DAS HAB' ICH GHÖRT. Zu
einer Zeit wanderte der Erhabene in Bengalen von Ort zu Ort und kam, von vielen
Mönchen begleitet, mit einer Schar von fünfhundert Mönchen, in die Nähe von
Campá.
Bei Campá weilte nun der Erhabene, am Gestade des Gaggará-Sees.
Um diese Zeit aber lebte Sonadando der Priester zu Campá, das, gar heiter
anzuschauen, mit Weide-, Wald- und Wasserplätzen, mit Kornkammern, mit
königlichem Reichtum begabt, vom Mágadher König Seniyo Bimbisáro als Königsgabe
den Priestern zu eigen gegeben war.
Da hörten denn die priesterlichen Hausväter in Campá reden <Der Asket,
wahrlich, Herr Gotamo, der Sakyersohn, der dem Erbe der Sakyer entsagt hat,
wandert in unserem Lande von Ort zu Ort und ist, von vielen Mönchen begleitet,
mit einer Schar von fünfhundert Mönchen bei Campá angekommen, weilt in der Nähe
der Stadt, am Gestade des Gaggará-Sees. Diesen Herrn Gotamo aber begrüßt man
allenthalben mit dem frohen Ruhmesrufe, so zwar: 'Das ist der Erhabene, der
Heilige, vollkommen Erwachte, der Wissens- und Wandelsbewährte, der Willkommene,
der Welt Kenner, der unvergleichliche Leiter der Männerherde, der Meister der
Götter und Menschen, der Erwachte, der Erhabene. Er zeigt diese Welt mit ihren
Göttern, ihren bösen und heiligen Geistern, mit ihrer Schar von Büßern und
Priestern, Göttern und Menschen, nachdem er sie selbst verstanden und
durchdrungen hat. Er verkündet die Lehre, deren Anfang begütigt, deren Mitte
begütigt, deren Ende begütigt, die sinn- und wortgetreue, er legt das
vollkommen geläuterte, geklärte Asketentum dar. Glücklich aber wer solche
Heilige sehn kann!'>
Es zogen nun priesterliche Hausväter von Campá aus der Stadt hinaus,
zahlreich, in Scharen zusammengekommen, nach dem Gestade des Gaggará-Sees, da
zogen sie hin. Nun hatte gerade damals Sonadando der Priester oben auf der
Zinne seines Hauses Tagesrast genommen. Da sah denn Sonadando der Priester die
priesterlichen Hausleute von Campá aus der Stadt hinaus ziehn, zahlreich, in
Scharen zusammengekommen, nach dem Gestade des Gaggará-Sees dahinschreiten, und
als er sie gesehn wandte er sich an seinen Torwart:
«Was gehn nur, lieber Torwart, die priesterlichen Hausleute von Campá aus
der Stadt hinaus, zahlreich, in Scharen zusammengekommen, nach dem Gestade des
Gaggará-Sees hinab?»
«Es ist, Herr, der Asket Gotamo, der Sakyersohn, der dem Erbe der Sakyer
entsagt hat, der in Bengalen von Ort zu Ort wandert, von vielen Mönchen
gefolgt, mit einer Schar von fünfhundert Mönchen bei Campá angekommen, weilt in
der Nähe der Stadt, am Gestade des Gaggará-Sees. Diesen Herrn Gotamo aber
begrüßt man allenthalben mit dem frohen Ruhmesrufe, so zwar: <Das ist der
Erhabene, der Heilige, vollkommen Erwachte, der Wissens- und Wandelsbewährte,
der Willkommene, der Welt Kenner, der unvergleichlichc Leiter der Männerherde,
der Meister der Götter und Menschen, der Erwachte, der Erhabene.> Diesen
Herrn Gotamo gehn sie besuchen.»
«So geh' nur, lieber Torwart, zu jenen priesterlichen Hausleuten hin und
sprich also zu ihnen: <Sonadando, ihr Herren, der Priester, läßt sagen, es
möchten die Herren etwas warten: auch Sonadando der Priester will den Asketen
Gotamo besuchen.»
«Schön, Herr!» entgegnete da gehorsam der Torwart Sonadando dem Priester.
Dann begab er sich zu den priesterlichen Hausvätern hin und sprach also zu
ihnen:
«Sonadando, ihr Herren, der Priester, läßt sagen, es möchten die Herren
etwas warten: auch Sonadando der Priester will den Asketen Gotamo besuchen.»
Damals nun waren gegen fünfhundert Priester aus verschiedenen Landen in
Campá zusammengekommen, irgendeine Angelegenheit zu verhandeln. Als diese
Priester da hörten, daß Sonadando der Priester den Asketen Gotamo besuchen gehn
wolle, begaben sie sich alsbald zu Sonadando dem Priester und sprachen also zu
ihm:
«Ist es wahr, wie man sagt, daß Herr Sonadando den Asketen Gotamo besuchen
gehn will?»
«Gewiß, ihr Herren, auch ich denke den Asketen Gotamo zu besuchen.»
