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Khuddaka-Pátha

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  • VI. Die Juwelen - Ratana-Suttam
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VI. Die Juwelen - Ratana-Suttam

[Dies Suttam findet sich auch im Sutta-Nipáto II, 1]

 

1. Die Wesen (bhútátni, Wesen oder Geister), welche hier versammelt sind, die der Erde oder die im Luftraum, - diese Wesen alle mögen wohlgesinnt sein und aufmerksam der Rede lauschen.

2. So höret mich, ihr Wesen alle: Erweiset Liebe dem Geschlecht der Menschen, die euch Tag und Nacht ihr Opfer bringen; deshalb beschützet sie unermüdlich.

3. Was es auch für ein Gut hienieden oder jenseits geben mag, oder welches kostbare Juwel auch immer in den Himmeln existieren mag: Nichts ist gleich dem Tathagato. Dieses kostbare Juwel ist in Buddha. Durch diese Wahrheit möge Glück beschieden sein.

4. Da Sakyamuni, gesammelten Geistes, das völlige Verschwinden, die Leidenschaftslosigkeit, das kostbare Unsterbliche erlangt hat, so ist nichts gleich diesem Gesetz.25) Dieses kostbare Juwel ist in dem Gesetz. Durch diese Wahrheit möge Glück beschieden sein.

5. Nichts ist gleich dieser reinen Andacht (samádhi), die der beste der Buddhas (Buddhasettho) gepriesen hat und von der [weise Männer] ununterbrochen geredet haben. 28) Dieses kostbare Juwel ist in dem Gesetz. Durch diese Wahrheit möge Glück beschieden sein.

6. Die acht von den Guten gepriesenen Körperschaften, 29) das sind diese vier Paare, 30) das sind die heiligen Jünger (sáváká) des Heilbringers; 32) Spenden, die man diesen reicht, 33) tragen viel Frucht. Dieses kostbare Juwel ist in der Gemeinde. 34) Durch diese Wahrheit möge Glück beschieden sein.

7. Die, welche, von sinnlicher Begierde frei, mit starkem Geiste fest in der Lehre Gotamos stehen, 35) sind in das Todlose untergetaucht, haben es vollkommen erreicht, haben es umsonst genommen und genießen den höchsten Frieden. 36) Dieses kostbare Juwel ist in der Gemeinde. Durch diese Wahrheit möge Glück beschieden sein.

8. Einem in der Erde fest ruhenden Torpfeiler, (indakhílo) der von den vier Winden nicht erschüttert wird, vergleiche ich einen guten Menschen, der die edlen Wahrheiten durchdringend betrachtet. 38) Dieses kostbare Juwel ist in der Gemeinde. Durch diese Wahrheit möge Glück beschieden sein.

9. Jene, welche die von dem mit tiefer Weisheit Begabten wohl dargelegten edlen Wahrheiten klar verstehen, mögen sie auch noch so gering sein, 39) erlangen keine achte Existenz mehr. 40) Dieses kostbare Juwel ist in der Gemeinde. Durch diese Wahrheit möge Glück beschieden sein.

10. Von dem, der mit tiefer Einsicht (dassanam) begabt ist, werden drei Dinge42) aufgegeben: Der Ich-Glaube, 43) der Zweifel (vicikicchitam) und der Hang an äußerlichen Riten (silabbatam). Von den vier Abwegen (apáyá) ist er erlöst und ist außerstande, die sechs fluchwürdigen Verbrechen (abhithánáni) zu begehen. Dieses kostbare Juwel ist in der Gemeinde. Durch diese Wahrheit möge Glück beschieden sein.

11. Mag derselbe mit dein Leibe, mit Worten oder in Gedanken eine noch so böse Tat verüben, er ist nicht imstande, dieselbe zu verheimlichen; fest steht, dass einer, der das Ziel gesehen hat, (zu einer Verheimlichung nicht imstande ist. 48) Dieses kostbare Juwel ist in der Gemeinde. Durch diese Wahrheit möge Glück beschieden sein.

