„Es gibt, ihr Mönche, einige Priester und Asketen, die Endlichkeit und
Unendlichkeit behaupten, die Welt als endlich und als unendlich auslegen, nach
vier Urständen. Diese ehrsamen Priester und Asketen nun, worauf gründen sich
die, worauf stützen sich die und behaupten Endlichkeit und Unendlichkeit, legen
die Welt als endlich und als unendlich aus, nach vier Urständen?
·
(1) „Da hat, ihr Mönche, irgend ein Asket oder Priester in heißer Buße, in
stetem Kampfe, in ernster Übung, in unermüdlichem Eifer, in tiefer
Bedachtsamkeit eine geistige Einigung errungen, wo er innig im Herzen eine
endliche Vorstellung von der Welt gewinnt. Der sagt sich nun:
·
Endlich ist diese Welt, ringsum kreisförmig. Und woher weiß ich das? Ich hatte
ja in heißer Buße, in stetem Kampfe, in ernster Übung, in unermüdlichem Eifer,
in tiefer Bedachtsamkeit eine geistige Einigung errungen, wo ich innig im
Herzen eine endliche Vorstellung von der Welt gewonnen habe: daher weiß ich
jetzt, daß diese Welt endlich ist, ringsum kreisförmig.'
·
Das ist, ihr Mönche, der erste Standort, auf den sich da manche Asketen und
Priester gründen und stützen und Endlichkeit und Unendlichkeit behaupten, die
Welt als endlich und als unendlich auslegen.
·
(2) „Zum zweiten nun: worauf gründen sich und worauf stützen sich ehrsame
Priester und Asketen und behaupten Endlichkeit und Unendlichkeit, legen die
Welt als endlich und als unendlich aus? Da hat ihr Mönche, irgend ein Asket
oder Priester in heißer Buße, in stetem Kampfe, in ernster Übung, in
unermüdlichem Eifer, in tiefer Bedachtsamkeit eine geistige Einigung errungen,
wo er innig im Herzen eine unendliche Vorstellung von der Welt gewinnt. Der
sagt sich nun:
·
Unendlich ist diese Welt, rings ohne Grenzen. Die Priester und Asketen, die da
behauptet haben 'Endlich ist diese Welt, ringsum kreisförmig', die haben es
falsch erkannt. Unendlich ist diese Welt, rings ohne Grenzen. Und woher weiß
ich das? Ich hatte ja in heißer Buße, in stetem Kampfe, in ernster Übung, in unermüdlichem
Eifer, in tiefer Bedachtsamkeit eine geistige Einigung errungen, wo ich innig
im Herzen eine unendliche Vorstellung von der Welt gewonnen habe: daher weiß
ich jetzt, daß diese Welt unendlich ist, rings ohne Grenzen.
·
„Das ist, ihr Mönche, der zweite Standort, auf den sich da manche Asketen und
Priester gründen und stützen und Endlichkeit und Unendlichkeit behaupten, die
Welt als endlich und als unendlich auslegen.
·
(3) „Zum dritten nun: worauf gründen sich und worauf stützen sich ehrsame
Priester und Asketen und behaupten Endlichkeit und Unendlichkeit, legen die
Welt als endlich und als unendlich aus? Da hat, ihr Mönche irgend ein Asket
oder Priester in heißer Buße, in stetem Kampfe, in ernster Übung, in
unermüdlichem Eifer, in tiefer Bedachtsamkeit eine geistige Einigung errungen,
wo er innig im Herzen nach oben und nach unten eine endliche Vorstellung von
der Welt gewinnt, nach der Mitte eine unendliche Vorstellung. Der sagt sich
nun:
·
Endlich ist diese Welt und unendlich. Die Priester und Asketen, die da
behauptet haben 'Endlich ist diese Welt, ringsum kreisförmig', die haben es
falsch erkannt. Und die Priester und Asketen, die da behauptet haben 'Unendlich
ist diese Welt, rings ohne Grenzen', auch die haben es falsch erkannt. Endlich
ist diese Welt und unendlich. Und woher weiß ich das? Ich hatte ja in heißer
Buße, in stetem Kampfe, in ernster Übung, in unermüdlichem Eifer, in tiefer
Bedachtsamkeit eine geistige Einigung errungen, wo ich innig im Herzen nach
oben und nach unten eine endliche Vorstellung von der Welt gewonnen habe, nach
der Mitte eine unendliche Vorstellung: daher weiß ich jetzt, daß diese Welt
endlich ist und unendlich.
·
„Das ist, ihr Mönche, der dritte Standort, auf den sich da manche Asketen und
Priester gründen und stützen und Endlichkeit und Unendlichkeit behaupten, die
Welt als endlich und als unendlich auslegen.
·
(4) „Zum vierten nun: worauf gründen sich und worauf stützen sich ehrsame
Priester und Asketen und behaupten Endlichkeit und Unendlichkeit, legen die
Welt als endlich und als unendlich aus? Da ist, ihr Mönche irgend ein Asket
oder Priester ein Grübler, ein Forscher; der trägt eine grüblerisch vernagelte
Lehre vor, wie er selbst sie ersonnen und ausgedacht hat:
·
Weder endlich ist diese Welt, noch auch unendlich. Die Priester und Asketen,
die da behauptet haben 'Endlich ist diese Welt, ringsum kreisförmig', die haben
es falsch erkannt. Und die Priester und Asketen, die da behauptet haben'
Unendlich ist diese Welt, rings ohne Grenzen', auch die haben es falsch
erkannt. Und die Priester und Asketen, die da behauptet haben 'Endlich ist
diese Welt und unendlich', auch die haben es falsch erkannt. Weder endlich ist
diese Welt, noch auch unendlich.
„Das ist, ihr Mönche, der vierte Standort, auf den sich da manche Asketen
und Priester gründen und stützen und Endlichkeit und Unendlichkeit behaupten,
die Welt als endlich und als unendlich auslegen.
„Danach, ihr Mönche, behaupten jene Asketen und Priester Endlichkeit und
Unendlichkeit, legen die Welt als endlich und als unendlich aus, nach den vier
Urständen. Denn wer da irgend, ihr Mönche, als ein Asket oder Priester
Endlichkeit und Unendlichkeit behauptet, die Welt als endlich und als unendlich
auslegt, ein jeder solche tut es nach eben diesen vier Urständen, nach dem
einen oder dem anderen: es gibt keine außerdem.
„Da
erkennt denn, ihr Mönche, der Vollendete: Solche Ansichten, also
angenommen, also beharrlich erworben, lassen dahin gelangen, lassen eine solche
Zukunft erwarten. Das erkennt der Vollendete, und erkennt was darüber
hinausreicht. Bei dieser Erkenntnis beharrt er aber nicht, und weil er
dabei nicht beharrt findet er Einkehr eben in sich: und weil er der
Gefühle Aufgang und Untergang, Labsal und Elend und Überwindung wirklich
verstanden hat, ist ohne Anhangen abgelöst, ihr Mönche, der Vollendete.
„Das sind, ihr Mönche, die Dinge, die tief sind, schwer zu entdecken, schwer
zu gewahren, stille, erlesene, unbekrittelbare, feine, Weisen erfindliche, die
der Vollendete selbst verstanden, sich offenbar gemacht hat und dann kennen
lehrt, um welche man über den Vollendeten nach Gebühr ein günstiges Urteil
richtig fällen mag.
|