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Theragáthá

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  • Zwanziger-Bruchstück
      • Angulimálo
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Angulimálo

ANGULIMÁLO:

866
Du wandelst, Bruder, wähnst dich aber stetig,
Und mich, der stetig ist, mich wähnst du wandelnd;
Ich frage dich, o Bruder, gib mir Kunde:
Wie bist du stetig denn, wie bin ich unstet?
 
DER HERR:

867
Beständig immerdar, Angulimálo,
Bin ich, der keinem Wesen Leides antut:
Doch du hast wild gewütet gegen Wesen:
So bin ich stetig denn, so bist du unstet.
 
ANGULIMÁLO

868
Schon lang ist's her, als einst der hohe Meister,
Der Mönch erschienen mir in Waldes Mitte
Da rief ich aus: "Entsagen tausend Sünden
Will ich um eines Wortes deiner Wahrheit!"

869
Ein Räuber war ich, ja, war Mord und Marter,
War grausam, gräßlich wie die Höllengründe:
Zu Füßen lag der Räuber dem Willkommnen,
Den Auferwachten fleht' er an um Weihe.
 

870
Und Er, der auferwacht ist, mild und heilig,
Der Herr der Welt mit allen ihren Göttern,
"So komm', o Jünger!", sprach zu mir der Meister,
Nahm also auf mich in den Jüngerorden.

871
Wer früher törig sorglos war,
Doch endlich seine Schuld erkennt,
Der leuchtet durch die finstre Welt
Gleichwie der Mond aus Wolkennacht.
 

872
Wer einst begangne böse Tat
In wahrer Buße tief bereut,
Der leuchtet durch die finstre Welt
Gleichwie der Mond aus Wolkennacht.
 

873
Wer noch in holder Jugend Kraft
Als Jünger hier dem Sieger folgt,
Der leuchtet durch die finstre Welt
Gleichwie der Mond aus Wolkennacht.
 

874
Die Lüfte sollen lauschen meinem Sange
Und lieblich wehen um den Auferwachten,
Die Lüfte sollen grüßen mir die Menschen,
Die Großen, die sich nach der Wahrheit sehnen.
 

875
Den Lüften tu' mein Lied ich kund,
Das Lob der Liebe, der Geduld:
O wehet nieder, neigt euch her
Und tragt die Wahrheit weiter dann!
 

876
O sei mir jeder wohlgesinnt
Und allem andern was er sieht:
Den höchsten Frieden findet froh
Wer schützt was atmet, schützt was lebt.
 

877
Kanäle schlichten Bauern durch das Feld,
Die Bogner schlichten spitze Pfeile zu,
Die Zimmrer schlichten schlanke Balken ab,
Sich selber, wahrlich, machen Weise schlicht.
 

878
Geschlichtet wird gar mancher Streit
Mit Stock und Stachel, Peitsche, Strick:
Doch ohne Stock, doch ohne Stahl
Hat mich der Meister schlicht gemacht.
 

879
Einst hat man Friedrich mich genannt,
Und Friedensmörder war ich nur:
Den echten Namen führ' ich heut,
Genesen froh als Friedenswalt.
 

880
Berüchtigt war das Räuberhaupt,
Angulimálo war der Mord:
Da brach der Strom die Bresche durch
Und trieb mich hin zum wachen Herrn!
 

881
Mit Blut befleckt' ich meine Hand,
Angulimálo war der Mord:
Gerettet sieh' mich rasten hier,
Die Daseinsader ist verdarrt.
 

882
Der solche Taten ich getan,
Von Unheil schwer, von Unheil schwül,
Genieße reichlich reifen Lohn,
Entsündigt nehm' ich Nahrung ein.
 

883
Dem leichten Sinn ergeben sich
Erlahmte Männer, ohne Mut;
Den Ernst bewahrt der weise Mann
Als köstlich besten Schatzeshort.
 

884
Ergebt euch nicht dem leichten Sinn,
O folget nicht der Liebeslust!
Der ernst in sich gekehrte Mönch
Ist höchstem Heile selig nah.
 

885
Gefunden hab' ich's, nicht verfehlt,
Kein übel Ding bedünkt es mich,
Von allem was die Welt gewährt
Hab' ich das Beste auserwählt.
 

886
Gefunden hab' ich's, nicht verfehlt.
Kein übel Ding bedünkt es mich,
Drei Wissenschaften kenn' ich gut,
Erfüllt ist was der Meister will.
 

887
Im dunkeln Wald, in heller Au,
In Bergesgrüften, tief im Fels,
Da weilt' ich oft, da weilt' ich gern,
Da ging das Herz mir innig auf.
 

888
Im Glücke ruh' ich, steh' im Glück,
Im Glücke läuft mein Leben ab,
Die Todesfessel faßt mich nicht
Welch Mitleid hat der Meisterherr!
 

889
Bráhmanenknabe war ich einst,
Der echten Eltern echter Sproß:
Der Sohn des Seligen bin ich heut,
Der Wahrheit Erbe, Wahrheit Kind.
 

890
Vom Dürsten heil, vom Hangen heil,
Die Sinne sinnig, wohl gewahrt,
Hab' aus das Übel ich gespien
Mit seiner Wurzel, wahnversiegt.
 

891
Gedient hab' ich dem Meisterherrn,
Gewirkt hab' ich des Wachen Werk:
Die schwere Last ist abgelegt,
Die Daseinsader ausgedarrt.
 




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