DAS HAB' ICH GEHÖRT. Zu einer Zeit
weilte der Erhabene bei Uruññá, am Zwieselstein, im Wildgarten.
(Vergleiche M.90)
Da nun begab sich der Nackte Büßer Kassapo dorthin wo der Erhabene weilte,
wechselte höflichen Gruß und freundliche, denkwürdige Worte mit dem Erhabenen
und stand dann beiseite. Beiseite stehend wandte sich nun der Nackte Büßer
Kassapo also an den Erhabenen:
«Reden hab' ich hören, o Gotamo: <Der Asket Gotamo verwirft alle Buße,
einen jeden Büßer, der Kasteiung übt, betrachtet er durchaus als tadelbar,
tadelhaft.> Die da, o Gotamo, solches gesagt haben: <Der Asket Gotamo
verwirft alle Buße, einen jeden Büßer, der Kasteiung übt, betrachtet er
durchaus als tadelbar, tadelhaft>: haben die wirklich des Herrn Gotamo Worte
gebraucht und den Herrn Gotamo nicht mit Unrecht angeführt und der Lehre gemäß
geredet, so daß sich kein entsprechender Folgesatz als ungehörig erweisen kann?
Denn fern liegt es uns Herrn Gotamo bezichtigen zu wollen.»
«Die da, Kassapo, solches gesagt haben: <Der Asket Gotamo verwirft alle
Buße, einen jeden Büßer, der Kasteiung übt, betrachtet er durchaus als
tadelbar, tadelhaft>: die haben nicht meine Worte gebraucht und haben mich
also ohne Grund und mit Unrecht angeführt. - Da nehm' ich, Kassapo, einen
Büßer, der Kasteiung geübt hat, wahr, mit dem himmlischen Auge, dem
geläuterten, über menschlichc Grenzen hinausreichenden, wie er, bei der
Auflösung des Leibes, nach dem Tode, abwärts geraten ist, auf schlechte Fährte,
zur Tiefe hinab, in untere Welt. Da nehm' ich wieder, Kassapo, einen Büßer, der
Kasteiung geübt hat, wahr, mit dem himmlischen Auge, dem geläuterten, über
menschliche Grenzen hinausreichenden, wie er, bei der Auflösung des Leibes,
nach dem Tode, auf gute Fährte geraten ist, in selige Welt. Da nehm' ich,
Kassapo, einen Büßer, der sich minder gequält hat, wahr, mit dem himmlischen
Auge, dem geläuterten, über menschliche Grenzen hinausreichenden, wie er, bei
der Auflösung des Leibes, nach dem Tode, abwärts geraten ist, auf schlechte
Fährte, zur Tiefe hinab, in untere Welt. Da nehm' ich wieder, Kassapo, einen
Büßer, der sich minder gequält hat, wahr, mit dem himmlischen Auge, dem
geläuterten, über menschliche Grenzen hinausreichenden, wie er, bei der
Auflösung des Leibes, nach dem Tode, auf gute Fährte geraten ist, in selige
Welt. Da ich, Kassapo, bei diesen Büßern also Kommen und Gehn, Verscheiden und
Wiedererscheinen der Wahrheit gemäß erkenne, was werd' ich da alle Buße
verwerfen, einen jeden Büßer, der Kasteiung übt, als durchaus tadelbar,
tadelhaft betrachten?
«Es gibt, Kassapo, manche Asketen und Priester, die gelehrt sind, feine,
erprobte Gegenredner, die Haare zu spalten scheinen, die mit ihrem Scharfsinn
die schönsten Ansichten, so zu sagen, entzweischneiden: auch mit diesen kann es
bei mir in manchem Falle Übereinstimmung geben, in manchem Falle keine
Übereinstimmung geben. Was diese manchmal als <gut> bezeichnen,
bezeichnen auch wir manchmal als <gut>. Was diese manchmal als <nicht
gut> bezeichnen, bezeichnen auch wir manchmal als <nicht gut>. Was
diese manchmal als <gut> bezeichnen, bezeichnen wir manchmal als
<nicht gut>. Was diese manchmal als <nicht gut> bezeichnen,
bezeichnen wir manchmal als <gut>. Was wir manchmal als <gut> bezeichnen,
bezeichnen auch andere manchmal als <gut>. Was wir manchmal als <nicht
gut> bezeichnen, bezeichnen auch andere manchmal als <nicht gut>. Was
wir manchmal als <nicht gut> bezeichnen, bezeichnen aber andere manchmal
als <gut>. Was wir manchmal als <gut> bezeichnen, bezeichnen aber
andere manchmal als <nicht gut>.
