„Es gibt, ihr Mönche, einige Priester und Asketen, die Ewigkeit behaupten,
die Seele 1 und Welt als ewig auslegen, nach vier Urständen. Diese
ehrsamen Priester und Asketen nun, worauf gründen sich die, worauf stützen sich
die und behaupten Ewigkeit, legen Seele und Welt als ewig aus, nach vier
Urständen?
·
(1) „Da hat, ihr Mönche, irgend ein Asket oder Priester in heißer Buße, in
stetem Kampfe, in ernster Übung, in unermüdlichem Eifer, in tiefer
Bedachtsamkeit eine geistige Einigung errungen, wo er innig im Herzen an manche
verschiedene frühere Daseinsform sich erinnert: als wie an ein Leben, dann an
zwei Leben, dann an drei Leben, dann an vier Leben, dann an fünf Leben, dann an
zehn Leben, dann an zwanzig Leben, dann an dreißig Leben, dann an vierzig
Leben, dann an fünfzig Leben, dann an hundert Leben, dann an tausend Leben,
dann an hunderttausend Leben, dann an viele hunderttausend Leben; 'Dort war
ich, jenen Namen hatte ich, jener Familie gehörte ich an, das war mein Stand,
das mein Beruf, solches Wohl und Wehe hatte ich erfahren, so war mein
Lebensende; dort verschieden trat ich anderswo wieder ins Dasein: da war ich
nun, diesen Namen hatte ich, dieser Familie gehörte ich an, dies war mein
Stand, dies mein Beruf, solches Wohl und Weh habe ich erfahren, so war mein
Lebensende; da verschieden trat ich hier wieder ins Dasein': so erinnert er
sich mancher verschiedenen früheren Daseinsform, mit je den eigentümlichen
Merkmalen, mit je den eigenartigen Beziehungen. Der sagt sich nun:
·
Ewig ist Seele und Welt, starr, giebelständig, grundfest gegründet; und diese
Wesen wandern um, wandeln um, verschwinden und erscheinen wieder: es ist eben
immer dasselbe. Und woher weiß ich das? Ich hatte ja in heißer Buße, in stetem
Kampfe, in ernster Übung, in unermüdlichem Eifer, in tiefer Bedachtsamkeit eine
geistige Einigung errungen, wo ich innig im Herzen an manche verschiedene
frühere Daseinsform, an viele hunderttausend Leben mich erinnert habe: daher
weiß ich jetzt, daß Seele und Welt ewig sind, starr, giebelständig, grundfest
gegründet; und diese Wesen wandern um, wandeln um, verschwinden und erscheinen
wieder: es ist eben immer dasselbe.'
·
„Das ist, ihr Mönche, der erste Standort, auf den sich da manche Priester und
Asketen gründen und stützen und Ewigkeit behaupten, Seele und Welt als ewig
auslegen.
·
(2) „Zum zweiten nun: worauf gründen sich und worauf stützen sich ehrsame
Priester und Asketen und behaupten Ewigkeit, legen Seele und Welt als ewig aus?
Da hat, ihr Mönche, irgend ein Asket oder Priester in heißer Buße, in stetem
Kampfe, in ernster Übung, in unermüdlichem Eifer, in tiefer Bedachtsamkeit eine
geistige Einigung errungen, wo er innig im Herzen an manche verschiedene
frühere Daseinsform sich erinnert, und zwar an die Zeiten während einer
Weltenentstehung und Weltenvergehung, dann an die Zeiten während zweier
Weltenentstehungen-Weltenvergehungen, dann an die Zeiten während dreier
Weltenentstehungen-Weltenvergehungen, dann an die Zeiten während vier, fünf,
zehn Weltenentstehungen-Weltenvergehungen, mit je den eigentümlichen Merkmalen,
mit je den eigenartigen Beziehungen. Der sagt sich nun:
·
Ewig ist Seele und Welt, starr, giebelständig, grundfest gegründet; und diese
Wesen wandern um, wandeln um, verschwinden und erscheinen wieder: es ist eben
immer dasselbe. Und woher weiß ich das? Ich hatte ja in heißer Buße, in stetem
Kampfe, in ernster Übung, in unermüdlichem Eifer, in tiefer Bedachtsamkeit eine
geistige Einigung errungen, wo ich innig im Herzen an manche verschiedene
frühere Daseinsform, an die Zeiten während zehn Weltenentstehungen -
Weltenvergehungen mich erinnert habe: daher weiß ich jetzt, daß Seele und Welt
ewig sind, starr, giebelständig, grundfest gegründet; und diese Wesen wandern
um, wandeln um, verschwinden und erscheinen wieder: es ist eben immer dasselbe.
