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Theragáthá

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  • Zwanziger-Bruchstück
      • Párápariyo (III)
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Párápariyo (III)

920
IM weiten Walde, blütenhell,
Da saß ein Jünger, sann für sich;
Allein verloren, abgelöst,
Ging schauend ein Gesicht ihm auf:
 

921
Wie anders hielt sich, als der Herr,
Der höchste Meister aller Welt,
Am Leben war, die Jüngerschaft:
Wie anders hält sie heute sich!
 

922
Vor Kälte Schutz, vor Winden Schutz,
Ein Mantel für die Körperscham,
Ein Mahl der Notdurft war genug:
Zufrieden war man überall.
 

923
Und schlechte Kost und gute Kost,
Ob viel es nun, ob wenig nur:
Zur Fristung einzig aßen sie,
Unleckerhaft und unverlockt.
 

924
Was rüstig man zum Leben braucht,
Und was man braucht in kranker Brest,
Darauf war keiner baß erpicht,
Der Wahnerlöschung nahe bei.
 

925
In Wald und Forst, in Hain und Hag,
In Bergeshöhle, Felsengruft
Erkürten kühn sie Einsamkeit,
Ergeben ihrer Gunst allein.
 

926
In Demut licht, in Demut leicht,
In Demut wandelnd mild bedacht,
Beschwichtigt, ohne Worteschwall:
So hingen sie dem Heile nach.
 

927
Wohl aufgeklärt, wohl abgeklärt
War all ihr Dichten, all ihr Tun,
Dem ausgepreßten Öle gleich
Lief ab ihr Leben glatt und glau.
 

928
Die alles Wähnen ausgewähnt,
In tiefer Schauung tiefbeglückt:
Erloschen sind sie, sind entlebt,
Gar selten sieht man solche noch.
 

929
Weil nun was echt ist untergeht,
Weil nun die Weisheit nicht mehr wirkt,
Versinkt ein allerhöchster Hort,
Der Siegerorden sinkt hinab!
 

930
Und üble Zeiten ziehen auf,
Begierde zwängt, Begierde zwingt,
Befehlen will Zerfahrenheit,
Und Aftertugend gilt als echt.
 

931
Die Gier ersteht, die Gier erstarkt,
Die Gier verstört gar manchen Mann:
Ein Spielball ist er, ihr zum Spott,
Sie neckt ihn, narrt ihn koboldgleich.
 

932
Begierde herrscht, Begierde heischt,
Sie treibt ihn hin, sie treibt ihn her:
Er ist gewarnt - sie faßt ihn doch,
Die Falle, die von selber fängt.
 

933
Verworfen wird das wahre Wort
Und eigne Willkür eingesetzt,
Und rohe Lehren locken an,
"Das ist das Rechte!" ruft man laut.
 

934
Wer einst verleugnet Weib und Kind
Und Haus und Hof verlassen hat:
Ein Löffel Reis bewegt ihn jetzt,
Macht ihn bereit zu bösem Werk!
 

935
Man ißt soviel man essen will,
Man rekelt sich am Rücken hin,
Man läßt Gespräche munter zu,
Gespräche, die der Meister mied.
 

936
Und jedes Handwerk, jede Kunst
Betreibt mit Eifer man und Ernst:
Unheilig in der eignen Haut
Wird allgemeines Wohl gewählt.
 

937
Und Lehm und Erde, Kalk und Öl
Und Wassertrunk und Speiserest:
Die Mönche bieten's an dem Volk,
Erhoffen reiche Gegengift:
 

938
Als Bürsten für das Zahngebiß,
Als Blütenblätter zum Zerkaun,
Als Bettelsuppen, reichlich, gut,
Als süße Früchte, frisch gepflückt.
 

939
Sie sammeln Kräuter wie der Arzt,
Geschäftig sind wie Bürger sie,
Sie putzen sich wie Huren auf,
Sie herrschen uns wie Fürsten an.
 

940
Verschlagen, listig, gleisnerisch,
Verlogen, ohne Redlichkeit,
Verschaffen sie verbotnes Gut
Auf manche Art sich, unverschämt.
 

941
Sie kennen Kniffe, treiben Trug,
Und Absicht leitet jeden Tritt,
"Zur Lebensfristung!" heucheln sie
Und häufen Güter an und Geld.
 

942
Dem Volke murmeln sie was vor
Vom Meisterworte, nur zum Schein:
Sie lehren Wahrheit um Gewinn,
Doch keine Wahrheit kümmert sie.
 

943
Sie streiten sich um Ordensgut
Und sind doch Ordensfremde nur,
Von fremdem Gute leben sie,
Die Frechen kennen keine Scham.
 

944
Manch einer sondert sich vom Schwarm,
Trägt rauhe Kutte, schert sich kahl:
Doch Ehre geizt er, giert nach Ruhm,
Und Menschengunst ergetzt ihn schon.
 

945
In solcher Drangsal, solcher Not,
Da hält es heute wahrlich schwer,
Daß man erfasse was noch fehlt,
Daß man behüte was man hat.
 

946
Als ob er barfuß, ohne Schuh,
Durch Dornendickicht ginge sacht:
So soll der Weise vor sich sehn
Beim Bettelgange durch das Dorf.
 

947
Wer jener echten Jünger denkt,
Die einst gelebt, und ihrer Zucht:
Und sei die Zeit auch noch so arg,
Erfassen mag er höchstes Heil.
 

948
So sprach im Walde, selbstvertieft,
Mit heitern Sinnen, ein Asket:
Und heilig losch der Hehre hin,
Erlöst von Wahn und Wiedersein.

 




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