«Zu denen tret' ich heran und spreche also: <Wo es bei uns, ihr Brüder,
Fall zu Fall keine Übereinstimmung gibt, sei es um Fall zu Fall; wobei es Fall
zu Fall eine Übereinstimmung gibt, da sollen sich die verständigen befragen,
ausforschen, unterrichten, von Meister zu Meister, von Jünger zu Jünger: 'Was
bei euch Lieben von unheilsamen Dingen als unheilsam gilt, von unrechten als
unrecht gilt, von nicht zu betreibenden als nicht zu betreiben gilt, von
unzulänglichen als unzulänglich gilt, von unsauberen als unsauber gilt: wer hat
diese Dinge ohne Überrest abgetan, bleibend, der Asket Gotamo, oder aber die
anderen lieben Ordenslenker'?> Möglich ist dabei nun, Kassapo, der Fall, daß
die Verständigen, die sich befragen, ausforschen, unterrichten, dann etwa
antworten: 'Was bei euch Lieben von unheilsamen Dingen als unheilsam gilt, von
unrechten als unrecht gilt, von nicht zu betreibenden als nicht zu betreiben
gilt, von unzulänglichen als unzulänglich gilt, von unsauberen als unsauber
gilt: der Asket Gotamo hat diese Dinge ohne Überrest abgetan, bleibend, und
wohl auch andere liebe Ordenslenker.' So könnten denn, Kassapo, die
Verständigen, die sich befragen, ausforschen, unterrichten, uns eben dabei
zumeist ihren Beifall entbieten.
«Weiterhin sollen dann, Kassapo, die Verständigen sich mit uns befragen,
ausforschen, unterrichten, von Meister zu Meister, von Jünger zu Jünger: 'Was
bei euch Lieben von heilsamen Dingen als heilsam gilt, von rechten als recht
gilt, von zu betreibenden als zu betreiben gilt, von zulänglichen als
zulänglich gilt, von sauberen als sauber gilt: wer hat diese Dinge ohne
Überrest angenommen, bleibend, der Asket Gotamo, oder aber die anderen lieben
Ordenslenker?' Möglich ist dabei nun, Kassapo, der Fall, daß die Verständigen,
die sich befragen, ausforschen, unterrichten, dann etwa antworten: 'Was bei
euch Lieben von heilsamen Dingen als heilsam gilt, von rechten als recht gilt,
von zu betreibenden als zu betreiben gilt, von zulänglichen als zulänglich
gilt, von sauberen als sauber gilt der Asket Gotamo hat diese Dinge ohne
Überrest angenommen, bleibend, und wohl auch andere liebe Ordenslenker.' So
könnten denn, Kassapo, die Verständigen, die sich befragen, ausforschen,
unterrichten, uns eben dabei zumeist ihren Beifall entbieten.
«Weiterhin sollen dann, Kassapo, die Verständigen sich mit uns befragen,
ausforschen, unterrichten, von Meister zu Meister, von Jünger zu Jünger: 'Was
bei euch Lieben von unheilsamen Dingen als unheilsam gilt, von unrechten als
unrecht gilt, von nicht zu betreibenden als nicht zu betreiben gilt, von
unzulänglichen als unzulänglich gilt, von unsauberen als unsauber gilt: wer hat
diese Dinge ohne Überrest abgetan, bleibend, die gotamidische Hörerschar, oder
aber der anderen Ordenslenker liebe Hörerscharen? Möglich ist dabei nun,
Kassapo, der Fall, daß die Verständigen, die sich befragen, ausforschen,
unterrichten, dann etwa antworten 'Was bei euch Lieben von unheilsamen Dingen
als unheilsam gilt, von unrechten als unrecht gilt, von nicht zu betreibenden
als nicht zu betreiben gilt, von unzulänglichen als unzulänglich gilt, von
unsauberen als unsauber gilt: die gotamidische Hörerschar hat diese Dinge ohne
Überrest abgetan, bleibend, und wohl auch anderer Ordenslenker liebe
Hörerscharen.' So könnten denn, Kassapo, die Verständigen, die sich befragen,
ausforschen, unterrichten, uns eben dabei zumeist ihren Beifall entbieten.
«Weiterhin sollen dann, Kassapo, die Verständigen sich mit uns befragen,
ausforschen, unterrichten, von Meister zu Meister, von Jünger zu Jünger: 'Was
bei euch Lieben von heilsamen Dingen als heilsam gilt, von rechten als recht
gilt, von zu betreibenden als zu betreiben gilt, von zulänglichen als
zulänglich gilt, von sauberen als sauber gilt: wer hat diese Dinge ohne Überrest
angenommen, bleibend, die gotamidische Hörerschar, oder aber der anderen
Ordenslenker liebe Hörerscharen'? Möglich ist dabei nun, Kassapo, der Fall, daß
die Verständigen, die sich befragen, ausforschen, unterrichten, dann etwa
antworten: 'Was bei euch Lieben von heilsamen Dingen als heilsam gilt, von
rechten als recht gilt, von zu betreibenden als zu betreiben gilt, von
zulänglichen als zulänglich gilt, von sauberen als sauber gilt: die
gotamidische Hörerschar hat diese Dinge ohne Überrest angenommen, bleibend, und
wohl auch anderer Ordenslenker liebe Hörerscharen.' So könnten denn, Kassapo,
die Verständigen, die sich befragen, ausforschen, unterrichten, uns eben dahei
zumeist ihren Beifall entbieten.