12. Wie im Waldesdickicht im ersten Monat der heißen Zeit, im Sommer, die Baumwipfel in Blüte stellen, so hat [Buddha] das zum Nirvana führende, höchste, vortreffliche Gesetz zum Heil verkündet. Dieses kostbare Juwel ist in Buddha. Durch diese Wahrheit möge Glück beschieden sein.

13. Verkündet hat das vortreffliche Gesetz der Vortreffliche, Unvergleichliche, der das Höchste kennt, das Höchste gibt, das Höchste bringt 49). Dieses kostbare Juwel ist in Buddha. Durch diese Wahrheit möge Glück beschieden sein.

14. Verzehrt hat sich das frühere Karma, neues Karma ist nicht im Entstehen begriffen. Ihr Herz verabscheut eine zukünftige Existenz, ihr Daseinskeim ist zerfallen, ihr Wunscheswille nimmt nicht zu: Die Standhaften verlöschen wie diese Lampe. 49a ) Dieses kostbare Juwel ist in der Gemeinde. Durch diese Wahrheit möge Glück beschieden sein.

15. 50)Ihr Wesen, die ihr hier versammelt seid, ihr von der Erde oder ihr im Luftraum: wir wollen uns neigen vor dem von Göttern und Menschen verehrten Tathágato, vor dem Buddha. Glück sei beschieden!

16. Ihr Wesen, die ihr hier versammelt seid, ihr von der Erde oder ihr im Luftraum: wir wollen uns neigen vor dem von Göttern und Menschen verehrten Tathágato, vor dem Gesetz. Glück sei beschieden!

17. Ihr Wesen, die ihr hier versammelt seid, ihr von der Erde oder ihr im Luftraum: wir wollen uns neigen vor dem von Göttern und Menschen verehrten Tathágato, vor der Gemeinde. Glück sei beschieden! 

 




25) Der Páli-Text lautet:

khayam virágam amatam panitam

yad ajjhagá sakyamuni samáthito

na tena dhammena sam' atthi kiñci.

Childers fasst, was mir nicht richtig zu sein scheint, den ersten Teil dieses Passus ebenso wie den Anfang des nächsten Verses als Fragesatz auf und übersetzt: ,,Did the tranquil sage of the race of Sakya attain to the knowledge of Nirvana, Nirvana sin-destroying, passionless, immortal, transcendent? There is nought like this doctrine."

Im Einzelnen ist zu bemerken: khayo ist nach dem Kommentar hier gleich rágakkhayo (völliges Verschwinden der Lust). Amatam, das Todlose, Unsterbliche, ist ein Epithet von Nirvana, "weil dort Geburt, Verfall und Tod nicht stattfinden" (Schol.).

Sakyamuni, d. i. der Weise aus dem Sakyer-Stamme, ist eine in jüngeren Schriften häufig, in den Páli-Pitakas sehr selten begegnender Ehrentitel des Buddha.



28) Der Pali-Text lautet:

yam buddhasettho parivannayi sucim,

samádhim ánantarikañ ñam áhu

samádhiná tena samo na vijjati.



29) attha puggalá. Darunter sind die Ariyapuggalá zu verstehen, d.h. alle die, welche auf einem der vier höheren Pfade wandeln. Diese zerfallen in acht Klassen, weil diese vier höheren Pfade je in Pfad (maggo) und Frucht (phalam, d.i. das Ziel des betr. Pfades) gegliedert werden.



30) cattári yugáni, d.h. die vier Klassen der auf den höheren Pfaden wandelnden Jünger.



32) Sugato. Ein Ehrentitel Buddhas. Wörtl. der gut Gekommene, der Willkommene, der Gesegnete.



33) Wörtl.: In diesen sind gegebene Dinge grosse Frucht habend (etesu dinnáni mahapphaláni).



34) sanghe. Hier ist unter sangho wieder nicht die Mönchsgemeinde, sondern die Ariyapuggalá zu verstehen. Ebenso in den folgenden Versen.



35) ye suppayuttá manasá dalhena nikkámino gotamasá sanamhi.



36) te pattipattá amatam vigayha laddhá mudhá nibbutim bhuñjamáná



38) yo ariyasaccáni avecca passati. Die Bedeutung von avecca (Gerund. von i + ava) ist nicht ganz sicher. „it appears to be used adverbially, but with what axact meanig I do not know, perhaps ,intelligently', ,clearly', ,wisely"' (Childers). Im Appendix fügt er hinzu: ,,it certainly meansknowing', ‚under-standing', as in Sanskrit." Ich übersetze es: durchdringend.



