DAS HAB' ICH GEHÖRT. Zu einer Zeit
weilte der Erhabene bei Rájagaham, im Mangohaine Jívakos des Hofarztes mit
einer großen Schar Mönche zusammen, mit zwölfhundertfünfzig Mönchen. Um diese
Zeit nun hatte der König von Magadhá, Ajátasattu, der Sohn der Videherin, an
einem Feiertage, im halben Monat, am letzten herbstlichen Vollmonde, in der
voll aufgegangenen Mondnacht, umgeben von seinem Gefolge, oben auf der Zinne
seines Palastes Platz genommen. Da ließ nun der König von Magadhá, Ajátasattu,
der Sohn der Videherin, an diesem Feiertage, indem er tief aufatmete, sich also
vernehmen:
„Entzückend, wirklich, ist diese leuchtende Nacht, es ist eine Pracht und
ist eine Herrlichkeit in dieser leuchtenden Nacht, erquickend ist sie und
beglückend ist sie, diese leuchtende Nacht! Was für einen Asketen oder Priester
wollen wir doch heute besuchen gehn, um uns bei ihm das Gemüt erheitern zu
lassen?
Auf diese Frage wandte sich einer aus dem Gefolge also an den König:
„Da ist, Majestät, Púrano Kassapo, den zahlreiche Jünger und Anhänger als
Haupt ihrer Schule umscharen, ein bekannter, gefeierter Bahnbrecher, der viel
bei den Leuten gilt, ein längst ergrauter, erfahrener Pilger, der seinen Weg
gegangen, am Ziel angelangt ist; diesen wolle Majestät, den Púrano Kassapo,
besuchen gehn: wohl etwa mag eben Majestät bei Púrano Kassapo das Gemüt
erheitert werden."
Auf diese Worte gab der König von Magadhá, Ajátasattu, der Sohn der
Videherin, keine Antwort. Ein anderer nun aus dem Gefolge wandte sich an den
König und sagte:
„Da ist, Majestät, Makkhali Gosálo, den zahlreiche Jünger und Anhänger als
Haupt ihrer Schule umscharen, ein bekannter, gefeierter Bahnbrecher, der viel
bei den Leuten gilt, ein längst ergrauter, erfahrener Pilger, der seinen Weg
gegangen, am Ziel angelangt ist; diesen wolle Majestät, den Makkhali Gosálo,
besuchen gehn: wohl etwa mag eben Majestät bei Makkhali Gosálo das Gemüt
erheitert werden."
Auf diese Worte gab der König von Magadhá, Ajátasattu, der Sohn der
Videherin, keine Antwort. Wieder andere aus dem Gefolge sprachen nun die Könige
von Ajito Kesakambalo, von Pakudho Kaccáyano, auch von Sañjayo Belatthaputto
und vom Freien Bruder Náthaputto: „diesen wolle Majestät, den Freien Bruder
Náthaputto, besuchen gehn: wohl etwa mag eben Majestät beim Freien Bruder
Náthaputto das Gemüt erheitert werden." Auf diese Ansprachen gab der König
von Magadhá, Ajátasattu, der Sohn der Videherin, keine Antwort.
Gerade damals nun hatte Jívako der Hofarzt in der Nähe des Königs Platz
genommen, ohne daß er sprach. Da wandte sich denn der König von Magadhá,
Ajátasattu, der Sohn der Videherin, also an Jívako den Hofarzt:
„Du aber, mein lieber Jívako, warum sagst du nichts?"
„Es ist, Majestät, der Erhabene, der Heilige, vollkommen Erwachte nach
unserem Mangohaine gekommen, von vielen Mönchen begleitet, mit einer Schar von zwölfhundertfünfzig
Mönchen. Diesen Herrn Gotamo aber begrüßt man allenthalben mit dem frohen
Ruhmesrufe, so zwar: 'Das ist der Erhabene, der Heilige, vollkommen Erwachte,
der Wissens- und Wandelsbewährte, der Willkommene, der Welt Kenner, der
unvergleichliche Leiter der Männerherde, der Meister der Götter und Menschen,
der Erwachte, der Erhabene.' Diesen wolle Majestät, den Erhabenen, besuchen
gehn: wohl etwa mag eben Majestät beim Erhabenen das Gemüt erheitert
werden."
