83. So verstanden und
gelebt wird der Sonntag gleichsam zur Seele der anderen Tage, und in diesem
Sinn kann man die Feststellung des Origines anführen, wonach der
vollkommene Christ »sich immer am Tag des Herrn befindet, immer den Sonntag
feiert«. (131) Der Sonntag ist eine echte Schule, eine ständige
Anleitung kirchlicher Pädagogik. Diese Pädagogik ist unersetzlich,
besonders in der Situation der heutigen Gesellschaft, welche immer stärker
von Zersplitterung und kulturellem Pluralismus gekennzeichnet ist, die
ständig die Treue der einzelnen Christen zu den besonderen Forderungen
ihres Glaubens auf die Probe stellen. In vielen Teilen der Welt zeichnet sich
der Zustand eines »Diaspora«-Christentums ab, das geprägt ist von einer
Situation der Zerstreuung, in der es den Jüngern Christi nicht mehr
gelingt, die Kontakte untereinander ohne Schwierigkeiten aufrechtzuerhalten,
und die auch nicht mehr von Strukturen und Traditionen, wie sie für die
christliche Kultur typisch sind, Hilfe erhalten. In diesem problematischen
Umfeld ist die Möglichkeit, sich am Sonntag mit den Glaubensbrüdern
zusammenzufinden, um die Gaben der Brüderlichkeit auszutauschen, eine
unverzichtbare Hilfe.
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