DAS HAB' ICH GEHÖRT. Zu einer Zeit
weilte dcr Erhabene bei Vesálí, am Großen Walde, in der Halle der Einsiedelei.
Um diese Zeit nun war eine große Anzahl priesterlicher Sendboten aus Kosalo
und aus Magadhá in Vesálí zusammengekommen, irgendeiner Angelenheit wegen.
Da hörten denn die priesterlichen Sendboten dort aus Kosalo und aus Magadhá
wie gesprochen wurde: <Der Asket, wahrlich, Herr Gotamo, der Sakyersohn, der
dem Erbe der Sakyer entsagt hat, weilt bei Vesálí, am Großen Walde, in der
Halle der Einsiedelei. Diesen Herrn Gotamo aber begrüßt man allenthalben mit
dem frohen Ruhmesrufe, so zwar: 'Das ist der Erhabene, der Heilige, vollkommen
Erwachte, der Wissens- und Wandelsbewährte, der Willkommene, der Welt Kenner,
der unvergleichliche Leiter der Männerherde, der Meister der Götter und
Menschen, der Erwachte, der Erhabene. Er zeigt diese Welt mit ihren Göttern,
ihren bösen und heiligen Geistern, mit ihrer Schar von Büßern und Priestern,
Göttern und Menschen, nachdem er sie selbst verstanden und durchdrungen hat. Er
verkündet die Lehre, deren Anfang begütigt, deren Mitte begütigt, deren Ende
begütigt, die sinn- und wortgetreue, er legt das vollkommen geläuterte,
geklärte Asketentum dar. Gücklich aber wer solche Heilige sehn kann!'>
Nun begaben sich alsbald jene priesterlichen Sendboten aus Kosalo und aus
Magadhá nach dem Großen Walde, zur Halle der Einsiedelei hin. Damals aber
diente der ehrwürdige Nágito dem Erhabenen als Aufwärter. So traten denn jene
priesterlichen Sendboten aus Kosalo und aus Magadhá an den ehrwürdin Nágito
heran und sprachen also zu ihm:
«Wo hält wohl, o Nágito, er, der Herr Gotamo, sich gegenwärtig auf? Denn wir
möchten ihn, den Herrn Gotamo, gern sehn.»
«Es ist jetzt, ihr Freunde, nicht an der Zeit den Erhabenen zu sehn:
zurückgezogen weilt der Erhabene.»
Da nahmen denn jene priesterlichen Sendboten aus Kosalo und aus Magadhá dort
eben beiseite Platz:
«Erst wann wir ihn, den Herrn Gotamo, gesehn haben, wollen wir gehn.»
Otthaddho aber der Licchavier kam nun mit einem großen Gefolge von
Licchaviern auch nach dem Großen Walde, zur Halle der Einsiedelei heran, begab
sich dorthin wo der ehrwürdige Nágito weilte, bot ehrerbietigen Gruß dar und
stand beiseite. Beiseite stehend wandte sich dann auch Otthaddho der Licchavier
an den ehrwürdigen Nágito und sagte:
«Wo ist doch, werter Nágito, er, der Erhabene, jetzt anzutreffen, der
Heilige, vollkommen Erwachte? Wir haben ja den Wunsch ihn zu sehn, den
Erhabenen, den Heiligen, vollkommen Erwachten.»
«Es ist jetzt, Maháli (Vorname Otthaddhos), nicht an der Zeit den Erhabenen
zu sehn: zurückgezogen weilt der Erhabene.»
Otthaddho aber der Licchavier nahm nun auch dort eben beiseite Platz:
«Erst wann ich ihn, den Erhabenen, gesehn habe, den Heiligen, vollkommen
Erwachten, will ich gehn.»
