommen.>
<Sehr wohl, Majestät>, sagte da, ihr Mönche, gehorsam jener Mann zum
Könige, dem gesalbten Kriegerfürsten. Wiederum aber, ihr Mönche, hatte da
irgendeiner von anderen nicht Gegebenes, was man Diebstahl nennt, aus Not sich
genommen: und wiederum hatte der König ihn also beschenkt. Da kam nun, ihr
Mönche, unter den Leuten das Gerücht auf: <Die da, o hört nur, von anderen
nicht Gegebenes, was man Diebstahl nennt, sich nehmen, die werden vom Könige
mit Geld beschenkt!> Als dies bekannt geworden war, besprachen sie sich:
<Wie, wenn nun auch wir von anderen nicht Gegebenes, was man Diebstahl
nennt, uns nehmen würden?> Da hat denn, ihr Mönche, einer der Leute von
anderen nicht Gegebenes, was man Diebstahl nennt, sich genommen. Den hat man
dabei ertappt, hat ihn ergriffen und vor den König den gesalbten
Kriegerfürsten, gebracht: <Dieser Mann, Majestät, hat von anderen nicht Gegebenes,
was man Diebstahl nennt, sich genommen.> Also berichtet, ihr Mönche, hat der
König, der gesalbte Kriegerfürst, den Mann dort befragt:
<Ist es wahr, lieber Mann, wie man sagt, daß du von anderen nicht
Gegebenes, was man Diebstahl nennt, dir genommen hast?>
<Es ist wahr, Majestät.>
<Warum hast du das getan?>
<Ich habe ach, Majestät, nichts zu essen.> - Da hat denn, ihr Mönche,
der König, der gesalbte Kriegerfürst, bei sich erwogen: <Wenn ich jedem, der
von anderen nicht Gegebenes, was man Diebstahl nennt, sich nehmen wird, immer
wieder Geld geben wollte, so würde auf diese Weise das Stehlen überhand nehmen.
Wie, wenn ich nun diesen Mann streng strafend bestrafte, von Grund aus
züchtigte, ihn enthaupten ließe?> So hat jetzt, ihr Mönche, der König, der gesalbte
Kriegerfürst, seinen Leuten befohlen:
<Wohlan denn, ich sage, ihr sollt diesen Mann mit starkem Stricke, die
Hände nach hinten straffaufgebunden, fesseln, den Schädel ihm kahl scheren,
unter schrillem Trommelgewirbel von Straße zu Straße, von Platz zu Platz vor
euch hertreiben, durch das südliche Tor hinausführen und gegen Süden der
Stadt22 ihn streng strafend bestrafen, von Grund aus züchtigen, ihr
sollt ihn enthaupten.>
<Sehr wohl, Majestät>, sagten da, ihr Mönche, gehorsam die Schergen dort
zum Könige, dem gesalbten Kriegerfürsten. Und sie haben den Mann mit starkem
Stricke, die Hände nach hinten straff aufgebunden, gefesselt, den Schädel ihm
kahl geschoren, unter schrillem Trommelgewirbel von Straße zu Straße, von Platz
zu Platz vor sich hergetrieben, durch das südliche Tor hinausgeführt und gegen
Süden der Stadt ihn streng strafend bestraft, von Grund aus gezüchtigt, haben
ihn enthauptet. Da kam nun, ihr Mönche, unter den Leuten die Rede auf: <Die
da, o hört nur, von anderen nicht Gegebenes, was man Diebstahl nennt, sich
nehmen, die werden vom König mit strenger Strafe bestraft, von Grund aus
gezüchtigt, er läßt ihnen das Haupt abschlagen!> Als dies bekannt geworden
war, besprachen sie sich: <Wie, wenn nun auch wir scharfe Beile uns anfertigten:
mit scharfen Beilen versehn werden wir jene, die wir beim Nehmen des
Nichtgegebenen, was man Diebstahl nennt, ertappen werden, da streng strafend
bestrafen, werden von Grund aus züchtigen, werden ihnen das Haupt
abschlagen.>
So haben sie sich scharfe Beile angefertigt. Mit scharfen Beilen versehn