«Nicht Herr Sonadando darf den Asketen Gotamo besuchen gehn; nicht geziemt
es Herrn Sonadando den Asketen Gotamo zu besuchen. Wenn da Herr Sonadando den
Asketen Gotamo besuchen ginge, würde der Ruhm des Herrn Sonadando abnehmen, der
Ruhm des Asketen Gotamo zunehmen. Weil aber der Ruhm des Herrn Sonadando
abnehmen und der Ruhm des Asketen Gotamo zunehmen würde, so geziemt es eben
insofern nicht Herrn Sonadando den Asketen Gotamo zu besuchen dem Asketen
Gotamo vielmehr geziemt es Herrn Sonadando zu besuchen. Denn Herr Sonadando ist
beiderseit wohlgeboren, vom Vater und von der Mutter aus, lauter empfangen, bis
zum siebenten Ahnherrn hinauf unbefleckt, untadelhaft von Geburt. Denn Herr
Sonadando ist reich, mit Geld und Gut mächtig begabt. Denn Herr Sonadando ist
ein Gelehrter, ein Spruchkenner, ein Meister der drei Veden, samt ihrer
Auslegung und Deutung, samt ihrer Laut- und Formenlehre, und ihren Sagen
zufünft, der Gesänge kundig und ein Erklärer, der die Merkmale eines großen
Weltweisen aufweist. Denn Herr Sonadando ist schön, hold, liebenswürdig, mit
höchster Anmut begabt, mit heiligem Glanze, heiligem Lichte, es ist keine
geringe Gunst ihn anzublicken. Denn Herr Sonadando ist tugendrein, tugendreif,
in Tugend reif geworden. Denn Herr Sonadando spricht angemessen, redet
angemessen, seine Rede ist höflich, deutlich, nicht stammelnd, tauglich den
Sinn darzulegen. Denn Herr Sonadando ist vieler Meister und Altmeister und läßt
eine Schar von dreihundert Schülern die Sprüche bei sich erlernen, und gar
zahlreich kommen sie noch herbei aus mancherlei Gegenden, mancherlei Reichen,
die Jünglinge, um bei Herrn Sonadando spruchbegierig die Sprüche sich eifrig
anzueignen. Denn Herr Sonadando ist alt und greis, hochbetagt, dem Ende nahe,
am Ziel angelangt: der Asket Gotamo aber ist noch jung, ist erst vor kurzem
hinausgezogen. Denn Herr Sonadando wird vom Mágadher König Seniyo Bimbisáro
wertgehalten, hochgeschätzt, geachtet, geehrt und ausgezeichnet. Denn Herr
Sonadando wird von Pokkharasáti dem Priester wertgehalten, hochgeschätzt,
geachtet, geehrt und ausgezeichnet. Denn Herr Sonadando lebt zu Campá, das, gar
heiter anzuschauen, mit Weide-, Wald- und Wasserplätzen, mit Kornkammern, mit
königlichem Reichtum begabt, vom Mágadher König Seniyo Bimbisáro als Königsgabe
den Priestern zu eigen gegeben ist. Weil aber Herr Sonadando zu Campá lebt,
das, gar heiter anzuschauen, mit Weide-, Wald- und Wasserplätzen, mit
Kornkammern, mit königlichem Reichtum begabt, vom Mágadher König Seniyo
Bimbisáro als Königsgabe den Priestern zu eigen gegeben ist, so geziemt es eben
insofern nicht Herrn Sonadando den Asketen Gotamo zu besuchen: dem Asketen
Gotamo vielmehr geziemt es Herrn Sonadando zu besuchen.»
Auf diese Worte wandte sich Sonadando der Priester also an jene Priester:
«Wohlan denn, ihr Herren, so hört auch von mir, aus welchem und welchem
Grunde es vielmehr uns geziemt den Herrn Gotamo zu besuchen, und es nicht dem
Herrn Gotamo geziemt uns zu besuchen.
Der
Asket Gotamo, ihr Herren, ist ja beiderseit wohlgeboren, vom Vater und von
der Mutter aus, lauter empfangen, bis zum siebenten Ahnherrn hinauf
unbefleckt, untadelhaft von Geburt. Weil aber, ihr Herren, der Asket
Gotamo beiderseits wohlgeboren ist, vom Vater und von der Mutter aus,
lauter empfangen, bis zum siebenten Ahnherrn hinauf unbefleckt,
untadelhaft von Geburt, so geziemt es eben insofern nicht dem Herrn Gotamo
uns zu besuchen, sondern uns geziemt es den Herrn Gotamo zu
besuchen.
Der
Asket Gotamo, ihr Herren, hat ja einen großen Verwandtenkreis verlassen
und ist hinausgezogen. Der Asket Gotamo, ihr Herren, hat ja reichlichem
Gold und Geschmeide pilgernd entsagt, so heimlich vergrabenem wie offen
aufgestelltem
Der
Asket Gotamo, ihr Herren, ist ja, noch in frischer Blüte, glänzend
dunkelhaarig, im Genusse glücklicher Jugend, im ersten Mannesalter aus dem
Hause in die Hauslosigkeit gezogen.
Der
Asket Gotamo, ihr Herren, ist ja gegen den Wunsch seiner weinenden,
klagenden Eltern, mit geschorenem Haar und Barte, mit fahlem Gewande
bekleidet, aus dem Hause in die Hauslosigkeit gezogen. Der Asket Gotamo,
ihr Herren, ist ja schön, hold, liebenswürdig, mit höchster Anmut begabt,
mit heiligem Glanze, heiligem Lichte, es ist keine geringe Gunst ihn
anzublicken.
Der
Asket Gotamo, ihr Herren, ist ja tugendrein, von herrlicher Tugend,
gediegener Tugend, in gediegener Tugend erfahren 1.