Da trat nun Sího, ein Asketenlehrling, an den ehrwürdigen Nágito heran, bot
ehrerbietigen Gruß dar und stand beiseite. Beiseite stehend sprach dann Sího
der Asketenlehrling zum ehrwürdigen Nágito also:
«Es sind, werter Kassapo (nomen gentile Nágitos), gar viele priesterliche
Sendboten aus Kosalo und aus Magadhá hierher gekommen um den Erhabenen zu sehn;
und auch Otthaddho der Licchavier ist mit einem großen Gefolge von Licchaviern
hierher gekommen um den Erhabenen zu sehn: gut wär' es, werter Kassapo, wenn
diesen Leuten den Erhabenen zu sehn vergönnt würde.»
«Wohlan denn, Sího, magst du es eben dem Erhabenen melden.»
«Gern, o Herr!» sagte da Sího der Asketenlehrling, dem ehrwürdigen Nágito
gehorchend. Dann begab er sich dorthin wo der Erhabene weilte, bot
ehrerbietigen Gruß dar und stand beiseite. Beiseite stehend sprach nun Sího der
Asketenlehrling zum Erhabenen also:
«Es sind, o Herr, gar viele priesterliche Sendboten aus Kosalo und aus
Magadhá hierher gekommen um den Erhabenen zu sehn; und auch Otthaddho der
Licchavier ist mit einem großen Gefolge von Licchaviern hierher gekommen um den
Erhabenen zu sehn: gut wär' es, o Herr, wenn diesen Leuten den Erhabenen zu
sehn vergönnt würde.»
«Wohlan denn, Sího, laß' vor der Klause an der Schattenseite Platz machen.»
«Ja, o Herr!» sagte da Sího der Asketenlehrling, dem Erhabenen gehorchend,
und er ließ vor der Klause an der Schattenseite Platz machen.
Alsbald nun trat der Erhabene aus der Klause hervor und nahm vor der Klause
an der Schattenseite den dargebotenen Platz ein. Da schritten denn die
priesterlichen Sendboten dort aus Kosalo und aus Magadhá vor den Erhabenen hin,
begrüßten den Erhabenen höflich, wechselten freundliche, denkwürdige Worte und
setzten sich beiseite nieder. Otthaddho aber der Licchavier schritt nun auch
mit dem großen Gefolge von Licchaviern vor den Erhabenen hin, bot dem Erhabenen
ehrerbietigen Gruß dar und nahm beiseite Platz. Beiseite sitzend wandte sich
nun Otthaddho der Licchavier an den Erhabenen und sagte:
«Die vergangenen Tage, o Herr, vor einiger Zeit, ist Sunakkhatto der junge
Licchavier zu mir gekommen und hat also gesprochen: <Seitdem ich da, Maháli,
beim Erhabenen eingetreten bin, nicht lange, drei Jahre, kann ich zwar
himmlische Erscheinungen wahrnehmen, holdselige, dem Begehren entsprechende,
entzückende: nicht aber vermag ich himmlische Töne zu vernehmen, holdselige,
dem Begehren entsprechende, entzückende.> Ob es nun wohl, o Herr, himmlische
Töne gibt, holdselige, dem Begehren entsprechende, entzückende, und Sunakkhatto
der junge Licchavier nichts vernommen hat? Und nicht etwa weil es keine gibt?»
«Ob es wohl, Maháli, himmlische Töne gibt, holdselige, dem Begehren
entsprechende, entzückende, hat Sunakkhatto der junge Licchavier nichts
vernommen nicht weil es keine gibt.»
«Was ist nun, o Herr, der Grund, was ist die Ursach, daß eben, ob es wohl
himmlische Töne gibt, holdselige, dem Begehren entsprechende, entzückende,
Sunakkhatto der junge Licchavier nichts vernommen hat: nicht weil es keine
gibt.»
