Der
Sonntag im Kirchenjahr
76. Wenn
der Tag des Herrn mit seinem Wochenrhythmus in der ältesten
Überlieferung der Kirche ihre Wurzeln hat und für den Christen von
lebenswichtiger Bedeutung ist, so hat die Durchsetzung eines anderen Rhythmus
nicht lange auf sich warten lassen: der Jahreskreis. Es entspricht in der Tat
der menschlichen Psychologie, Jahrestage zu feiern, wobei man mit der
Wiederkehr der Daten und Jahreszeiten die Erinnerung an Ereignisse der
Vergangenheit verbindet. Wenn es sich dann um Ereignisse handelt, die für
das Leben eines Volkes entscheidend sind, so ist es ganz normal, daß ihr
Jahrestag eine festliche Stimmung auslöst, welche die Monotonie der Tage
unterbricht.
Nun
standen die Hauptereignisse der Erlösung, auf die sich das Leben der
Kirche gründet, durch Gottes Plan in engem Zusammenhang mit dem Pascha -
und dem Pfingstfest, jährlichen Festen der Juden, und wurden in ihnen
prophetisch angekündigt. Seit dem zweiten Jahrhundert hat es die
Christliche Feier des jährlichen Paschafestes zusätzlich zum
wöchentlichen Pascha möglich gemacht, der Besinnung auf das Mysterium
des gestorbenen und auferstandenen Christus mehr Raum zu geben. Das Osterfest,
dem als Vorbereitung eine Fastenzeit vorausging und als »Fest der Feste« im
Verlauf einer langen Nachtwache gefeiert sowie dann durch fünfzig, auf das
Pfingstfest hinführende Tage verlängert wurde, ist zum Tag der
Initiation der Katechumenen schlechthin geworden. Wenn sie tatsächlich
durch die Taufe der Sünde sterben und zu einem neuen Leben auferstehen, so
deshalb, weil Jesus »wegen unserer Verfehlungen hingegeben, wegen unserer
Gerechtmachung auferweckt wurde« (Röm 4,25; vgl. 6,3-11). In seiner
engen Verknüpfung mit dem Pascha-Mysterium gewinnt das Pfingstfest
besondere Bedeutung, an dem die Herabkunft des Heiligen Geistes auf die
zusammen mit Maria versammelten Apostel und der Beginn ihrer Entsendung zu
allen Völkern gefeiert wird. (120)
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