67. Durch die Sonntagsruhe können die täglichen
Sorgen und Aufgaben wieder ihre richtige Dimension erlangen: die materiellen
Dinge, über die wir uns erregen, machen den Werten des Geistes Platz; die
Menschen, mit denen wir leben, nehmen in der Begegnung und im ruhigeren
Gespräch wieder ihr wahres Gesicht an. Selbst die Schönheiten der
Natur — oft genug von einer Herrschermentalität, die sich gegen den Menschen
wendet, verdorben — können wiederentdeckt und intensiv genossen werden.
Der Sonntag als ein Tag, an dem der Mensch mit Gott, mit sich selber und mit
seinen Mitmenschen Frieden schließt, wird so zur Einladung für den
Menschen, einen erneuerten Blick auf die Wunderwerke der Natur zu werfen und
sich von jener wunderbaren und geheimnisvollen Harmonie einbinden zu lassen,
von der der heilige Ambrosius meint, daß sie durch »ein
unübertretbares Gesetz der Eintracht und der Liebe« die verschiedenen
Elemente des Kosmos in ein »Band der Einheit und des Friedens« einigt.
(111) Der Mensch wird sich nun nach den Worten des Apostels mehr
bewußt, daß »alles, was Gott geschaffen hat, gut ist und nichts
verwerflich ist, wenn es mit Dank genossen wird; es wird geheiligt durch Gottes
Wort und durch das Gebet« (1 Tim 4,4-5). Wenn also der Mensch nach sechs
Arbeitstagen — die sich in Wirklichkeit für viele bereits auf fünf
Tage verringert haben — eine Zeit der Entspannung und besserer
Beschäftigung mit anderen Aspekten des eigenen Lebens sucht, so entspricht
das einem echten Bedürfnis. Der Glaubende muß jedoch dieses
Bedürfnis befriedigen, ohne den wichtigen Ausdrucksformen seines in der
Feier und Heiligung des Herrentages bekundeten persönlichen und
gemeinschaftlichen Glaubens Schaden zuzufügen.
Es ist
darum natürlich, daß sich die Christen dafür einsetzen,
daß auch unter den besonderen Gegebenheiten unserer Zeit die
Zivilgesetzgebung ihrer Pflicht zur Heiligung des Sonntags Rechnung trägt.
Es ist für sie jedenfalls eine Gewissenspflicht, die Sonntagsruhe so zu
organisieren, daß ihnen die Teilnahme an der Eucharistiefeier
möglich ist, indem sie sich jener Arbeiten und Tätigkeiten enthalten,
die mit der Heiligung des Sonntags, mit der ihm eigenen Freude und mit der
für Geist und Körper notwendigen Erholung unvereinbar sind. (112)
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