«Da hat, Maháli, ein Mönch nach Osten hin eine einhellig erzeugte Einigung
errungen um himmlische Erscheinungen wahrzunehmen, holdselige, dem Begehren
entsprechende, entzückende: nicht aber um himmlische Töne zu vernehmen,
holdselige, dem Begehren entsprechende, entzückende. So kann er nach Osten hin,
weil er einhellig erzeugte Einigung geübt hat um himmlische Erscheinungen
wahrzunehmen, holdselige, dem Begehren entsprechende, entzückende, nicht aber
um himmlische Töne zu vernehmen, holdselige, dem Begehren entsprechende,
entzückende, nach Osten hin himmlische Erscheinungen wahrnehmen, holdselige,
dem Begehren entsprechende, entzückende, nicht aber himmlische Töne vernehmen,
holdselige, dem Begehren entsprechende, entzückende: und warum nicht? Also
verhält es sich eben, Maháli, mit einem Mönche, der nach Osten hin einhellig
erzeugte Einigung geübt hat um himmlische Erscheinungen wahrzunehmen,
holdselige, dem Begehren entsprechende, entzückende, nicht aber um himmische
Töne zu vernehmen, holdselige, dem Begehren entsprechende, entzückende.
«Weiter sodann, Maháli, hat da ein Mönch nach Süden hin, nach Westen hin,
nach Norden hin, nach oben und nach unten hin eine einhellig erzeugte Einigung
errungen um himmlische Erscheinungen wahrzunehmen, holdselige, dem Begehren
entsprechende, entzückende: nicht aber um himmlische Töne zu vernehmen,
holdselige, dem Begehren entsprechende, entzückende. So kann er nach Süden,
Westen, Norden, nach oben und nach unten hin, weil er einhellig erzeugte
Einigung geübt hat um himmlische Erscheinungen wahrzunehmen, holdselige, dem
Begehren entsprechende, entzückende, nicht aber um himmlische Töne zu
vernehmen, holdselige, dem Begehren entsprechende, entzückende, nach Süden,
Westen, Norden, nach oben und nach unten hin himmlische Erscheinungen
wahrnehmen, holdselige, dem Begehren entsprechende, entzückende, nicht aber
himmlische Töne vernehmen, holdselige, dem Begehren entsprechende, entzückende:
und warum nicht? Also verhält es sich eben, Maháli, mit einem Mönche, der nach
Süden, Westen, Norden, nach oben und nach unten hin einhellig erzeugte Einigung
geübt hat um himmlische Erscheinungen wahrzunehmen, holdselige, dem Begehren
entsprechende, entzückende, nicht aber um himmlische Töne zu vernehmen,
holdselige, dem Begehren entsprechende, entzückende.
«Da hat, Maháli, ein Mönch nach Osten hin eine einhellig erzeugte Einigung
errungen um himmlische Töne zu vernehmen, holdselige, dem Begehren
entsprechende, entzückende: nicht aber um himmlische Erscheinungen
wahrzunehmen, holdselige, dem Begehren entsprechende, entzückende. So kann er
nach Osten hin, weil er einhellig erzeugte Einigung geübt hat um himmlische
Töne zu vernehmen, holdselige, dem Begehren entsprechende, entzückende, nicht
aber um himmlische Erscheinungen wahrzunehmen, holdselige, dem Begehren
entsprechende, entzückende, nach Osten hin himmlische Töne vernehmen,
holdselige, dem Begehren entsprechende, entzückende, nicht aber himmlische
Erscheinungen wahrnehmen, holdselige, dem Begehren entsprechende, entzückende:
und warum nicht? Also verhält es sich eben, Maháli, mit einem Mönche, der nach
Osten hin einhellig erzeugte Einigung geübt hat um himmlische Töne zu
vernehmen, holdselige, dem Begehren entsprechende, entzückende, nicht aber um
himmlische Erscheinungen wahrzunehmen, holdselige, dem Begehren entsprechende,
entzückende.