haben sie dann auf den Dörfern zu morden begonnen, haben dann auf den Märkten
zu morden begonnen, haben dann in den Städten zu morden begonnen, haben sich
alsbald auf den Wegen in den Hinterhalt gelegt. Wenn sie nun welche beim Nehmen
des Nichtgegebenen, was man Diebstahl nennt, überraschten, so straften sie
streng bestrafend, züchtigten von Grund aus, schlugen ihnen die Köpfe ab. - So
ist denn, ihr Mönche, weil man den Unbemittelten keine Mittel dargereicht
hatte, die Not immer größer geworden, weil die Not immer größer geworden war,
hat das Nehmen des nicht Gegebenen mehr und mehr sich verbreitet, weil das
Nehmen des nicht Gegebenen mehr und mehr sich verbreitet hatte, hat die
Waffengewalt überhand genommen, weil die Waffengewalt überhand genommen hatte,
ist der Totschlag weiter fortgeschritten, weil der Totschlag weiter
fortgeschritten war, hat bei jenen Leuten die Lebenskraft dann abgenommen, die
Rüstigkeit dann abgenommen, und weil ihre Lebenskraft abgenommen, ihre
Rüstigkeit abgenommen hatte, wurden jenen achtzigtausend Jahre dauernden
Menschen vierzigtausend Jahre dauernde Nachkommen geboren. Bei den
vierzigtausend Jahre dauernden Menschen, ihr Mönche, hat da irgendeiner von
anderen nicht Gegebenes, was man Diebstahl nennt, sich genommen. Den hat man
dabei ertappt, hat ihn ergriffen, und vor den König, den gesalbten
Kriegerfürsten, gebracht: <Dieser Mann, Majestät, hat von anderen nicht
Gegebenes, was man Diebstahl nennt, sich genommen.> Also berichtet, ihr
Mönche, hat der König, der gesalbte Kriegerfürst, den Mann dort befragt:
<Ist es wahr, lieber Mann, wie man sagt, daß du von anderen nicht
Gegebenes, was man Diebstahl nennt, dir genommen hast?>
<O nein, Majestät>, sagte der als wissentliche Lüge. - So ist denn,
ihr Mönche, weil man den Unbemittelten keine Mittel dargereicht hatte, die Not
immer größer geworden, weil die Not immer größer geworden war, hat das Nehmen
des nicht Gegebenen mehr und mehr sich verbreitet, weil das Nehmen des nicht
Gegebenen mehr und mehr sich verbreitet hatte, hat die Waffengewalt
überhandgenommen, weil die Waffengewalt überhandgenommen hatte, ist der
Totschlag weiter fortgeschritten, weil der Totschlag weiter fortgeschritten
war, hat die Lüge um sich gegriffen, weil die Lüge um sich gegriffen hatte, hat
bei jenen Leuten die Lebenskraft dann abgenommen, die Rüstigkeit dann
abgenommen, und weil ihre Lebenskraft abgenommen, ihre Rüstigkeit abgenommen
hatte, wurden jenen vierzigtausend Jahre dauernden Menschen zwanzigtausend Jahre
dauernde Nachkommen geboren.
Bei den zwanzigtausend Jahre dauernden Menschen, ihr Mönche, hat da
irgendeiner von anderen nicht Gegebenes, was man Diebstahl nennt, sich
genommen. Diesen hat jetzt ein anderer Mann dem Könige, dem gesalbten
Kriegerfürsten, angezeigt: <Ein gewisser Soundso, Majestät, hat von anderen
nicht Gegebenes, was man Diebstahl nennt, sich genommen>, sagte er,
hinterrücks ausrichtend.
Da hat denn, ihr Mönche, das hinterrücks Ausrichten um sich gegriffen, und
bei jenen Leuten die Lebenskraft dann abgenommen, die Rüstigkeit dann
abgenommen, und weil ihre Lebenskraft abgenommen, ihre Rüstigkeit abgenommen
hatte, wurden jenen zwanzigtausend Jahre dauernden Menschen zehntausend Jahre
dauernde Nachkommen geboren.
