4. Es kann nämlich niemandem entgehen, daß bis
vor kurzem die »Heiligung« des Sonntags in den Ländern mit christlicher
Tradition erleichtert wurde durch eine breite Beteiligung der Bevölkerung
und durch die Organisation der zivilisierten Gesellschaft, die in den die
verschiedenen Erwerbstätigkeiten betreffenden gesetzlichen Bestimmungen
die Sonntagsruhe als feststehend vorsah. Heutzutage aber hat gerade in den
Ländern, deren Gesetze den Feiertagscharakter dieses Tages festschreiben,
die Entwicklung der sozio-ökonomischen Verhältnisse häufig zu
tiefgreifenden Veränderungen des kollektiven Verhaltens und infolge davon
der Gestaltung des Sonntags geführt. Es hat sich weithin die Praxis des
»Wochenendes« durchgesetzt als wöchentliche Zeit der Entspannung, die
möglichst weitab vom ständigen Wohnsitz verbracht werden soll und
häufig gekennzeichnet ist durch die Teilnahme an kulturellen, politischen
oder sportlichen Aktivitäten, die im allgemeinen eben auf die Feiertage
fallen. Es handelt sich dabei um ein gesellschaftliches und kulturelles
Phänomen, das in dem Maße, in dem es mit der Achtung echter Werte
zur menschlichen Entwicklung und zum Fortschritt des sozialen Lebens insgesamt
beizutragen vermag, sicher nicht ohne positive Elemente ist. Dieses entspricht
nicht nur der Notwendigkeit, Ruhe zu finden, sondern auch dem Bedürfnis
»zu feiern«, was dem Menschen angeboren ist. Wenn aber der Sonntag seinen
ursprünglichen Sinn verliert und er auf ein reines »Wochenende« reduziert
wird, kann es geschehen, daß der Mensch nicht mehr den
»Himmel«(7) sehen kann, weil er in einem so engen Horizont eingesperrt
ist. So ist er unfähig, zu feiern, auch wenn er eine Festtagsgewandung
trägt.
Den
Jüngern Christi ist jedenfalls aufgetragen, die Feier des Sonntags, die
eine echte Heiligung des Herrentages sein muß, nicht mit dem »Wochenende«
zu verwechseln, das grundsätzlich als Zeit der Ruhe und des Vergnügens
verstanden wird. In diesem Zusammenhang bedarf es dringend einer authentischen
geistlichen Reife, die den Christen hilft, in voller Übereinstimmung mit
der Gabe des Glaubens »sie selbst zu sein«, immer bereit, Rechenschaft zu geben
über die Hoffnung, die sie erfüllt (vgl. 1 Petr 3,15). Das
muß auch ein tieferes Verständnis des Sonntags mit sich bringen, um
ihn auch in schwierigen Situationen in voller Fügsamkeit gegenüber
dem Heiligen Geist leben zu können.
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