«Weiter sodann, Maháli, hat da ein Mönch nach Süden hin, nach Westen hin,
nach Norden hin, nach oben und nach unten hin eine einhellig erzeugte Einigung
errungen um himmlische Töne zu vernehmen, holdselige, dem Begehren
entsprechende, entzückende; nicht aber um himmlische Erscheinungen
wahrzunehmen, holdselige, dem Begehren entsprechende, entzückende. So kann er
nach Süden, Westen, Norden, nach oben und nach unten hin, weil er einhellig
erzeugte Einigung geübt hat um himmlische Töne zu vernehmen, holdselige, dem
Begehren entsprechende, entzückende, nicht aber um himmlische Erscheinungen
wahrzunehmen, holdselige, dem Begehren entsprechende, entzückende, nach Süden,
Westen, Norden, nach oben und nach unten hin himmlische Töne vernehmen,
holdselige, dem Begehren entsprechende, entzückende, nicht aber himmlische
Erscheinungen wahrnehmen, holdselige, dem Begehren entsprechende, entzückende:
und warum nicht? Also verhält es sich eben, Maháli, mit einem Mönche, der nach
Süden, Westcn, Norden, nach oben und nach unten hin einhellig erzeugte Einigung
geübt hat um himmlische Töne zu vernehmen, holdselige, dem Begehren
entsprechende, entzückende, nicht aber um himmlische Erscheinungen
wahrzunehmen, holdselige, dem Begehren entsprechende, entzückende.
«Da hat, Maháli, ein Mönch nach Osten hin eine doppelhellig erzeugte
Einigung errungen um himmlische Erscheinungen wahrzunehmen, holdselige, dem
Begehren entsprechende, entzückende, und um himmlische Töne zu vernehmen,
holdselige, dem Begehren entsprechende, entzückende. So kann er nach Osten hin,
weil er doppelhellig erzeugte Einigung geübt hat um himmlische Erscheinungen
wahrzunehmen, holdselige, dem Begehren entsprechende, entzückende, und um
himmlische Töne zu vernehmen, holdselige, dem Begehren entsprechende,
entzückende, nach Osten hin himmlische Erscheinungen wahrnehmen, holdselige,
dem Begehren entsprechcnde, entzückende, und himmlische Töne vernehmen,
holdselige, dem Begehren entsprechende, entzückende: und warum das? Also
verhält es sich eben, Maháli, mit einem Mönche, der nach Osten hin doppelhellig
erzeugte Einigung geübt hat um himmlische Erscheinungen wahrzunehmen,
holdselige, dem Begehren entsprechende, entzückende, und um himmlische Töne zu
vernehmen, holdselige, dem Begehren entsprechende, entzückende.
«Weiter sodann, Maháli, hat da ein Mönch nach Süden hin, nach Westen hin,
nach Norden hin, nach oben und nach unten hin eine doppelhellig erzeugte
Einigung errungen um himmlische Erscheinungen wahrzunehmen, holdselige, dem
Begehren entsprechende, entzückende, und um himmlische Töne zu vernehmen,
holdselige, dem Begehren entsprechende, entzückende. So kann er nach Süden,
Westen, Norden, nach oben und nach unten hin, weil er doppelhellig erzeugte
Einigung geübt hat um himmlische Erscheinungen wahrzunehmen, holdselige, dem
Begehren entsprechende, entzückende, und um himmlische Töne zu vernehmen,
holdselige, dem Begehren entsprechende, entzückende, nach Süden, Westen,
Norden, nach oben und nach unten hin himmlische Erscheinungen wahrnehmen,
holdselige, dem Begehren entsprechende, entzückende, und himmlische Töne
vernehmen, holdselige, dem Begehren entsprechende, entzückende: und warum das?
Also verhält es sich eben, Maháli, mit einem Mönche, der nach Süden, Westen,
Norden, nach oben und nach unten hin doppelhellig erzeugte Einigung geübt hat
um himmlische Erscheinungen wahrzunehmen, holdselige, dem Begehren
entsprechende, entzückende, und um himmlische Töne zu vernehmen, holdselige,
dem Begehren entsprechende, entzückende.
«Das ist, Maháli, der Grund, das ist die Ursach, daß eben, ob es wohl himmlische
Töne gibt, holdselige, dem Begehren entsprechende, entzückende, Sunakkhatto der
junge Licchavier nichts vernommen hat: nicht weil es keine gibt.»
«So wird denn nun, o Herr, um solche Einigung erzeugen und verwirklichen zu
können von den Mönchen beim Erhabenen das Asketenleben geführt?