„Wohlan denn, bester Jívako, laß Elefanten und Stallzeug sich bereithalten.
„Sehr wohl, Majestät, sagte da Jívako der Hofarzt. Dann hieß er auf Befehl
des Königs an fünfhundert Elefanten mit der Sänfte bespannen sowie den
Reitelefanten des Königs vorführen und brachte die Meldung: „Bereit warten
deiner, Majestät, Elefanten und Stallzeug: wie es dir nun belieben mag."
Da ließ nun der König von Magadhá, Ajátasattu, der Sohn der Videherin, in
die fünfhundert Sänften je eine seiner Frauen geleiten, den Reitelefanten
bestieg er selbst; und während Fackeln vorangetragen wurden zog er von
Rájagaham hinaus, mit großem königlichen Gepränge: wo des Hofarztes Jívako
Mangohain lag, da zog er hin.
Als nun der König nicht mehr weit vom Mangohain entfernt war, überkam ihn
plötzlich eine Angst, er wurde bestürzt, man sah wie sein Haar sich sträubte.
Da wandte sich denn der König, ängstlich, bestürzt, mit gesträubtem Haar, an
Jívako den Hofarzt und sagte:
„Aber mein bester Jívako, du betrügst mich doch nicht? Aber mein bester
Jívako, du hintergehst mich doch nicht? Aber mein bester Jívako, du spielst
mich doch nicht meinen Feinden in die Hände? Wie denn kommt es nur, daß man von
solch einer großen Schar Mönche, bei zwölfhundertfünfzig der Mönche, keinen
auch nur niesen hören oder sich räuspern hören soll oder sonst ein
Geräusch?"
„Fürchte nichts, großer König, fürchte nichts, großer König: ich betrüge
dich nicht, Majestät, ich hintergehe dich nicht, Majestät, ich spiele dich,
Majestät, nicht den Feinden in die Hände. Zieh' voraus großer König, zieh'
voraus, großer König: dort im Säulenhofe brennen die Lampen."
So zog denn der König von Magadhá, Ajátasattu, der Sohn der Videherin,
weiter. So weit gekommen als der Weg für Elefanten tauglich, stieg er ab und
schritt nun zu Fuß, nach dem Säulenhofe hin, bis an das Tor heran. Dort
angelangt wandte er sich also an Jívako den Hofarzt:
„Wo ist nun, bester Jívako, der Erhabene?"
„Dort, großer König, ist der Erhabene, nahe dem mittleren Pfeiler, das
Antlitz gegen Osten gewendet, sitzt gegenüber der Schar der Mönche.
Da trat denn der König von Magadhá, Ajátasattu, der Sohn der Videherin, an
den Erhabenen heran und stellte sich seitwärts hin. Seitwärts stehend blickte
der König über die lautlose, stille Schar der Mönche, wie über einen klaren
Wasserspiegel; und tief aufatmend sprach er dann:
„Solch einen Frieden soll Udayo mein trauter Sohn, erlangen, wie hier die
Schar der Mönche ihn gefunden."
„Aus Liebe wohl, großer König, bist du hergekommen."
„Lieb ist mir, o Herr, Udayo der traute Sohn: solch einen Frieden, o Herr,
soll Udayo, mein trauter Sohn, erlangen, wie hier die Schar der Mönche ihn
gefunden."
Alsbald entbot nun der König von Magadhá, Ajátasattu, der Sohn der
Videherin, dem Erhabenen seinen Gruß und verbeugte sich ehrerbietig vor der
Schar der Mönche. Dann nahm er an der Seite Platz. An der Seite sitzend wandte
sich jetzt der König von Magadhá, Ajátasattu, der Sohn der Videherin, also an
den Erhabenen:
„Darf ich, o Herr, den Erhabenen um einiges befragen, wenn mir der Erhabene
gewähren will meine Fragen zu beantworten?"
„Frage nur, großer König, was dir beliebt."