Der
Asket Gotamo, ihr Herren, spricht ja angemessen, redet angemessen, seine
Rede ist höflich, deutlich, nicht stammelnd, tauglich den Sinn
darzulegen.
Der
Asket Gotamo, ihr Herren, ist ja vieler Meister und Altmeister.
Der
Asket Gotamo, ihr Herren, hat ja Wunschbegier versiegt, ist frei von
Unfrieden.
Der
Asket Gotamo, ihr Herren, lehrt ja eigene Tat und eigenes Handeln, schützt
den heilsuchenden Menschen kein Böses vor 2.
Der
Asket Gotamo, ihr Herren, ist ja aus hohem Hause hinausgezogen, aus
unabhängigem Herrscherhause.
Der
Asket Gotamo, ihr Herren, ist ja aus reichem Hause hinausgezogen, mit Geld
und Gut mächtig begabtem.
Zum
Asketen Gotamo, ihr Herren, kommen sie ja über Länder und Reiche her
Fragen zu stellen.
Beim
Asketen Gotamo, ihr Herren, haben ja viele tausend Gottheiten zeitlebens
Zuflucht genommen.
Den
Asketen Gotamo, ihr Herren, begrüßt man ja allenthalben mit dem frohen
Ruhmesrufe, so zwar: <Das ist der Erhahene, Heilige, vollkommen
Erwachte, der Wissens- und Wandelsbewährte, der Willkommene, der Welt
Kenner, der unvergleichliche Leiter der Männerherde, der Meister der
Götter und Menschen, der Erwachte der Erhabene.>
Der
Asket Gotamo, ihr Herren, ist ja mit den zweiunddreißig Merkmalen eines
großen Mannes begabt.
Der
Asket Gotamo, ihr Herren, heißt ja einen jeden willkommen, als Freund, als
Ermunterer, ohne finstere Miene, mit offenem Antlitz, er spricht uns
zuvorkommend an.
Der
Asket Gotamo, ihr Herren, wird von den vier Ständen wertgehalten,
hochgeschätzt, geachtet, geehrt und ausgezeichnet.
Dem
Asketen Gotamo, ihr Herren, sind gar viele Menschen fröhlich zugetan. Bei
welchem Dorfe oder welcher Burg auch da, ihr Herren, der Asket Gotamo
Aufenthalt genommen, da mögen die wilden Tiere den Menschen nichts
anhaben.
Der
Asket Gotamo, ihr Herren, hat ja zahlreiche Jünger und Anhänger um sich,
ist das Haupt einer Schule, wird als vornehmster der volkstümlichen
Bahnbrecher angesehn. Wenn aber wohl, ihr Herren, gar manche Asketen und
Priester auf diese oder auf jene Weise berühmt werden, so ist der Asket
Gotamo durchaus nicht auf solche Art berühmt geworden vielmehr durch die
höchste Bewährung in Wissen und Wandel ist der Asket Gotamo berühmt
geworden.
Beim
Asketen Gotamo, ihr Herren, hat ja König Pasenadi Kosalo mit seinen
Kindern und Frauen, mit seinem Gesinde und Gefolge zeitlebens Zuflucht
genommen. Beim Asketen Gotamo, ihr Herren, hat ja Pokkharasáti der
Priester mit seinen Kindern und Frauen, mit seinem Gesinde und Gefolge
zeitlebens Zuflucht genommen.
Der
Asket Gotamo, ihr Herren, wird ja vom Mágadher König Seniyo Bimbisáro
wertgehalten, hochgeschätzt, geachtet, geehrt und ausgezeichnet.
Der
Asket Gotamo, ihr Herren, wird ja von König Pasenadi Kosalo wertgehalten,
hochgeschätzt, geachtet, geehrt und ausgezeichnet.
Der
Asket Gotamo, ihr Herren, wird ja von Pokkharasati dem Priester wertgehalten,
hochgeschätzt, geachtet, geehrt und ausgezeichnet.
Der Asket Gotamo, ihr Herren, ist ja bei Campá angekommen, weilt in der Nähe
der Stadt, am Gestade des Gaggará-Sees. Wer aber auch immer von Asketen und
Priestern in unser Landgebiet kommt ist unser Gast. Und einen Gast müssen wir
werthalten, hochschätzen, achten, ehren und auszeichnen. Weil nun, ihr Herren,
der Asket Gotamo bei Campá angekommen ist, in der Nähe der Stadt weilt, am
Gestade des Gaggará-Sees, so ist der Asket Gotamo unser Gast: und der Gast ist
von uns wertzuhalten, hochzuschätzen, zu achten, zu ehren und auszuzeichnen.
Auch insofern geziemt es nicht dem Herrn Gotamo uns zu besuchen, sondern uns
eben geziemt es den Herrn Gotamo zu besuchen. Soviel weiß ich, ihr Herren, vom
Preis des Herrn Gotamo; doch ist der Preis des Herrn Gotamo nicht soviel:
unermeßlich ist ja der Preis des Herrn Gotamo.»
Auf diese Worte wandten sich die Priester dort also an Sonadando den
Priester:
«Wie da Herr Sonadando das Lob des Asketen Gotamo preist, mag wohl, wenn er,
der Herr Gotamo, auch dreihundert Meilen von hier entfernt wäre, schon aus
Zutrauen ein Mann von Stande gern hinziehn um ihn zu sehn, und wär' es auch nur
von rückwärts.»
