DAS HAB' ICH GEHÖRT. Zu einer Zeit
weilte der Erhabene bei Nálandá, im pávárischen Mangowalde.
Da kam denn Kevatto, der Sohn eines Bürgers, zum Erhabenen heran, bot
ehrerbietigen Gruß dar und nahm beiseite Platz. Beiseite sitzend wandte sich
nun Kevatto der Bürgersohn also an den Erhabenen:
«Dieses Nálandá, o Herr, blüht auf und gedeiht, es ist volkreich, von vielen
Menschen bewohnt, ist dem Erhabenen zugetan. Gut wär' es, o Herr, wenn der
Erhabene einen Mönch veranlassen wollte, daß er auf überirdische Weise ein
magisches Wunder vollbrächte: dann würde dieses Nálandá weit mehr noch dem
Erhabenen zugetan sein.»
Auf diese Worte sagte der Erhabene zu Kevatto dem Bürgersohn:
«Nicht hab' ich, Kevatto, den Mönchen die Satzung also gewiesen: <Kommt,
ihr Mönche, ihr sollt vor den weiß gekleideten Hausleuten auf überirdische
Weise ein magisches Wunder vollbringen.>»
Wiederum aber sagte Kevatto der Bürgersohn zum Erhabenen:
«Nicht hab' ich, o Herr, den Erhabenen drängen wollen, aber ich sage doch:
dieses Nálandá, o Herr, blüht auf und gedeiht, es ist volkreich, von vielen
Menschen bewohnt, ist dem Erhabenen zugetan. Gut wär' es, o Herr, wenn der
Erhabene einen Mönch veranlassen wollte, daß er auf überirdische Weise ein
magisches Wunder vollbrächte: dann würde dieses Nálandá weit mehr noch dem
Erhabenen zugetan sein.»
Wiederum aber sagte der Erhabene zu, Kevatto dem Bürgersohn:
«Nicht hab' ich, Kevatto den Mönchcn die Satzung also gewiesen: <Kommt
ihr Mönche ihr sollt vor den weiß gekleideten Hausleuten auf überirdische Weise
ein magisches Wunder vollbringen.>»
Zum drittenmal aber sagte Kevatto der Bürgersohn zum Erhabenen:
«Nicht hab' ich, o Herr, den Erhabenen drängen wollen aber ich sage doch:
dieses Nálandá, o Herr, blüht auf und gedeiht, es ist volkreich, von vielen
Menschen bewohnt, ist dem Erhabenen zugetan. Gut wär' es, o Herr, wenn der
Erhabene einen Mönch veranlassen wollte, daß er auf überirdische Weise ein
magisches Wunder vollbrächte: dann würde dieses Nálandá weit mehr noch dem
Erhabenen zugetan sein.»
«Drei Arten gibt es, Kevatto, von Wundern, die von mir selbst erkannt,
verwirklicht und verkündet worden sind: und was für drei?
Was ist aber, Kevatto, das Wunder der Macht?
Da läßt sich, Kevatto, ein Mönch auf mannigfaltige Weise magische Wirkung
widerfahren: als nur einer etwa vielfach zu werden, und vielfach geworden
wieder einer zu sein; oder sichtbar und unsichtbar zu werden; auch durch
Mauern, Wälle, Felsen hindurchzuschweben wie durch die Luft; oder auf der Erde
auf- und unterzutauchen wie im Wasser; auch auf dem Wasser zu wandeln ohne
unterzusinken wie auf der Erde; oder auch durch die Luft sitzend dahinzufahren
wie der Vogel mit seinen Fittichen; auch etwa diesen Mond und diese Sonne, die
so mächtigen, so gewaltigen, mit der Hand zu befühlen und zu berühren, sogar
bis zu den Brahmawelten den Körper in seiner Gewalt zu haben. -
Einen solchen gewahrt nun etwa irgend ein gläubig Ergebener, jenen Mönch,
wie er sich auf mannigfaltige Weise magische Wirkung widerfahren läßt; und es
mag dieser gläubig Ergeben irgend einem anderen nicht gläubig Ergebenen davon
berichten: <O wie erstaunlich, o wie außerordentlich ist des Asketen
großartige Macht, großartige Gewalt: ich selbst habe den Mönch gesehn, wie er
sich auf mannigfaltige Weise magische Wirkung widerfahren läßt!> Über einen
solchen mag nun der nicht gläubig Ergebene zu dem gläubig Ergebenen also reden:
<Es gibt, mein Lieber, eine sogenannte Zauberkunst: mit der läßt sich jener
Mönch auf mannigfaltige Weise magische Wirkung widerfahren.> Was meinst du
wohl, Kevatto: könnte da der nicht gläubig Ergebene dem gläubig Ergebenen etwa
also antworten?»