„Wie es da etwa, o Herr, solche allgemeine Berufstände gibt, und zwar
Elefantenführer, Rossebändiger, Wagenlenker, Bogenschützen, Herolde, Gesandte,
Almoseniere, Großmeister, Fürsten, Herzöge, Marschälle, Hauptleute,
Schildträger, Handlangervolk, Köche, Haarschneider, Bader, Brauer, Gärtner,
Wäscher, Weber, Korbflechter, Töpfer, Rechner, Schreiber, und was eben noch
andere dergleichen allgemeine Berufstände sind: die erlangen schon bei Lebzeiten
einen sichtbaren Lohn ihrer Kunst. Damit erfreuen und befriedigen sie selber
sich, erfreuen und befriedigen Vater und Mutter, erfreuen und befriedigen Weib
und Kind, erfreuen und befriedigen Freund und Genossen, geben an Asketen und
Priester in höherer Absicht Gaben dahin um heilsamer Fährte willen, um
glücklich zu werden, in den Himmel zu kommen. Ist es nun möglich, o Herr, schon
bei Lebzeiten einen sichtbaren Lohn der Asketenschaft aufzuweisen?"
„Erinnerst du dich wohl, großer König, ob du diese Frage schon an andere
Asketen und Priester gerichtet hast?"
„Ich erinnere mich, o Herr, daß ich diese Frage schon an andere Asketen und
Priester gerichtet habe."
„Auf welche Weise aber, großer König, haben sie es dir erklärt? Wenn es dir
nicht ungelegen ist, sage das."
„Es ist mir, o Herr, nicht ungelegen, wenn der Erhabene zugegen ist, oder
dem Erhabenen Ähnliche."
„Wohlan denn, großer König, so rede."
„Eines Tags einmal, o Herr, da bin ich zu Púrano Kassapo gegangen. Zu ihm
gekommen habe ich Púrano Kassapo höflich begrüßt und freundliche, denkwürdige
Worte mit ihm gewechselt und bin dann zur Seite gesessen. Zur Seite sitzend
habe ich Púrano Kassapo also angesprochen: 'Wie es da etwa, o Kassapo, solche
allgemeine Berufstände gibt, und zwar Elefantenführer, Rossebändiger,
Wagenlenker, Bogenschützen...., und was eben noch andere dergleichen allgemeine
Berufstände sind: die erlangen schon bei Lebzeiten einen sichtbaren Lohn ihrer
Kunst und erfreuen und befriedigen sich selber damit, erfreuen und befriedigen
Vater und Mutter, Weib und Kind, Freund und Genossen, geben auch davon in
höherer Absicht an Asketen und Priester Gaben um heilsamer Fährte willen, um
glücklich zu werden, in den Himmel zu kommen. Ist es nun möglich, o Kassapo,
ebenso auch schon bei Lebzeiten einen sichtbaren Lohn der Asketenschaft
aufzuweisen ?' - Auf diese Frage, o Herr, hat mir Púrano Kassapo also
geantwortet:
'Was einer, großer König, begeht und begehn läßt: wer zerstört und zerstören
läßt, wer quält und quälen läßt, wer Kummer und Plage schafft, wer schlägt und
schlagen läßt, wer Lebendiges umbringt, Nichtgegebenes nimmt, in Häuser
einbricht, fremdes Gut raubt, wer stiehlt, betrügt, Ehefrauen verführt, Lügen
spricht: was einer begeht, er begeht keine Schuld. Und wer da gleich mit einer
scharfgeschliffenen Schlachtscheibe alles Lebendige auf dieser Erde zu einer
einzigen Masse Mus, zu einer einzigen Masse Brei machte, so hat er darum keine
Schuld, begeht kein Unrecht. Und wer auch am südlichen Ufer des Ganges
verheerend und mordend dahinzöge, zerstörte und zerstören ließe, quälte und
quälen ließe, so hat er darum keine Schuld, begeht kein Unrecht: und wer auch
am nördlichen Ufer des Ganges spendend und schenkend dahinzöge, Almosen gäbe
und geben ließe, so hat er darum kein Verdienst, begeht nichts Gutes. Durch
Milde, Sanftmut, Selbstverzicht, Wahrhaftigkeit erwirbt man kein Verdienst,
begeht nichts Gutes.'
