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Theragáthá

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  • Sechziger-Bruchstück
      • (Zu Sáriputtas Tod)
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 (Zu Sáriputtas Tod)

1158
Entsetzlich war es, grauenvoll,
Die Haare sträubten sich vor Gram,
Als da der vielbegabte Herr,
Als Sáriputto sanft erlosch.
 

1159
Vergänglich ist ja was erscheint,
Nur Werden zum Gewesensein:
Entstanden muß es untergehn,
Ist Ruhe, reicht es selig aus.
 

1160
Gar Feines hat zersplissen man,
Wie Haares Spitze pfeildurchbohrt,
So man sich selber, fünferhaft,
Als Fremden, nicht als Eigner kennt.
 

1161
Wer da der Dinge Unterschied
Als an sich, nicht als in sich kennt:
Der hat gespalten zarten Punkt,
Wie Haares Spitze pfeildurchbohrt.
 

1162
Wie scharf mit Messern angeschlitzt,
Wie hell am Scheitel angebrannt:
Verleugnend alle Lebenslust
Zieh' weiter, wohlgefaßt, ein Mönch.
 

1163
Wie scharf mit Messern angeschlitzt,
Wie hell am Scheitel angebrannt:
Verleugnend alle Daseinslust
Zieh' weiter, wohlgefaßt, ein Mönch.
 

1164
Vom Selbstbeherrscher einst gesandt,
Von Ihm, der letztes Leben lebt,
Ließ ich erzittern mit der Zeh'
Den Quadergrund am Hirschenstein.
 

1165
Man kann es lau und lässig nicht,
Man kann es nicht mit karger Kraft
Gewinnen, aller Freiheit Ziel:
Der Wahnerlöschung Seligkeit.
 

1166
Hier, dieser junge Pilger da,
Der höchstes Ziel gefunden hat,
Der trägt nun seinen letzten Leib,
Hat überwunden Todeswut.
 

1167
Die Hölle hallt von Donnerschlägen wider,
Die Bergeshäupter lodern blitzumzackt:
Im Höhlenbusen sicher sinnt ein Heiliger,
Des Meisters ohne Gleichen Sohnesbild.
 

1168
Der abgestorbne, stille Mönch,
Allein bei Tag, allein bei Nacht,
Der Erbe ist des höchsten Herrn,
Der wird von Brahma froh begrüßt.
 

1169
Den abgestorbnen, stillen Mönch,
Der abgeschieden sitzt und sinnt,
Der Erbe ist des höchsten Herrn:
Bráhmane, grüße Kassapo!
 

1170
Wer hundert Ahnen weisen kann
Im Priesterstande für und für,
Und streng, wie sie, in strammer Zucht
Die Veden sich erworben hat;
 

1171
Und sei er noch so wohl vertraut,
Ein Meister der Dreivedenschaft:
So gilt ein Gruß, geboten ihm,
Vor jenem Gruße keinen Deut.
 

1172
Ihn, der am Morgen schon empor
Acht Stufen zur Erlösung steigt
Und hin und wieder kommt und geht,
Und mittags dann als Bettler zieht:
 

1173
Komm' solchem Mönche nicht zu nah',
Bráhmane, hüte dich, bedacht!
Lass' deinen Sinn besänftigt sein
Vor diesem Helden heilig groß.
Entbiete baldig frommen Gruß,
Auf daß dein Haupt nicht berste dir.
 

1174
Die hohe Wahrheit sieht er nicht,
Ist in die Wandelwelt vergafft;
Den Seitenpfad hat er verschmäht,
Folgt nach der breiten Pfützenspur.
 

1175
Gleichwie der Wurm am Kote klebt,
Erpicht auf Unrat Unrat liebt,
So geht nun Potthilo, erpicht
Auf Menschengunst, im Eitel um.
 

1176
Nun schau' dir jenen Jünger an,
Den Sohn der Sárí, lauter, licht,
Von Gut und Böse losgelöst,
So sanft beseligt, innig, echt!
 

1177
Ihn sticht kein Stachel, zwingt kein Zwang:
Der Todzertreter, dreigeäugt,
Zu dem die Menschheit mutet auf,
Ist hehrstes Heiligtum der Welt.
 

1178
O sieh' die vielen Götter dort
Im Strahlengolde, sonnig hell,
An hundert Häupter hundertmal,
Vom Brahmagipfel kommen sie
Und feiern Moggalláno froh
Mit frommen Grüßen allzumal:
 

1179
«Heil, Edler, dir, Verehrung dir,
Verehrung als dem höchsten Mann:
Der alles Wähnen hat versiegt,
Gepriesen seist du, lieber Sohn
 

1180
Wer hochbedankt vom Herrscher ist,
Und hat den Herrscher Tod besiegt:
Wie Wasser nicht den Lotus netzt,
So netzt auch ihn kein Unterschied.
 

1181
Wer queck wie Blitzes Blick das Weltall tausendfach
Vor Augen hat - ist Brahmá'n ähnlich;
Doch wer magiegewaltig wach die Götterpracht
Entstehen und sterben sieht - ist heilig.
 

1182
So weise wie der Sárí Sohn,
So tugendhaft, so hell und tief:
Doch hat er Ewigkeit erwirkt,
Sei Ewigkeit des Jüngers Ziel.
 