Bei den zehntausend Jahre dauernden Menschen, ihr Mönche, waren da manche
Leute schön anzuschauen, manche Leute unschön anzuschauen: da sind nun die
Unschönen nach den Schönen begierig geworden und haben mit den Weibern anderer
Verkehr gepflogen. Da hat denn, ihr Mönche, die Ausschweifung um sich
gegriffen, und bei jenen Leuten die Lebenskraft dann abgenommen, die Rüstigkeit
dann abgenommen, und weil ihre Lebenskraft abgenommen, ihre Rüstigkeit
abgenommen hatte, wurden jenen zehntausend Jahre dauernden Menschen fünftausend
Jahre dauernde Nachkommen geboren.
Bei den fünftausend Jahre dauernden Menschen, ihr Mönche, haben zwei Dinge
sich weiterentwickelt: Schimpfrede und plapperndes Plaudern. Als die zwei Dinge
sich weiterentwickelt hatten, hat bei jenen Leuten die Lebenskraft dann
abgenommen, die Rüstigkeit dann abgenommen, und weil ihre Lebenskraft
abgenommen, ihre Rüstigkeit abgenommen hatte, wurden jenen fünftausend Jahre
dauernden Menschen zuweilen dritthalbtausend Jahre, zuweilen zweitausend Jahre
dauernde Nachkommen geboren.
Bei den dritthalbtausend Jahre dauernden Menschen, ihr Mönche, haben sich
Begehrlichkeit und Gehässigkeit weiterentwickelt. Als Begehrlichkeit und
Gehässigkeit sich weiterentwickelt hatten, hat bei jenen Leuten die Lebenskraft
dann abgenommen, die Rüstigkeit dann abgenommen, und weil ihre Lebenskraft
abgenommen, ihre Rüstigkeit abgenommen hatte, wurden jenen dritthalbtausend
Jahre dauernden Menschen tausend Jahre dauernde Nachkommen geboren.
Bei den tausend Jahre dauernden Menschen, ihr Mönche, ist verkehrte Ansicht
weitergediehen. Als verkehrte Ansicht weitergediehen war, hat bei jenen Leuten
die Lebenskraft dann abgenommen, die Rüstigkeit dann abgenommen, und weil ihre
Lebenskraft abgenommen, ihre Rüstigkeit abgenommen hatte, wurden jenen tausend Jahre
dauernden Menschen fünfhundert Jahre dauernde Nachkommen geboren.
Bei den fünfhundert Jahre dauernden Menschen, ihr Mönche, haben sich drei
Dinge weiterentfaltet: Lust an Unrecht, Sucht nach Ungebühr, verkehrte Satzung.
Als die drei Dinge sich weiterentfaltet hatten, hat bei jenen Leuten die
Lebenskraft dann abgenommen, die Rüstigkeit dann abgenommen, und weil ihre
Lebenskraft abgenommen, ihre Rüstigkeit abgenommen hatte, wurden jenen
fünfhundert Jahre dauernden Menschen zuweilen dritthalbhundert Jahre, zuweilen
zweihundert Jahre dauernde Nachkommen geboren.