«So wollen wir uns denn alle, ihr Herren, zum Asketen Gotamo hinbegeben.»
Alsbald nun machte sich Sonadando der Priester, begleitet von der
zahlreichen Priesterschar, auf den Weg, nach dem Gaggará-See zog er hin.
Während aber Sonadando der Priester durch das Waldgehölz weiterschritt, stiegen
ihm allmählich im Geiste Bedenken auf: <Wenn ich etwa nun an den Asketen
Gotamo eine Frage richte, und der Asket Gotamo dann zu mir vielleicht also
spricht: 'Diese Frage, Priester, kann man so nicht aufstellen', so würde mich
diese Schar darum verurteilen: 'Töricht ist Sonadando der Priester,
ungeschickt, war nicht imstande eine Frage an den Asketen Gotamo gründlich zu
stellen'; wen aber diese Schar erst verurteilen mag, dessen Ansehn auch mag von
ihm weichen: wessen Ansehn aber erst gewichen ist, von dem wird auch der
Wohlstand bald weichen: durch Ansehn erlangt haben wir ja unseren Wohlstand.
-
Wenn nun etwa der Asket Gotamo an mich eine Frage richtet, ich aber ihn
durch meine Antwort auf die Frage nicht befriedige, und der Asket Gotamo dann
zu mir vielleicht also spricht: 'Diese Frage, Priester, kann man so nicht
beantworten: so nur, Priester, kann man diese Frage beantworten, so würde mich
diese Schar darum verurteilen: 'Töricht ist Sonadando der Priester,
ungeschickt, war nicht imstande durch die Antwort auf die Frage den Asketen
Gotamo zu befriedigen.' - Wenn ich aber etwa, schon so nahe gekommen, jetzt
umkehrte ohne eben den Asketen Gotamo gesehn zu haben, so würde mich diese
Schar darum verurteilen: 'Töricht ist Sonadando der Priester, ungeschickt, im
Geiste trotzig und furchtsam, er vermochte nicht den Asketen Gotamo
aufzusuchen: wie nur hätte er sonst, schon so nahe gekommen, wieder umkehren
mögen ohne den Asketen Gotamo gesehn zu haben?' Wen aber diese Schar erst
verurteilen mag, dessen Ansehn auch mag von ihm weichen: wessen Ansehn aber
erst gewichen ist, von dem wird auch der Wohlstand bald weichen: durch Ansehn
erlangt haben wir ja unseren Wohlstand.>
So kam denn Sonadando der Priester dorthin wo der Erhabene weilte. Dort
angelangt begrüßte er den Erhabenen höflich, wechselte freundliche, denkwürdige
Worte und nahm dann Platz an der Seite. Von den priesterlichen Hausleuten aus
Campá aber verneigten sich einige vor dem Erhabenen ehrerbietig und setzten
sich zur Seite nieder, andere tauschten höflichen Gruß und freundliche,
denkwürdige Worte mit dem Erhabenen und setzten sich zur Seite nieder, einige
wieder falteten die Hände gegen den Erhabenen und setzten sich zur Seite
nieder, andere wieder gaben beim Erhabenen Namen und Stand zu erkennen und
setzten sich zur Seite nieder, und andere setzten sich still zur Seite nieder.
Auch dann aber blieb noch Sonadando der Priester, in ebendiese mancherlei
Bedenken versunken, auf seinem Platze dort sitzen und gedachte bei sich: <O
daß mir doch der Asket Gotamo auf meinem Wissensgebiete über die drei Veden
eine Frage stellen möchte, und ich ihn dann durch die Beantwortung der Frage
befriedigen könnte!>
Da nahm denn der Erhabene im Geiste den Geist und Gedanken Sonadando des
Priesters wahr und sagte sich: <Hin- und hergezerrt wird dieser Priester Sonadando
von seinem Gemüte; wie, wenn ich nun Sonadando dem Priester auf seinem
Wissensgebiete über die drei Veden eine Frage stellte?> So wandte sich nun
der Erhabene an Sonadando den Priester mit diesen Worten:
«Wieviel doch, Priester, der Eigenschaften, sagen die Priester, muß ein
Priester erworben haben, auf daß er mit Recht <Ich bin ein Priester> von
sich aussagen kann und nicht etwa lügenhaft gesprochen habe?»
Jetzt gedachte nun Sonadando der Priester bei sich: <Was wir so innig
erwünscht hatten, erhofft hatten, ersehnt hatten, erfleht hatten - o daß mir
doch der Asket Gotamo auf meinem Wissensgebiete über die drei Veden eine Frage
stellen möchte, und ich ihn dann durch die Beantwortung der Frage befriedigen
könnte - da stellt mir nun der Asket Gotamo auf meinem Wissensgebiete über die
drei Veden eine Frage, und ich kann ihn nun wirklich durch meine Antwort auf
die Frage befriedigen!> Und Sonadando der Priester richtete sich empor,
blickte über die Versammlung hin und sprach nun also zum Erhabenen:
«Fünf sind es, o Gotamo, der Eigenschaften, sagen die Priester, die ein
Priester erworben haben muß, auf daß er mit Recht <Ich bin ein Priester>
von sich aussagen kann und nicht etwa lügenhaft gesprochen habe: welche
fünf?
Da
ist, o Gotamo, ein Priester beiderseit wohlgeboren, vom Vater und von der
Mutter aus, lauter empfangen, bis zum siebenten Ahnherrn hinauf
unbefleckt, untadelhaft von Geburt.