„Auf solche Weise hat mir, o Herr, Púrano Kassapo, über den sichtbaren Lohn
der Asketenschaft befragt, Tatlosigkeit vorgetragen. Gleichwie etwa, o Herr,
als wenn einer um eine Mangofrucht gebeten eine Tamarinde (Mango und Tamarinde
sind nach Geschmack und Wirkung entgegengesetzt) vorbrächte, oder um eine
Tamarinde gebeten eine Mangofrucht vorbrächte: ebenso auch hat mir, o Herr,
Púrano Kassapo, über den sichtbaren Lohn der Asketenschaft befragt,
Tatlosigkeit vorgetragen. Da hab' ich, o Herr, mir gesagt: 'Wie doch nur könnte
meinesgleichen einen Asketen oder Priester, der in meinem Reiche lebt, zu
mißbilligen denken!' So hab' ich denn, o Herr, des Púrano Kassapo Rede weder
gelobt noch getadelt: ohne Lob und ohne Tadel, unzufrieden unzufriedene Worte
vermeidend, eben solche Worte zurückhaltend, erhob ich mich ohne Murren von
meinem Sitze und ging fort.
„Eines Tags einmal, o Herr, da bin ich zu Makkhali Gosálo gegangen. Auf
meine Frage, o Herr, hat mir dann Makkhali Gosálo also geantwortet: 'Es gibt,
großer König, keinen Anlaß, es gibt keinen Grund der Verderbnis der Wesen; ohne
Anlaß, ohne Grund werden die Wesen verderbt. Es gibt keinen Anlaß, es gibt
keinen Grund der Läuterung der Wesen; ohne Anlaß, ohne Grund werden die Wesen
lauter. Es gibt keine Macht und keine Kraft, es gibt keine Mannesgewalt und
keine Mannestapferkeit. Alle Wesen, alle Lebendigen, alle Gewordenen, alle
Geborenen sind willenlos, machtlos, kraftlos. Notwendig kommen sie zustande und
entwickeln sich zur Reife und empfinden je nach den sechs Arten von Dasein Wohl
und Wehe. Und es gibt vierzehnmal hunderttausend und sechzigmal hundert und
sechsmal hundert besondere Schoße der Entstehung; und der Taten gibt es fünfmal
hundert, und fünf Taten, und drei Taten, und eine Tat, und halbe Tat; und
zweiundsechzig Pfade gibt es, und zweiundsechzig Zwischenalter der Welt; und
sechs Arten von Dasein; und es gibt acht Stätten für Menschen, und fünfzig
weniger einmal hundert Lebensweisen, und fünfzig weniger einmal hundert
Pilgerorden, und fünfzig weniger einmal hundert Schlangenreiche; und zwanzigmal
hundert Sinneskräfte, und dreißig hundert Höllenwege gibt es; und
sechsunddreißig Leidenschaften, und sieben bewußte Gebiete, sieben unbewußte
Gebiete, sieben entbundene Gebiete; sieben der Götter, sieben der Menschen,
sieben der Gespenster; sieben Seen, sieben Strudel; sieben Felsen, sieben
Abgründe (vergleiche die vedischen sieben unteren Welten); sieben Träume,
siebenmal hundert Träume gibt es. Vierundachtzigmal hunderttausend der großen
Weltalter müssen die Toren wie die Weisen durchwandern, durchwandeln, bis sie
dem Leiden ein Ende machen werden. Da geht es nicht an: 'Durch solche Übungen
oder Gelübde, Kasteiung oder Entsagung will ich das noch nicht reif gewordene
Werk zur Reife bringen, oder das reif gewordene Werk nach und nach zunichte
machen': das geht eben nicht. Nach dem Maße bemessen ist Wohl und Wehe. Die
Wandelwelt hat bestimmte Grenzen; und man kann sie nicht mehren und nicht
mindern, nicht schwellen und nicht schwinden lassen. Gleichwie sich etwa ein
Fadenknäuel unten, den man aufwinden muß, nicht heranziehn läßt, ebenso auch
müssen die Toren wie die Weisen die Welt durchwandern und durchwandeln, bis sie
dem Leiden ein Ende machen werden 1'.