Bei den dritthalbhundert Jahre dauernden Menschen, ihr Mönche, haben sich
diese Dinge weiter ausgebildet: nicht Vater und Mutter ehren, nicht Asketen und
Priester ehren, vor keinem ehrwürdigen Haupte Achtung haben. -
So ist denn, ihr Mönche, weil man den Unbemittelten keine Mittel dargereicht
hatte, die Not immer größer geworden, weil die Not immer größer geworden war,
hat das Nehmen des nicht Gegebenen mehr und mehr sich verbreitet, weil das Nehmen
des nicht Gegebenen mehr und mehr sich verbreitet hatte, hat die Waffengewalt
überhand genommen, weil die Waffengewalt überhand genommen hatte, ist der
Totschlag weiter fortgeschritten, weil der Totschlag weiter fortgeschritten
war, hat die Lüge um sich gegriffen, weil die Lüge um sich gegriffen hatte, hat
das hinterrücks Ausrichten um sich gegriffen, weil das hinterrücks Ausrichten
um sich gegriffen hatte, hat die Ausschweifung um sich gegriffen, weil die
Ausschweifung um sich gegriffen hatte, haben zwei Dinge sich weiterentwickelt:
Schimpfrede und plapperndes Plaudern, weil die zwei Dinge sich weiterentwickelt
hatten, haben sich Begehrlichkeit und Gehässigkeit weiterentwickelt, weil
Begehrlichkeit und Gehässigkeit sich weiterentwickelt hatten, ist verkehrte
Ansicht weitergediehen, weil verkehrte Ansicht weitergediehen war, haben sich
drei Dinge weiterentfaltet: Lust an Unrecht, Sucht nach Ungebühr, verkehrte
Satzung, weil die drei Dinge sich weiterentfaltet hatten, haben sich diese
Dinge weiter ausgebildet: nicht Vater und Mutter ehren, nicht Asketen und
Priester ehren, vor keinem ehrwürdigen Haupte Achtung haben, und weil diese
Dinge sich weiter ausgebildet hatten, hat bei den Leuten dort die Lebenskraft
dann abgenommen, die Rüstigkeit dann abgenommen, und weil ihre Lebenskraft
abgenommen, ihre Rüstigkeit abgenommen hatte, wurden jenen dritthalbhundert
Jahre dauernden Menschen hundert Jahre dauernde Nachkommen geboren.
«Es wird einst, ihr Mönche, eine Zeit sein, wo diesen Menschen zehn Jahre
dauernde Nachkommen geboren werden. Bei den zehn Jahre dauernden Menschen, ihr
Mönche, werden fünf Jahre alte Mädchen schon mannbar geworden sein. Bei den
zehn Jahre dauernden Menschen, ihr Mönche, wird man an Folgendem keinen
Geschmack mehr finden, nämlich an Sahne, Butter, Öl, Honig, Zucker und Salz.
Bei den zehn Jahre dauernden Menschen, ihr Mönche, wird der Mehltau die beste
Speise sein. Gleichwie etwa, ihr Mönche, heutzutage ein Mus von saftigem Reis
als beste Speise gilt, ebenso nun auch, ihr Mönche, wird bei den zehn Jahre
dauernden Menschen der Mehltau die beste Speise sein. Bei den zehn Jahren
dauernden Menschen, ihr Mönche, werden die zehn heilsamen Werkpfade ganz und
gar verschüttet sein, die zehn unheilsamen Werkpfade außerordentlich gepflegt.
Bei den zehn Jahre dauernden Menschen, ihr Mönche, wird der Begriff
<heilsam> überhaupt nicht bekannt sein, geschweige denn ein heilsam
Wirkender. Bei den zehn Jahre dauernden Menschen, ihr Mönche, werden solche,
die nicht Vater und Mutter ehren, nicht Asketen und Priester ehren, vor keinem
ehrwürdigen Haupte Achtung haben, darum gelobt und gepriesen werden. Gleichwie
etwa, ihr Mönche, heutzutage wer Vater und Mutter ehrt, Asketen und Priester
ehrt, vor einem ehrwürdigen Haupte Achtung hat, darum gelobt und gepriesen wird,
ebenso nun auch, ihr Mönche, werden bei den zehn Jahre dauernden Menschen