«Es gibt, Kassapo, einen Weg, es gibt einen Pfad, auf dem man Schritt um
Schritt eben selber merken, selber sehn kann 'Der Asket Gotamo spricht halt zur
rechten Zeit, den Tatsachen gemäß, auf den Sinn bedacht, der Lehre und Ordnung
getreu.' Was ist das nun, Kassapo, für ein Weg, was für ein Pfad, auf dem man Schritt
um Schritt eben selber merken, selber sehn kann: 'Der Asket Gotamo spricht halt
zur rechten Zeit, den Tatsachen gemäß, auf den Sinn bedacht, der Lehre und
Ordnung getreu?' Eben dieser heilige achtfältige Weg ist es, und zwar: rechte
Erkenntnis, rechte Gesinnung, rechte Rede, rechtes Handeln, rechtes Wandeln,
rechtes Mühn, rechte Einsicht, rechte Einigung. Das ist Kassapo, der Weg, das
ist der Pfad, auf dem man Schritt um Schritt eben selber merken, selber sehn
kann: 'Der Asket Gotamo spricht halt zur rechten Zeit, den Tatsachen gemäß, auf
den Sinn bedacht, der Lehre und Ordnung getreu.'»
Nach diesen Worten wandte sich der Nackte Büßer Kassapo an den Erhabenen und
sagte:
«Das aber sind nun, Brnder Gotamo, die Bußübungen, die da bei den Asketen
und Priestern als Asketenschaft gelten, als Priesterschaft gelten: es ist einer
ein Unbekleideter, ein Ungebundener, ein Handverköster, kein Ankömmling, kein
Abwärtling, gestattet keine Darreichung, keine Vergünstigung, keine Einladung,
späht beim Empfangen des Almosens nicht nach dem Topfe, nicht nach der
Schüssel, nicht über die Schwelle, nicht über das Gitter, nicht in den Kessel
hinein, nimmt nicht von zu zweit Speisenden an, nicht von einer Schwangeren,
nicht von einer Säugenden, nicht von einer, die vom Manne kommt, nicht von
Beschmutzten, nicht wo ein Hund dabeisteht, nicht wo Fliegen hin und her
schwärmen, ißt keinen Fisch, kein Fleisch, trinkt keinen Wein, kein gebranntes
Wasser, keinen gegorenen Haferschleim. Er geht zu einem Hause und begnügt sich
mit einer Handvoll Almosenspeise; geht zu zwei Häusern und begnügt sich mit
zwei Handvoll Almosenspeise; geht zu sieben Häusern und begnügt sich mit sieben
Handvoll Almosenspeise. Er fristet sein Leben durch die Mildtätigkeit von nur
einer Spenderin, von nur zwei Spenderinnen, von nur sieben Spenderinnen. Er
nimmt nur jeden ersten Tag Nahrung ein, nur jeden zweiten Tag, nur jeden
siebenten Tag. Solcherart wechselnd beobachtet er streng diese bis auf einen
halben Monat ausgedehnte Fastenübung. - Das eben sind nun, Bruder Gotamo, die
Bußübungen, die bei den Asketen und Priestern als Asketenschaft gelten, als
Priesterschaft gelten: es lebt einer von Kräutern und Pilzen, von wildem Reis
und Korn, von Samen und Kernen, von Pflanzenmilch und Baumharz, von Gräsern, von
Kuhmist, fristet sich von Wurzeln und Früchten des Waldes, lebt von
abgefallenen Fruchten. - Das eben sind nun, Bruder Gotamo, die Bußübungen, die
bei den Asketen und Priestern als Asketenschaft gelten, als Priesterschaft
gelten: es trägt einer das hänfene Hemd, trägt das härene Hemd, trägt einen
Rock, geflickt aus den im Leichenhof und auf der Straße gefundenen Fetzen,
hüllt sich in Lumpen, in Felle, in Häute, gürtet sich mit Flechten aus Gras,
mit Flechten aus Rinde, mit Flechten aus Laub, birgt die Blöße unter pelzigem
Schurze, unter borstigem Schurze, unter einem Eulenflügel. Und er rauft sich
Haupt- und Barthaar aus, die Regel der Haar- und Bartausraufer befolgend; ist
ein Stetigsteher, verwirft Sitz und Lager; ist ein Fersensitzer, übt die Zucht
der Fersensitzer; ist Dornenseitiger und legt sich zur Seite auf ein
Dornenlager; er liegt auf einem Brette, liegt auf dem Estrich, liegt auf einer
Seite, mit Staub und Asche bedeckt; er lebt unter freiem Himmel, überall
gelagert; er nährt sich von Unrat, der Unraternährung eifrig ergeben; er ist
ein Wasserfreund, dem Wasserdienste ergeben, steigt allabendlich zum drittenmal
herab ins Büßerbad.»
«Mag auch einer, Kassapo, ein Unbekleideter sein, ein Ungebundener, ein
Handverköster und also streng Fasten pflegen, und er hat da die Bewährung in
Tugend, Bewährung in Denken, Bewährung in Weisheit nicht vollbracht, nicht
verwirklicht, so ist er eben fern von Asketenschaft, fern von Priesterschaft.