„Auf solche Weise hat mir, o Herr, Makkhali Gosálo, über den sichtbaren Lohn
der Asketenschaft befragt, Weltentwicklung vorgetragen. Gleichwie etwa, o Herr,
als wenn einer um eine Mangofrucht gebeten eine Tamarinde vorbrächte, oder um
eine Tamarinde gebeten eine Mangofrucht vorbrächte: ebenso auch hat mir, o
Herr, Makkhali Gosálo, über den sichtbaren Lohn der Asketenschaft befragt,
Weltentwicklung vorgetragen. Da hab' ich, o Herr, mir gesagt: 'Wie doch nur
könnte meinesgleichen einen Asketen oder Priester, der in meinem Reiche lebt,
zu mißbilligen denken!' So hab' ich denn, o Herr, des Makkhali Gosálo Rede
weder gelobt noch getadelt: ohne Lob und ohne Tadel, unzufrieden unzufriedene
Worte vermeidend, eben solche Worte zurückhaltend, erhob ich mich ohne Murren
von meinem Sitze und ging fort.
„Eines Tags einmal, o Herr, da bin ich zu Ajito Kesakambalo gegangen. Auf
meine Frage, o Herr, hat mir dann Ajito Kesakambalo also geantwortet:
'Almosengeben, großer König, Verzichtleisten, Spenden - es ist alles eitel;
es gibt keine Saat und Ernte guter und böser Werke; Diesseits und Jenseits sind
leere Worte; Vater und Mutter und auch geistige Geburt sind hohle Namen ; die
Welt hat keine Asketen und Priester, die vollkommen und vollendet sind, die
sich den Sinn dieser und jener Welt begreiflich machen, anschaulich vorstellen
und erklären können. Aus den vier Hauptstoffen hier ist der Mensch entstanden;
wann er stirbt geht das Erdige in die Erde ein, in die Erde über, geht das
Flüssige in das Wasser ein, in das Wasser über, geht das Feurige in das Feuer
ein, in das Feuer über, geht das Luftige in die Luft ein, in die Luft über, in
den Raum zerstreuen sich ,die Sinne. Mit der Bahre zu fünft schreiten die Leute
mit dem Toten hinweg. Bis zur Verbrennung werden Sprüche gesungen. Dann
bleichen die Knochen. Opfer werden entflammt, Geschenke ausgeteilt, als
Almosen. Unsinn, Lüge, Gefasel bringen sie vor, die da behaupten, es gäbe
etwas. Seien es Toren, seien es Weise: bei der Auflösung des Körpers zerfallen
sie, gehn zugrunde, sind nicht mehr nach dem Tode 2.'
„Auf solche Weise hat mir, o Herr, Ajito Kesakambalo, über den sichtbaren
Lohn der Asketenschaft befragt, Vernichtung vorgetragen. Da hab' ich, o Herr,
wieder ohne Murren mich entfernt.
„Eines Tags einmal, o Herr, da bin ich zu Pakudho Kaccáyano gegangen. Auf
meine Frage, o Herr, hat mir dann Pakudho Kaccáyano also geantwortet: 'Sieben
Elemente, großer König, gibt es, Urstoffe, urstoffartig, ungebildet, ungeformt,
starr, giebelständig, grundfest begründet. Sie regen sich nicht, verändern sich
nicht, wirken nicht aufeinander ein, können sich gegenseitig nicht wohltun,
nicht wehtun, nicht wohl- und wehtun. Welche sieben sind es? Erde, Wasser, Feuer,
Luft, Wohl, Wehe und siebentens Leben. Diese sieben Elemente sind Urstoffe,
urstoffartig, ungebildet, ungeformt, starr, giebelständig, grundfest gegründet.
Sie regen sich nicht, verändern sich nicht, wirken nicht aufeinander ein,
können sich gegenseitig nicht wohltun, nicht wehtun, nicht wohl- und wehtun. Da
gibt es keinen der mordet oder töten läßt, keinen der hört oder hören läßt,
keinen der weiß oder wissen läßt. Wenn auch einer mit scharfem Schwerte das
Haupt abschlägt, so raubt keiner irgendwem das Leben: nur eben zwischen dem
Abstande der sieben Elemente fährt das Schwert hindurch.'