«Er könnt' es, o Herr!»
«Das hab' ich eben, Kevatto, am Wunder der Macht als Elend wahrgenommen und
empfinde das Wunder der Macht als ungehörig, unbekömmlich, unerquicklich. -
Was ist nun, Kevatto, das Wunder der Vorzeige?
Da kann, Kevatto, ein Mönch der anderen Wesen, der anderen Personen Herz und
Gemüt, Sinn und Gedanken vorzeigen: <Daran denkst du, dies bedenkst du, das
ist dein Gedanke.> Einen solchen gewahrt nun etwa irgend ein gläubig
Ergebener, jenen Mönch, wie er der anderen Wesen, der anderen Personen Herz und
Gemüt, Sinn und Gedanken vorzeigt; und es mag dieser gläubig Ergebene irgend
einem anderen nicht gläubig Ergebenen davon berichten: <O wie erstaunlich, o
wie außerordentlich ist des Asketen großartige Macht, großartige Gewalt: ich
selbst habe den Mönch gesehn, wie er der anderen Wesen, der anderen Personen
Herz und Gemüt, Sinn und Gedanken vorzeigt!> Über einen solchen mag nun der
nicht gläubig Ergebene zu dem gläubig Ergebenen also reden: <Es gibt, mein
Lieber, eine sogenannte Spiegelkunst (maniká náma vijjá, die Kunst aus
dem Spiegel im Wasserbecken wahrzusagen): mit der kann jener Mönch der anderen
Wesen, der anderen Personen Herz und Gemüt, Sinn und Gedanken vorzeigen.>
Was meinst du wohl, Kevatto: könnte da der nicht gläubig Ergebene dem gläubig
Ergebenen etwa also antworten?»
«Er könnt' es, o Herr!»
«Das hab' ich eben, Kevatto, am Wunder der Vorzeige als Elend wahrgenommen
und empfinde das Wunder der Vorzeige als ungehörig, unbekömmlich,
unerquicklich. -
Und was ist, Kevatto, das Wunder der Unterweisung?
Da pflegt, Kevatto, ein Mönch so zu unterweisen: <Daran habt ihr zu
denken, daran habt ihr nicht zu denken, darauf habt ihr zu achten, darauf habt
ihr nicht zu achten, das habt ihr zu lassen, das habt ihr euch zu erringen. Das
heißt man, Kevatto, Wunder der Unterweisung. - Weiter sodann, Kevatto: da
erscheint der Vollendete in der Welt, der Heilige, vollkommen Erwachte, der
Wissens- und Wandelsbewährte, der Willkommene, der Welt Kenner, der
unvergleichliche Leiter der Männerherde, der Meister der Götter und Menschen,
der Erwachte, der Erhabene. Er zeigt diese Welt mit ihren Göttern, ihren bösen
und heiligen Geistern, mit ihrer Schar von Priestern und Büßern, Göttern und
Menschen, nachdem er sie selbst verstanden und durchdrungen hat. Er verkündet
die Lehre, deren Anfang begütigt, deren Mitte begütigt, deren Ende begütigt,
die sinn- und wortgetreue, er legt das vollkommen geläuterte, geklärte
Asketentum dar. -
Diese Lehre hört ein Hausvater, oder der Sohn eines Hausvaters, oder einer,
der in anderem Stande neugeboren ward. Nachdem er diese Lehre gehört hat, faßt
er Vertrauen zum Vollendeten. Von diesem Vertrauen erfüllt denkt und überlegt
er also: <Ein Gefängnis ist die Häuslichkeit, ein Schmutzwinkel; der freie
Himmelsraum die Pilgerschaft. Nicht wohl geht es, wenn man im Hause bleibt, das
völlig geläuterte, völlig geklärte Asketentum Punkt für Punkt zu erfüllen. Wie,
wenn ich nun, mit geschorenem Haar und Barte, mit fahlem Gewande bekleidet, aus
dem Hause in die Hauslosigkeit hinauszöge?> So gibt er denn später einen
kleinen Besitz oder einen großen Besitz auf, hat einen kleinen Verwandtenkreis
oder einen großen Verwandtenkreis verlassen und ist mit geschorenem Haar und