«Nicht wird, Maháli, um solche Einigung erzeugen und verwirklichen zu können
von den Mönchen bei mir das Asketenleben geführt. Es gibt, Maháli, andere Dinge
noch, die darüber hinausreichen und erlesener sind, um deren Verwirklichung
willen die Mönche bei mir das Asketenleben führen.»
«Was sind das aber, o Herr, für Dinge, die darüber hinausreichen und
erlesener sind, um deren Verwirklichung willen die Mönche beim Erhabenen das
Asketenleben führen?»
«Da kann, Maháli, ein Mönch nach Vernichtung der drei Fesseln zur
Hörerschaft gelangen, dem Verderben entronnen zielbewußt der vollen Erwachung
entgegeneilen. Das aber ist, Maháli, ein Ding, das darüber hinausreicht und
erlesener ist, um dessen Verwirklichung willen die Mönche bei mir das
Asketenleben führen.
«Weiter sodann, Maháli, kann ein Mönch nach Vernichtung der drei Fesseln,
von Gier, Haß und Irre erleichtert, fast schon geläutert, nur einmal
wiederkehren, nur einmal noch zu dieser Welt gekommen dem Leiden ein Ende machen.
Das aber ist, Maháli, ein Ding, das darüber hinausreicht und erlesener ist, um
dessen Verwirklichung willen die Mönche bei mir das Asketenleben führen.
«Weiter sodann, Maháli, kann ein Mönch nach Vernichtung der fünf
niederzerrenden Fesseln emporsteigen um von dort aus zu erlöschen, nicht mehr
zurückzukehren nach jener Welt. Das aber ist, Maháli, ein Ding, das darüber
hinausreicht und erlesener ist, um dessen Verwirklichung willen die Mönche bei
mir das Asketenleben führen.
«Weiter sodann, Maháli, kann ein Mönch den Wahn versiegen lassen und die
wahnlose Gemüterlösung, Weisheiterlösung noch bei Lebzeiten sich offenbar
machen, verwirklichen und erringen. Das aber ist, Maháli, ein Ding, das darüber
hinausreicht und erlesener ist, um dessen Verwirklichung willen die Mönche bei
mir das Asketenleben führen. -
Das sind, Maháli, die Dinge, die darüber hinausreichen und erlesener sind,
um deren Verwirklichung willen die Mönche bei mir das Asketenleben führen.»
«Gibt es nun, o Herr, einen Weg, gibt es einen Pfad um jene Dinge
verwirklichen zu können?»
«Es gibt, Maháli, einen Weg, es gibt einen Pfad um jene Dinge verwirklichen
zu können.»
«Was ist das aber, o Herr, für ein Weg, was ist das für ein Pfad, wo man
jene Dinge verwirklichen kann?»
«Eben dieser heilige achtfältige Weg ist es, und zwar: rechte Erkenntnis,
rechte Gesinnung, rechte Rede, rechtes Handeln, rechtes Wandeln, rechtes Mühn,
rechte Einsicht, rechte Einigung. Das ist, Maháli, der Weg, das ist der Pfad,
wo man jene Dinge verwirklichen kann. -
Es war einmal, Maháli, da bin ich bei Kosambí geweilt, in der
Gartenstiftung. Da sind denn zwei Wanderer, Mandiyo der Pilger und Jáliyo der
Schüler des Dárupattiko, zu mir herangekommen, haben mich höflich begrüßt,
freundliche, denkwürdige Worte mit mir gewechselt und sind dann beiseite
gestanden. Beiseite stehend haben nun diese beiden Wanderer sich also an mich
gewandt:
<Wie denn nun, Bruder Gotamo ist Leben und Leib ein und dasselbe? Oder
aber: ist anders das Leben und anders der Leib?>
<Wohlan denn, ihr Brüder, so höret und achtet wohl auf meine Rede.>
<Gern, Bruder!> sagten die beiden Wanderer dort aufmerksam zu mir. So
begann ich denn also zu reden:
<Da erscheint, ihr Brüder, der Vollendete in der Welt, der Heilige,
vollkommen Erwachte, der Wissens- und Wandelsbewährte, der Willkommene, der
