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Theragáthá

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  • Zwanziger-Bruchstück
      • Anuruddho
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Anuruddho

892
VERLASSEN hab' ich Haus und Hof
Und Eltern, Brüder, Schwestern hold,
Verlassen laue Liebeslust,
Und übe Schauung, selbstvertieft.
 

893
Bereit war Tanz, bereit Gesang,
Und Zimbelklang erweckte mich:
Da fand ich keine Lauterkeit,
Das Todesreich war mein Bereich.
 

894
Jetzt ist es überwunden, ja,
Und mein Bereich des Wachen Reich,
Entronnen bin ich allem Wahn
Und übe Schauung, selbstvertieft.
 

895
Gestalten, Töne, Duft, Geschmack
Und Tastung, alles was ergetzt
Hab' überwältigt ich gewandt
Und übe Schauung, selbstvertieft.
 

896
Vom Bettelmahle kehrt der Mönch,
Er geht allein, er geht für sich,
Er liest sich Fetzen auf am Weg
Als Kuttengut, erlöst von Gier.
 

897
Er sichtet sie, er stückt und steppt,
Er wäscht sie, färbt sie, trägt sie dann
Als Fetzenkutte, wohl bedacht,
Von Gier erlöst, von Wahn erlöst.

898
"Wer vieles will und viel begehrt,
Der Welt sich widmet, eitel ist,
Der eignet arge Art sich an,
Sinkt ein in Unrat, ein in Kot.

899
"Doch wer geklärt ist, wenig will,
Gar bald zufrieden, unverstört,
Allein beseligt, säldenreich,
Beständig standhaft, rüstig ernst,
 

900
"Der eignet edle Art sich an,
Erwachung wirkt er eilig aus,
Ist wahnversiegt, ist wahnerlöst":
So sprach der Meister, sprach der Herr.

* 901
Und meinen Sinn ersah der Herr,
Der höchste Meister überall,
Im Geiste kam er körperhaft,
Magiegewaltig, her zu mir.
 

902
Und nah und näher neigt' ich mich,
Und mehr und mehr erschloß er mir:
Der Wache, der die Einfalt will,
Erschloß die Einfalt meinem Sinn.
 

903
Und seine Kunde ging mir auf,
Und seine Art ersah ich froh;
Drei Wissenschaften schuf ich mir,
Des Wachen Botschaft war erfüllt.
 

904
Durch fünfundfünfzig Jahre jetzt
Genoß ich Ruhe sitzend nur,
Und fünfundzwanzig merkt' ich mir
Seit Müdigkeit bezwungen ist.
 

905
Kein Atem zog mehr ein und aus:
Vollendet, innig still gestaut,
Unregbar, friedsam eingekehrt,
Erlosch der Seher wahnversiegt.
 

906
Der ungebrochen, ungebeugt
Die Todesqual erduldet hat:
Gleichwie die Lampe sanft erlischt,
Hat sanft sein Geist sich aufgelöst.
 

907
Die letzten Spuren spürt er noch,
Und Sinn um Sinn verzieht sich nun,
Und nichts erneut sich, nimmermehr:
Der auferwacht ist ist erlöst.
 

908
Und nimmer gibt es Wiederkehr,
Kein Gott umgarnt, kein Himmel hemmt,
Der Lebensbronnen ist verbraucht,
Und nimmer gibt es Wiedersein.
 

909
Wer queck wie Blitzes Blick das Weltall tausendfach
Vor Augen hat - ist Brahma'n ähnlich;
Doch wer magiegewaltig wach die Götterpracht
Entstehen und sterben sieht - ist heilig.
 

910
Als Speisenträger trabt' ich einst,
Las Überbleibsel spärlich auf:
Erschöpft erschien ein Büßer da,
Dem hehren bot ich Nahrung an.
 

911
Als Sakkersprößling sproßt ich dann,
War Anuruddho, hoch gerühmt,
Bestellt war Tanz, bestellt Gesang,
Und Zimbelklang erweckte mich.
 

912
Da sah ich den erwachten Herrn,
Den Meister, der kein Fürchten kennt,
Und Ihm ergab ich ganz mein Sinn:
Als Pilger zog ich bettelnd fort.
 

913
Vergangnes Wesen kenn' ich nun,
Und was ich war und wo ich war,
Der Götter König war ich einst,
Der Dreiunddreißig Götter Fürst.
 

914
Ein Kaiser war ich siebenmal,
Ein Erdenkönig, Menschenfürst,
Ein Sieger bis zur Mark der See,
Ein Herrscher über Hinduland:
Und ohne Stock und ohne Stahl,
Verständig hab' ich recht regiert.
 

915
Und sieben dann und sieben dann,
Und vierzehn Leben liefen ab:
Da war ich wieder anderswo,
In Götterkreisen kreist' ich auf.
 

916
In erster Schauung selbstvertieft,
In unbeschwerter Innigkeit,
In hehres Schweigen eingehüllt
Ging himmlisch auf das Auge mir.
 

917
Das Leben kenn' ich, kenn' den Tod,
Der Wesen Kommen, Wesen Gehn,
So dieses Sein wie jenes Sein,
In erster Schauung selbstvertieft.
 

918
Gedient hab' ich dem Meisterherrn,
Gewirkt hab' ich des Wachen Werk:
Die schwere Last ist abgelegt,
Die Daseinsader ausgedarrt.
 

919
Bei Riedenstädt im Vajjireich,
Da will ich warten meiner Zeit,
Verborgen wo der Bambus blüht
Im Busch erlöschen, wahnversiegt.
 




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