·
„Das ist, ihr Mönche, der zweite Standort, auf den sich da manche Asketen und
Priester gründen und stützen und Ewigkeit behaupten, Seele und Welt als ewig
auslegen.
·
(3) „Zum dritten nun: worauf gründen sich und worauf stützen sich ehrsame
Priester und Asketen und behaupten Ewigkeit, legen Seele und Welt als ewig aus?
Da hat, ihr Mönche, irgend ein Asket oder Priester in heißer Buße, in stetem
Kampfe, in ernster Übung, in unermüdlichem Eifer, in tiefer Bedachtsamkeit eine
geistige Einigung errungen, wo er innig im Herzen an manche verschiedene
frühere Daseinsform sich erinnert, und zwar an die Zeiten während zehn
Weltenentstehungen-Weltenvergehungen, dann an die Zeiten während zwanzig
Weltenentstehungen-Weltenvergehungen, dann an die Zeiten während dreißig
Weltenentstehungen-Weltenvergehungen dann an die Zeiten während vierzig
Weltenentstehungen-Weltenvergehungen mit je den eigentümlichen Merkmalen, mit
je den eigenartigen Beziehungen. Der sagt sich nun:
·
Ewig ist Seele und Welt, statt, giebelständig, grundfest gegründet; und diese
Wesen wandern um, wandeln um, verschwinden und erscheinen wieder: es ist eben
immer dasselbe. Und woher weiß ich das? Ich hatte ja in heißer Buße, in stetem
Kampfe, in ernster Übung, in unermüdlichem Eifer in tiefer Bedachtsamkeit eine
geistige Einigung errungen, wo ich innig im Herzen an manche verschiedene
frühere Daseinsform, an die Zeiten während vierzig
Weltenentstehungen-Weltenvergehungen mich erinnert habe. Daher weiß ich jetzt,
daß Seele und Welt ewig sind, starr, giebelständig, grundfest gegründet; und
diese Wesen wandern um, wandeln um, verschwinden und erscheinen wieder: es ist
eben immer dasselbe.
·
„Das ist, ihr Mönche, der dritte Standort, auf den sich da manche Asketen und Priester
gründen und stützen und Ewigkeit behaupten, Seele und Welt als ewig auslegen.
·
(4) „Zum vierten nun: worauf gründen sich und worauf stützen sich ehrsame
Priester und Asketen und behaupten Ewigkeit, legen Seele und Welt als ewig aus?
Da ist, ihr Mönche, irgend ein Asket oder Priester ein Grübler, ein Forscher;
der trägt eine grüblerisch vernagelte Lehre vor, wie er selbst sie ersonnen und
ausgedacht hat:
·
Ewig ist Seele und Welt, starr, giebelständig, grundfest gegründet; und diese
Wesen wandern um, wandeln um, verschwinden und erscheinen wieder: es ist eben
immer dasselbe.
·
„Das ist, ihr Mönche, der vierte Standort, auf den sich da manche Asketen und
Priester gründen und stützen und Ewigkeit behaupten, Seele und Welt als ewig
auslegen.
„Danach, ihr Mönche, behaupten jene Asketen und Priester Ewigkeit, legen
Seele und Welt als ewig aus, nach den vier Urständen. Den wer da irgend, ihr
Mönche, als ein Asket oder Priester Ewigkeit behauptet, Seele und Welt als ewig
auslegt, ein jeder solche tut es nach eben diesen vier Urständen, nach dem
einen oder dem anderen: es gibt keine außerdem.
„Da
erkennt denn, ihr Mönche, der Vollendete: 'Solche Ansichten, also
angenommen, also beharrlich erworben, lassen dahin gelangen, lassen eine
solche Zukunft erwarten.' Das erkennt der Vollendete, und erkennt was
darüber hinausreicht. Bei dieser Erkenntnis beharrt er aber nicht, und
weil er dabei nicht beharrt, findet er Einkehr eben in sich, und weil er
der Gefühle Aufgang und Untergang, Labsal und Elend und Überwindung
wirklich verstanden hat, ist ohne Anhangen abgelöst, ihr Mönche, der
Vollendete.
„Das sind ihr Mönche, die Dinge, die tief sind, schwer zu entdecken, schwer
zu gewahren, stille, erlesene, unbekrittelbare, feine, Weisen erfindliche, die
der Vollendete selbst verstanden, sich offenbar gemacht hat und dann kennen
lehrt, um welche man über den Vollendeten nach Gebühr ein günstiges Urteil
richtig fällen mag.
|