Welt Kenner, der unvergleichliche Leiter der Männerherde, der Meister der
Götter und Menschen, der Erwachte, der Erhabene. Er zeigt diese Welt mit ihren
Göttern, ihren bösen und heiligen Geistern, mit ihrer Schar von Priestern und
Büßern, Göttern und Menschen, nachdem er sie selbst verstanden und durchdrungen
hat. Er verkündet die Lehre, deren Anfang begütigt, deren Mitte begütigt, deren
Ende begütigt, die sinn- und wortgetreue, er legt das vollkommen geläuterte,
geklärte Asketentum dar. -
Diese Lehre hört ein Hausvater, oder der Sohn eines Hausvaters, oder einer,
der in anderem Stande neugeboren ward. Nachdem er diese Lehre gehört hat, faßt
er Vertrauen zum Vollendeten. Von diesem Vertrauen erfüllt denkt und überlegt
er also: 'Ein Gefängnis ist die Häuslichkeit, ein Schmutzwinkel; der freie
Himmelsraum die Pilgerschaft. Nicht wohl geht es, wenn man im Hause bleibt, das
völlig geläuterte, völlig geklärte Asketentum Punkt für Punkt zu erfüllen. Wie,
wenn ich nun mit geschorenem Haar und Barte, mit fahlem Gewande bekleidet, aus
dem Hause in die Hauslosigkeit hinauszöge?' So gibt er denn später einen
kleinen Besitz oder einen großen Besitz auf, hat einen kleinen Verwandtenkreis
oder einen großen Verwandtenkreis verlassen und ist mit geschorenem Haar und
Barte, im fahlem Gewande von Hause fort in die Hauslosigkeit gezogen. -
Also Pilger geworden bleibt er in reiner Zucht richtig gezügelt, lauter im
Handel und Wandel: vor geringstem Fehl auf der Hut kämpft er beharrlich weiter,
Schritt um Schritt; in Taten und Worten heilsam beflissen lebt er rein, ist
tüchtig in Tugend, hütet die Tore der Sinne, gewappnet mit klarem Bewußtsein,
zufrieden. -
Treu der heiligen Tugendsatzung treu der heiligen Sinnenzügelung treu der
heiligen klaren Einsicht, treu der heiligen Zufriedenheit sucht er einen
abgelegenen Ruheplatz auf, einen Hain, den Fuß eines Baumes, eine Felsengrotte,
eine Bergesgruft, einen Friedhof, die Waldesmitte, ein Streulager in der
offenen Ebene. Nach dem Mahle, wenn er vom Almosengange zurückgekehrt ist,
setzt er sich mit verschränkten Beinen nieder, den Körper gerade aufgerichtet,
und pflegt der Einsicht.
Er hat weltliche Begierde verworfen und verweilt begierdelosen Gemütes, von
Begierde läutert er sein Herz. Gehässigkeit hat er verworfen, haßlosen Gemütes
verweilt er, voll Liebe und Mitleid zu allen lebenden Wesen läutert er sein
Herz von Gehässigkeit. Matte Müde hat er verworfen, von matter Müde ist er
frei; das Licht liebend, einsichtig, klar bewußt, läutert er sein Herz von
matter Müde. Stolzen Unmut hat er verworfen, er ist frei von Stolz; innig
beruhigten Gemütes läutert er sein Herz von stolzem Unmut. Das Schwanken hat er
verworfen, der Ungewißheit ist er entronnen; er zweifelt nicht am Guten, vom
Schwanken läutert er sein Herz.
Während er so diese fünf Hemmungen (nivarana) in
sich aufgehoben erkennt, wird er freudig bewegt. Freudig bewegt wird er heiter.
Heiteren Herzens wird der Körper beschwichtigt. Körperbeschwichtigt fühlt er
sich wohl. Sich wohl fühlend wird sein Geist einig. So gewinnt er, gar fern von
Begierden, fern von unheilsamen Dingen, in sinnend gedenkender ruhegeborener
seliger Verzückung, die Weihe der ersten Schauung. Wenn nun, ihr Brüder, ein
Mönch solches weiß und solches sieht, geziemt es ihm dann etwa zu sagen: 'Leben
und Leib ist ein und dasselbe', oder: 'Anders ist das Leben und anders der
Leib'?