Barte, im fahlen Gewande vom Hause fort in die Hauslosigkeit gezogen. -
Also Pilger geworden bleibt er in reiner Zucht richtig gezügelt, lauter im
Handel und Wandel: vor geringstem Fehl auf der Hut kämpft er beharrlich weiter,
Schritt um Schritt; in Taten und Worten heilsam beflissen lebt er rein, ist
tüchtig in Tugend, hütet die Tore der Sinne, gewappnet mit klarem Bewußtsein,
zufrieden. Das aber heißt man, Kevatto, Wunder der Unterweisung. -
Treu der heiligen Tugendsatzung, treu der heiligen Sinnenzügelung, treu der
heiligen klaren Einsicht, treu der heiligen Zufriedenheit sucht er einen
abgelegenen Ruheplatz auf, einen Hain, den Fuß eines Baumes, eine Felsengrotte,
eine Bergesgruft, einen Friedhof, die Waldesmitte, ein Streulager in der
offenen Ebene. Nach dem Mahle, wenn er vom Almosengange zurückgekehrt ist,
setzt er sich mit verschränkten Beinen nieder, den Körper gerade aufgerichtet,
und pflegt der Einsicht.
Er
hat weltliche Begierde verworfen und verweilt begierdelosen Gemütes, von
Begierde läutert er sein Herz.
Gehässigkeit
hat er verworfen, haßlosen Gemütes verweilt er, voll Liebe und Mitleid zu
allen lebenden Wesen läutert er sein Herz von Gehässigkeit.
Matte
Müde hat er verworfen, von matter Müde ist er frei; das Licht liebend,
einsichtig, klar bewußt, läutert er sein Herz von matter Müde.
Stolzen
Unmut hat er verworfen, er ist frei von Stolz; innig beruhigten Gemütes
läutert er sein Herz von stolzem Unmut.
Das
Schwanken hat er verworfen, der Ungewißheit ist er entronnen; er zweifelt
nicht am Guten, vom Schwanken läutert er sein Herz.
Das aber heißt man, Kevatto, Wunder der Unterweisung. -
Sobald nun, Kevatto, der Mönch jene fünf Hemmungen in sich aufgehoben merkt,
wird er freudig bewegt. Freudig bewegt wird er heiter. Heiteren Herzens wird
der Körper beschwichtigt. Körperbeschwichtigt fühlt er sich wohl. Sich wohl
fühlend wird sein Geist einig. So gewinnt er gar fern von Begierden, fern von
unheilsamen Dingen, in sinnend gedenkender ruhegeborener seliger Verzückung,
die Weihe der ersten Schauung. Das aber heißt man, Kevatto, Wunder der
Unterweisung. -
Weiter sodann, Kevatto: nach Vollendung des Sinnens und Gedenkens erreicht
der Mönch die innere Meeresstille, die Einheit des Gemütes, die von sinnen, von
gedenken freie, in der Einigung geborene selige Verzückung, die Weihe der zweiten
Schauung. Das aber heißt man, Kevatto, Wunder der Unterweisung. -
Weiter sodann, Kevatto: in heiterer Ruhe verweilt er gleichmütig,
einsichtig, klar bewußt, ein Glück empfindet er im Körper, von dem die Heiligen
sagen: <Der gleichmütig Einsichtige lebt beglückt>; so erwirkt er die
Weihe der dritten Schauung. Das aber heißt man, Kevatto, Wunder der
Unterweisung. -
Weiter sodann, Kevatto: nach Verwerfung der Freuden und Leiden, nach
Vernichtung des einstigen Frohsinns und Trübsinns erwirkt er die leidlose,
freudlose, gleichmütig einsichtige vollkommene Reine, die Weihe der vierten
Schauung. Das aber heißt man, Kevatto, Wunder der Unterweisung. -
Weiter sodann, Kevatto, kann der Mönch sich mancher verschiedenen früheren
Daseinsform erinnern, mit je den eigentümlichen Merkmalen, mit je den
eigenartigen Beziehungen. Das aber heißt man, Kevatto, Wunder der Unterweisung.