Sobald aber, Kassapo, ein Mönch ohne Grimm unbeschränkte Liebe im Herzen
vollbringt und mit der Wahnversiegung die wahnlose Gemüterlösung,
Weisheiterlösung noch bei Lebzeiten sich offenbar gemacht, verwirklicht und
errungen hat, so wird ein solcher Mönch, Kassapo, Asket geheißen, Priester
geheißen. Mag auch einer, Kassapo, von Kräutern und Pilzen, von wildem Reis und
Korn, von abgefallenen Früchten leben, und er hat da die Bewährung in Tugend,
Bewährung in Denken, Bewährung in Weisheit nicht vollbracht, nicht
verwirklicht, so ist er eben fern von Asketenschaft, fern von Priesterschaft.
Sobald aber, Kassapo, ein Mönch ohne Grimm unbeschränktes Erbarmen im Herzen
vollbringt und mit der Wahnversiegung die wahnlose Gemüterlösung,
Weisheiterlösung noch bei Lebzeiten sich offenbar gemacht, verwirklicht und
errungen hat, so wird ein solcher Mönch, Kassapo, Asket geheißen, Priester
geheißen. Mag auch einer, Kassapo, das hänfene Hemd tragen, sich in Fetzen
hüllen, auf dem Estrich liegen, allabendlich zum drittenmal ins Büßerbad
herabsteigen, und er hat da die Bewährung in Tugend, Bewährung in Denken,
Bewährung in Weisheit nicht vollbracht, nicht verwirklicht, so ist er eben fern
von Asketenschaft, fern von Priesterschaft. Sobald aber, Kassapo, ein Mönch
ohne Grimm unbeschränkte Freude im Herzen vollbringt und mit der Wahnversiegung
die wahnlose Gemüterlösung, Weisheiterlösung noch bei Lebzeiten sich offenbar
gemacht, verwirklicht und errungen hat, so wird ein solcher Mönch, Kassapo,
Asket geheißen, Priester geheißen. »
Also belehrt wandte sich Kassapo der Nackte Büßer an den Erhabenen und sagte:
«Schwer ist es, o Gotamo, Asket zu sein, schwer Priester zu sein.»
«Gemeinplatz worden ist das, Kassapo, in der Welt: 'Schwer ist es Asket zu
sein, schwer Priester zu sein.' Mag auch einer, Kassapo, ein Unbekleideter
sein, ein Ungebundener, ein Handverköster und also streng Fasten pflegen: wenn
auf solche Weise, Kassapo, mit solcher Bußübung Asket zu werden, Priester zu
werden einem schwer würde, so schwer würde, möchte es sich nicht geziemen zu
sagen: 'Schwer ist es Asket zu sein, schwer Priester zu sein'; das könnte gar
bald ausgeführt werden, von einem Hausvater, oder dem Sohne eines Hausvaters,
bis herab zu einer Stalldirne: 'Wohlan denn, ich will unbekleidet sein,
ungebunden, mit der Hand mich verkösten, also streng Fasten pflegen.' Weil jedoch,
Kassapo, eben anders als auf solche Weise, anders als mit solcher Bußübung
Asket zu werden, Priester zu werden einem schwer wird, so schwer wird, darum
geziemt es sich zu sagen: 'Schwer ist es Asket zu sein, schwer Priester zu
sein.' Sobald aber, Kassapo, ein Mönch ohne Grimm unbeschränkte Liebe im Herzen
vollbringt und mit der Wahnversiegung die wahnlose Gemüterlösung,
Weisheiterlösung noch bei Lebzeiten sich offenbar gemacht, verwirklicht und
errungen hat, so wird ein solcher Mönch, Kassapo, Asket geheißen, Priester
geheißen. Mag auch einer, Kassapo, von Kräutern und Pilzen leben, von wildem
Reis und Korn, von abgefallenen Früchten: wenn auf solche Weise, Kassapo, mit
solcher Bußübung Asket zu werden, Priester zu werden einem schwer würde, so
schwer würde, möchte es sich nicht geziemen zu sagen: 'Schwer ist es Asket zu
sein, schwer Priester zu sein'; das könnte gar bald ausgeführt werden, von
einem Hausvater, oder dem Sohne eines Hausvaters, bis herab zu einer
Stalldirne: 'Wohlan denn, ich will von Kräutern und Pilzen leben, von wildem
Reis und Korn, von abgefallenen Früchten.' Weil jedoch, Kassapo, eben anders
als auf solche Weise, anders als mit solcher Bußübung Asket zu werden, Priester
zu werden einem schwer wird, so schwer wird, darum geziemt es sich zu sagen:
'Schwer ist es Asket zu sein, schwer Priester zu sein.' Sobald aber, Kassapo,
ein Mönch ohne Grimm unbeschränktes Erbarmen im Herzen vollbringt und mit der
Wahnversiegung die wahnlose Gemüterlösung, Weisheiterlösung noch bei Lebzeiten
sich offenbar gemacht, verwirklicht und errungen hat, so wird ein solcher
Mönch, Kassapo, Asket geheißen, Priester geheißen. Mag auch einer, Kassapo, das
hänfene Hemd tragen, sich in Fetzen hüllen, auf dem Estrich liegen,
allabendlich zum drittenmal ins Büßerbad herabsteigen: wenn auf solche Weise,
Kassapo, mit solcher Bußübung Asket zu werden, Priester zu werden einem schwer
würde, so schwer würde, möchte es sich nicht geziemen zu sagen: 'Schwer ist es
Asket zu sein, schwer Priester zu sein'; das könnte gar bald ausgeführt werden,
von einem Hausvater, oder dem Sohne eines Hausvaters, bis herab zu einer
Stalldirne: 'Wohlan denn, ich will das hänfene Hemd tragen, mich in Fetzen
hüllen, auf dem Estrich liegen, allabendlich zum drittenmal ins Büßerbad
herabsteigen.' Weil jedoch, Kassapo, eben anders als auf solche Weise, anders
als mit solcher Bußübung Asket zwerden, Priester zu werden einem schwer wird,
so schwer wird, darum geziemt es sich zu sagen: 'Schwer ist es Asket zu sein,
schwer Priester zu sein.' Sobald aber, Kassapo, ein Mönch ohne Grimm
unbeschränkte Freude im Herzen vollbringt und mit der Wahnversiegung die
wahnlose Gemüterlösung, Weisheiterlösung noch bei Lebzeiten sich offenbar
gemacht, verwirklicht und errungen hat, so wird ein solcher Mönch, Kassapo,
Asket geheißen, Priester geheißen.»