Ein
Gelehrter ist er, ein Spruchkenner, ein Meister der drei Veden, samt ihrer
Auslegung und Deutung, samt ihrer Laut- und Formenlehre, und ihren Sagen
zufünft, der Gesänge kundig und ein Erklärer, der die Merkmale eines
großen Weltweisen aufweist.
Schön
ist er, hold, liebenswürdig, mit höchster Anmut begabt, mit heiligem
Glanze, heiligem Lichte, es ist keine geringe Gunst ihn anzublicken.
Tugendrein
ist er, tugendreif, in Tugend reif geworden.
Und
er ist weise, ist bedächtig, ist der vorderste oder der nächstfolgende der
die Schar zu lenken Berufenen.
Das sind, o Gotamo, die fünf Eigenschaften, sagen die Priester, die ein
Priester erworben haben muß, auf daß er mit Recht <Ich bin ein Priester>
von sich aussagen kann und nicht etwa lügenhaft gesprochen habe.»
«Darf man aber wohl, Priester, von diesen fünf Eigenschaften eine ausnehmen und
den mit vier Eigenschaften Begabten noch Priester heißen, auf daß er mit Recht
<Ich bin ein Priester> von sich aussagen kann und nicht etwa lügenhaft
gesprochen habe?»
«Man darf es, o Gotamo. Wir wollen eben, o Gotamo, von diesen fünf
Eigenschaften die Schönheit ausnehmen: was wird es auch auf Schönheit
ankommen?
Sofern
nur, o Gotamo, ein Priester beiderseit wohlgeboren ist, vom Vater und von
der Mutter aus, lauter empfangen, bis zum siebenten Ahnherrn hinauf
unbefleckt, untadelhaft von Geburt;
und
ein Gelehrter ist, ein Spruchkenner, ein Meister der drei Veden, samt
ihrer Auslegung und Deutung, samt ihrer Laut- und Formenlehre, und ihren
Sagen zufünft, der Gesänge kundig und ein Erklärer, der die Merkmale eines
großen Weltweisen aufweist;
und
er tugendrein ist, tugendreif, in Tugend reif geworden;
und
er weise, bedächtig ist, der vorderste oder der nächstfolgende der die
Schar zu lenken Berufenen:
das sind, o Gotamo, die vier Eigenschaften, sagen die Priester, die ein
Priester erworben haben muß, auf daß er mit Recht <Ich bin ein Priester>
von sich aussagen kann und nicht etwa lügenhaft gesprochen habe.»
«Darf man aber wohl, Priester, von diesen vier Eigenschaften eine ausnehmen
und den mit drei Eigenschaften Begabten noch Priester heißen, auf daß er mit
Recht <Ich bin ein Priester> von sich aussagen kann und nicht etwa
lügenhaft gesprochen habe?»
«Man darf es, o Gotamo. Wir wollen eben, o Gotamo, von diesen vier
Eigenschaften die Sprüche ausnehmen: was wird es auch auf Sprüche
ankommen?
Sofern
nur, o Gotamo, ein Priester beiderseit wohlgeboren ist, vom Vater und von
der Mutter aus, lauter empfangen, bis zum siebenten Ahnherrn hinauf
unbefleckt, untadelhaft von Geburt;
und
er tugendrein ist, tugendreif, in Tugend reif geworden;
und
er weise, bedächtig ist, der vorderste oder der nächstfolgende der die
Schar zu lenken Berufenen:
das sind, o Gotamo, die drei Eigenschaften, sagen die Priester, die ein
Priester erworben haben muß, auf daß er mit Recht <Ich bin ein Priester>
von sich aussagen kann und nicht etwa lügenhaft gesprochen habe.»
« Darf man aber wohl, Priester, von diesen drei Eigenschaften eine ausnehmen
und den mit zwei Eigenschaften Begabten noch Priester heißen, auf daß er mit
Recht <Ich bin ein Priester> von sich aussagen kann und nicht etwa
lügenhaft gesprochen habe?»
«Man darf es, o Gotamo. Wir wollen eben, o Gotamo, von diesen drei
Eigenschaften die Geburt ausnehmen: was wird es auch auf Geburt ankommen?
das sind, o Gotamo, die zwei Eigenschaften, sagen die Priester, die ein
Priester erworben haben muß, auf daß er mit Recht <Ich bin ein Priester>
von sich aussagen kann und nicht etwa lügenhaft gesprochen habe.»
Auf diese Worte hin wandten sich die Priester dort also an Sonadando den
Priester:
«Nicht sollte Herr Sonadando so etwas gesagt haben, nicht sollte Herr
Sonadando so etwas gesagt haben: es gibt ja Herr Sonadando
ganz und gar hat ja Herr Sonadando sich dem Worte des Asketen Gotamo
angeschlossen!»
Da wandte sich nun der Erhabene an jene Priester und sagte:
«Ist euch Priestern etwa im Sinne gelegen: <Unerfahren ist ja Sonadando
der Priester, unangemessen redet Sonadando der Priester, unverständig ist
Sonadando der Priester und nicht fähig über diesen Gegenstand mit dem Asketen
Gotamo Rede zu führen>: zurücktreten soll dann Sonadando der Priester und
ihr sollt über diesen Gegenstand mit mir Rede führen. Ist euch Priestern aber
etwa im Sinne gelegen: <Vielerfahren ist ja Sonadando der Priester,
angemessen redet Sonadando der Priester, verständig ist Sonadando der Priester,
ist fähig über diesen Gegenstand mit dem Asketen Gotamo Rede zu führen>:
zurücktreten sollt ihr dann und Sonadando der Priester soll über diesen
Gegenstand mit mir Rede führen.»