-
Weiter sodann, Kevatto, kann der Mönch die Wesen dahinschwinden und
wiedererscheinen sehn, gemeine und edle, schöne und unschöne, glückliche und
unglückliche, kann erkennen wie die Wesen je nach den Taten wiederkehren. Das
aber heißt man, Kevatto, Wunder der Unterweisung. -
Weiter sodann, Kevatto, kann der Mönch mit der Wahnversiegung die wahnlose
Gemüterlösung, Weisheiterlösung noch bei Lebzeiten sich offenbar machen,
verwirklichen und erringen. <Im Erlösten ist die Erlösung>, diese
Erkenntnis geht ihm auf, <Versiegt ist die Geburt, vollendet das Asketentum,
gewirkt das Werk, nicht mehr ist diese Welt> versteht er da. -
Das heißt man Kevatto, Wunder der Unterweisung.
«Diese drei Arten, Kevatto, von Wundern sind von mir selbst erkannt,
verwirklicht und verkündet worden.
«Es war einmal, Kevatto, da ist in eben diesem Jüngerkreise hier einem der
Mönche der Gedanke aufgestiegen: <Wo können wohl diese vier Hauptstoffe ohne
Überrest untergehn, und zwar Erde, Wasser, Feuer, Luft?>
Da ist denn, Kevatto jener Mönch in eine derartige Einigung eingegangen, daß
ihm innig im Herzen die zu den Göttern leitende Fährte offenbar wurde. So ist
denn, Kevatto, jener Mönch zu den Göttern der Vier großen Könige herangekommen
und hat also gefragt: <Wo können wohl, ihr Brüder, diese vier Hauptstoffe
ohne Überrest untergehn, und zwar Erde, Wasser, Feuer, Luft?> Also gefragt,
Kevatto, haben die Götter der Vier großen Könige jenem Mönche dann geantwortet:
<Auch wir, o Mönch, wissen nicht, wo diese vier Hauptstoffe ohne Überrest
untergehn können, und zwar Erde, Wasser, Feuer, Luft; aber die Vier großen
Könige, o Mönch, die sind uns überlegen, sind erlauchter als wir: sie mögen es
wissen, wo diese vier Hauptstoffe ohne Überrest untergehn können, und zwar
Erde, Wasser, Feuer, Luft.>
So ist denn, Kevatto, jener Mönch zu den Vier großen Königen herangekommen
und hat also gefragt: <Wo können wohl, ihr Brüder, diese vier Hauptstoffe
ohne Überrest untergehn, und zwar Erde, Wasser, Feuer, Luft?> Also gefragt,
Kevatto, haben die Vier großen Könige jenem Mönche dann geantwortet: <Auch
wir, o Mönch, wissen nicht, wo diese vier Hauptstoffe ohne Überrest untergehn
können, und zwar Erde, Wasser, Feuer, Luft; aber die Dreiunddreißig geheißenen
Götter, o Mönch, die sind uns überlegen, sind erlauchter als wir: sie mögen es
wissen, wo diese vier Hauptstoffe ohne Überrest untergehn können, und zwar
Erde, Wasser, Feuer, Luft.>
So ist denn, Kevatto, jener Mönch zu den Göttern der Dreiunddreißig
herangekommen und hat also gefragt: <Wo können wohl, ihr Brüder, diese vier
Hauptstoffe ohne Überrest untergehn, und zwar Erde, Wasser, Feuer, Luft?>
Also gefragt, Kevatto, haben die Götter der Dreiunddreißig jenem Mönche dann
geantwortet: <Auch wir, o Mönch, wissen nicht, wo diese vier Hauptstoffe
ohne Überrest untergehn können, und zwar Erde, Wasser, Feuer, Luft; aber Sakko,
wie er heißt, der Götterkönig, o Mönch, der ist uns überlegen, ist erlauchter
als wir: er mag es wissen, wo diese vier Hauptstoffe ohne Überrest untergehn