„Auf solche Weise hat mir, o Herr, Pakudho Kaccáyano, über den sichtbaren
Lohn der Asketenschaft befragt, Gegenständigkeit vorgetragen, Da hab' ich, o
Herr, wieder ohne Murren mich entfernt.
„Eines Tags einmal, o Herr, da bin ich zu Náthaputto, dem Freien Bruder,
gegangen. Auf meine Frage, o Herr, hat mir dann Náthaputto der Freie Bruder
also geantwortet: 'Da ist, großer König, ein Freier Bruder vierfach gezügelt in
fester Zucht: wie aber, großer König, ist ein Freier Bruder vierfach gezügelt
in fester Zucht? Da hat, großer König, ein Freier Bruder jeden Born sich
verboten, jeden Born sich verwehrt, jeden Born sich verwiesen, jeden Born sich
versagt: also, großer König, ist ein Freier Bruder vierfach gezügelt in fester
Zucht. Sobald, großer König, ein Freier Bruder also vierfach gezügelt ist in
fester Zucht, dann heißt man ihn, großer König, Freien Bruder: selbstgängig,
selbstwendig, selbständig.' Auf solche Weise hat mir, o Herr, Náthaputto der
Freie Bruder, über den sichtbaren Lohn der Asketenschaft befragt, vierfache
Zügelung in fester Zucht vorgetragen. Da hab' ich, o Herr, wieder ohne Murren
mich entfernt."
„Eines Tags einmal, o Herr, da bin ich zu Sañjayo Belatthaputto gegangen.
Auf meine Frage, o Herr, hat mir dann Sañjayo Belatthaputto also geantwortet:
'Gibt es eine andere Welt?', wenn du mich, großer König, so fragst, und ich
wüßte 'Es gibt eine andere Welt', würde ich insofern 'Es gibt eine andere Welt'
erklären: aber das paßt mir nicht, und auch so paßt es mir nicht, und auch
anders paßt es mir nicht, und auch mit nein paßt es mir nicht, und auch mit
nicht nein paßt es mir nicht. 'Gibt es keine andere Welt', 'Gibt es und gibt es
keine andere Welt', 'Gibt es weder, noch auch gibt es nicht eine andere Welt',
'Gibt es eine geistige Geburt', 'Gibt es keine geistige Geburt', 'Gibt es und
gibt es keine geistige Geburt', 'Gibt es weder, noch auch gibt es nicht eine
geistige Geburt', 'Gibt es eine Saat und Ernte guter und böser Werke', 'Gibt es
keine Saat und Ernte guter und böser Werke', 'Gibt es und gibt es keine Saat
und Ernte guter und böser Werke', 'Gibt es weder, noch auch gibt es nicht eine
Saat und Ernte guter und böser Werke', 'Besteht ein Vollendeter jenseit des
Todes', 'Besteht ein Vollendeter nicht jenseit des Todes', 'Besteht ein
Vollendeter und besteht nicht jenseit des Todes', 'Besteht weder, noch auch
besteht nicht ein Vollendeter jenseits des Todes?, wenn du mich, großer König,
so fragst, und ich wüßte es so, würde ich es insofern erklären: aber das paßt
mir nicht, und auch so paßt es mir nicht, aber auch anders paßt es mir nicht
und auch mit nein paßt es mir nicht und auch mit nicht nein paßt es mir nicht.'
„Auf solche Weise hat mir, o Herr Sañjayo Belatthaputto, über den sichtbaren
Lohn der Asketenschaft befragt Verwicklung vorgetragen. Da hab' ich, o Herr mir
gesagt: 'Dieser hier ist unter den Asketen und Priestern ein ganz Betörter, ein
ganz Verstörter. Denn wie hätte er sonst, über den sichtbaren Lohn der
Asketenschaft befragt, Verwicklung vortragen können?'
„So bin ich, o Herr, wieder ohne Murren von dannen gezogen."
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