72. Die Eucharistie ist Ereignis und Vorhaben der
Brüderlichkeit. Von der Sonntagsmesse geht eine Welle der Liebe aus, die
sich im ganzen Leben der Gläubigen ausbreiten soll, angefangen damit,
daß sie die Art und Weise, wie der übrige Sonntag gelebt wird,
beeinflußt. Denn wenn der Sonntag der Tag der Freude ist, muß der
Christ durch sein konkretes Verhalten deutlich machen, daß man »allein«
nicht glücklich sein kann. Er blickt um sich, um jene Menschen zu
ermitteln, die konkret seine Solidarität nötig haben könnten. Es
kann vorkommen, daß es in seiner Nachbarschaft oder in seinem
Bekanntenkreis Kranke, Alte, Kinder, Einwanderer »gibt«, die gerade am Sonntag
ihre Einsamkeit, ihre Not, ihren Leidenszustand noch schmerzlicher empfinden.
Der Einsatz für sie darf sich natürlich nicht auf eine gelegentliche
Initiative am Sonntag beschränken. Aber warum sollte man nicht durch diese
Haltung des umfassenden Engagements dem Tag des Herrn auch einen stärkeren
Anstrich des Teilens geben, indem man den ganzen Erfindungsreichtum aktiviert,
zu dem die christliche Liebe fähig ist? Einsame und notleidende Menschen
zu sich zum Essen einzuladen, Kranke zu besuchen, bedürftige Familien mit
Nahrung zu versorgen, einige Stunden besonderen Initiativen des freiwilligen
Dienstes und der Solidarität zu widmen — das wären gewiß
Möglichkeiten, um die am eucharistischen Tisch geschöpfte Liebe
Christi in das Leben einzubringen.
|