können, und zwar Erde, Wasser, Feuer, Luft.>
So ist denn, Kevatto, jener Mönch zu Sakko dem Götterkönig herangekommen und
hat also gefragt: <Wo können wohl, o Bruder, diese vier Hauptstoffe ohne
Überrest untergehn, und zwar Erde, Wasser, Feuer, Luft?> Also gefragt,
Kevatto, hat Sakko der Götterkönig jenem Mönche dann geantwortet: <Auch ich,
o Mönch, weiß nicht, wo diese vier Hauptstoffe ohne Überrest untergehn können,
und zwar Erde, Wasser, Feuer, Luft; aber die Schattengötter, wie sie heißen, o
Mönch, die sind uns überlegen, sind erlauchter als wir: sie mögen es wissen, wo
diese vier Hauptstoffe ohne Überrest untergehn können, und zwar Erde, Wasser,
Feuer, Luft.>
So ist denn, Kevatto, jener Mönch zu den Schattengöttern herangekommen und
hat also gefragt: <Wo können wohl, ihr Brüder, diese vier Hauptstoffe ohne
Überrest untergehn, und zwar Erde, Wasser, Feuer, Luft?> Also gefragt,
Kevatto, haben die Schattengötter jenem Mönche dann geantwortet: <Auch wir,
o Mönch, wissen nicht, wo diese vier Hauptstoffe ohne Überrest untergehn
können, und zwar Erde, Wasser, Feuer, Luft; aber Schattenhold, wie er heißt,
der Göttersohn, o Mönch, der ist uns überlegen, ist erlauchter als wir: er mag
es wissen, wo diese vier Hauptstoffe ohne Überrest untergehn können, und zwar
Erde, Wasser, Feuer, Luft.>
So ist denn, Kevatto, jener Mönch zu Schattenhold dem Göttersohne
herangekommen und hat also gefragt: <Wo können wohl, o Bruder, diese vier Hauptstoffe
ohne Überrest untergehn, und zwar Erde, Wasser, Feuer, Luft?> Also gefragt,
Kevatto, hat Schattenhold der Göttersohn jenem Mönche dann geantwortet:
<Auch ich, o Mönch, weiß nicht, wo diese vier Hauptstoffe ohne Überrest
untergehn können, und zwar Erde, Wasser, Feuer, Luft; aber die Selig geheißenen
Götter, o Mönch, die sind uns überlegen, sind erlauchter als wir: sie mögen es
wissen, wo diese vier Hauptstoffe ohne Überrest untergehn können, und zwar
Erde, Wasser, Feuer, Luft.>
So ist denn, Kevatto, jener Mönch zu den Seligen Göttern herangekommen und
hat also gefragt: <Wo können wohl, ihr Brüder, diese vier Hauptstoffe ohne
Überrest untergehn, und zwar Erde, Wasser, Feuer, Luft?> Also gefragt,
Kevatto, haben die Seligen Götter jenem Mönche dann geantwortet: <Auch wir,
o Mönch, wissen nicht, wo diese vier Hauptstoffe ohne Überrest untergehn
können, und zwar Erde, Wasser, Feuer, Luft; aber Glückselig, wie er heißt, der
Göttersohn, o Mönch, der ist uns überlegen, ist erlauchter als wir: er mag es
wissen, wo diese vier Hauptstoffe ohne Überrest untergehn können, und zwar
Erde, Wasser, Feuer, Luft.>
So ist denn, Kevatto, jener Mönch zu Glückselig dem Göttersohne
herangekommen und hat also gefragt: <Wo können wohl, o Bruder, diese vier
Hauptstoffe ohne Überrest untergehn, und zwar Erde, Wasser, Feuer, Luft?>
Also gefragt, Kevatto, hat Glückselig der Göttersohn jenem Mönche dann
geantwortet: <Auch ich, o Mönch, weiß nicht, wo diese vier Hauptstoffe ohne
Überrest untergehn können, und zwar Erde, Wasser, Feuer, Luft; aber
Unbeschränkte Freude geheißene Götter, o Mönch, die sind uns überlegen, sind