solche, die nicht Vater und Mutter ehren, nicht Asketen und Priester ehren, vor
keinem ehrwürdigen Haupte Achtung haben, darum gelobt und gepriesen werden. Bei
den zehn Jahre dauernden Menschen, ihr Mönche, werden nicht mehr solche
Begriffe gelten wie Mutter oder wie Muhme, wie Vater oder wie Base oder wie
Schwägerin, wie Gattin des Lehrers oder Frau des Vorgesetzten: durcheinander
wird das Volk sich mischen wie Ziegen und Schafe, Hühner und Schweine, Hunde
und Schakale. Bei den zehn Jahre dauernden Menschen, ihr Mönche, wird unter den
Leuten dort einer dem anderen mit heftigem Anstoß begegnen, mit heftigem Hasse,
mit heftiger Bosheit, mit heftiger Mordlust. So die Mutter dem Kinde wie das
Kind der Mutter, so der Vater dem Sohne wie der Sohn dem Vater, so der Bruder
der Schwester wie die Schwester dem Bruder wird einer dem anderen mit heftigem
Anstoß begegnen, mit heftigem Hasse, mit heftiger Bosheit, mit heftiger
Mordlust. Gleichwie etwa, ihr Mönche, wenn der Wildsteller Wild erblickt hat,
ihn ein heftiger Anstoß ankommt, heftiger Haß, heftige Bosheit, heftige
Mordlust: ebenso nun auch, ihr Mönche, wird bei den zehn Jahre dauernden
Menschen dann einer dem anderen gegenüber heftigen Anstoß empfinden, heftigen
Haß, heftige Bosheit, heftige Mordlust. Bei den zehn Jahre dauernden Menschen,
ihr Mönche, wird eine Woche lang das Messerstichalter in Zeit treten: sie
werden sich gegenseitig wie wilde Tiere anfallen, in ihren Händen werden scharfe
Waffen blitzen, scharf bewaffnet werden sie <Da! ein Tier, da! ein Tier>
schreien und sich gegenseitig umbringen.
«Es wird nun aber, ihr Mönche, einigen der Leute dort also zumute werden:
<Wir wollen niemand, und uns soll niemand kränken, wie, wenn wir nun ein
Versteck aufsuchten, auf Wiesen oder in Wäldern, in Bäume kröchen oder zu
verborgenen Bachmulden, oder nach den Schluchten der Berge hinzögen und von
wilden Wurzeln und Früchten unser Leben fristeten?> So werden sie ein Versteck
aufsuchen, auf Wiesen oder in Wäldern, in Bäume kriechen oder zu verborgenen
Bachmulden, oder nach den Schluchten der Berge hinziehn und eine Woche lang von
wilden Wurzeln und Früchten ihr Leben fristen. Dann werden sie, nach Verlauf
dieser Woche, aus den Verstecken hervorkommen, einer den anderen umarmen und im
Reigen singen und sich beglückwünschen: <Ach, Guter, daß du nur lebst, ach,
du Guter, daß du nur lebst.> Da werden denn, ihr Mönche, die Leute dort also
gedenken: <Weil wir unheilsame Dinge beobachtet hatten, haben wir einen so
großen Verlust an Verwandten erfahren: wie, wenn wir nun heilsam wirkten? Was
können wir Heilsames tun? Wie etwa, wenn wir Lebendiges umzubringen vermeiden
lernten, diesem heilsamen Gesetze nachlebten!> So werden sie Lebendiges
umzubringen vermeiden lernen, diesem heilsamen Gesetze nach leben. Weil sie
heilsame Dinge beobachten werden, wird bei ihnen die Lebenskraft dann zunehmen,
die Rüstigkeit dann zunehmen, und weil ihre Lebenskraft zunehmen, ihre
Rüstigkeit zunehmen wird, mögen diesen zehn Jahre dauernden Menschen zwanzig
Jahre dauernde Nachkommen geboren werden. Da werden denn, ihr Mönche, die Leute
dort ferner gedenken: <Weil wir heilsame Dinge beobachtet hatten, haben wir
an Lebenskraft zugenommen, an Rüstigkeit zugenommen; wie, wenn wir nun immer
noch mehr heilsam zu wirken suchten? Und auf welche Weise heilsam zu wirken?
