„Es gibt, ihr Mönche, einige Priester und Asketen, die bezeichnen das Denken
als den Ursprung der Dinge, legen Seele und Welt als dem Denken entsprossen
aus, nach zwei Urständen. Diese ehrsamen Priester und Asketen nun, worauf
gründen sich die, worauf stützen sich die und bezeichnen das Denken als den
Ursprung der Dinge, legen Seele und Welt als dem Denken entsprossen aus, - nach
zwei Urständen ?
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(1) „Es gibt, ihr Mönche, Götter, die heißen 'Unbewußt im Wesen.' Sobald aber
jene Götter bewußt werden, schwinden sie aus ihrem Reiche hinweg. Es mag nun
wohl, ihr Mönche, geschehn, daß eines der Wesen, aus jenem Reiche
hinweggeschwunden hienieden Dasein erlangt. Hienieden zu Dasein gelangt wird
ihm das Haus zuwider, als Pilger zieht er von dannen. Ohne Haus und Heim hat er
als Pilger in heißer Buße, in stetem Kampfe, in ernster Übung, in unermüdlichem
Eifer, in tiefer Bedachtsamkeit eine geistige Einigung errungen, wo er innig im
Herzen an das Bewußtwerden sich erinnert, darüber hinaus aber nicht sich
erinnert. Der sagt sich nun:
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Aus dem Denken entsprossen ist Seele und Welt. Und woher weiß ich das? Ich bin
ja ehedem nicht gewesen; da bin ich denn jetzt geworden, zu Dasein umgewandelt.
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„Das ist, ihr Mönche, der erste Standort, auf den sich da manche Asketen und
Priester gründen und stützen und das Denken als den Ursprung der Dinge
bezeichnen, Seele und Welt als dem Denken entsprossen auslegen.
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(2) „Zum zweiten nun: worauf gründen sich und worauf stützen sich ehrsame
Priester und Asketen und bezeichnen das Denken als den Ursprung der Dinge,
legen Seele und Welt als dem Denken entsprossen aus? Da ist, ihr Mönche, irgend
ein Asket oder Priester ein Grübler, ein Forscher; der trägt eine grüblerisch
vernagelte Lehre vor, wie er selbst sie ersonnen und ausgedacht hat: 'Aus dem
Denken entsprossen ist Seele und Welt. Das ist, ihr Mönche, der zweite
Standort, auf den sich da manche Asketen und Priester gründen und stützen und
das Denken als den Ursprung der Dinge bezeichnen, Seele und Welt als dem Denken
entsprossen auslegen.
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„Danach, ihr Mönche, bezeichnen jene Asketen und Priester das Denken als den
Ursprung der Dinge, legen Seele und Welt als dem Denken entsprossen aus, nach
den zwei Urständen. Denn wer da irgend, ihr Mönche, als ein Asket oder Priester
das Denken als den Ursprung der Dinge bezeichnet, Seele und Welt als dem Denken
entsprossen auslegt, ein jeder solche tut es nach eben diesen zwei Urständen,
nach dem einen oder dem anderen: es gibt keine außerdem.
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„Danach, ihr Mönche, bringen jene Asketen und Priester, die der Vergangenheit
anhängen, der Vergangenheit nachsinnen, über die Vergangenheit mancherlei
Glaubenslehren aus, nach achtzehn Urständen. Denn wer da irgend, ihr Mönche,
als ein Asket oder Priester der Vergangenheit anhängt, der Vergangenheit
nachsinnt, über die Vergangenheit mancherlei Glaubenslehren ausbringt, ein
jeder solche tut es nach eben diesen achtzehn Urständen, nach dem einen oder
dem anderen: es gibt keine außerdem.
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„Da erkennt denn, ihr Mönche, der Vollendete: 'Solche Ansichten, also angenommen,
also beharrlich erworben, lassen dahin gelangen, lassen eine solche Zukunft
erwarten.' Das erkennt der Vollendete, und erkennt was darüber hinausreicht.
Bei dieser Erkenntnis beharrt er aber nicht, und weil er dabei nicht beharrt
findet er Einkehr eben in sich: und weil er der Gefühle Aufgang und Untergang,
Labsal und Elend und Überwindung wirklich verstanden hat, ist ohne Anhangen
abgelöst, ihr Mönche, der Vollendete.
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„Das sind, ihr Mönche, die Dinge, die tief sind, schwer zu entdecken, schwer zu
gewahren, stille, erlesene, unbekrittelbare, feine, Weisen erfindliche, die der
Vollendete selbst verstanden, sich offenbar gemacht hat und dann kennen lehrt,
um welche man über den Vollendeten nach Gebühr ein günstiges Urteil richtig
fällen mag.
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