erlauchter als wir: sie mögen es wissen, wo diese vier Hauptstoffe ohne
Überrest untergehn können, und zwar Erde, Wasser, Feuer, Luft.>
So ist denn, Kevatto, jener Mönch zu den Göttern unbeschränkter Freude
herangekommen und hat also gefragt: <Wo können wohl, ihr Brüder, diese vier
Hauptstoffe ohne Überrest untergehn, und zwar Erde, Wasser, Feuer, Luft?>
Also gefragt, Kevatto, haben die Götter unbeschränkter Freude jenem Mönche dann
geantwortet: <Auch wir, o Mönch, wissen nicht, wo diese vier Hauptstoffe
ohne Überrest untergehn können, und zwar Erde, Wasser, Feuer, Luft; aber
Unbeschränkter Freudenhort, wie er heißt, der Göttersohn, o Mönch, der ist uns
überlegen, ist erlauchter als wir: er mag es wissen, wo diese vier Hauptstoffe
ohne Überrest untergehn können, und zwar Erde, Wasser, Feuer, Luft.>
So ist denn, Kevatto, jener Mönch zu Unbeschränktem Freudenhort dem
Göttersohne herangekommen und hat also gefragt: <Wo können wohl, o Bruder,
diese vier Hauptstoffe ohne Überrest untergehn, und zwar Erde, Wasser, Feuer,
Luft?> Also gefragt, Kevatto, hat Unbeschränkter Freudenhort der Göttersohn
jenem Mönche dann geantwortet: <Auch ich, o Mönch, weiß nicht, wo diese vier
Hauptstoffe ohne Überrest untergehn können, und zwar Erde, Wasser, Feuer, Luft;
aber Jenseits unbeschränkter Freude selbstgewaltig geheißene Götter, o Mönch,
die sind uns überlegen, und erlauchter als wir: sie mögen es wissen, wo diese
vier Hauptstoffe ohne Überrest untergehn können, und zwar Erde, Wasser, Feuer,
Luft.>
So ist denn, Kevatto, jener Mönch zu den jenseit unbeschränkter Freude
selbstgewaltigen Göttern herangekommen und hat also gefragt: <Wo können
wohl, ihr Brüder, diese vier Hauptstoffe ohne Überrest untergehn, und zwar
Erde, Wasser, Feuer, Luft?> Also gefragt, Kevatto, haben die jenseits
unbeschränkter Freude selbstgewaltigen Götter jenem Mönche dann geantwortet:
<Auch wir, o Mönch, wissen nicht, wo diese vier Hauptstoffe ohne Überrest
untergehn können, und zwar Erde, Wasser, Feuer, Luft; aber Selbstgewaltig, wie
er heißt, der Göttersohn, o Mönch, der ist uns überlegen, ist erlauchter als
wir: er mag es wissen, wo diese vier Hauptstoffe ohne Überrest untergehn
können, und zwar Erde, Wasser, Feuer, Luft.>
So ist denn, Kevatto, jener Mönch zu Selbstgewaltig dem Göttersohne
herangekommen und hat also gefragt: <Wo können wohl, o Bruder, diese vier
Hauptstoffe ohne Überrest untergehn, und zwar Erde, Wasser, Feuer, Luft?>
Also gefragt, Kevatto, hat Selbstgewaltig der Göttersohn jenem Mönche dann
geantwortet: <Auch ich, o Mönch, weiß nicht, wo diese vier Hauptstoffe ohne
Überrest untergehn können, und zwar Erde, Wasser, Feuer, Luft; aber die
Brahmatrabanten geheißenen Götter, o Mönch, sind uns überlegen, sind erlauchter
als wir: sie mögen es wissen, wo diese vier Hauptstoffe ohne Überrest untergehn
können, und zwar Erde, Wasser, Feuer, Luft.> Da ist denn, Kevatto, jener
Mönch in eine derartige Einigung eingegangen, daß ihm innig im Herzen die zu Brahmá
leitende Fährte offenbar wurde.