Wie etwa, wenn wir nicht Gegebenes zu nehmen verschmähten, der Ausschweifung
uns entwöhnten, keine Schimpfworte gebrauchten, von plapperndem Plaudern uns
fernhielten, uns von Begehrlichkeit, Gehässigkeit, verkehrter Ansicht
losmachten, drei Dinge hinter uns ließen: Lust an Unrecht, Sucht nach Ungebühr,
verkehrte Satzung? Wie nun, wenn wir Vater und Mutter ehrten, Asketen und
Priester ehrten, vor einem ehrwürdigen Haupte uns beugten, solchem heilsamen
Gesetze nach lebten!> So werden sie Vater und Mutter ehren, Asketen und
Priester ehren, vor einem ehrwürdigen Haupte Achtung haben, solchem heilsamen
Gesetze nach leben. Weil sie heilsame Dinge beobachten werden, wird bei ihnen
die Lebenskraft dann zunehmen, die Rüstigkeit dann zunehmen, und weil ihre
Lebenskraft zunehmen, ihre Rüstigkeit zunehmen wird, mögen diesen zwanzig Jahre
dauernden Menschen vierzig Jahre dauernde Nachkommen geboren werden; den vierzig
Jahre dauernden Menschen achtzig Jahre dauernde Nachkommen, und so weiter,
wieder bis zu den vierzigtausend Jahre dauernden Menschen mit achtzigtausend
Jahre dauernden Nachkommen.
«Bei den achtzigtausend Jahre dauernden Menschen, ihr Mönche, werden fünfhundert
Jahre alte Mädchen schon mannbar geworden sein. Bei den achtzigtausend Jahre
dauernden Menschen, ihr Mönche, wird es drei Seuchen geben: Begierde, Hunger,
Greisentum23. Bei den achtzigtausend Jahre dauernden Menschen, ihr
Mönche, wird dieses indische Festland mächtig emporgediehn sein, zahlreich wie
Hennen werden die Dörfer, Märkte und königlichen Städte sein. Bei den
achtzigtausend Jahre dauernden Menschen, ihr Mönche, wird dieses indische
Festland ohne kahle Stelle, so zu sagen, dicht von Menschen sein, gleichwie
etwa ein Dickicht von Schilf oder ein Dickicht von Rohr. Bei den achtzigtausend
Jahre dauernden Menschen, ihr Mönche, wird dieses Benáres dann Ketumatí heißen,
die Königsburg, mächtig emporgediehn sein, volkreich, von Menschen durchströmt,
voller Überfluß. Bei den achtzigtausend Jahre dauernden Menschen, ihr Mönche,
werden auf diesem indischen Festlande vierundachtzigtausend Städte bestehn, mit
Ketumatí der Königsburg als erster. Bei den achtzigtausend Jahre dauernden
Menschen, ihr Mönche, wird in Ketumatí der Königsburg ein Herrscher erstehn,
Reinhold geheißen24: der wird Kaiser werden, ein gerechter und wahrer
Herrscher, ein Sieger bis zur Mark der See, der seinem Reiche Sicherheit
schafft, mit sieben Juwelen begabt ist. Das aber werden seine sieben Juwelen
sein, und zwar: das beste Land, der beste Elefant, das beste Roß, die beste
Perle, das beste Weib, der beste Bürger, und siebentens der beste Staatsmann.
Und er wird über tausend Söhne haben, tapfer, heldensam, Zerstörer der
feindlichen Heere. Dann wird er diese Erde bis zum Ozean hin, ohne Stock und
ohne Stahl gerecht und billig obsiegend, beherrschen.
«Bei den achtzigtausend Jahre dauernden Menschen, ihr Mönche, wird ein
Erhabener in der Welt erscheinen, Metteyyo geheißen, als der Heilige,
vollkommen Erwachte, der Wissens- und Wandelsbewährte, der Willkommene, der
Welt Kenner, der unvergleichliche Leiter der Männerherde, der Meister der
Götter und Menschen, der Erwachte, der Erhabene, gleichwie jetzt ich in der
Welt erschienen bin als der Heilige, vollkommen Erwachte, der Wissens- und
Wandelsbewährte, der Willkommene, der Welt Kenner, der unvergleichliche Leiter
der Männerherde, der Meister der Götter und Menschen, der Erwachte, der
Erhabene. Zeigen wird er diese Welt, mit ihren Göttern, ihren bösen und
heiligen Geistern, mit ihrer Schar von Priestern und Büßern, Göttern und
Menschen, nachdem er sie selbst verstanden und durchdrungen haben wird,
gleichwie jetzt ich diese Welt zeige, mit ihren Göttern, ihren bösen und heiligen
Geistern, mit ihrer Schar von Priestern und Büßern, Göttern und Menschen,
nachdem ich sie selbst verstanden und durchdrungen habe. Er wird die Lehre
verkünden, deren Anfang begütigt, deren Mitte begütigt, deren Ende begütigt,
die sinn- und wortgetreue, er wird das vollkommen geläuterte, geklärte
Asketentum darlegen, gleichwie jetzt ich die Lehre verkünde, deren Anfang
begütigt, deren Mitte begütigt, deren Ende begütigt, die sinn- und wortgetreue,
das vollkommen geläuterte, geklärte Asketentum darlege. Er wird eine
Jüngerschar von einigen tausenden als Lenker führen, gleichwie jetzt ich eine
Jüngerschar von einigen hunderten als Lenker führe.
