Andere
Aspekte des christlichen Sonntags
52. Wenn
die Teilnahme an der Eucharistiefeier das Herz des Sonntags ist, wäre es
dennoch einschränkend, die Pflicht zu »seiner Heiligung« allein auf sie zu
reduzieren. Denn der Tag des Herrn wird dann richtig gelebt, wenn er als ganzer
vom dankbaren und aktiven Gedächtnis der Werke Gottes geprägt ist.
Das verpflichtet jeden einzelnen Jünger Christi dazu, auch den anderen,
außerhalb des liturgischen Geschehens gelebten Vorgängen des Tages —
Familienleben, soziale Beziehungen, Gelegenheiten zu Erholung und Zerstreuung —
einen Stil zu geben, der helfen soll, im gewöhnlichen Leben den Frieden
und die Freude des Auferstandenen aufbrechen zu lassen. Das gelassenere
Zusammensein von Eltern und Kindern kann zum Beispiel Anlaß sein, sich
nicht nur zu öffnen, um einander anzuhören, sondern auch miteinander
Bildungserlebnisse und Augenblicke größerer innerer Sammlung zu
erfahren. Und warum sollte man nicht auch auf der Ebene der Laien, wenn es
möglich ist, besondere Gebetsinitiativen planen — wie zum Beispiel
insbesondere die Feier der Vesper — oder auch gegebenenfallsGelegenheiten
zur Katechese, die am Vorabend des Sonntags oder am Nachmittag desselben im
Herzen des Christen auf das eigentliche Geschenk der Eucharistie vorbereiten
bzw. es ergänzen sollen?
Diese
ziemlich traditionelle Form der »Heiligung des Sonntags« ist vielleicht in
vielen Kreisen schwieriger geworden; aber die Kirche bekundet ihren Glauben an
die Kraft des Auferstandenen und an die Macht des Heiligen Geistes, indem sie
heute mehr denn je erkennen läßt, daß sie sich auf dem Gebiet
des Glaubens nicht mit Minimal- oder mittelmäßigen Angeboten
zufrieden gibt und den Christen das zu vollbringen hilft, was am vollkommensten
und dem Herrn am wohlgefälligsten ist. Im übrigen fehlt es aber neben
den Schwierigkeiten auch nicht an positiven und ermutigenden Zeichen. Dank der
Gabe des Geistes ist in vielen kirchlichen Bereichen ein neues Verlangen nach
dem Gebet in seinen vielfältigen Formen festzustellen. Wiederentdeckt
werden auch alte Frömmigkeitsformen wie die Wallfahrt, und oft nutzen die
Gläubigen die Sonntagsruhe, um sich zu Heiligtümern zu begeben und
dort sogar mit der ganzen Familie einige Stunden intensiver Glaubenserfahrung
zu erleben. Das sind Gnadenstunden, die es durch eine geeignete Evangelisierung
zu fördern und mit echter seelsorglicher Weisheit zu lenken gilt.
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