So ist denn, Kevatto, jener Mönch zu den göttlichen Brahmatrabanten
herangekommen und hat also gefragt: <Wo können wohl, ihr Brüder, diese vier
Hauptstoffe ohne Überrest untergehn, und zwar Erde, Wasser, Feuer, Luft?>
Also gefragt, Kevatto, haben die göttlichen Brahmatrabanten jenem Mönche dann
geantwortet: <Auch wir, o Mönch, wissen nicht, wo diese vier Hauptstoffe
ohne Überrest untergehn können, und zwar Erde, Wasser, Feuer, Luft; aber
Brahmá, o Mönch, der große Brahmá, der Übermächtige, der Unübermächtigte, der
Allsehende, der Selbstgewaltige, der Herr, der Schöpfer, der Erschaffer, der
Höchste, der Erzeuger, der Erhalter, der Vater von allem was da war und sein
wird, der ist uns überlegen, ist erlauchter als wir: er mag es wissen, wo diese
vier Hauptstoffe ohne Überrest untergehn können, und zwar Erde, Wasser, Feuer,
Luft.> - <Wo aber, ihr Brüder, ist er jetzt, jener große Brahma?> -
<Auch wir, o Mönch, wissen nicht, wo Brahmá, oder wie Brahmá, oder wann Brahmá
da ist; freilich ja, o Mönch, sollten sich Anzeichen zeigen, es immer lichter
werden, ein Abglanz erscheinen, dann wird Brahmá erscheinen: denn das ist das
Vorzeichen der Erscheinung Brahmás, daß es da immer lichter wird, ein Abglanz
erscheint.> Da ist denn, Kevatto, jener große Brahmá nicht eben lange
hernach erschienen.
So ist nun, Kevatto, der Mönch dort zu jenem großen Brahmá herangekommen und
hat also gefragt: <Wo können wohl, o Bruder, diese vier Hauptstoffe ohne
Überrest untergehn, und zwar Erde, Wasser, Feuer, Luft?> Also gefragt,
Kevatto, hat der große Brahmá jenem Mönche dann geantwortet: <Ich bin, o
Mönch, Brahmá, der große Brahmá, der Übermächtige, der Unübermächtigte, der
Allsehende, der Selbstgewaltige, der Herr, der Schöpfer, der Erschaffer, der
Höchste, der Erzeuger, der Erhalter, der Vater von allem was da war und sein
wird.> Wiederum aber, Kevatto, hat jener Mönch zu dem großen Brahmá dort
also gesprochen: <Nicht doch hab' ich, o Bruder, dich darum gefragt: 'Bist
du Brahmá, der große Brahmá, der Übermächtige, der Unübermächtigte, der
Allsehende, der Selbstgewaltige, der Herr, der Schöpfer, der Erschaffer, der
Höchste, der Erzeuger, der Erhalter, der Vater von allem was da war und sein
wird': sondern darum hab' ich, o Bruder, dich gefragt: wo können wohl, o
Bruder, diese vier Hauptstoffe ohne Überrest untergehn, und zwar Erde, Wasser,
Feuer, Luft?> Wiederum aber, Kevatto, hat jener große Brahmá zu dem Mönche
dort also gesprochen: <Ich bin, o Mönch, Brahmá, der große Brahmá, der
Übermächtige, der Unübermächtigte, der Allsehende, der Selbstgewaltige, der
Herr, der Schöpfer, der Erschaffer, der Höchste, der Erzeuger, der Erhalter,
der Vater von allem was da war und sein wird.> Zum drittenmal aber, Kevatto,
hat jener Mönch zu dem großen Brahmá dort also gesprochen: <Nicht doch hab'
ich, o Bruder, dich darum gefragt: 'Bist du Brahmá, der große Brahmá, der