<Wenn da, Bruder, ein Mönch solches weiß und solches sieht, dann geziemt
es ihm nicht etwa zu sagen: 'Leben und Leib ist ein und dasselbe', oder:
'Anders ist das Leben und anders der Leib'.>
<Ich nun aber, ihr Brüder, weiß da solches und sehe solches, und eben
darum sage ich nicht: 'Leben und Leib ist ein und dasselbe', oder: 'Anders ist
das Leben und anders der Leib'. -
Weiter sodann, ihr Brüder: nach Vollendung des Sinnens und Gedenkens
erreicht der Mönch die innere Meeresstille, die Einheit des Gemütes, die von
sinnen, von gedenken freie, in der Einigung geborene selige Verzückung, die
Weihe der zweiten Schauung. In heiterer Ruhe verweilt er sodann, ihr Brüder,
gleichmütig, einsichtig, klar bewußt, ein Glück empfindet er im Körper, von dem
die Heiligen sagen: <Der gleichmütig Einsichtige lebt beglückt>; so
erwirkt er die Weihe der dritten Schauung. Nach Verwerfung der Freuden und
Leiden, ihr Brüder, nach Vernichtung des einstigen Frohsinns und Trübsinns
erwirkt dann ferner der Mönch die leidlose, freudlose, gleichmütig einsichtige
vollkommene Reine, die Weihe der vierten Schauung. Wenn nun, ihr Brüder, ein
Mönch solches weiß und solches sieht, geziemt es ihm dann etwa zu sagen: 'Leben
und Leib ist ein und dasselbe', oder: 'Anders ist das Leben und anders der
Leib'?>
<Wenn da, Bruder, ein Mönch solches weiß und solches sieht, dann geziemt
es ihm nicht etwa zu sagen: 'Leben und Leib ist ein und dasselbe', oder:
'Anders ist das Leben und anders der Leib'.>
<Ich nun aber, ihr Brüder, weiß da solches und sehe solches, und eben
darum sage ich nicht: 'Leben und Leib ist ein und dasselbe', oder: 'Anders ist
das Leben und anders der Leib'. - Weiter sodann, ihr Brüder, kann der Mönch
sich mancher verschiedenen früheren Daseinsform erinnern, mit je den
eigentümlichen Merkmalen, mit je den eigenartigen Beziehungen; kann der Mönch
die Wesen dahinschwinden und wiedererscheinen sehn, gemeine und edle, schöne
und unschöne, glückliche und unglückliche, kann erkennen wie die Wesen je nach
den Taten wiederkehren; kann der Mönch mit der Wahnversiegung die wahnlose
Gemüterlösung, Weisheiterlösung noch bei Lebzeiten sich offenbar machen,
verwirklichen und erringen. 'Im Erlösten ist die Erlösung', diese Erkenntnis
geht ihm auf, 'Versiegt ist die Geburt, vollendet das Asketentum, gewirkt das
Werk, nicht mehr ist diese Welt' versteht er da. Wenn nun, ihr Brüder, ein
Mönch solches weiß und solches sieht, geziemt es ihm dann etwa zu sagen: 'Leben
und Leib ist ein und dasselbe', oder: 'Anders ist das Leben und anders der
Leib'?>
<Wenn da, Bruder, ein Mönch solches weiß und solches sieht, dann geziemt
es ihm nicht etwa zu sagen 'Leben und Leib ist ein und dasselbe', oder 'Anders
ist das Leben und anders der Leib'.>
<Ich nun aber, ihr Brüder, weiß da solches und sehe solches, und eben darum
sage ich nicht: 'Leben und Leib ist ein und dasselbe', oder: 'Anders ist das
Leben und anders der Leib'.>
Also sprach der Erhabene. Zufrieden freute sich Otthaddho der Licchavier
über das Wort des Erhabenen.
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