Index | Wörter: alphabetisch - Frequenz - rückläufig - Länge - Statistik | Hilfe | IntraText-Bibliothek

Theragáthá

IntraText CT - Text

  • Zwanziger-Bruchstück
      • Telakáni
zurück - vor

Hier klicken um die Links zu den Konkordanzen auszublenden

Telakáni

747
ALS BüBer büßt' ich lange Zeit,
Um Wahrheit warb ich, suchte sie;
Doch Geistesfrieden fand ich nicht,
So viel ich Priester auch befragt:
 

748
"Wer ist entronnen aus der Welt,
Wer steht am ewigen Ufer still?
Wem soll ich folgen, Jünger sein,
Da jeder höchstes Heil verheißt?"

 

749
Mein Herz hing sich an Angeln an
Gleichwie der Fisch den Köder faßt,
Gefesselt lag ich wie der Feind,
Den Sakko einst in Bande schlug.
 

750
Die Fessel fühlt' ich, zog daran,
Doch löst' ich jammernd sie nicht auf:
"O wer befreit mich in der Welt
Und weist Erweckung, zeigt das Ziel

751
"Wo ist ein Priester, ein Asket,
Der da Vergänglichkeit erkennt?
Wer lehrt mir Lehre, die mich löst
Von Alter los und Sterbestand?"

* 752
Voll Zweifelsucht und Zwittersinn,
Vereinigt rauh in roher Kraft,
Im Zorne tüchtig und im Zank,
Im Fluche furchtbar, wutentflammt,
 

753
Ein Spott und Spiel der Lebenslust
Durch siebzehn Jahre jämmerlich:
Sieh' doch den eingebornen Wahn,
Gar üppig kann er bersten aus!
 

754
Des eiteln Wissens Übermut
Macht scharf das Denken, scharf das Wort:
Getroffen zagt' ich zitterhaft,
Dem Blatte gleich im Wirbelwind.
 

755
Wenn Sehnsucht mir im Busen schwoll,
So fühlt' ich wachsen sie geschwind:
Wo sechs den Leib als Sinne leihn
Regt sich Erinnern immer neu.
 

756
Den Künstler hab' ich nicht gekannt,
Der aus den Stachel konnte ziehn,
Der ohne scharfes Messerzeug
Den Zweifel mochte lösen mir.
 

757
Wer kann wohl ohne Messerschnitt
Und ohne Marter, ohne Pein
Den Stachel, der verborgen sticht,
Mir heil entbresten aus der Brust?
 

758
Doch Einer ist der Wahrheit Herr,
Erretter aus der Gifte Not!
Er wird mir reichen in den Pfuhl
Vom Pfeilerrande seine Hand.
 

759
In ekeln Sumpf bin ich versenkt,
Wohin man Schutt und Moder schickt;
Und Glitzerbrodem, Glitzerbrunst
Und schwüler Glast schwillt oben auf.
 

760
Der Stolz ist wilder Wettersturm,
Der Dünkel düstrer Wolkendunst;
Das Spülicht sprudelt Wahnwitz aus,
Die Sudelgier der Sinnlichkeit.
 

761
Die Fluten fließen überall,
Aufschießend steht das Unkraut da:
Die Schleusen, wer kann schließen die,
Das Wuchern, wer entwurzelt es?
 

762
'Ein Damm, o Bruder, sei gedämmt,
Im Flutgepralle Wall und Wehr,
Auf daß dich nicht der Unterstrom
Vom Strande reiße wie den Baum.'
 

763
Da faßte mich Entsetzen an,
Zum andern Ufer wollt' ich hin:
Und rettend mit der Reinen Schar,
Mit weisen Waffen wohl versehn,
 

764
Erschien der Meister, schaffte Rat,
Erschuf den Stapel, festgefügt,
Und nahm mich auf in meiner Not
Und sagte sanft: "Sei unbesorgt!"
 

765
Von Pfeiler stieg zu Pfeiler ich
Zur Warte hoher Einsicht auf
Und übersah nun meinen Wahn,
Den Wahn der Welt: die Eigensucht.
 

766
Und als ich sah der Woge Weg,
Das Schifferblickte, reiserecht,
Das keine Selbstsucht bergen darf,
Erfand ich beste Überfuhr.
 

767
Der Dorn wächst innen, tief im
Von Daseinsadern angeschwellt:
Um die zu darren endlich aus
Das beste Mittel zeigt' Er uns.
 

768
Was lange Jahre, lange Zeit
Als Dickicht mir im Busen wuchs,
Der wache Herr, er hat's zerwirkt,
Der Retter aus der Gifte Not.
 




zurück - vor

Index | Wörter: alphabetisch - Frequenz - rückläufig - Länge - Statistik | Hilfe | IntraText-Bibliothek

Best viewed with any browser at 800x600 or 768x1024 on Tablet PC
IntraText® (V89) - Some rights reserved by EuloTech SRL - 1996-2007. Content in this page is licensed under a Creative Commons License