3. Metta-Sutten im Anguttatra-Nikáyo
(Zu Anm. 75.)
Erforderlich für eine objektive Beurteilung der Rolle, welche der Begriff
der Nächstenliebe (mettá) im Buddhismus spielt, wäre es, einmal alle
Stellen des Sutta-Pitakam, die über die Mettá handeln, zusammenzustellen. Das
Metta-Suttam des Khuddaka-Pátho (und seine Parallele im Sutta-Nipáto), obwohl
ursprünglich eine Parittá, gehört zu den wichtigsten Texten dieser Art. Eine
andere beachtenswerte Stelle findet sich im Itivuttakam (27) und ist von
Pischel übersetzt worden (Leben und Lehre des Buddha, s.78).
Auch der Anguttara-Nikáyo weist zwei bisher noch weniger bekannt gewordene
Metta-Sutten auf; das eine ist das A.XI.16, und das andere A.VIII.1.
Die Übersetzung des Suttam XI, 16, welches übrigens auch dem ceylonesischen
Parittá-Textbuch einverleibt ist, lautet:
„Wird, ihr Mönche, die Liebe, die Erlösung des Herzens, gepflegt, erweckt,
entfaltet, wie ein Fahrzeug gebraucht, zur Grundlage gemacht, vollendet,
angehäuft und gut angewandt, so sind dadurch elf Vorteile zu erwarten (mettáya
bhikkhave cetovimuttiá ásevitáya bhávitáya bahulíkatáya yánikatáya vatthukatáya
antitthtáya paricitáya susamáraddháya ekádasánisamsa pátikankhá).
Welche elf? 1. Man schläft glücklich, 2. man erwacht glücklich, 3. man sieht
keinen schlechten Traum, 4. man ist den Menschen angenehm, 5. man ist den
nicht-menschlichen Wesen angenehm, 6. Die Gottheiten beschützen einen, 7. weder
Feuer, noch Gift, noch Waffe tut einem etwas an, 8. das Gemüt wird schnell
beruhigt, 9. das Antlitz erscheint ruhig, 10. man scheidet unverwirrt aus diesem
Leben, 11. wenn man sich auch nichts weiter aneignet, so gelangt man doch in
die Gotteswelt (uttarim appativijjhanto brahmalokúpago hotíti).
Wird, ihr Mönche, die Liebe, die Erlösung des Herzens,*) gepflegt, erweckt, entfaltet,
wie ein Fahrzeug gebraucht, zur Grundlage gemacht, vollendet, angehäuft und gut
angewandt, so sind dadurch diese elf Vorteile zu erwarten."
*) cetovimutti könnte auch bedeuten: Erlösung durch das herz (od.
Gemüt), d. h. die durch das Gemüt vollbrachte Erlösung.
Das erste Suttam des VIII. Buches ist dem eben übersetzten ganz ähnlich. In
einer Einleitung wird nur erwähnt, dass dieser Ausspruch im Siegerhain zu
Savatthi getan worden sei. Ferner werden nur acht ,Vorzüge' aufgezählt, indem
der 8., 9. und 10. ,Vorzug' hier fortgelassen sind, und am Schluss sind dem
Suttam einige Verse angefügt, in denen gesagt wird, dass alle Opferhandlungen
in diesem Leben nicht ein sechzehntel so viel gelten wie ein liebevolles Gemüt.
Nachdem ich das Manuskript bereits in Druck gegeben hatte, fand ich auch im
Samyutta-Nikayo zwei Metta-Sutten. Dies sind die Sutten S.46.54 und S.46.62
(Bojjhanga Samyuttam), im V. Bande (Mahá-Vaggo). In der Ausgabe der
Pali-Text-Society stehen sie in Vol. V, s. 115 und 131. - Eine eingehende
Behandlung des ganzen Gegenstandes behalte ich mir vor.
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