Übermächtige, der Unübermächtigte, der Allsehende, der Selbstgewaltige, der
Herr, der Schöpfer, der Erschaffer, der Höchste, der Erzeuger, der Erhalter,
der Vater von allem was da war und sein wird': sondern darum hab' ich, o
Bruder, dich gefragt: wo können wohl, o Bruder, diese vier Hauptstoffe ohne
Überrest untergehn, und zwar Erde, Wasser, Feuer, Luft.>
Da hat denn, Kevatto, jener große Brahmá den Mönch dort am Arme genommen,
beiseite geführt und zu ihm gesagt: <Jene dort, o Mönch, die göttlichen
Brahmatrabanten vermeinen von mir: 'Es gibt nichts, was Brahmá nicht weiß, es
gibt nichts, was Brahmá nicht sieht, es gibt nichts, was Brahmá nicht kennt, es
gibt nichts, was Brahmá nicht erschaut': darum bin ich ihnen nicht offenbar
worden. Auch ich, o Mönch, weiß nicht, wo diese vier Hauptstoffe ohne Überrest
untergehn können, und zwar Erde, Wasser, Feuer, Luft. Da hast du denn, Mönch,
eben darin gefehlt, eben darin geirrt, daß du Ihn, den Erhabenen übergangen
hast und außen umherschweifen mochtest auf jene Frage die Antwort zu suchen.
Gehe, du Mönch, nur zu Ihm, dem Erhabenen zurück und stelle jene Frage: und wie
dir der Erhabene antwortet, so sollst du es bewahren.>
Da ist denn, Kevatto, jener Mönch, gleichwie etwa ein kräftiger Mann den
eingezogenen Arm ausstrecken oder den ausgestreckten Arm einziehn mag, ebenso
auch aus der Brahmawelt verschwunden und vor mir sichtbar geworden. Dann hat
mir, Kevatto, jener Mönch Gruß entboten und ist beiseite gesessen. Beiseite
sitzend hat nun, Kevatto, jener Mönch also zu mir gesprochen: <Wo können
wohl, o Herr, diese vier Hauptstoffe ohne Überrest untergehn, und zwar Erde,
Wasser, Feuer, Luft?>
Also angesprochen, Kevatto, hab' ich zu jenem Mönche gesagt: <Es war
einmal, Mönch, da haben die seefahrenden Kaufleute einen uferspähenden Vogel
mitgenommen, bevor sie zu Schiffe in See gestochen. Die haben dann, wenn vom
Schiffe aus kein Ufer mehr zu spähn war, den uferspähenden Vogel auffliegen
lassen. Der flog nun gen Osten, gen Süden, gen Westen, gen Norden, hoch flog er
empor und kreiste umher. Wenn er weit in der Ferne Land erblickt hatte, so
entflog er baldig dorthin; wenn er aber nirgendwo Land entdecken konnte, so
kehrte er zu eben diesem Schiffe zurück. Ebenso auch bist du, Mönch, nachdem du
bis in die Brahmawelt im Forschen nach einer Antwort auf jene Frage
vorgedrungen warst, nun eben wieder an meine Seite zurückgekehrt. Doch wird
eine solche Frage, Mönch, nicht also zu stellen sein: <Wo können wohl, o
Herr, diese vier Hauptstoffe ohne Überrest untergehn, und zwar Erde, Wasser,
Feuer, Luft, sondern also wird eine solche Frage, Mönch, zu stellen sein:
Da ist denn das die Antwort:
Also sprach der Erhabene. Zufrieden freute sich Kevatto der Bürgersohn über
das Wort des Erhabenen.
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