«Dann aber wird, ihr Mönche, der Reinhold genannte König die Säule, die
einst der große Weitberühmte25 als Herrscher hatte errichten lassen
wieder aufstellen lassen, an der Säule sein Lager aufschlagen, wird sodann dem
Thron entsagen, Asketen und Priestern, Armen und Elenden, Bettlern und
Bittenden Gaben austeilen und bei Metteyyo dem Erhabenen, dem Heiligen, vollkommen
Erwachten, mit geschorenem Haar und Barte, in fahle Gewänder gehüllt, aus dem
Hause in die Hauslosigkeit dahinziehn. Also Pilger geworden, einsam,
abgesondert, unermüdlich, in heißem, innigem Ernste verweilend, wird er gar
bald was edle Söhne gänzlich vom Hause fort in die Hauslosigkeit lockt, jenes
höchste Ziel des Asketentums noch bei Lebzeiten sich offenbar gemacht,
verwirklicht und errungen haben.
«Selber die Leuchte, ihr Mönche, sollt ihr sein, selber die Zuflucht, ohne
andere Zuflucht, mit der Lehre als Leuchte, mit der Lehre als Zuflucht, ohne
andere Zuflucht. Wie nun aber, ihr Mönche, ist der Mönch selber die Leuchte,
selber die Zuflucht, ohne andere Zuflucht, mit der Lehre als Leuchte, mit der
Lehre als Zuflucht, ohne andere Zuflucht?
Da
wacht, ihr Mönche, der Mönch beim Körper über den Körper, unermüdlich,
klaren Sinnes, einsichtig, nach Verwindung weltlichen Begehrens und
Bekümmerns;
wacht
bei den Gefühlen über die Gefühle, unermüdlich, klaren Sinnes, einsichtig,
nach Verwindung weltlichen Begehrens und Bekümmerns;
wacht
beim Bewusstsein über das Bewusstsein, unermüdlich, klaren Sinnes,
einsichtig, nach Verwindung weltlichen Begehrens und Bekümmerns;
wacht
bei den Geistobjekten über die Geistobjekte, unermüdlich, klaren Sinnes,
einsichtig, nach Verwindung weltlichen Begehrens und Bekümmerns.
Also, ihr Mönche, ist der Mönch selber die Leuchte, selber die Zuflucht,
ohne andere Zuflucht, mit der Lehre als Leuchte, mit der Lehre als Zuflucht,
ohne andere Zuflucht. Wandelt, ihr Mönche, die Bahn entlang, auf euerem
väterlichen Gebiet: die Bahn entlang wandelnd, ihr Mönche, auf euerem
väterlichen Gebiet, werdet ihr an Lebenskraft zunehmen, an Rüstigkeit zunehmen,
an Wohlsein zunehmen, an Reichtum zunehmen, an Gewalt zunehmen.