Nach dieser Mahnung wandte sich Sonadando der Priester an den Erhabenen mit
den Worten:
«Verzeihen soll Herr Gotamo, nichts soll Herr Gotamo sagen: ich selbst will
mit diesen da nach Rechtens Gegenrede führen.»
Und Sonadando der Priester wandte sich nun also an die Priester dort:
«Nicht sollten die Herren so etwas gesagt haben, nicht sollten die Herren so
etwas gesagt haben: <Es gibt ja Herr Sonadando die Schönheit preis, gibt die
Sprüche preis, gibt die Geburt preis - ganz und gar hat ja Herr Sonadando sich
dem Worte des Asketen Gotamo angeschlossen>: ich gebe, ihr Herren, weder die
Schönheit, noch die Sprüche, noch die Geburt preis.»
Nun war gerade damals der Sohn einer Schwester von Sonadando dem Priester,
der junge Angako, wie er hieß, in der Versammlung dort anwesend. Da wandte sich
denn Sonadando der Priester an jene Priester und sagte:
«Kennen wohl die Herren den jungen Angako hier, unseren Neffen?»
«Gewiß, Herr!»
«Angako nun, ihr Herren, der junge Priester, ist schön, hold, liebenswürdig,
mit höchster Anmut begabt, mit heiligem Glanze, heiligem Lichte, es ist keine
geringe Gunst ihn anzublicken, es gibt in dieser Versammlung nicht
seinesgleichen an Schönheit, den Asketen Gotamo ausgenommem. Angako nun, ihr
Herren, der junge Priester, ist ein Gelehrter, ein Spruchkenner, ein Meister
der drei Veden, samt ihrer Auslegung und Deutung, samt ihrer Laut- und
Formenlehre, und ihren Sagen zufünft, der Gesänge kundig und ein Erklärer, der
die Merkmale eines großen Weltweisen aufweist; ich hab' ihn die Sprüche
gelehrt. Angako nun, ihr Herren, der junge Priester, ist beiderseit
wohlgeboren, vom Vater und von der Mutter aus, lauter empfangen, bis zum
siebenten Ahnherrn hinauf unbefleckt, untadelhaft von Geburt; ich kenne seine
Eltern. Angako nun, ihr Herren, der junge Priester, könnte aber Lebendiges
umbringen, könnte aber Nichtgegebenes nehmen, könnte aber der Frau eines
anderen beiwohnen, könnte aber Lüge reden, könnte aber Berauschendes trinken:
was möchte da wohl, ihr Herren, die Schönheit frommen, was die Sprüche, was die
Geburt? Sofern nur, ihr Herren, ein Priester tugendrein ist, tugendreif, in
Tugend reif geworden; und er weise, bedächtig ist, der vorderste oder der
nächstfolgende der die Schar zu lenken Berufenen: das sind, ihr Herren, die
zwei Eigenschaften, sagen die Priester, die ein Priester erworben haben muß,
auf daß er mit Recht <Ich bin ein Priester> von sich aussagen kann und
nicht etwa lügenhaft gesprochen habe.»
«Darf man aber wohl, Priester, von diesen zwei Eigenschaften eine ausnehmen
und den mit einer Eigenschaft Begabten noch Priester heißen, auf daß er mit
Recht <Ich bin ein Priester> von sich aussagen kann und nicht etwa
lügenhaft gesprochen habe?»
«Das wohl nicht, o Gotamo: von Tugend umflossen ist ja, o Gotamo, die
Weisheit, von Weisheit umflossen die Tugend; wo Tugend ist, da ist Weisheit: wo
Weisheit ist, da ist Tugend. Dem Tüchtigen kommt Weisheit zu, dem Weisen kommt
Tugend zu; Tugend und Weisheit wird ja doch in der Welt als das Höchste
bezeichnet. Gleichwie etwa, o Gotamo, eine Hand die andere wäscht, oder ein Fuß
den anderen wäscht: ebenso ist auch, o Gotamo, die Weisheit von Tugend
umflossen, die Tugend von Weisheit umflossen; wo Tugend ist, da ist Weisheit:
wo Weisheit ist, da ist Tugend. Dem Tüchtigen kommt Weisheit zu, dem Weisen
kommt Tugend zu; Tugend und Weisheit wird ja doch in der Welt als das Höchste
bezeichnet.»
«So ist es, Priester, so ist es, Priester: von Tugend umflossen ist
freilich, Priester, die Weisheit, von Weisheit umflossen die Tugend; wo Tugend
ist, da ist Weisheit: wo Weisheit ist, da ist Tugend. Dem Tüchtigen kommt
Weisheit zu, dem Weisen kommt Tugend zu; Tugend und Weisheit wird ja doch in
der Welt als das Höchste bezeichnet. Was ist das aber, Priester, für eine
Tugend, und was für eine Weisheit ist das?»
«Insofern sind wir zu Ende nun, o Gotamo, mit unserer Angabe: gut aber wär'
es, wenn eben Herr Gotamo den Sinn dieser Worte aufhellen wollte.»
«Wohlan denn, Priester, so höre und achte wohl auf meine Rede.»