39) Ich fasse diese nicht völlig klare Stelle ganz anders als Childers auf. Der Text lautet: ,kiñcápi te honti bhusappamattá. Die Schwierigkeit liegt in der Analyse des letzten Wortes. Bhusam heisst sehr, ausserordentlich. Childers analysiert das Wort so: bhusa + pamattá (= sanskr. pramattás) und übersetzt (im Dictionary): ,However much they are tempted'. Nun heisst pamatto (= sanskr. pramatta) nicht ,versucht', sondernträge', ‚nachlässig', ,leichtfertig>. Nach Childers Analyse müsste also übersetzt werden: ,,Wie sehr sie auch träge sind." Dies gibt nun absolut keinen Sinn, wenn man bedenkt, dass gerade Trägheit, Lässigkeit (pamádo) von Buddha als eine der Hauptuntugenden mit den schärfsten Worten gebrandmarkt wird. Childers wusste das sehr wohl und modifizierte daher den Sinn von pamattá stark, indem er ,tempted' übersetzte. Ich analysiere dagegen so: Bhusa + appamattá. Nun wäre das nächstliegende, appamatto zu dem sanskritischen apramatta zu stellen und das Kompositum zu übersetzen: ,Sehr unermüdlich'; aber hierzu will das kiñcápi nicht passen. Appamatto könnte aber ohne jede Schwierigkeit auch als sankr. alpamátra erklärt werden, in der Bedeutungklein', ‚gering'. Das würde hier passen, und der Sinn des ganzen Satzes würde sein: ‚Wer die edlen Wahrheiten klar erkennt, mag er auch noch so gering sein, wird bald das Ende der Wiedergeburten erreichen.'



40) Aus dieser Stelle ist wieder klar ersichtlich, dass hier unter sangho nicht die Mönchsgemeinde, sondern die Ariyapuggalá zu verstehen sind. Nach buddhistischer Lehre nämlich wird derjenige, der den niedrigsten der vier höheren Pfade, den sogen. Sotápanno-Pfad, betreten hat, nur noch siebenmal in der sinnlichen Sphäre (kámaloko) wiedergeboren. Im ungünstigsten Fall hat also ein auf einem der vier höheren Pfade Wandelnder nur noch sieben Wiedergeburten in der sinnlichen Sphäre zu gewärtigen. Dies will unsere Stelle besagen.



42) Die drei hier genannten Dinge sind die ersten drei der zehn ,Fesseln' (saññojanáni); sie erlöschen beim Beschreiten des ersten der vier höheren Pfade (des sogen. Sotápanno-Pfades).



43) sakkáyaditthi. Es ist der Glaube, dass der Körper das eigentliche Ich des Menschen sei.



48) abhabbatá ditthapadassa vutto. So in der vorliegenden Textausgabe. Im Dictionary zitiert Childers die Stelle und schreibt vuttá. Das ist zweifellos die richtige Lesart.



49) varo varaññú varado varáharo

anuttaro dhammavaram adesayí.



49a) Dieser Passus lässt darauf schließen, dass mit der Rezitation dieses Suttam gewisse Zeremonien, wie das Auslöschen einer Lampe, verbunden waren.



50) Nach dem Schol. sind die letzten drei Verse als von Gott Indra gesprochen zu denken.

Ich glaube aber nicht, dass es nötig ist, Vers 15-17 einer andern Person in den Mund zu legen. In diesem ganzen Suttam sehe ich nichts als ein altes Beschwörungslied zur Bannung und Besänftigung von Geistern oder irgend welcher böser Einflüsse. Vergl. den ,Schlangensegen' im Anguttara-Nikayo (IV, 67) und Culla-Vaggo (V, 6), dessen Übersetzung im Anhang 1 gegeben ist. Als weiteren interessanten Beleg für den Nachweis animistischer Züge im alten Buddhismus bitte ich das folgende Tirokudda-Suttam zu beachten.  






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