Die
Erfüllung des Sabbat
59.
Dieser festliche Aspekt des christlichen Sonntags stellt in besonderer Weise
seine Dimension der Erfüllung des alttestamentlichen Sabbat heraus. Am Tag
des Herrn, den das Alte Testament mit dem Schöpfungswerk (vgl. Gen
2,1-3; Ex 20,8-11) und dem Auszug aus Ägypten (vgl. Dtn
5,12-15) verbindet, ist der Christ aufgerufen, die neue Schöpfung und den
neuen Bund zu verkünden, die im Ostermysterium Christi vollzogen worden
sind. Die Feier der Schöpfung wird keineswegs aufgehoben, sie wird
vielmehr in christozentrischer Sicht vertieft, d. h. gesehen vom Licht des
göttliches Planes, »in Christus alles zu vereinen, was im Himmel und auf
Erden ist« (Eph 1,10). Seinen vollen Sinn erhält auch das Gedenken
an die im Exodus erfolgte Befreiung, das zum Gedenken an die vom gestorbenen
und auferstandenen Christus vollbrachten universalen Erlösung wird. Der
Sonntag ist daher weniger eine »Ersetzung« des Sabbat, als vielmehr dessen
vollzogene Verwirklichung und in gewissem Sinn seine Ausweitung und sein voller
Ausdruck in bezug auf den Weg der Heilsgeschichte, die ihren Höhepunkt in
Christus hat.
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