«Gewiß, Herr!» sagte da Sonadando der Priester zum Erhabenen aufmerksam. Der
Erhabene sprach also:
«Da erscheint, Priester, der Vollendete in der Welt, der Heilige, vollkommen
Erwachte, der Wissens- und Wandelsbewährte, der Willkommene, der Welt Kenner,
der unvergleichliche Leiter der Männerherde, der Meister der Götter und Menschen,
der Erwachte, der Erhabene.
Er zeigt diese Welt mit ihren Göttern, ihren bösen und heiligen Geistern,
mit ihrer Schar von Priestern und Büßern, Göttern und Menschen, nachdem er sie
selbst verstanden und durchdrungen hat. Er verkündet die Lehre, deren Anfang
begütigt, deren Mitte begütigt, deren Ende begütigt, die sinn- und wortgetreue,
er legt das vollkommen geläuterte, geklärte Asketentum dar. -
Diese Lehre hört ein Hausvater, oder der Sohn eines Hausvaters, oder einer,
der in anderem Stande neugeboren ward. Nachdem er diese Lehre gehört hat, faßt
er Vertrauen zum Vollendeten. Von diesem Vertrauen erfüllt denkt und überlegt
er also: <Ein Gefängnis ist die Häuslichkeit, ein Schmutzwinkel; der freie
Himmelsraum die Pilgerschaft. Nicht wohl geht es, wenn man im Hause bleibt, das
völlig geläuterte, völlig geklärte Asketentum Punkt für Punkt zu erfüllen. Wie,
wenn ich nun, mit geschorenem Haar und Barte, mit fahlem Gewande bekleidet, aus
dem Hause in die Hauslosigkeit hinauszöge?> So gibt er denn später einen
kleinen Besitz oder einen großen Besitz auf, hat einen kleinen Verwandtenkreis
oder einen großen Verwandtenkreis verlassen und ist mit geschorenem Haar und
Barte, im fahlen Gewande von Hause fort in die Hauslosigkeit gezogen. -
Also Pilger geworden bleibt er in reiner Zucht richtig gezügelt, lauter im
Handel und Wandel: vor geringstem Fehl auf der Hut kämpft er beharrlich weiter,
Schritt um Schritt; in Taten und Worten heilsam beflissen lebt er rein, ist
tüchtig in Tugend, hütet die Tore der Sinne, gewappnet mit klarem Bewußtsein,
zufrieden. Das aber ist da nun, Priester, Tugend. -
Treu der heiligen Tugendsatzung, treu der heiligen Sinnenzügelung, treu der
heiligen klaren Einsicht, treu der heiligen Zufriedenheit sucht er einen
abgelegenen Ruheplatz auf, einen Hain, den Fuß eines Baumes, eine Felsengrotte,
eine Bergesgruft, einen Friedhof, die Waldesmitte, ein Streulager in der
offenen Ebene. Nach dem Mahle, wenn er vom Almosengange zurückgekehrt ist,
setzt er sich mit verschränkten Beinen nieder, den Körper gerade aufgerichtet,
und pflegt der Einsicht. Er hat weltliche Begierde verworfen und verweilt
begierdelosen Gemütes, von Begierde läutert er sein Herz. Gehässigkeit hat er
verworfen, haßlosen Gemütes verweilt er, voll Liebe und Mitleid zu allen
lebenden Wesen läutert er sein Herz von Gehässigkeit. Matte Müde hat er
verworfen, von matter Müde ist er frei; das Licht liebend, einsichtig, klar
bewußt, läutert er sein Herz von matter Müde. Stolzen Unmut hat er verworfen,
er ist frei von Stolz; innig beruhigten Gemütes läutert er sein Herz von
stolzem Unmut. Das Schwanken hat er verworfen, der Ungewißheit ist er
entronnen; er zweifelt nicht am Guten, vom Schwanken läutert er sein
Herz.
Während er so diese fünf Hemmungen (nivarana) in sich
aufgehoben erkennt, wird er freudig bewegt. Freudig bewegt wird er heiter.
Heiteren Herzens wird der Körper beschwichtigt. Körperbeschwichtigt fühlt er
sich wohl. Sich wohl fühlend wird sein Geist einig. So gewinnt er, gar fern von
Begierden, fern von unheilsamen Dingen, in sinnend gedenkender ruhegeborener
seliger Verzückung, die Weihe der ersten Schauung. Das aber ist da nun,
Priester, Tugend. -
Nach Vollendung des Sinnens und Gedenkens erreicht er die innere
Meeresstille, die Einheit des Gemütes, die von sinnen, von gedenken freie, in
der Einigung geborene selige Verzückung, die Weihe der zweiten Schauung. Das
aber ist da nun, Priester, Tugend. -
In heiterer Ruhe verweilt er gleichmütig, einsichtig, klar bewußt, ein Glück
empfindet er im Körper, von dem die Heiligen sagen: <Der gleichmütig
Einsichtige lebt beglückt>; so erwirkt er die Weihe der dritten Schauung.
Das aber ist da nun, Priester, Tugend. -
Nach Verwerfung der Freuden und Leiden, nach Vernichtung des einstigen
Frohsinns und Trübsinns erwirkt er die leidlose, freudlose, gleichmütig
einsichtige vollkommene Reine, die Weihe der vierten Schauung. Das aber ist da
nun, Priester, Tugend. Das also ist eben, Priester, Tugend.