Nach diesen Worten wandte sich Kassapo der Nackte Büßer also an den
Erhabenen:
«Schwer zu finden, o Gotamo, ist ein Asket, schwer zu finden ein Priester.»
«Gemeinplatz worden ist das, Kassapo, in der Welt: 'Schwer zu finden ist ein
Asket, schwer zu finden ein Priester.' Mag auch einer, Kassapo, ein
Unbekleideter sein, ein Ungebundener, ein Handverköster und also streng Fasten
pflegen: wenn auf solche Weise, Kassapo, mit solcher Bußübung ein Asket, ein
Preister schwer zu finden, so schwer zu finden wäre, möchte es sich nicht
geziemen zu sagen 'Schwer zu finden ist ein Asket, schwer zu finden ein
Priester'; das könnte gar bald gefunden werden, von einem Hausvater, oder dem
Sohne eines Hausvaters, bis herab zu einer Stalldirne: 'Da ist er, der
Unbekleidete, der Ungebundene, der Handverköster, der also streng Fasten
pflegt.' Weil jedoch, Kassapo, eben anders als auf solche Weise, anders als mit
solcher Bußübung ein Asket, ein Priester schwer zu finden, so schwer zu finden
ist, darum geziemt es sich zu sagen: 'Schwer zu finden ist ein Asket, schwer zu
finden ein Priester.' Sobald aber, Kassapo, ein Mönch ohne Grimm unbeschränkte
Liebe im Herzen vollbringt und mit der Wahnversiegung die wahnlose
Gemüterlösung, Weisheiterlösung noch bei Lebzeiten sich offenbar gemacht,
verwirklicht und errungen hat, so wird ein solcher Mönch, Kassapo, Asket
geheißen, Priester geheißen. Mag auch einer, Kassapo, von Kräutern und Pilzen
leben, von wildem Reis und Korn, von abgefallenen Früchten: wenn auf solche
Weise, Kassapo, mit solcher Bußübung ein Asket, ein Priester schwer zu finden,
so schwer zu finden wäre, möchte es sich nicht geziemen zu sagen 'Schwer zu
finden ist ein Asket, schwer zu finden ein Priester'; das könnte gar bald
gefunden werden, von einem Hausvater, oder dem Sohne eines Hausvaters, bis
herab zu einer Stalldirne: 'Da ist er, der von Kräutern und Pilzen lebt, von
wildem Reis und Korn, von abgefallenen Früchten.' Weil jedoch, Kassapo, eben
anders als auf solche weise, anders als mit solcher Bußübung ein Asket, ein
Priester schwer zu finden, so schwer zu finden ist, darum geziemt es sich zu
sagen: 'Schwer zu finden ist ein Asket, schwer zu finden ein Priester.' Sobald
aber, Kassapo, ein Mönch ohne Grimm unbeschränktes Erbarmen im Herzen vollbringt
und mit der Wahnversiegung die wahnlose Gemüterlösung, Weisheiterlösung noch
bei Lebzeiten sich offenbar gemacht, verwirklicht und errungen hat, so wird ein
solcher Mönch, Kassapo, Asket geheißen, Priester geheißen. Mag auch einer,
Kassapo, das hänfene Hemd tragen, sich in Fetzen hüllen, auf dem Estrich
liegen, allabendlich zum drittenmal ins Büßerbad herabsteigen: wenn auf solche
Weise, Kassapo, mit solcher Bußübung ein Asket, ein Priester schwer zu finden,
so schwer zu finden wäre, möchte es sich nicht geziemen zu sagen: 'Schwer zu
finden ist ein Asket, schwer zu finden ein Priester'; das könnte gar bald
gefunden werden, von einem Hausvater, oder dem Sohne eines Hausvaters, bis
herab zu einer Stalldirne: 'Da ist er, der das hänfene Hemd trägt, sich in
Fetzen hüllt, auf dem Estrich liegt, allabendlich zum drittenmal ins Büßerbad
herabsteigt.' Weil jedoch, Kassapo, eben anders als auf solche Weise, anders
als mit solcher Bußübung ein Asket, ein Priester schwer zu finden, so schwer zu
finden ist, darum geziemt es sich zu sagen: 'Schwer zu finden ist ein Asket,
schwer zu finden ein Priester.' Sobald aber, Kassapo, ein Mönch ohne Grimm
unbeschränkte Freude im Herzen vollbringt und mit der Wahnversiegung die
wahnlose Gemüterlösung, Weisheiterlösung noch bei Lebzeiten sich offenbar
gemacht, verwirklicht und errungen hat, so wird ein solcher Mönch, Kassapo,
Asket geheißen, Priester geheißen.»
