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Theragáthá

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  • Zwanziger-Bruchstück
      • Ratthpálo
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Ratthpálo

769
SCHAU' wie der Balg ist aufgeputzt,
Der ganz aus Wunden doch besteht,
Der siech ist, voll von Willensdrang,
Der dauerlos erstirbt, verstiebt.
 

770
Schau' wie der Leib ist aufgeputzt,
Rubinbehangen, goldgeschmückt,
Das hautverbrämte Beingerüst,
Im Glanze seiner Kleiderpracht !
 

771
Das rotbelackte Füßlein da,
Der Lippe Purpur, Lippe Duft:
Verblendet blinzelt schon der Tor,
Doch keiner, der die Küste sucht.
 

772
Das achtgeteilte Haargezöpf,
Die schwanken Wimpern, schwarz gefärbt:
Verblendet blinzelt schon der Tor,
Doch keiner, der die Küste sucht.
 

773
Gleichwie man Wände neu bemalt
Betünchen sie den faulen Leib:
Verblendet blinzelt schon der Tor,
Doch keiner, der die Küste sucht.
 

774
Die Schlinge warf ein Wildrer aus,
Das Wild verbarg sich, floh den Bast,
Genoß das Futter, fing sich nicht
Und ließ den Wildrer lauern nur.
 

775
Verloren war des Wildrers List,
Das Wild verbarg sich, floh den Bast,
Genoß das Futter, fing sich nicht
Und ließ den Jäger jammern nur.
 

776
Ich sehe Menschen mächtig sein, gewaltig,
Und reich und törig keine Gabe geben:
Begierig häufen an sie Gut an Güter
Und haschen lüstern nach erneuten Lüsten.
 

777
Und hätt' ersiegt ein König sich die Erde
Und herrscht' er weithin, bis zum Meere herrlich:
Des Meeres Grenze grämt' ihn ungesättigt,
Nach neuen Siegen sehnt' er sich hinüber.
 

778
Der König und gar viele gehn entgegen
Mit ungestilltem Durste düsterm Tode,
Vergeblich abgenutzt stirbt nur der Leib hin
Denn keiner in der Welt wird satt an Süchten.
 

779
Verwandte weinen, raufen sich die Locken
Und rufen "Wehe, weh' uns, daß wir leben!"
In weißes Linnen wickeln sie den Leichnam
Und schichten Scheite, schüren an die Lohe.
 

780
Nun röstet er am Roste, rauh gerüttelt,
Ein einzig Tüchlein deckt ihn, das ist alles:
Der Abgelebte findet keine Zuflucht,
Geliebte, Freunde nicht und nicht Genossen.
 

781
Die Erben reißen sich um seinen Reichtum
Sein Wesen aber wandelt nach den Werken
Am Hingeschiednen haftet keine Habe,
Nicht Weib und Kind, nicht Geld und Gut und Lande.

782
Um Geld erkauft sich keiner langes Leben,
Und Schätze schützen elend vor dem Alter:
"Gar kurz ist", künden Denker, "unser Dasein,
Und unbeständig, unstet, ohne Dauer."
 

783
An Reiche rührt, an Arme rührt Berührung,
Und wie der Tor, berührt wird auch der Weise:
Doch Toren reißt Berührung rasend nieder,
An Weise rührend kann sie nimmer regen.
 

784
So gilt wohl mehr als Geld und Güter Weisheit,
Da sie Vollendung selig uns entbietet:
Unselig stehn ja Wirre starr gebunden
An Sein und Wiedersein und wirken Böses.
 

785
Man keimt in Schoßen, keimt in andern Welten
Und kehrt im Wandelkreise hin und wieder,
Ergibt sich gern dem Wahne der Gewohnheit:
Und keimt in Schoßen, keimt in andern Welten.
 

786
Gleichwie der Räuber, den die Falle festhält,
Durch eigne Tat sich richtet, der Verruchte,
So wird in andern Welten der Verwesne
Durch eigne Tat gerichtet, der Verruchte.
 

787
Wie launisch locken uns Begierden gaukelnd hin,
Das Herz zerhämmernd, heftig, ungeheuer!
Erkannt hab' ich den Kummer der Begehrung,
Bin darum Büßer nun, o König, Bettler.
 

788
Der Mensch fällt, wie die Frucht vom Baume fällt herab,
Noch unreif, oder reif, in raschem Sturze;
So bin ich denn, o König, gern ein Bettler:
Gewisse Pilgerschaft, sie dünkt mich besser.

* 789
Aus Zutraun zog ich fort von Haus
Zum Sieger hin, in seine Zucht:
Mein Wanderziel ist offenbar,
Entsündigt nehm' ich Nahrung ein.
 

790
"Begierde brennt wie Feuerbrand,
Wie Messerschneide schneidet Gold;
Im Schoße brütet wehe Brut,
In Höllenwelten Höllenangst":

791
Da also ich das Elend sah
Ergriff ein tiefer Schauder mich:
Erschüttert ward ich durch und durch,
Der Wahn erlosch, ich war erlöst.
 

792
Gedient hab' ich dem Meisterherrn,
Gewirkt hab' ich des Wachen Werk:
Die schwere Last ist abgelegt,
Die Daseinsader ausgedarrt.
 

793
Warum ich aus dem Hause fort
Als Bettler hingezogen bin:
Ergründet hab' ich ihn, den Grund,
Denn alle Bande sind zersprengt.
 




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