Kappo
567
DER innen voll von Unrat strotzt,
Aus Kot entstanden, kotentstammt,
Ein durch und durch verpfützter Pfuhl,
Die große Beule, das Geschwür,
568
Mit Blut und Eiter angefüllt,
In Dreck empfangen, aufgesäugt,
Vor Feuchte triefend, unser Leib:
Er träufelt immer faulen Saft.
569
Mit sechzig Sehnen fest gefügt,
Mit Muskelmasse dicht bedeckt,
Mit Haut bezogen, Haut gesäumt,
Ist faul und nutzlos dieser Leib.
570
Aus Knochen ist er aufgebaut,
Mit Flechsen, Bändern unterknüpft:
Und weil nun das zusammenhält
Bewahrt er seine Haltung hier.
571
Dem Sterben stetig zugewandt,
Dem Herrn des Todes untertan,
Kann doch der Mensch in dieser Welt
Die Macht zermalmen, ledig gehn.
572
In Irrnis ist der Leib getaucht,
Umwunden vierfach, seilverstrickt:
Im Strudel sinkt er eilig ein,
Vernestelt in der Sehnsucht Netz.
573
Gehemmt von Gier und Haß, bequem,
Mißmutig, zweifelnd, ungeklärt,
Beklommen tief in Lebenslust,
Von Wahneshüllen dicht umhüllt,
574
Geht hin der Körper seinen Gang,
Getrieben von der Taten Kraft,
Kreist auf und ab in Wohl und Weh
Im Jammer dieser Wandelwelt.
575
Wer diesen Leib da lieben mag,
Ein blinder Tor, ein Erdensohn,
Der schichtet Leichen scheußlich an,
Geboren neu, gestorben neu.
576
Wer diesen Leib da lassen mag,
Gleichwie man Würmer läßt im Kot,
Des Lebens Wurzel speit er aus,
Er wird erlöschen wahnversiegt.
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