Nach also gehörter Ausführung wandte sich Kassapo der Nackte Büßer an den
Erhabenen mit der Frage:
«Was war es aber, o Gotamo, mit jener Bewährung in Tugend, und der Bewährung
in Denken, der Bewährung in Weisheit?»
«Da erscheint, Kassapo, der Vollendete in der Welt, der Heilige, vollkommen
Erwachte, der Wissens- und Wandelsbewährte, der Willkommene, der Welt Kenner, der
unvergleichliche Leiter der Männerherde, der Meister der Götter und Menschen,
der Erwachte, der Erhabene. Er zeigt diese Welt mit ihren Göttern, ihren bösen
und heiligen Geistern, mit ihrer Schar von Priestern und Büßern, Göttern und
Menschen, nachdem er sie selbst verstanden und durchdrungen hat. Er verkündet
die Lehre, deren Anfang begütigt, deren Mitte begütigt, deren Ende begütigt,
die sinn- und wortgetreue, er legt das vollkommen geläuterte, geklärte
Asketentum dar. - Diese Lehre hört ein Hausvater, oder der Sohn eines
Hausvaters, oder einer, der in anderem Stande neugeboren ward. Nachdem er diese
Lehre gehört hat, faßt er Vertrauen zum Vollendeten. Von diesem Vertrauen
erfüllt denkt und überlegt er also: <Ein Gefängnis ist die Häuslichkeit, ein
Schmutzwinkel; der freie Himmelsraum die Pilgerschaft. Nicht wohl geht es, wenn
man im Hause bleibt, das völlig geläuterte, völlig geklärte Asketentum Punkt
für Punkt zu erfüllen. Wie, wenn ich nun mit geschorenem Haar und Barte, mit
fahlem Gewande bekleidet, aus dem Hause in die Hauslosigkeit hinauszöge?> So
gibt er denn später einen kleinen Besitz oder einen großen Besitz auf, hat
einen kleinen Verwandtenkreis oder einen großen Verwandtenkreis verlassen und
ist mit geschorenem Haar und Barte, im fahlen Gewande von Hause fort in die
Hauslosigkeit gezogen. -
Also Pilger geworden bleibt er in reiner Zucht richtig gezügelt, lauter im
Handel und Wandel: vor geringstem Fehl auf der Hut kämpft er beharrlich weiter,
Schritt um Schritt; in Taten und Worten heilsam beflissen lebt er rein, ist
tüchtig in Tugend, hütet die Tore der Sinne, gewappnet mit klarem Bewußtsein,
zufrieden. -
Treu der heiligen Tugendsatzung, treu der heiligen Sinnenzügelung, treu der
heiligen klaren Einsicht, treu der heiligen Zufriedenheit sucht er einen
abgelegenen Ruheplatz auf, einen Hain, den Fuß eines Baumes, eine Felsengrotte,
eine Bergesgruft, einen Friedhof, die Waldesmitte, ein Streulager in der
offenen Ebene. Nach dem Mahle, wenn er vom Almosengange zurückgekehrt igt,
setzt er sich mit verschränkten Beinen nieder, den Körper gerade aufgerichtet,
und pflegt der Einsicht. Er hat weltliche Begierde verworfen und verweilt
begierdelosen Gemütes, von Begierde läutert er sein Herz. Gehässigkeit hat er
verworfen, haßlosen Gemütes verweilt er, voll Liebe und Mitleid zu allen
lebenden Wesen läutert er sein Herz von Gehässigkeit. Matte Müde hat er
verworfen, von matter Müde ist er frei; das Licht liebend, einsichtig, klar
bewußt, läutert er sein Herz von matter Müde. Stolzen Unmut hat er verworfen,
er ist frei von Stolz; innig beruhigten Gemütes läutert er sein Herz von
stolzem Unmut. Das Schwanken hat er verworfen, der Ungewißheit ist er
entronnen; er zweifelt nicht am Guten, vom Schwanken läutert er sein Herz. Das
ist nun, Kassapo, jene Bewährung in Tugend. -
Während er da so die fünf Hemmungen in sich aufgehoben erkennt, wird er
freudig bewegt. Freudig bewegt wird er heiter. Heiteren Herzens wird der Körper
beschwichtigt. Körperbeschwichtigt fühlt er sich wohl. Sich wohl fühlend wird
sein Geist einig. So gewinnt er, gar fern von Begierden, fern von unheilsamen
Dingen, in sinnend gedenkender ruhegeborener seliger Verzückung, die Weihe der
ersten Schauung. Das aber gilt ihm als Bewährung in Denken. - Weiter sodann,
Kassapo: nach Vollendung des Sinnens und Gedenkens erreicht der Mönch die
innere Meeresstille, die Einheit de6 Gemütes, die von sinnen, von gedenken
freie, in der Einigung geborene selige Verzückung, die Weihe der zweiten
Schauung. Das aber gilt ihm als Bewährung in Denken. -