«Was gilt aber, ihr Mönche, dem Mönch als Lebenskraft? Da kann, ihr Mönche,
ein Mönch das durch Innigkeit, Ausdauer und Sammlung des Willens erworbene
Machtgebiet gewinnen, das durch Innigkeit, Ausdauer und Sammlung der Kraft
erworbene Machtgebiet gewinnen, das durch Innigkeit Ausdauer und Sammlung des
Geistes erworbene Machtgebiet gewinnen, das durch Innigkeit, Ausdauer und
Sammlung des Prüfens erworbene Machtgebiet gewinnen. Hat er diese vier
Machtgebiete geübt und gepflegt, so könnt' er wohl, wenn ihn danach verlangte,
ein Weltalter durchbestehn, oder bis zu Ende des Weltalters. Das gilt, ihr
Mönche, dem Mönch als Lebenskraft.
«Was gilt aber, ihr Mönche, dem Mönch als Rüstigkeit? Da ist, ihr Mönche,
ein Mönch tugendhaft, in reiner Zucht richtig gezügelt bleibt er lauter im
Handel und Wandel: vor geringstem Fehl auf der Hut kämpft er beharrlich weiter,
Schritt um Schritt. Das gilt, ihr Mönche, dem Mönch als Rüstigkeit.
«Was gilt aber, ihr Mönche, dem Mönch als Wohlsein? Da weilt, ihr Mönche,
ein Mönch, gar fern von Begierden, fern von unheilsamen Dingen, in sinnend
gedenkender ruhegeborener seliger Heiterkeit, in der Weihe der ersten Schauung.
Nach Vollendung des Sinnens und Gedenkens erwirkt er die innere Meeresstille,
die Einheit des Gemütes, die von sinnen, von gedenken freie, in der Einigung
geborene selige Heiterkeit, die Weihe der zweiten Schauung. In heiterer Ruhe
verweilt er gleichmütig, einsichtig, klar bewußt, ein Glück empfindet er im
Körper, von dem die Heiligen sagen: <Der gleichmütig Einsichtige lebt beglückt>;
so erwirkt er die Weihe der dritten Schauung. Nach Verwerfung der Freuden und
Leiden, nach Vernichtung des einstigen Frohsinns und Trübsinns erwirkt er die
Weihe der leidlosen, freudlosen, gleichmütig einsichtigen vollkommenen Reine,
die vierte Schauung. Das gilt, ihr Mönche, dem Mönch als Wohlsein.
«Was gilt aber, ihr Mönche, dem Mönch als Reichtum? Da kann, ihr Mönche, ein
Mönch mit liebevollem Gemüte nach einer Richtung strahlend verweilen, dann nach
einer zweiten, dann nach der dritten, dann nach der vierten, ebenso nach oben
und nach unten: überall in allem sich wiedererkennend durchstrahlt er die ganze
Welt mit liebevollem Gemüte, mit weitem, tiefem, unbeschränktem, von Grimm und
Groll geklärtem. Mit erbarmendem Gemüte, mit freudevollem Gemüte, mit
unbewegtem Gemüte kann er nach einer Richtung strahlend verweilen, dann nach
einer zweiten, dann nach der dritten, dann nach der vierten, ebenso nach oben
und nach unten: überall in allem sich wiedererkennend durchstrahlt er die ganze
Welt mit erbarmendem Gemüte, mit freudevollem Gemüte, mit unbewegtem Gemüte,
mit weitem, tiefem, unbeschränktem, von Grimm und Groll geklärtem. Das gilt,
ihr Mönche, dem Mönch als Reichtum.
«Und was gilt, ihr Mönche, dem Mönch als Gewalt? Da läßt, ihr Mönche, ein
Mönch den Wahn versiegen und kann die wahnlose Gemüterlösung, Weisheiterlösung
noch bei Lebzeiten sich offenbar machen, verwirklichen und erringen. Das gilt,
ihr Mönche, dem Mönch als Gewalt.
«Nicht irgend, ihr Mönche, eine andere Gewalt kann ich da wahrnehmen, die so
schwer zu bezwingen wäre als wie, ihr Mönche, die Gewalt des Todes. Weil man,
ihr Mönche, heilsame Dinge beobachten lernt, kann sich da solch ein Verdienst
entwickeln.»
Also sprach der Erhabene. Zufrieden freuten sich jene Mönche über das Wort
des Erhabenen.
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