Wenn dann weiter, Priester, der heilige Jünger sich mancher verschiedenen
früheren Daseinsform erinnert, mit je den eigentümlichen Merkmalen, mit je den
eigenartigen Beziehungen, so gilt ihm das eben als Weisheit. Wenn dann weiter,
Priester, der heilige Jünger die Wesen dahinschwinden und wiedererscheinen
sieht, gemeine und edle, schöne und unschöne, glückliche und unglückliche,
erkennen kann wie die Wesen je nach Taten wiederkehren, so gilt ihm das eben
als Weisheit.
Wenn dann weiter, Priester, der heilige Jünger mit der Wahnversiegung die
wahnlose Gemüterlösung, Weisheiterlösung noch bei Lebzeiten sich offenbar
machen, verwirklichen und erringen kann, <Im Erlösten ist die Erlösung>,
diese Erkenntnis ihm aufgeht, <Versiegt ist die Geburt, vollendet das
Asketentum, gewirkt das Werk, nicht mehr ist diese Welt>, er verstanden hat,
so gilt ihm das eben als Weisheit. Das also ist eben, Priester, Weisheit.»
Nach dieser Rede wandte sich Sonadando der Priester also an den Erhabenen:
«Vortrefflich, o Gotamo, vortrefflich, o Gotamo! Gleichwie etwa, o Gotamo,
als ob einer Umgestürztes aufstellte, oder Verdecktes enthüllte, oder Verirrten
den Weg wiese, oder Licht in die Finsternis brächte: <Wer Augen hat wird die
Dinge sehn>: ebenso auch hat Herr Gotamo die Lehre gar mannigfach dargelegt.
Und so nehm' ich bei Herrn Gotamo Zuflucht, bei der Lehre und bei der
Jüngerschaft als Anhänger soll mich Herr Gotamo betrachten, von heute an
zeitlebens getreu. Und möge mir Herr Gotamo die Bitte gewähren, morgen mit den
Mönchen bei mir zu speisen!»
Schweigend gewährte der Erhabene die Bitte.
Als nun Sonadando der Priester der Zustimmung des Erhabenen gewiß war, stand
er von seinem Sitze auf, bot dem Erhabenen ehrerbietigen Gruß dar, ging rechts
herum und zog von dannen.
Am nächsten Morgen dann ließ Sonadando der Priester in seiner Behausung
ausgewählte feste und flüssige Speise auftragen und sandte alsbald einen Boten
an den Erhabenen mit der Meldung: <Es ist Zeit, o Gotamo, das Mahl ist
bereit.> So begann denn der Erhabene sich beizeiten zu rüsten, nahm Mantel
und Almosenschale und ging mit einer Schar Mönche zur Behausung hin, wo
Sonadando der Priester wohnte. Dort angelangt nahm der Erhabene auf dem
dargebotenen Sitze Platz. Sonadando aber der Priester bediente und versorgte
eigenhändig den Erwachten und seine Jünger mit ausgewählter fester und
flüssiger Speise.
Nachdem nun der Erhabene gespeist und das Mahl beendet hatte, nahm Sonadando
der Priester einen von den niederen Stühlen zur Hand und setzte sich zur Seite hin.
Zur Seite sitzend wandte sich da Sonadando der Priester an den Erhabenen und
sagte:
«Bin ich da wieder einmal, o Gotamo, in einer Versammlung anwesend, und ich
würde mich von meinem Sitze erheben um Herrn Gotamo zu begrüßen, so würde mich
deswegen meine Umgebung verurteilen. Wen aber diese Leute erst verurteilen,
dessen Ansehn auch mag von ihm weichen: wessen Ansehn aber erst gewichen ist,
von dem wird auch der Wohlstand bald weichen: durch Ansehn erlangt haben wir ja
unseren Wohlstand. Bin ich da wieder einmal, o Gotamo, in einer Versammlung
anwesend, und ich werde mich verbeugen, so möge Herr Gotamo dies für ein
Erheben vom Sitze hinnehmen. Bin ich da wieder einmal, o Gotamo, in einer
Versammlung anwesend, und ich werde die Kopfbedeckung lüpfen, so möge Herr
Gotamo dies für ein Zufüßenlegen meines Hauptes hinnehmen. Trifft es sich aber,
o Gotamo, daß ich im Wagen dahinfahre, und ich würde vom Wagen herabsteigen um
Herrn Gotamo zu begrüßen, so würde mich deswegen meine Umgebung verurteilen.
Wen aber diese Leute erst verurteilen, dessen Ansehn auch mag von ihm weichen:
wessen Ansehn aber erst gewichen ist, von dem wird auch der Wohlstand bald
weichen: durch Ansehn erlangt haben wir ja unseren Wohlstand. Trifft es sich
also, o Gotamo, daß ich im Wagen dahinfahre, und ich werde den Gertenstab
emporheben, so möge Herr Gotamo dies für ein Herabsteigen vom Wagen hinnehmen.
Und trifft es sich wieder, o Gotamo, daß ich im Wagen dahinfahre, und ich werde
den Schirm herabsenken, so möge Herr Gotamo dies für ein Zufüßenlegen meines
Hauptes hinnehmen.»
Wie dann nun der Erhabene Sonadando den Priester in lehrreichem Gespräche
ermuntert, ermutigt, erregt und erheitert hatte, stand er von seinem Sitze auf
und ging von dannen.
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