Weiter sodann, Kassapo in heiterer Ruhe verweilt er gleichmütig, einsichtig,
klar bewußt, ein Glück empfindet er im Körper, von dem die Heiligen sagen:
<Der gleichmütig Einsichtige lebt beglückt>; so erwirkt er die Weihe der
dritten Schauung. Das aber gilt ihm als Bewährung in Denken. -
Weiter sodann, Kassapo: nach Verwerfung der Freuden und Leiden, nach
Vernichtung des einstigen Frohsinns und Trübsinns erwirkt er die leidlose,
freudlose, gleichmütig einsichtige vollkommene Reine, die Weihe der vierten
Schauung. Das aber gilt ihm als Bewährung in Denken. Das ist nun, Kassapo, die
Bewährung in Denken. -
Weiter sodann, Kassapo, kann der Mönch sich mancher verschiedenen früheren
Daseinsform erinnern, mit je den eigentümlichen Merkmalen, mit je den
eigenartigen Beziehungen. Das aber gilt ihm als Bewährung in Weisheit. - Weiter
sodann, Kassapo, kann der Mönch die Wesen dahinschwinden und wiedererscheinen
sehn, gemeine und edle, schöne und unschöne, glückliche und unglückliche, kann
erkennen wie die Wesen je nach den Taten wiederkehren. Das aber gilt ihm als
Bewährung in Weisheit. -
Weiter sodann, Kassapo, kann der Mönch mit der Wahnversiegung die wahnlose
Gemüterlösung, Weisheiterlösung noch bei Lebzeiten sich offenbar machen,
verwirklichen und erringen. <Im Erlösten ist die Erlösung>, diese
Erkenntnis geht ihm auf, <Versiegt ist die Geburt, vollendet das Asketentum,
gewirkt das Werk, nicht mehr ist diese Welt> versteht er da. Das aber gilt
ihm als Bewährung in Weisheit. Das ist nun, Kassapo, die Bewährung in Weisheit.
Eine andere aber noch, Kassapo, als diese Bewährung in Tugend, Bewährung in
Denken, Bewährung in Weisheit, die darüber hinausreichte oder erlesener wäre,
gibt es nicht.
«Es finden sich, Kassapo, manche Asketen und Priester, die von Tugend reden:
sie lassen auf mannigfaltige Weise das Lob der Tugend verlauten. Was da nun,
Kassapo, heilige, höchste Tugend anlangt, so vermag ich keinen, der mir darin
gleichkäme, wahrzunehmen, geschweige von mehr: sondern ich eben weiß mehr
davon, und zwar über Tugend.
«Es finden sich, Kassapo, manche Asketen und Priester, die von Buße und
Abscheu reden: sie lassen auf mannigfaltige Weise das Lob von Buße und Abscheu
verlauten. Was da nun, Kassapo, heilige, höchste Buße und Abscheu anlangt, so
vermag ich keinen, der mir darin gleichkäme, wahrzunehmen, geschweige von mehr:
sondern ich eben weiß mehr davon und zwar über Abscheu.
«Es finden sich, Kassapo, manche Asketen und Priester, die von Weisheit
reden: sie lassen auf mannigfaltige Weise das Lob der Weisheit verlauten. Was da
nun, Kassapo, heilige, höchste Weisheit anlangt, so vermag ich keinen, der mir
darin gleichkäme, wahrzunehmen, geschweige von mehr: sondern ich eben weiß mehr
davon, und zwar über Weisheit.
«Es finden sich, Kassapo, manche Asketen und Priester, die von Erlösung
reden: sie lassen auf mannigfaltige Weise das Lob der Erlösung verlauten. Was
da nun, Kassapo, heilige, höchste Erlösung anlangt, so vermag ich keinen, der
mir darin gleichkäme, wahrzunehmen, geschweige von mehr: sondern ich eben weiß
mehr davon, und zwar über Erlösung.
«Möglich ist dabei nun, Kassapo, der Fall, daß die andersfährtigen Pilger
etwa sagen: 'Den Löwenruf läßt der Asket Gotamo erschallen, aber läßt ihn in
leerer Klause erschallen, nicht unter den Leuten.' Denen wäre <Nicht doch
also> zu antworten, <den Löwenruf läßt wohl der Asket Gotamo erschallen,
und läßt ihn unter den Leuten erschallen, und nicht in leerer Klause>: das
wäre, Kassapo, zu antworten.
«Möglich ist dabei nun, Kassapo, der Fall, daß die andersfährtigen Pilger
etwa sagen: 'Den Löwenruf läßt wohl der Asket Gotamo erschallen, und läßt ihn
unter den Leuten erschallen, aber läßt ihn nicht zuversichtlich erschallen.'
Denen wäre <Nicht doch also> zu antworten, <den Löwenruf läßt wohl der
Asket Gotamo erschallen, und läßt ihn unter den Leuten erschallen, und läßt ihn
zuversichtlich erschallen>: das wäre, Kassapo, zu antworten.