1183
Millionenmal millionenmal.
Erscheine vielfach wie du willst im Nu:
In Wandelzaubern bin ich wohlgewandt,
Magiegewalten kenn' ich gut.
 

1184
Der Wissen weiß und Können kann, vollkommen heil,
Der edle Moggalláno, treu dem freien Herrn,
Hat mächtig sich gelöst, im Mute standhaft stark,
Gleichwie der Elefant verfaulten Bast zerfetzt.
 

1185
Gedient hab' ich dem Meisterherrn,
Gewirkt hab' ich des Wachen Werk:
Die schwere Last ist abgelegt,
Die Daseinsader ausgedarrt.
 

1186
Warum ich aus dem Hause fort
Als Bettler hingezogen bin:
Ergründet hab' ich ihn, den Grund,
Denn alle Bande sind zersprengt.
 

1187
Was war es für ein Höllenort,
Wo Máro Dúsí Qalen litt,
Als Frevel er an Wissenswalt
Und seinem hehren Herrn getan?
 

1188
Es blitzten hundert Lanzen blank
Und jede stach mit eignem Stich:
Das war des Ortes arge Pein,
Wo Máro Dúsí Qualen litt,
Als Frevel er an Wissenswalt
Und seinem hehren Herrn getan.
 

1189
Wer dessen sich erinnern kann,
Des Auferwachten treuer Sohn,
Den lasse, Frevler, unversucht,
Willst selber Leid nicht leiden du.
 

1190
Im Meere liegen Inseln hold,
Ein Weltenalter stehn sie stand,
Wie Edelsteine hell und rein,
Wie funkelnd Feuer, glänzend glau:
Und Nixen tanzen Tänze dort,
Und jede lacht in eignem Licht.
 

1191
Wer dessen sich erinnern kann,
Des Auferwachten treuer Sohn,
Den lasse, Frevler, unversucht,
Willst selber Leid nicht leiden du.
 

1192
Wer auf Geheiß des wachen Herrn
Im Angesicht der Jüngerschar
Den Quadergrund am Hirschenstein
Mit seiner Zeh' erzittern ließ:
 

1193
Wer dessen sich erinnern kann,
Des Auferwachten treuer Sohn,
Den lasse, Frevler, unversucht,
Willst selber Leid nicht leiden du.
 

1194
Wer Sakkos Siegesbanner-Schloß
Mit seiner Zeh' erzittern ließ,
Magiegewaltig witzbegabt
Ein Götterbeben einst gebot:
 

1195
Wer dessen sich erinnern kann,
Des Auferwachten treuer Sohn,
Den lasse, Frevler, unversucht,
Willst selber Leid nicht leiden du.
 

1196
Wer dann im Siegesbanner-Saal
Den Götterfürsten Sakko frug:
«Doch kennst du, lieber Vásu, wohl
Das Heil versiegter Lebenslust
Und dem der Gott nun Punkt für Punkt
Bescheid auf seine Frage gab:
 

1197
Wer dessen sich erinnern kann,
Des Auferwachten treuer Sohn,
Den lasse, Frevler, unversucht,
Willst selber Leid nicht leiden du.
 

1198
Wer fragend vor den Brahmá trat,
Im Saal der Seligen also sprach:
«Wähnst, Bruder, du hier immer noch
Den Wahn, den du vorher gewähnt?
Merkst nicht, daß auch der Glitterglanz
Der Brahmawelt verwesen muß

1199
Und dem nun Brahmá Punkt für Punkt,
Wie sich's gebühret, Antwort gab:
«Nein, Würdiger, ich wähne nicht
Den Wahn mehr, den ich einst gewähnt.
 

1200
«Wohl merk' ich, daß der Glitterglanz
Der Brahmawelt verwesen muß;
Wie achtlos hab' ich doch geirrt,
Zu wähnen, daß ich ewig sei
 

1201
Wer dessen sich erinnern kann,
Des Auferwachten treuer Sohn,
Den lasse, Frevler, unversucht,
Willst selber Leid nicht leiden du.
 

1202
Wer höchsten Berges Gipfelgrat
Als Heil'ger kühn erobert hielt,
Den östlichen Videher-Wald,
Der Erde tiefste Höllen fand:
 

1203
Wer dessen sich erinnern kann,
Des Auferwachten treuer Sohn,
Den lasse, Frevler, unversucht,
Willst selber Leid nicht leiden du.

1204
Hat wohl das Feuer je gedacht:
«Versengen will den Toren ich»?
Der Tor, der flacke Feuersglut
Erfassen will, versengt sich selbst.
 

1205
So willst nun, Máro, fassen du,
Willst sehren den der sicher steht,
Wirst aber sengen nur dich selbst,
Ein Tor, der Feuer fassen will.
 

1206
Verderben schürst dir, Máro, an:
Willst fassen den der sicher steht,
Und hoffest, Frevler, hoffensfroh,
Dein Frevel werde frommen dir?
 

1207
Des Frevlers Frevel schichten sich
Zu langem Leid, Verruchter, an!
Verzweifle, Tod, am wachen Herrn,
Heb' von den Jüngern dich hinweg.
 

1208
So hat im wilden Schreckenswald
Ein Mönch dem Máro einst gewehrt:
Und plötzlich war der wirre Geist
Am selben Ort verschwunden da.
 




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