«Möglich ist dabei nun, Kassapo, der Fall, daß die andersfährtigen Pilger
etwa sagen: 'Den Löwenruf läßt wohl der Asket Gotamo erschallen, und läßt ihn unter
den Leuten erschallen, und läßt ihn zuversichtlich erschallen, aber man stellt
an den Asketen Gotamo keine Frage; man stellt wohl eine Frage, aber er weiß die
gestellte Frage nicht zu beantworten; er weiß wohl die gestellte Frage zu
beantworten, vermag aber nicht durch seine Antwort auf die Frage zu
befriedigen; er vermag wohl durch seine Antwort auf die Frage zu befriedigen,
aber man hält seine Rede nicht für hörenswert; man hält wohl seine Rede für
hörenswert, aber nach dem Anhören wird man nicht heiter; man wird wohl heiter
nach dem Anhören, aber heiter geworden zeigt man keine Zeichen der Heiterkeit;
man zeigt wohl heiter geworden Zeichen der Heiterkeit, aber man folgt der
Fährte nicht nach; man folgt wohl der Fährte nach, aber die Nachfolger kommen
nicht weiter.' Denen wäre <Nicht doch also> zu antworten, <den
Löwenruf läßt wohl der Asket Gotamo erschallen, und läßt ihn unter den Leuten
erschallen, und läßt ihn zuversichtlich erschallen, und man stellt an den
Asketen Gotamo eine Frage und er weiß die gestellte Frage zu beantworten, und
vermag durch seine Antwort auf die Frage zu befriedigen, und man hält seine
Rede für hörenswert, und nach dem Anhören wird man heiter und heiter geworden
zeigt man Zeichen der Heiterkeit, und man folgt der Fährte nach, und die
Nachfolger kommen weiter>: das wäre, Kassapo, zu antworten.
«Eines Tags einmal, Kassapo, da bin ich bei Rájagaham geweilt, im Gebirge,
am Geierkulm. Da hat einer von deinen Ordensbrüdern, Nigrodho, wie er hieß, der
Pilger, eine Frage über Abscheu an mich gerichtet. Dem hab' ich auf seine Frage
über Abscheu Antwort gegeben. Mit meiner Antwort aber war er zufrieden, schier
über die Maßen.»
«Wer sollte auch, o Herr, hat er vom Erhabenen die Satzung vernommen, nicht
zufrieden sein, schier über die Maßen! Auch ich bin, o Herr, da ich des
Erhabenen Satzung vernommen habe, zufrieden, schier über die Maßen.
Vortrefflich, o Herr, vortrefflich, o Herr! Gleichwie etwa, o Herr, als ob
man Umgestürztes aufstellte, oder Verdecktes enthüllte, oder Verirrten den Weg
wiese, oder ein Licht in die Finsternis hielte: <Wer Augen hat wird die
Dinge sehn>; ebenso auch hat der Erhabene die Lehre gar vielfach gezeigt.
Und so nehm' ich, o Herr, beim Erhabenen Zuflucht, bei der Lehre und bei der
Jüngerschaft: möge mir, o Herr, der Erhabene Aufnahme gewähren, die Ordensweihe
erteilen!»
«Wer da, Kassapo, erst einem anderen Orden angehört hat und in diese Lehre
und Ordnung aufgenommen werden, die Weihe erhalten will, der bleibt vier Monate
bei uns; und nach Verlauf von vier Monaten wird er, wenn er also verblieben
ist, von innig erfahrenen Mönchen aufgenommen und eingeweiht in das Mönchtum:
denn ich habe hier manche Veränderlichkeit erfahren.»
«Wenn, o Herr, die früheren Anhänger anderer Orden, welche in diese Lehre
und Ordnung aufgenommen werden, die Weihe erhalten wollen, vier Monate bleiben,
und nach Verlauf von vier Monaten, wenn sie also verblieben sind, von innig
erfahrenen Mönchen aufgenommen und eingeweiht werden in das Mönchtum, so will
ich vier Jahre bleiben: und nach Verlauf von vier Jahren sollen mich, wenn ich
also verblieben bin, innig erfahrene Mönche aufnehmen und einweihen in das
Mönchtum.»
Es wurde Kassapo der Nackte Büßer vom Erhabenen aufgenommen, wurde mit der
Ordensweihe belehnt.
Nicht lange aber war der ehrwürdige Kassapo in den Orden aufgenommen, da
hatte er, einsam, abgesondert, unermüdlich, in heißem, innigem Ernste gar bald
was edle Söhne gänzlich vom Hause fort in die Hauslosigkeit lockt, jenes
höchste Ziel des Asketentums noch bei Lebzeiten sich offenbar gemacht,
verwirklicht und errungen. <Versiegt ist die Geburt, vollendet das
Asketentum, gewirkt das Werk, nicht mehr ist diese Welt> verstand er da.
Auch einer war nun der ehrwürdige Kassapo der Heiligen geworden.
(Zum Titel dieses Stückes siehe M.11, Therag. V.177;
zur früheren Lebensgeschichte des Nackten Büßers Kassapo und dessen Begegnung
mit Bakkulo, M.124.)
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